Inhaltsverzeichnis
Das U-förmige Zungenbein liegt über dem Kehlkopf am Hals und zählt zu den Schädelknochen. Seine Funktion äußert sich primär als Ansatz vieler Muskeln, die durch das Heben und Senken des Zungenbeins und des Kehlkopfs an der Atmung und am Schluckakt beteiligt sind. Dadurch sind Beschwerden am Zungenbein besonders wichtig abzuklären, damit vor allem die Atmung nicht gefährdet wird. Mehr zum Zungenbein, seiner Anatomie und Funktion, aber auch zu möglichen Beschwerden im Zusammenhang mit dem Knochen beschreibt dieser Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Zungenbein – Definition
Das Zungenbein (Latein: Os hyoideum) ist ein kleiner unpaarer Knochen in Form einer Spange. Obwohl es sich am Hals befindet und dort in eine Kette aus Muskeln (Zungenbeinmuskulatur) eingegliedert ist, zählt die Terminologica anatomica es zu den Schädelknochen, da es aus dem 2. und 3. Embryonalen Schlundbogen entsteht. Es markiert die Grenze zwischen Pharynx und Larynx und ist entsprechend am Schluckakt beteiligt.
Die embryonalen Schlundbögen
Die sechs als embryonale Schlundbögen bezeichneten Anlagen ab der 4. Und 5. Entwicklungswoche eines Embryos bilden (gemeinsam mit den Schlundtaschen und Schlundfurchen) die Grundlage für die Entwicklung von Kopf und Hals. Grob betrachtet entwickelt sich aus einem Schlundbogen jeweils ein Hirnnerv gemeinsam mit den von ihm innervierten Muskeln und benachbarten Knochenstrukturen.
Zungenbein – Anatomie und Funktion
Den Großteil des Zungenbeins bildet sein medialer Körper (Corpus), der nach hinten seitlich in zwei große Hörner übergeht (Cornua majora). Auf dem Übergang sitzen oben zwei ebenfalls paarige kleine Hörner (Cornua minora), die sich aber erst spät (etwa ab dem 20. Lebensjahr) entwickeln. Über die zugfeste Membrana thyrohyoidea ist es mit dem Oberrand des Kehlkopfs (Larynx) verbunden, wodurch die beiden Strukturen nur limitiert auseinandergezogen werden.
Obwohl es sich beim Zungenbein um einen sehr kleinen Knochen handelt, dient es als Ansatzpunkt für viele Muskeln in Kopf-Hals-Bereich. Die Zungenbeinmuskulatur (Hyoidalmuskulatur) bildet die mittlere Schicht der Halsmuskulatur und wird nach ihrer Lage in zwei Gruppen eingeteilt:
Die oberen Musculi suprahyoidei heben das Zungenbein beim Schluckakt an. Sie werden von Hirnnerven innerviert (Plexus cervicalis, N. mandibularis und N. facialis) und entstammen, wie das Zungenbein selbst, den Schlundbögen. Neben der Funktion als Zungenbeinheber bilden sie außerdem den Mundboden und sind an der Kieferöffnung beteiligt. Teil der suprahyoidalen Muskulatur sind:
- M. geniohyoideus
- M. mylohyoideus
- M. digastricus (Venter anterior und posterios)
- M. stylohyoideus
Zur Halsmuskulatur im eigentlichen Sinne gehören nur die unteren Musculi infrahyoidei, die Gegenspieler der suprahyoidalen Muskeln. Sie ziehen das Zungenbein beim Schlucken nach unten und sind auch für die Hebung und Senkung des Kehlkopfs verantwortlich. Ihre nervale Versorgung erfolgt über die Ansa cervicalis aus den obersten drei Spinalnerven, sie sind also Halsmuskeln im eigentlichen Sinn. Teil der infrahyoidalen Muskeln sind:
- M. sternohyoideus
- M. sternothyroideus
- M. thyrohyoideus
- M. omohyoideus (Venter superior und inferior)
Zungenbein – Beschwerden und Schmerzen
Beschwerden am Zungenbein sind nur selten mit dem Knochen selbst in Verbindung zu bringen. Viel öfter ist die Zungenbeinmuskulatur Auslöser von Beschwerden. Diese kann beispielsweise verspannt sein und ein sogenanntes Globussyndrom (Globus pharyngis) auslösen, bei dem ein „Kloß-“ oder Fremdkörpergefühl im Hals vorliegt. Ursachen hierfür sind meist vielfältig und können an anderen Organen entstehen, aber auch einen psychischen Hintergrund haben.
Klinik: Zungenbein ertasten
Physiotherapeuten/-innen und Ärzte/-innen, können durch das Tasten des Zungenbeins meist schon eine Verspannung feststellen oder nicht. Hierbei wird vor allem die Beweglichkeit und Schluckverschieblichkeit ertastet.
Beschwerden oder Schmerzen des Zungenbeins können aber auch noch andere Ursachen haben.
