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Der menschliche Schädel (Cranium) besteht aus 22 paarigen und unpaarigen Schädelknochen, die durch verknöcherte Nähte (Suturen) fest miteinander verbunden sind. Eine Ausnahme bildet der Unterkiefer (Mandibula), der sich durch das Kiefergelenk an das Schläfenbein (Os temporale) fügt. Während einige Autoren/-innen das Zungenbein (Os hyoideum) sowie die Gehörknöchelchen ebenfalls zu den Schädelknochen zählen, tun es andere nicht. Laut der Terminologia Anatomica, dem internationalen Standardwerk zur menschlichen Anatomie, gehört das Os hyoideum zu den Schädelknochen.
Die Schädelknochen sind platt und von luftgefüllten Hohlräumen durchzogen (pneumatisierte Knochen). Man unterscheidet zwischen dem Gehirnschädel (Neurocranium oder Cranium cerebrale) und dem Gesichtsschädel (Viscerocranium oder Cranium viscerale). Das Neurocranium schützt das Gehirn, während das Viscerocranium den knöchernen Teil des Gesichts ausmacht. Die Grenze zwischen den beiden Teilen verläuft beidseitig von der Nasenwurzel über das Orbitadach bis hin zum äußeren Gehörgang. Mehr über diesen spannenden Teil des Kopfes in diesem Artikel.
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Schädelknochen – Definition
Die Schädelknochen dienen in erster Linie dem Schutz des Gehirns. Ihr unterer Teil hingegen bildet die knöcherne Struktur des Gesichts. Je nachdem, welche einzelnen Knochen zu den Schädelknochen gezählt werden, gibt es 22 bis 30 Knochen. Die meisten davon treten paarig auf: Scheitelbein, Schläfenbein, Jochbein, Keilbein, Nasenbein, Oberkieferknochen, Gaumenbein und Tränenbein. Unpaarig sind unter anderem das Hinterhauptbein, das Stirnbein und die Unterkieferknochen.
Schädelknochen – Anatomie und Aufbau
Der Aufbau des Schädels ist relativ kompliziert und umfasst zahlreiche Strukturen. Die Schädelknochen werden in den Hirnschädel und den Gesichtsschädel eingeteilt. Ersterer umschließt das Gehirn, während Letzterer die knöcherne Struktur des Gesichts ausmacht.
Bestandteile des Gehirnschädels
Der Gehirnschädel kann weiter in zwei Teile unterteilt werden, in die Schädelbasis (Basis cranii) und das Schädeldach (Calvaria oder Schädelkalotte). Er besteht insgesamt aus den folgenden Knochen:
- Stirnbein (Os frontale)
- Scheitelbein (Os parietale)
- Schläfenbein (Os temporale)
- Keilbein (Os sphenoidale)
- Hinterhauptbein (Os occipitale)
Als Verbindung zwischen Hirnschädel und Halswirbelsäule dienen die Kopfgelenke.
Das Os frontale ist ein paariger Knochen, der das vordere Schädeldach bildet. Die beiden Teile sind durch die Sutura frontalis miteinander verbunden.
Das Scheitelbein ist ebenfalls paarig und nimmt einen großen Teil der Schädelseiten und des Schädeldaches ein. An der Innenseite der Knochen befinden sich zahlreiche Kerben und Vorsprünge für die Blutgefäße der Dura mater cranialis, der harten Hirnhaut.
Das paarige Schläfenbein bildet die unteren Teile des Schädels. Hinter und unter dem äußeren Gehörgang befindet sich die Pars mastoidea, die auch als Ansatz für mehrere Nackenmuskeln dient.
Von seiner Form her erinnert das Os sphenoidale an eine Fledermaus mit ausgestreckten Flügeln. Auf seiner oberen Seite befindet sich eine sattelförmige Struktur, die als Türkensattel (Sella turcica) bekannt ist und zur mittleren Schädelgrube (Fossa cranii media) gehört. In der zentralen Grube des Türkensattels liegt die Hirnanhangdrüse (Hypophyse), die durch den Hypothalamus gesteuert wird.
Das Os occipitale liegt ganz hinten im Schädel und grenzt an den Halsübergang. Zusammen mit dem hinteren Abschluss der Schädelhöhle und dem Atlas bildet das Hinterhauptbein das erste Kopfgelenk. Durch das Foramen magnum, das sich im hinteren Teil dieses Schädelknochens befindet, tritt das Rückenmark aus der Schädelhöhle in den Wirbelkanal.
