Eine Weiterbildung zum/-r Gefäßassistenten/in oder auch Arzthelfer/in in der Gefäßchirurgie ist eine gute Karrieremöglichkeit für alle, die sich für Medizin und Chirurgie interessieren und in direkter Kooperation mit Gefäßchirurgen bei der Pflege und Behandlung aller Gefäße außerhalb des Herzens arbeiten wollen. Die Gefäßchirurgie ist ein medizinisches Spezialgebiet, welches besondere tiefgehende Kenntnisse über mehrere Körpersysteme erfordert.
Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) definiert den Gefäßassistenten als jemanden, der „auf der Basis fundierter Kenntnisse in der Gefäßmedizin nicht zwingend ärztliche Aufgaben mit hoher Qualifikation“ absolviert, „sowohl organisatorisch als auch fachlich in jeder Hinsicht dem Gefäßchirurgen unterstellt“ ist und nicht nach eigenem medizinischem Ermessen, sondern ausschließlich auf direkte ärztliche Weisung handelt.
Durch den gestiegenen Verwaltungsaufwand für Kodierung und Dokumentation sowie eng getaktete Arbeitsabläufe können Klinik-Fachärzte ihre vielfältigen Aufgaben kaum noch alleine bewältigen. Zu ihrer Entlastung hat die DGG das Aus-und Weiterbildungsprogramm zum Gefäßassistenten bzw. zur Gefäßassistentin entwickelt, welches Angehörige medizinischer Assistenzberufe in internen und externen Kursen beispielsweise in den Bereichen Basisdiagnostik oder Wundbehandlung ausbildet.
Gefäßassistent – Voraussetzungen
Gefäßassistent kann jeder werden, der bereits examinierte Pflegefachkraft, Medizinische/r Fachangestellte/r bzw. Arzthelfer/in oder Medizinisch-Technische/r Assistent/in ist. Die Kosten für die gesamte Weiterbildung übernimmt die jeweilige Klinik, bei welcher die Weiterzubildenden angestellt sind. Grundvoraussetzungen für die Weiterbildung sind ein anerkannter Abschluss oder bestandenes Examen als Krankenschwester, MFA (Medizinische/r Fachangestellte/r), MTA (Medizinisch-technische/r Assistent/in), MTRA (Medizinisch-technische/r Radiologieassistent/in) oder OTA (Operationstechnische/ Angestellte/r).
Eine mindestens einjährige medizinische berufliche Tätigkeit in einer stationären gefäßchirurgischen Einrichtung oder einem von der DGG zertifizierten Gefäßzentrum, ein Jahr Arbeit als OP-Schwester oder eine einjährige Tätigkeit in einer angiologischen Einrichtung können jeweils auf die Weiterbildung angerechnet werden.
Neben erfolgreich abgeschlossener Ausbildung und einschlägiger Erfahrung müssen Gefäßassistenten über ein umfassendes Wissen über das Kreislaufsystem einschließlich spezieller Krankheitsprozesse wie z.B. Atherosklerose oder Thrombophlebitis verfügen. Gute Umgangsformen am Krankenbett, die Fähigkeit, in Notfallsituationen schnelle und korrekte Entscheidungen zu treffen, sowie ein gutes Verständnis für Operationstechniken und medizinische Ethik sind ebenfalls unverzichtbar.
Gefäßassistent – Inhalt und Dauer der Weiterbildung
Die Weiterbildung zum Gefäßassistenten beinhaltet primär Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie des Gefäßsystems, fundierte Kenntnisse über Erkrankungen der Arterien und Venen sowie nicht invasive diagnostische Verfahren in Theorie und Praxis.
Die Abläufe gefäßchirurgischer Eingriffe und Interventionen werden genauso vermittelt wie therapeutische Alternativen bei Gefäßerkrankungen und die Prinzipien der modernen Wundbehandlung. Aber auch verwaltungstechnische Aufgaben sind in der Weiterbildung beinhaltet, vor allem das Abrechnungssystem, die Kodierung von Gefäßerkrankungen und –interventionen, diverse Qualitätssicherungsmaßnahmen sowie die Durchführung von klinischen Studien.
Neben der kontinuierlichen Weiterbildung in der Ausbildungsklinik werden Kenntnisse in folgenden acht Kursgängen vermittelt: Blockunterricht (eine Woche), Basisdiagnostik (ein Tag), Codierung und DRG (ein Tag), OP/Naht-Kurs (ein Tag), Ultraschallkurs (zwei Tage), wissenschaftliche Dokumentation und Statistik (ein Tag), Wundmanagement (ein Tag) und Phlebologie (ein Tag). Ferner sind Hospitationen in der Radiologie mit Intervention (intern oder extern) und in einer Hospitationsklinik für zwei Wochen (zehn Arbeitstage) im externen Block Pflicht.
