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Die Blutabnahme ist eines der häufigsten angewendeten medizinischen Verfahren. Sie dient der Prävention und Diagnostik von Krankheiten und wird zur Kontrolle des Behandlungsverlaufs genutzt. Außerdem wird Blut abgenommen im Zuge einer Spende oder als therapeutische Maßnahme durch den sogenannten Aderlass.
In der westlichen Welt werden jährlich circa 25 Millionen Liter Blut abgenommen – doch wie genau funktioniert das eigentlich? Dieser Beitrag erklärt die unterschiedlichen Varianten der Blutabnahme, beleuchtet die rechtliche Lage und liefert eine Schritt für Schritt Anleitung.
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Blutabnahme – Varianten
Bei der Blutabnahme wird zwischen verschiedenen Varianten unterschieden, deren Anwendung von der Situation und dem Zustand des/-r Patienten/-in abhängig ist. Auch spielt es eine Rolle, welche Proben genau entnommen werden sollen, da dafür teilweise unterschiedliche Techniken mehr oder weniger gut geeignet sind. Daher muss man als Medizinische Fachangestellte und Fachkraft die verschiedenen Varianten der Blutentnahme nicht nur kennen, sondern auch beherrschen.
Venöse Blutabnahme
Bei diesem Verfahren, welches auch Venenpunktion heißt, wird das Blut aus einer Vene entnommen. Diese ist meist die Vena mediana cubiti oder die Vena cephalica am Unterarm. Es eignen sich prinzipiell jedoch die meisten Venen. Dabei wird nach ausreichender Desinfektion mittels einer Hohlnadel in die Vene gestochen und die gewünschte Menge Blut entnommen.
Die venöse Blutabnahme gilt als Standardverfahren für Blutentnahmen, da sie für die meisten Analysen das geeignete Probenmaterial liefert und wenige Risiken birgt.
Kapillare Blutabnahme
Die Kapillarblutgewinnung ist ein weit verbreitetes Verfahren zur Gewinnung kleinerer Blutmengen. Besonders geeignet ist sie beispielsweise zur Bestimmung der Sauerstoffsättigung des Bluts oder der Kontrolle des Blutzuckers. Die Blutabnahme erfolgt aus gut durchblutetem Gewebe wie der Fingerbeere oder dem Ohrläppchen mithilfe einer Stechhilfe. Diese besteht aus einem kleinen Gerät, welches die Blutgewinnung durch die standardisierte Eindringtiefe beim Stechvorgang vereinfacht und den Schmerz minimiert.
Eigenanwendung
Die kapillare Blutabnahme zur Blutzuckerkontrolle kann dank moderner Blutzuckermessgeräte von den meisten Patienten/-innen zuhause selbstständig durchgeführt werden.
Arterielle Blutabnahme
Die arterielle Blutabnahme ist eine Entnahmeverfahren, das der Durchführung einer Blutgasanalyse (BGA) dient. Dabei wird aus der Arteria radialis oder Arteria iliaca mit speziell abgedichteten Einwegkapillaren Blut entnommen. Für die arterielle Blutgasanalyse wird dabei eine mit Heparin präparierte (heparinisierte) BGA-Spritze verwendet. Die Substanz Heparin dient allgemein dazu, die Blutgerinnung zu hemmen.
Die arterielle Blutabnahme ist deutlich invasiver als die venöse und trägt einige Risiken mit sich. Nicht nur ist das Risiko einer Nachblutung erhöht, es besteht auch die Gefahr von schwerwiegenden Folgen einer arteriellen Thrombose.
Blutabnahme aus Zugängen
Die Blutabnahme aus Zugängen kann auf zwei verschiedene Arten erfolgen und kann je nach Zustand des/-r Patienten/-in eine gute Alternative zur klassischen Blutabnahme darstellen. Eine der beiden Varianten ist die Abnahme aus peripheren Zugängen, also liegenden Verweilkathetern.
Diese Entnahmemethode sollte nur angewendet werden, wenn eine venöse Blutabnahme nicht möglich ist, da sie zu präanalytischen Problemen und gesundheitlichen Risiken führen kann. Das entnommene Blut ist meist mit Infusionslösung verdünnt, deren Verabreichung durch den Katheter erfolgt ist. Außerdem kann es aufgrund einer Blockung des Katheters mittels Heparin zu einer Kontamination hiermit kommen. Die Analyseergebnisse sind durch diese Effekte weniger aussagekräftig. Außerdem kann der Katheter durch Blutgerinnsel verstopfen oder die umliegenden Stellen sich entzünden.
