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Welche beruflichen Alternativen stehen für examinierte Fachkräfte in der Pflege zur Wahl? Diese Frage stellt sich vielen Beschäftigten in Pflegeberufen immer drängender. Eine abgeschlossene, dreijährige Pflegeausbildung ermöglicht mit den dadurch erworbenen Kompetenzen den Einstieg in verschiedene attraktive Tätigkeiten. Daher ist es ratsam, sich bereits unmittelbar im Anschluss an die Ausbildung mit dieser Thematik auseinanderzusetzen um rechtzeitig die richtigen Weichen zu stellen.
Dieser Artikel dient der ersten Orientierung und beleuchtet einige Alternativen zum Stationsdienst.
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Pflege: Gründe für einen Wechsel
Die Krankenpflege ist eine systemrelevante und dankbare Aufgabe, aber geht nach vielen Berufsjahren auch mit körperlichem Verschleiß und psychischem Stress einher. Rückenschmerzen, Bandscheibenvorfälle aber auch Burnout führen die Betroffenen in den Dauerkrankenstand, der den verbliebenen Kollegen auf Station zusätzliche Arbeit und Dienste aufbürdet.
Insbesondere die antizyklische Arbeitsbelastung durch den Schichtdienst geht langfristig an die Substanz und ist nur schwer mit einem geregelten Familienleben vereinbar. Vielen Betroffenen stellt sich deshalb irgendwann die Frage: Raus aus der Pflege, aber wie?
Was ist mir wichtig?
Will man raus aus der Pflege, sollte man sich überlegen, was einem am aktuellen Beruf nicht gefällt und in welchem Bereich man sich eine Verbesserung mit einem Wechsel erhofft. Sobald man sich darüber im Klaren ist, kann man gezielter nach einer Weiterbildung in der Pflege oder nach einem Quereinstieg als Pflegekraft suchen.
Weiterbildung
Neben Führungspositionen in der Pflege ermöglichen viele Berufe in Bereichen wie beispielsweise Anästhesie, Dialyse oder die Endoskopie einen geregelten Dienstplan ohne Nacht- und Wochenendarbeit. Die entfallenden Schichtzulagen wirken sich aber nachteilig auf die Gehaltszahlungen aus.
Dieser Ausfall kann durch eine Weiterbildung und höhere Einstufung in der Tariftabelle allerdings gut kompensiert werden. Die hohen Kosten für die Weiterbildung übernimmt häufig der Arbeitgeber, im Gegenzug bindet er den Arbeitnehmer jedoch vertraglich für ein paar Jahre an die Klinik oder die Pflegeeinrichtung. Es ist stets darauf zu achten, dass der Weiterbildungen staatliche Anerkennung genießen.
Führungspositionen in der Altenpflege
Mit einer staatlich anerkannten Weiterbildung zur Fachkraft zur Leitung einer Pflege- und Funktionseinheit qualifiziert man sich nicht nur für die mittlere Führungsebene im Krankenhaus, sondern auch für eine leitende Position in Einrichtungen der Altenpflege.
Voraussetzung sind eine abgeschlossene dreijährige Ausbildung und mindestens zwei Jahre Berufserfahrung in der Pflege. Potentielle Führungskräfte sollten zudem ein hohes Maß an Zuverlässigkeit, Organisationstalent und Kommunikationsstärke aufweisen. Auch ein betriebswirtschaftliches Interesse ist notwendig, da die Bereichsleitung häufig auch eine finanzielle Verantwortung trägt. Eine Weiterbildung dauert circa ein bis zwei Jahre und ist berufsbegleitend in Teilzeit möglich.
Fachkraft für Endoskopie oder Operationsdienst
Eine weitere interessante Möglichkeit dem für die Pflege üblichen Schichtdienst zu entfliehen, ist die staatlich anerkannte Fachweiterbildung zum Fachkrankenpfleger im Operations- und Endoskopiedienst. In diesen Assistenzberufen arbeitet man in direkter Interaktion mit dem ärztlichen Personal. Statt Schichtdienste leistet man in all diesen Funktionsbereichen hauptsächlich Ruf- oder Bereitschaftsdienste. Diese sind im Allgemeinen besser mit einem Familienleben vereinbar.
Fachkraft für Dialyse
Als staatlich anerkannte Dialysefachkraft betreut man tagsüber Patienten bei planbaren Dialysen. Notfalldialysen werden vom Intensiv-Personal übernommen. Neben einer Tätigkeit im Krankenhaus besteht nach abgeschlossener Fortbildung auch die Möglichkeit, in Dialyse-Zentren oder großen nephrologischen Arztpraxen zu arbeiten.