Praktikum
Die Ausbildungsstruktur ist in einen internen und externen Block geteilt.
Die interne Weiterbildung erfolgt an der Einrichtung, an welcher der Weiterzubildende als Angestellter in Vollzeit beruflich tätig ist (Ausbildungsklinik). Während dieser internen Weiterbildung soll die Weiterbildungszeit mindestens 50 Stunden pro Jahr umfassen.
Die externe Weiterbildung beinhaltet Kurse und Lehrgänge sowie Hospitationen an einer von der Akademie der DGG ermächtigten Einrichtung (ermächtigte Hospitationsklinik). Der Pflichtunterricht erfolgt im Blockunterricht an der Akademie der DGG (extern), der theoretische Unterricht hingegen begleitend während der praktischen Tätigkeit (intern). Die praktische Anleitung erfolgt intern in der Diagnostik, Stationstätigkeit und im OP-Saal. Die externen Pflichtkurse der Akademie der DGG beinhalten einen Ultraschallkurs, Basisdiagnostik, Wundmanagement, Codierung und DRG, wissenschaftliche Dokumentation und Studien, einen OP-/Nahtkurs und Phlebologie. Hospitationen erfolgen jeweils in der Radiologie mit Intervention (intern oder extern) und in der ermächtigten Hospitationsklinik für zwei Wochen (zehn Arbeitstage) im Block (extern).
Prüfung
Die Zulassung zur Prüfung erhält, wer die folgenden Voraussetzungen erfüllt:
- Nachweis über die Teilnahme an Pflichtkursen, Blockunterricht und Hospitation,
- zweijährige berufliche Tätigkeit in einer gefäßchirurgischen Einrichtung mit Nachweis von mindestens 100 internen Weiterbildungsstunden,
- 20 geleistete apparative Untersuchungen (z.B. Venenverschlussplethysmographie, Rheographie etc.),
- 40 Messungen der Knöchelarteriendrücke,
- 20 sonographische und duplexsonographische Untersuchungen,
- 20 intraoperative Untersuchungen (eigenständige Durchführung oder Assistenz),
- 50 Assistenzen im OP-Saal (1. und 2. Assistenz),
- Teilnahme an 20 interventionellen Eingriffen und
- erfolgreichen Kursteilnahmen.
Mit erfolgreichem Bestehen der zentralen Abschlussprüfung an der Akademie der DGG ist man dann zugelassene/r Gefäßassistent/in.
Gefäßassistent – Kosten und Abrechnung der Weiterbildung
Die gesamten Kosten der Weiterbildung zum Gefäßassistenten werden von der jeweiligen Klinik übernommen, bei welcher der Weiterzubildende beruflich tätig ist. Die Kosten setzen sich aus den folgenden Gebühren für diverse Kurse zusammen:
- Anmeldegebühr (einmalig): 195 Euro
- Ultraschallkurs (zwei Tage, 16 Std.): 580 Euro
- Basisdiagnostik (ein Tag, acht Std.): 290 Euro
- Wundmanagement (ein Tag, acht Std.): 310 Euro
- Codierung und DRG (ein Tag, acht Std.): 275 Euro
- Wissenschaftliche Dokumentation und Studien (ein Tag, acht Std.): 275 Euro
- Operations-/Nahtkurs (ein Tag, acht Std.): 310 Euro
- Phlebologie (ein Tag, acht Std.): 275 Euro
- Hospitation in der Hospitationsklinik (zwei Wochen, 80 Std.): 300 Euro
- Blockunterricht (fünf Tage, 40 Std.): 990 Euro
- Zentrale Abschlussprüfung (ein Tag, zwei Std.): 200 Euro
Dies entspricht einem Gesamtpreis von 4.000 Euro, welche die entsprechende Ausbildungsklinik in Gänze übernimmt. Diese Zahlen verstehen sich jeweils ohne Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung, was insofern zu berücksichtigen ist, da alle Kurse bis auf die Hospitationen an der Akademie der DGG stattfinden und längst nicht alle Ausbildungskliniken diese zusätzlichen Auslagen für ihre Weiterzubildenden übernehmen. Im Vorfeld sollte daher eine entsprechende Absprache mit der zuständigen Personalabteilung erfolgen, um nicht unvorbereitet von Hotelrechnungen und anderen Reisekosten überrascht zu werden.