Eine weitere Möglichkeit stellt die Blutabnahme über einen zentralvenösen Zugang wie ein Portsystem oder einen zentralen Venenkatheter dar. Dabei muss besonders hygienisch gearbeitet werden und es darf unter keinen Umständen Luft in das Kathetersystem gelangen. Zur restlosen Entfernung von Infusionslösung und Blutrückständen muss eine Spülung des Katheters mit isotonischer Kochsalzlösung vor und nach der Blutentnahme erfolgen. So lassen sich verfälschte Ergebnisse und Infektionen vorbeugen.
Blutabnahme – Anleitung
Damit eine Blutabnahme erfolgreich gelingt und aussagekräftige Analysen möglich sind, ist einiges zu berücksichtigen. Beispielsweise ist es wichtig zu beachten, inwieweit eine Blutabnahme nüchtern stattfinden muss. In der Regel sollten Patienten/-innen acht bis zwölf Stunden vor der Blutentnahme keine Nahrung mehr zu sich nehmen, um die Werte nicht zu verfälschen, insbesondere bei der Blutzuckermessung. Bei der Untersuchung von Werten wie Cholesterin oder Blutfette darf man bis zu einige Stunden vorher noch essen.
Vor der Blutentnahme
Das Trinken von ungesüßten Getränken wie Wasser oder auch Tee und Kaffee ohne Milch ist immer erlaubt, da dies keine Auswirkung auf die Ergebnisse hat. Nimmt der/die Patient/in Arzneimittel zu sich, so ist vorher zu klären, ob diese auch vor der Blutabnahme eingenommen werden dürfen.
Vorbereitung und wichtige Utensilien
Eine gründliche Vorbereitung sorgt dafür, dass die Blutabnahme reibungslos ablaufen kann. Daher ist es ratsam, sich vorher alle wichtigen Utensilien bereit zu legen und die Röhrchen korrekt und eindeutig zu beschriften. Dazu gibt es meist vorgefertigte Etiketten mit Patientendaten und Probenummer, so dass es nicht zu Verwechslungen kommen kann. Spritzen und Kanülen, die man sich bereits zurecht legt, sollte man erst unmittelbar vor Gebrauch aus ihrer Schutzhülle nehmen, um sie nicht zu kontaminieren. Weitere wichtige Utensilien für eine Blutentnahme sind:
- Tablett
- Desinfektionsmittel
- Tupfer
- Untersuchungshandschuhe
- Stichfeste Behälter zur sachgemäßen Entsorgung
Schritt für Schritt Anleitung
Der Ablauf einer Blutentnahme ist je angewendeter Methode immer gleich. Daher hilft es, sich den Ablauf einzuprägen und ihn dann durch Übung zu meistern. Daher findet sich hier eine Schritt für Schritt Anleitung für die venöse Blutabnahme:
- Einstichstelle wählen, am besten eine sichtbare Vene im Ellenbogenbereich (Kubitalvene).
- Staubinde anlegen, eine Hand breit entfernt von der Punktionsstelle in Richtung des Herzens. Währenddessen überprüfen, ob der radiale Puls noch tastbar ist.
- Punktionsstelle mit ausreichend Einwirkzeit desinfizieren.
- Venenpunktion durchführen, dabei die Vene straffen und darauf achten, dass die Schliffseite der Kanüle nach oben zeigt.
- Die Stauung öffnen, sobald Blut fließt. Das Aufnahmegefäß bis zum vorgeschriebenen Blutvolumen auffüllen.
- Wechsel oder Entfernung des Aufnahmegefäßes von der Nadel.
- Zum Abschluss einen Tupfer locker auf die Einstichstelle legen, die Nadel zügig herausziehen und dann den Tupfer aufpressen.
- Den Tupfer weiter aufpressen, dabei sollte der Arm des/der Patienten/-in nicht gebeugt werden. Wird der Arm für circa eine Minute hochgehalten, vermeidet dies die Hämatombildung.
- Kontaminierte Kanülen ordnungsgemäß entsorgen und niemals offen liegen lassen.
Probleme bei der Blutentnahme können durch mehrere Faktoren entstehen. Dazu zählen zum Beispiel das Pumpen mit der Faust (führt zu erhöhten Kaliumwerten), zu lange Stauzeiten oder zu schnelles Aufziehen (führen zu Hämolyse) oder der Einsatz stumpfer Kanülen (verursacht mehr Schmerzen). Wer diese Fehlerquellen vermeidet, kann eine fachlich korrekte und schmerzarme Blutabnahme durchführen.