Mediane Halszyste
Bei einer medianen Halszyste, am Grund der Zunge auch Bochdalek-Zyste genannt, handelt es sich um einen gutartigen Tumor, der aus einem mit Epithel ausgekleideten Hohlraum besteht. Eine mediane Halszyste ist ein persistierender Ductus thyreoglossus. Dieser dient in der menschlichen Entwicklung dem Abstieg des Schilddrüsengewebe von der Anlage am Zungengrund bis zu ihrer finalen Lage im Hals. Verödet dieser gang nicht, kann er sich als mediane Halsschwellung bemerkbar machen. Dies geschieht meist schon vor dem 6. Lebensjahr.
Kurzfristig kann eine mediane Halszyste durch Punktierung therapiert werden. Die wirkungsvollste Therapie ist jedoch die chirurgische Entfernung. Um Rezidive zu vermeiden wird hierbei meist der Corpus des Zungenbeins mit entfernt.
Fraktur
Eine Zungenbein-Fraktur ist höchst ungewöhnlich und ist normalerweise das Resultat großer Gewalteinwirkung. Der Bruch kann indirekt (muskulär) durch starke Dehnung der Halswirbelsäule nach hinten oder bei einer OP ärztlich verschuldet entstehen. Direkte Traumen kommen fast nur bei suizidalen oder kriminellen Handlungen vor. Da sie aber zu Verengung der Atemwege und damit einer Störung der Atmung führen können, sollte man die Fraktur bei entsprechenden Symptomen stets bedenken.
Das Zungenbein in der Rechtsmedizin
Da Brüche im Bereich des Zungenbeins nur höchst selten und häufig nur durch direkte Gewalteinwirkung entstehen, ist eine Zungenbeinfraktur bei einer Leiche für eine/n Rechtsmediziner/in ein Hinweis darauf, dass die Person erwürgt wurde.
Häufige Fragen
- Kann das Zungenbein schmerzen?
- Wo befindet sich das Zungenbein?
- Was ist das Zungenbein?
- Ist das Zungenbein ein Knochen?
- Kann man das Zungenbein entfernen?
Als Knochen gehen Schmerzen am Zungenbein nur sehr selten von der Struktur selbst aus. Viel häufiger sind die Zungenbeinmuskeln Verursachen der Beschwerden, beispielsweise durch Verspannungen oder Überdehnungen. In sehr wenigen Fällen kann es indirekt oder direkt zu einem Zungenbeinbruch kommen, der mit sehr starken Schmerzen und häufig auch mit Atemproblemen in Verbindung steht.
Das Zungenbein liegt vorne am Hals, oberhalb des Kehlkopfs, mit dem es über eine zugfeste Membran verbunden ist. Verwendet man den Larynx als Leitstruktur kann man es im Übergang zwischen Hals und Kinn vorsichtig ertasten und seine Schluckverschieblichkeit überprüfen.
Das Zungenbein (Os hyoideum) ist ein kleiner unpaarer Knochen in Form einer Spange. Obwohl es sich am Hals befindet und dort in eine Kette aus Muskeln (Zungenbeinmuskulatur) eingegliedert ist, zählt die anatomische Terminologie es zu den Schädelknochen, da es aus dem 2. und 3. Embryonalen Schlundbogen entsteht. Es markiert die Grenze zwischen Pharynx und Larynx und ist entsprechend am Schluckakt beteiligt.
Zwar wird das Zungenbein zu den Schädelknochen gezählt, es muss aber nicht bei jedem Menschen als verknöcherte Struktur vorliegen: Kinder und Jugendliche haben beispielsweise meist nur teilweise verknöcherte oder vollständig knorpelig vorliegende Zungenbeine, da die Entwicklung bis zum 20. Lebensjahr oder noch länger dauern kann. Bei einigen Menschen verknöchert das Os hyoideum nie. Dann ist es anfälliger für Frakturen bei Gewalteinwirkung auf den Hals.
Grundsätzlich erfüllt das Zungenbein eine wichtige Funktion im menschlichen Körper und erleichtert bei richtiger Position die Atmung und das Schlucken. Dennoch ist es möglich, ohne Zungenbein oder mit nur teilweise vorhandenem Zungenbein zu leben: Wird beispielsweise eine mediane Halszyste chirurgisch entfernt, entnehmen Chirurgen/-innen häufig auch den Zungenbeinkörper, also den größten Teil des Knochens, um ein Rezidiv zu vermeiden.
- Schünke et al., Prometheus LernAtlas – Kopf, Hals und Neuroanatomie, Thieme (Verlag), 6. Auflage, 2022
- Aumüller et al., Duale Reihe Anatomie, Thieme (Verlag), 5. Auflage, 2020
- Platzer et al., Taschenatlas Anatomie, Band 1: Bewegungsapparat, Thieme (Verlag), 12. Auflage, 2018
- Kirsch et al., Taschenlehrbuch Anatomie, Thieme (Verlag), 2. Auflage, 2017
- Bommas-Ebert et al., Kurzlehrbuch Anatomie und Embryologie, Thieme (Verlag), 3. Auflage, 2011
- Gortner et al., Duale Reihe Pädiatrie, Thieme (Verlag), 5. Auflage, 2018
- Largiadèr et al., Checkliste Chirurgie, Thieme (Verlag), 11. Auflage, 2016
- Döhrung, Kahle, “Die isolierte Zungenbeinfraktur” aus Der Unfallchirurg, Springer (Verlag), 103. Ausgabe, 2000