Palliativbegleitung
Bei der individuellen Begleitung sterbender oder chronisch kranker Patienten stehen neben der kommunikativen, seelsorgerischen Tätigkeit die grundpflegerischen Aspekte im Mittelpunkt. Beschäftigung finden Palliativpfleger in Hospizen und auf Palliativstationen im klinischen Setting. Meist ist eine Arbeit im Schichtdienst üblich. Aktuell gibt es keine staatlich zertifizierte Fachweiterbildung, daher sollte man auf bestimmte Qualitätsindikatoren achten, wie eine Zertifizierung des Weiterbildungslehrgangs durch die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP).
Stationsleitung Stellenangebote
Fachkraft für Anästhesie und Intensivpflege
Auch die Weiterbildung zur Fachkraft für Anästhesie und Intensivpflege befähigt zu einer interessanten Tätigkeit außerhalb des Schichtsystems. In der Anästhesie sind meist Ruf- oder Bereitschaftsdienste üblich. Allerdings ist die staatlich anerkannte Fachweiterbildung für Anästhesiepflege aufgrund zahlreicher thematischer Überschneidungen mit der Intensivpflege kombiniert, für die der Schichtdienst natürlich unerlässlich ist.
Während der zweijährigen Fachweiterbildung hat man einige Einsätze auf der Intensivstation. Nach Abschluss des Weiterbildungskurses steht einem die Wahl zwischen Intensivstation und Anästhesiepflege offen.
Hilfe von der Agentur für Arbeit
Die Agentur für Arbeit bietet bezüglich Umschulungen, Branchenwechsel und Weiterbildungen umfängliche Beratungen an. Wer sich angesichts der vielen Alternativen überfordert fühlt, kann einen kostenlosen persönlichen Beratungstermin bei der Agentur für Arbeit vereinbaren, um die verschiedenen Optionen für einen Ausstieg aus dem klassischen Dienst in Pflege zu besprechen. Auch eine Verkürzung oder Verlängerung der Ausbildungszeit oder ein Bildungsgutschein sind verhandelbar.
Verwandte Berufsfelder
Das Gesundheitswesen ist eine der größten Branchen mit den meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Deutschland. Auch in der Verwaltung der unzähligen Patientenfälle, im ambulanten Setting oder im privatwirtschaftlichen Sektor finden sich viele alternative Möglichkeiten zum Klinikalltag.
Verwaltung
Viele Stellenbeschreibungen ermöglichen Pflegefachkräften den Einstieg in administrative Tätigkeiten ohne Schichtdienst. Nicht nur Kliniken, sondern auch Arztpraxen sind staatlich zu effektivem Qualitätsmanagement verpflichtet. Hier ist eine medizinische Grundausbildung ein hervorragendes Alleinstellungsmerkmal.
Auch im betriebswirtschaftlichen Controlling großer Kliniken ist eine medizinische Grundausbildung stets von Vorteil. Pflegefachleute erwartet in der Verwaltung meist eine abrechnungstechnische oder gutachterliche Arbeit, für die zumeist keine Umschulung notwendig ist. Das durchschnittliche Gehalt ähnelt einem Grundverdienst ohne Schichtzulagen, allerdings sind bei entsprechender Qualifikation auch große Steigerungen möglich.
Medizinische Fachangestellte (MFA)
Ambulanzen, Arztpraxen oder medizinische Versorgungszentren bieten eine Tätigkeit als Medizinische Fachangestellte ohne Schichtdienste. In der Regel bedarf es keiner Umschulung, da examiniertes Pflegefachpersonal die höherwertige Ausbildung absolviert hat. Allerdings müssen eventuell Abzüge beim MFA-Gehalt hingenommen werden.
Neben organisatorischen Aufgaben assistieren Medizinische Fachangestellte dem Arzt bei Untersuchungen. Insbesondere nach einer Weiterbildung mit Schwerpunkt Praxismanagement können Pflegefachleute meist Führungspositionen besetzen. Dafür dürfen selbstverständlich auch überdurchschnittliche Gehälter verlangt werden.
Ausbildungsplätze als Medizinische Fachangestellte
Betriebliches Gesundheitsmanagement
Auch der privatwirtschaftliche Sektor sucht nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern aus dem Pflegebereich. Neben dem Werksanitätsdienst, der in Fabriken als erster medizinischer Ansprechpartner fungiert, wird Pflegepersonal in der Betriebskrankenpflege eingesetzt.
Pflegefachleute sind befähigt, in enger Kooperation mit dem betriebsärztlichen Dienst arbeitsmedizinische Untersuchungen durchzuführen, Arbeitsschutzmaßnahmen zu planen und umzusetzen, sowie Seminare und Kurse anzubieten, die der betrieblichen Gesundheitsfürsorge zuträglich sind. Die Verdienstmöglichkeiten orientieren sich an der Bezahlung im öffentlichen Dienst (TVöD), sind allerdings eher verhandelbar.
Umschulungen
Wer bereits einen Ausbildungsberuf erlernt hat, kann aus diversen Gründen, wie etwa einer langen Auszeit, Unzufriedenheit oder der Unfähigkeit, den gelernten Beruf auszuüben, an einer Umschulung teilnehmen. Diese dauert in der Regel zwei Jahre und berücksichtigt Vorkenntnisse des Arbeitnehmers aus dem alten Beruf. Die Finanzierung wird häufig von der Agentur für Arbeit übernommen um Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern.