Informationen zu den Komponenten des Gesichtsschädels
Der Gesichtsschädel umfasst folgende Knochen:
- Siebbein (Os ethmoidale)
- Nasenbein (Os nasale)
- Jochbein (Os zygomaticum)
- Oberkiefer (Maxilla)
- Tränenbein (Os lacrimale)
- Gaumenbein (Os palatinum)
- Nasenmuschelbein (Os conchale inferius)
- Unterkiefer (Mandibula)
- Pflugscharbein (Vomer)
- Teile des Stirnbeins, die die Augenhöhle bilden
Embryologie des Schädels
Gerade in den ersten Lebensjahren verändert sich die Gesichtsstruktur dramatisch, da die Schädelknochen wachsen. Mit dem 16. Lebensjahr ist diese Entwicklung weitgehend abgeschlossen.
Das Siebbein, ein einziger Knochen mit mehreren Durchbrüchen, ist an der Formung der Nasen- und Augenhöhlen sowie des Nasenseptums und des Gehirnschädelbodens beteiligt. Die Siebplatte (Lamina cribrosa) dient als Abschluss der Schädelhöhle. Durch ihre zahlreichen Öffnungen ziehen sich die Riechfäden (Fila olfactoria) des Riechnervs (Nervus olfactorius).
Das paarige Nasenbein bildet den größten Teil der Nase, deren Rest aus Knorpel besteht.
Was medizinisch als Jochbein bezeichnet wird, nennt man allgemein Wangenknochen. Durch die Jochbeinmuskeln, deren Ansatz sich am Jochbein befindet, entsteht die individuelle Mimik. So trägt beispielsweise der Musculus zygomaticus major den Namen “Lachmuskel”.
Die Oberkieferknochen bilden den Boden der Augenhöhle und werden vom Nervus infraorbitalis (“Unteraugennerv”) durchzogen.
Bei den paarigen Tränenbeinen handelt es sich um die kleinsten Schädelknochen. In jedem Tränenbein befindet sich eine Tränengrube (Fossa sacci lacrimalis), die jeweils einen Tränensack enthält.
Das Gaumenbein stützt den hinteren Teil des harten Gaumens und dient neben dem Oberkiefer als Grenze zwischen Nasen- und Mundhöhle.
Das Os conchale inferius ist eine von drei Nasenmuscheln und ein selbständiger Knochen. Es ist von der Nasenschleimhaut überzogen.
Die Mandibula ist der größte und auch stärkste der Gesichtsknochen. Neben den Gehörknöchelchen ist der Unterkiefer der einzige bewegliche Schädelknochen. An der Mandibula setzen die vier Kaumuskeln an, während das Foramen mandibulae (Unterkieferloch) als Eintrittsstelle für Nerven und Blutgefäße dient.
Am Boden der Nasenhöhle befindet sich das Pflugscharbein, das den unteren Teil des Nasenseptums bildet.
Die Suturen
Wo zwei Schädelknochen aufeinanderstoßen, bilden sich Knochennähte, sogenannte Suturen. Zu den wichtigsten dieser bindegewebigen Nahtstellen gehören die Sutura frontalis, die Sutura coronalis, die Sutura sagittalis und die Sutura lambdoidea.
- Stirnnaht (Sutura frontalis): zwischen den Stirnbeinen
- Pfeilnaht (Sutura sagittalis): zwischen den Scheitelbeinen
- Lambdanaht (Sutura lambdoidea): zwischen Scheitelbein und Hinterhauptbein
- Kranznaht (Sutura coronalis): zwischen Stirnbein und Scheitelbein
Neben diesen vier Hauptsuturen gibt es weitere 29, die nach den jeweils aneinandergrenzenden Schädelknochen benannt sind.
Auch in Bezug auf die Art der Suturen gibt es Unterschiede: Die Knochenplatten können durch eine Glattnaht, eine Nutennaht, eine Schuppennaht oder eine Zackennaht miteinander verbunden sein. Bei der Sutura coronalis handelt es sich um eine Zackennaht (Sutura serrata), bei der die Knochen ineinander verzahnt sind.
Bevor die Knochennähte zu Suturen verhärten, sind die Schädelknochen durch flexible Fontanellen miteinander verbunden. Diese verhärten im Laufe der ersten Lebensjahre.
Schädelknochen – Gruppierungen und Funktion
Topographisch wird der Schädel in die folgenden Regionen eingeteilt:
- Schädeldach
- Schädelbasis
- Schädelhöhle
- Gesichtsschädel
- Akustisches Skelett
- Region der Mandibula
Die ersten drei Regionen zählen zum Gehirnschädel. Dessen Hauptaufgabe besteht darin, die darin liegenden Strukturen zu schützen. Es geht um Gehirn, Blutgefäße, Teile des zentralen Nervensystems und verschiedene Sinnesorgane wie die Augen oder die Gehör- und Gleichgewichtsorgane.
Innen ist der Schädel mit den Hirnhäuten (Meningen) ausgekleidet, die das Gehirn in drei Schichten umgeben. Außerdem bilden die Hirnhäute das glymphatische System, das als Abfallentsorgungssystem innerhalb des Zentralnervensystems gilt. Entdeckt wurde das glymphatische System allerdings erst 2012, sodass sich Wissenschaftler/innen immer noch über seine eigentliche Existenz streiten. Thesen zufolge könnte das glymphatische System eine bedeutende Rolle in der Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Morbus Alzheimer spielen.