Gefäßassistent – Gehalt
Als allgemeiner Durchschnitt gilt ein Bruttogehalt von 3.132 Euro brutto pro Monat bzw. 38.835 Euro brutto im Jahr. Das Gehalt eines Gefäßassistenten liegt Deutschlandweit durchschnittlich zwischen 2.800 Euro und 3.800 Euro brutto pro Monat bei einer 40 Arbeitsstunden-Woche und variiert abhängig von Berufserfahrung, Ausbildungsgrad, Betriebsgröße und Bundesland. Am besten bezahlt werden Gefäßassistenten in Hamburg, Hessen und Baden-Württemberg, während sie das niedrigste Gehalt in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg bekommen.
Gefäßassistent – Aufgaben
Die Aufgaben eines Gefäßassistenten sind vielfältig und variieren je nach zuständigem Arzt oder Ärztin, der/die die entsprechenden Aufgaben zuweist, und den etablierten Arbeitsabläufen in der jeweiligen Klinik oder auf der entsprechenden Station. Zu den Aufgaben gehören das Durchführen nicht invasiver Untersuchungen, deren vorläufige Auswertung, die Planung von Gefäßsprechstunden, die Koordinierung von gefäßchirurgischen Eingriffen, das Aufklären und Informieren der Patienten, die Wundbehandlung nach Arztanweisung, das aktive Assistieren im Operationssaal sowie die Überwachung und Begleitung der entsprechenden Therapien. Die häufigsten Aufgaben hier in aufgelisteter Form:
- die praktische Durchführung nicht invasiver Untersuchungsverfahren sowie die vorläufige Auswertung der Ergebnisse
- die Organisation von Gefäßsprechstunden und der Gefäßstation
- die Erhebung einer Basisanamnese und eines Basisbefundes einschließlich vorläufiger Symptomzuordnung sowie Stadieneinteilung
- die Kodierung von Diagnose und Therapie
- die vorbereitende Information des Patienten in der Stufenaufklärung
- die Aufklärung, Beratung und Anleitung der Patienten zu Verhalten und Eigentherapie, z.B. im Risikofaktorenmanagement, in der Wundversorgung, bei der Kompressionstherapie, mit
- Gehtraining etc.
- die Blutabnahme und das Legen von Kanülen
- das Wundmanagement nach ärztlicher Anordnung
- die Vorbereitung des Patienten im Operationssaal
- die aktive Assistenz im Operationssaal während des Eingriffs
- die Assistenz bei Qualitätssicherungsmaßnahmen
- die Betreuung klinischer Studien
- die Überwachung ärztlich eingeleiteter Therapien
Gefäßassistent – Arbeitszeiten
Die Arbeitszeiten eines Gefäßassistenten richten sich nach der jeweiligen Station sowie dem zuständigen übergeordneten Arzt. Hier ist mit dem in jedem Krankenhaus üblichen Schichtdienst zu rechnen sowie mit den entsprechenden Überstunden, wie sie im landläufigen Krankenhausablauf vorkommen können. In der Regel liegt in der Gefäßassistenz eine 40-Stunden-Arbeitswoche zugrunde.
Gefäßassistent – Einsatzorte
Gefäßassistenten oder an einer entsprechenden Weiterbildung Interessierte können sich aktuell über sehr gute Karrierechancen freuen, denn die DGG rechnet bis 2026 mit einem Wachstum von 37 Prozent für diesen speziellen Berufszweig, was deutlich höher als der Durchschnitt für andere ärztliche Berufsfelder ist. Insbesondere in ländlichen und innerstädtischen Gebieten erwartet man, dass die Nachfrage nach Gefäßassistenten steigen wird, da Gefäßärzte vermehrt ihrer Unterstützung bedürfen. Diese Stellen werden hauptsächlich in auf Gefäßchirurgie spezialisierten Kliniken zu finden sein, also in chirurgischen Krankenhäusern, akademischen medizinischen Zentren und ambulanten Behandlungszentren.
Passende Stellenangebote für Gefäßassistenten/-innen
Wer aktuell noch auf der Suche nach einem passenden Stellenangebot ist, findet bei Medi-Karriere eine große Auswahl an Stellenangeboten – seien es Jobs als Gefäßassistent/in, Jobs für Medizinische Fachangestellte, Gesundheits-und Krankenpfleger-Jobs oder Stellenangebote für Altenpfleger/innen.
1. www.dgg-akademie.de/sektionen/gefaessassistentin-dgg/ (Abrufdatum: 10.06.2021)
2. www.dgg-akademie.de/fileadmin/website/weiterbildungskonzept_2020.pdf (Abrufdatum: 10.06.2021)
3. www.bdc.de/aerztliche-assistenzberufe-in-der-gefaessmedizin/ (Abrufdatum; 10.06.2021)
4. www.gehalt.de/beruf/gefaessassistentin (Abrufdatum. 10.06.2021)
5. www.gehalt-infos.de/jobs/gefassassistent/ (Abrufdatum: 20.06.2021)