Blutabnahme – Probenaufbereitung
Im Anschluss an die Blutentnahme wird die Blutprobe je nach Indikation verschiedenen Laboruntersuchungen unterzogen. Die entnommenen Proben werden dabei bis zur Untersuchung des Blutes im Labor in speziellen Blutentnahmeröhrchen aufbewahrt. Diese Röhrchen beinhalten, je nach geplanter Untersuchung der Probe, unterschiedliche Zusätze. Für einige Analysen sind jedoch auch andere Maßnahmen wie beispielsweise zentrifugieren und tieffrieren notwendig. Beispielhaft einige Zusätze, die für die jeweiligen Laborwerte benötigt werden:
- Nährmedien für Blutkulturflaschen
- EDTA für z.B. Blutbild oder FISH
- Citrat für z.B. PTT oder Quick-Wert
- Gerinnungsbeschleuniger oder kein Zusatz für z.B. CRP, Elektrolyte
- Heparin für z.B. Chromosomenanalyse
Blutentnahmeröhrchen
Die richtige Beschriftung und Handhabung der Blutentnahmeröhrchen spielt eine große Rolle bei der Aussagekraft der Laborwerte. Daher ist nicht nur die Unterscheidung der Röhrchen durch eindeutige Beschriftung essentiell, sondern auch die Reihenfolge der Blutabnahme. Mit Röhrchen für die Gerinnungsuntersuchungen des Blutes, die eine gerinnungshemmende Beschichtung aufweisen, sollte man beispielsweise nicht beginnen. Bei mehreren Entnahmen wird empfohlen, zuerst Blutkulturen zu entnehmen. Anschließend sollten Nativ-, EDTA-, Citrat- und Heparin-/Serumblut sowie abschließend Fluoridblut folgen. Das führt dazu, dass alle Proben die größtmögliche Aussagekraft haben und so eine möglichst genaue Analyse stattfinden kann.
Blutabnahme – Rechtliche Aspekte
Blutabnahmen müssen laut deutscher Rechtslage nicht zwingend von einem/-r Arzt/Ärztin durchgeführt werden. Es liegt im Direktions-, beziehungsweise Weisungsrecht des Arbeitgebers, Blutentnahmen an qualifiziertes Personal zu delegieren. Dazu zählen meistens Famulanten/-innen, Studierende im praktischen Jahr, geschultes Pflegepersonal und Arztassistenten/-innen. Die Anwesenheit oder schnelle Erreichbarkeit eines/-r Arztes/Ärztin ist dabei erforderlich, persönlich eingreifen muss er/sie allerdings nur, wenn spezielle Kenntnisse vorausgesetzt werden. Daher ist auch Pflegefachkräften mit entsprechenden Kompetenzen erlaubt, Blut abzunehmen.
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Häufige Fragen
- Dürfen vor der Blutabnahme Medikamente eingenommen werden?
- Welche Werte werden bei einem großen Blutbild ermittelt?
- Was bedeutet es, nüchtern zur Blutabnahme zu gehen?
- Welche Krankheiten können durch eine Blutuntersuchung festgestellt werden?
Ob vor der Blutabnahme Medikamente eingenommen werden dürfen, sollte immer individuell mit dem Arzt abgeklärt werden. Allgemein gilt, dass man nie eigenmächtig Medikamente absetzen sollte.
Ein großes Blutbild beinhaltet alle Werte, die auch bei einem kleinen Blutbild ermittelt werden. Dazu zählen unter anderem rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen und der Anteil der Zellen im Blut (Hämatokrit). Bei einem großen Blutbild kommt noch die Ermittlung von stab- und segmentkernigen Granulozyten, eosinophilen und basophilen Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten hinzu. Ein großes Blutbild wird beispielsweise beim Verdacht auf eine Infektion angelegt.
Dass man bei einer Blutabnahme nüchtern sein soll, bedeutet in der Regel, dass man acht bis zwölf Stunden vorher keine Nahrung mehr zu sich nehmen sollte. Getränke wie Wasser oder ungesüßter Tee/Kaffee ohne Milch sind jedoch erlaubt. Bei der Blutabnahme nüchtern zu sein, führt dazu, dass die Werte nicht verfälscht werden.
Durch Untersuchungen des Bluts können zahlreiche Erkrankungen des menschlichen Körpers festgestellt werden. Neben Infektionen und Entzündungen können auch Erkrankungen wie Krebs erkannt werden. Blutwerte liefern außerdem einen Hinweis auf eine Schilddrüsen-, Nieren- oder Leberdysfunktion.
1. Blutabnahme, www.vdk.de/deutschland (Abrufdatum: 25.08.2022)
2. Durchführung Blutentnahme, www.labor-karlsruhe.de (Abrufdatum: 26.08.2022)