Physiotherapie
Auch für Pflegefachpersonal nimmt die Umschulung zum Physiotherapeuten volle drei Ausbildungsjahre in Anspruch. Die Ausbildung wird nicht vergütet, vielmehr fallen sogar mitunter hohe Schulgebühren an. Wird die Maßnahme vom Arbeitsamt befürwortet, übernimmt diese eventuell die Finanzierung. Der Beruf verspricht eine Ausflucht aus dem Schichtdienst und die Option zur Niederlassung in der eigenen physiotherapeutischen Praxis.
Notfallsanitäter
Die Umschulung zum Notfallsanitäter nimmt drei Jahre schulische Ausbildung in Anspruch, häufig kann in Teilzeit auch eine Verlängerung der Umschulungsmaßnahme genehmigt werden. Währenddessen fallen in der Regel keine Schulgebühren an.
Nach dem staatlichen Examen ist der Notfallsanitäter befähigt, bis zum Eintreffen des Notarztes erste lebensrettende Maßnahmen einzuleiten, Notfallmedikamente zu verabreichen und den Patienten für den Transport in die Klinik zu stabilisieren. Das Gehalt eines Notfallsanitäters ist im Vergleich zu dem einer Krankenschwester/ eines Krankenpflegers auch etwas höher angesiedelt.
Ernährungsberatung/Diätassistenz
Ernährungsberater beschäftigen sich mit der präventiven Aufklärung gesunder Menschen. Liegt bereits eine Erkrankung vor, sind hingegen Diätassistenten für die Erstellung eines Ernährungsplans verantwortlich. Nur eine dreijährige Ausbildung zum Diätassistenten berechtigt zur selbstständigen Abrechnung mit der Krankenkasse.
Zu den privaten Klienten gehören Schwangere, Sportler, ältere Menschen und Risikogruppen (Adipositas). Liegt eine Grunderkrankung, wie etwa Diabetes Mellitus vor, übernimmt die Krankenkasse die Beratungskosten. Die Umschulung findet im Fernstudium oder an einer Fachschule statt und kann individuell auf zwei Jahre verkürzt werden.
Stellenangebote
Selbstständigkeit
Mit einer abgeschlossenen dreijährigen Ausbildung in der Pflege ist man befähigt nach Anmeldung der Tätigkeit beim Gesundheitsamt als Haupt- oder Nebenerwerb freiberuflich Geld zu verdienen und kann so als freiberufliche Krankenschwester oder freiberuflicher Krankenpfleger arbeiten.
In der Regel arbeiten freiberuflich Pflegekräfte in der ambulanten Betreuung pflegebedürftiger Menschen. Sie sind in der Gestaltung ihrer Arbeitszeiten viel flexibler und stellen ihren Klienten die abgeleistete Arbeitszeit in Rechnung. Ihr durchschnittliches Honorar ist etwas höher als die Bezahlung nach Tarif. Der Abschluss einer Berufshaftpflichtversicherung wird empfohlen.
Studium
Auch in Deutschland sollen, wie in vielen anderen europäischen Ländern, die Ausbildungen für Pflegeberufe zukünftig als Studium an einer Hochschule absolviert werden. Allerdings hinkt der deutsche Arbeitsmarkt dem europäischen Vergleich hinterher, da die passenden Stellen für alle Absolventen noch nicht geschaffen wurden. Akademische Absolventen besetzen Führungspositionen und beziehen demnach höhere Gehälter.
Voraussetzungen
Wer über eine allgemeine Hochschulreife, Fachhochschulreife oder mindestens eine abgeschlossene dreijährige Ausbildung in der Pflege verfügt, ist damit befähigt, ein Studium im Bereich Pflege an einer Hochschule aufzunehmen.
Studiengänge
Zur Wahl stehen anwendungsbezogene Studiengänge wie Advanced Nursing Practice (häufig auch unter Advanced Practice Nursing bekannt), Pflegemanagement, Pflegepädagogik, Pflegewissenschaft, Gerontologie, Gesundheitswissenschaften/- management, Palliativpflege und Psychiatrische Pflege.
Passende Stellenangebote
Wer sich direkt nach einer neuen Stelle umsehen will, findet hier passende Angebote aus vielen Bereichen, wie etwa Krankenpfleger/innen-Jobs, Stellenangebote für Medizinische Fachangestellte, Rettungsdienst-Jobs, Verwaltungs-Jobs und Therapie-Jobs.
- Raus aus der Pflege! Welche Möglichkeiten habe ich?, http://www.lebenshelferwerden.de/... / (Abrufdatum: 26.03.2024)
- Tipps für den Berufswechsel als Krankenschwester / Krankenpfleger, https://ratgeber-umschulung.de/... (Abrufdatum: 26.03.2024)