An den Schädelknochen befinden sich zahlreiche Muskelansätze. Diese Muskeln ermöglichen unter anderem Kopfbewegungen sowie mimische Ausdrücke wie Lächeln oder Stirnrunzeln. Der Gesichtsschädel ist zudem die Basis für Strukturen des Verdauungs- und des Atmungssystems. Ohne die Schädelknochen wäre beispielsweise die Nahrungsaufnahme unmöglich.
Im Schädeldach verlaufen die sogenannten Diploevenen (Venae diploicae), die der Beibehaltung eines konstanten intrakraniellen Druckes dienen und die Temperatur innerhalb der Schädelhöhle regulieren.
Schädelknochen – Klinik
Probleme mit den Schädelknochen können angeboren sein oder sich im Laufe des Lebens entwickeln. Bei nicht angeborenen Erkrankungen kommt es hauptsächlich als Folge von Tumoren und Knochenbrüchen zu Veränderungen der Schädelknochen. Eine weitere Ursache ist Morbus Paget (Osteodystrophia deformans der Schädelknochen). Bei dieser Krankheit, die vor allem Menschen ab 50 betrifft, kommt es zu einer starken Verformung der Knochen.
Das Kiefergelenk ist für Komplikationen im Gesicht besonders anfällig. So kann eine tempomandibuläre Dysfunktion schnell zu muskulären Verspannungen in anderen Körperregionen führen. Neben den charakteristischen Schmerzen der Kiefermuskulatur kann es auch zu Schwindel oder Herzrhythmusstörungen kommen.
Die embryonale Entwicklung des Schädels ist ein überaus komplizierter Vorgang, bei dem Komplikationen auftreten können. Zu diesen zählen unter anderem schwerwiegende Deformitäten wie Anencephalus oder Hydrocephalus.
Beim Anencephalus handelt es sich um die schwerste Form einer Fehlbildung, die sich als Folge eines Neuralrohrdefekts entwickelt. Bei der Anenzephalie fehlen in unterschiedlichem Umfang die Schädelkalotte, die Meningen, die Kopfhaut und das Gehirn. Der Hirnstamm ist nur sehr selten entwickelt, die Funktionsfähigkeit der Hypophyse ist stark eingeschränkt.
Beim Hydrocephalus liegt eine Erweiterung der mit Liquor (“Gehirnwasser”) gefüllten Hirnventrikel vor. Dadurch, dass der Liquor nicht abfließen kann, entsteht ein großer intrakranieller Druck. Der noch nicht verknöcherte Gehirnschädel weitet sich aus, um den Druck auszugleichen.
Auch Lippen-Kiefer-Gaumenspalten gehören zu den Fehlbildungen der Schädelknochen. In diesem Fall geht es um die Knochen des Gesichtsschädels. Es handelt sich um Entwicklungsstörungen, die dann entstehen, wenn sich bestimmte Strukturen nicht recht- oder gleichzeitig entwickeln. Die Ursache kann genetisch oder exogen (von äußeren Faktoren beeinflusst) sein.
Häufige Fragen
- Welche Schädelknochen gibt es?
- Welche Knochen gehören zum Schädeldach?
- Welches Organ schützen die Schädelknochen?
Es werden 22 Schädelknochen gezählt, wobei die Anzahl je nach Auffassung bis auf 30 Einzelknochen steigen kann. Der Schädel wird in zwei Teile unterteilt, den Gehirnschädel (Neurocranium) und den Gesichtsschädel (Viscerocranium). Diese Teile wiederum bestehen aus mehreren Strukturen. Die einzelnen Knochen sind durch sogenannte Suturen miteinander verbunden. Diese Hirnnähte verknöchern in den ersten Lebensjahren.
Das Schädeldach, das auch als Schädelkalotte bezeichnet wird, macht den obersten und untersten Teil des Schädels aus. Es besteht aus dem Stirnbein, dem Scheitelbein und dem Hinterhauptbein. Die Aufgabe der Knochen des Schädeldaches besteht darin, das Gehirn zu schützen.
Die Schädelknochen schützen in erster Linie das Gehirn, das vom Gehirnschädel umschlossen wird. Das Stirnbein sowie die Einzelknochen des Gesichtsschädels schützen zudem die Augen.
1. Amboss, Schädel, https://www.amboss.com/de/wissen/Sch%C3%A4del/ (Abrufdatum: 16.05.2023).
2. Spektrum, Magazin, Neurobiologie, Das glymphatische System des Gehirns, https://www.spektrum.de/magazin/neurobiologie-das-glymphatische-system-des-gehirns/1427405 (Abrufdatum: 16.05.2023).