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Der Kehlkopf liegt kranial der Luftröhre im Halsbereich und ist von außen vor allem bei Männern leicht tastbar. Sein Knorpelaufbau schützt die empfindlichen Stimmbänder und die Atemwege vor Nahrungsbestandteilen aus dem Rachen.
Der folgende Artikel gibt einen Überblick über den Kehlkopf. Dabei werden sowohl seine Lage und sein Aufbau, die Funktion, aber auch auftretende Krankheiten und Untersuchungsmethoden näher beschrieben.
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Kehlkopf – Definition
Der Kehlkopf (Latein: Larynx) markiert den Beginn der isolierten Atemwege und trennt diese beim Schluckakt vom Rachen ab. Er besteht aus einem Gerüst aus Knorpel, Gelenken, Bändern und Muskeln. In seiner Doppelfunktion fungiert er als Pförtner für die Atemwege und ist Ort der Stimmbildung.
Kehlkopf – Aufbau und Lage
In seiner Lage schließt sich der Kehlkopf kaudal dem Zungenbein (Os hyoideum) an und beginnt in mittlerer Lage auf Höhe des fünften Halswirbels. Der Übergang zur Trachea liegt in der gleichen Höhe wie der sechste bis siebte Halswirbel. Der Kehldeckel („Epiglottis“) ragt je nach Stellung über den Oberrand des Kehlkopfes und das Zungenbein (auf Höhe des dritten bis vierten Halswirbels) hinaus. Wie bereits erwähnt, schließt sich kaudal des Larynx die Trachea an. Seine obere Öffnung liegt im tiefsten Teil des Rachens – dem Laryngopharynx oder Hypopharynx. Kehlkopf und Trachea liegen im sogenannten Zervikalen Gleitraum zwischen der tiefen und mittleren Halsfaszie (Lamina prevertebralis und Lamina pretrachealis).
Insgesamt besteht der Kehlkopf aus vier großen Knorpeln, die über verschiedene Bänder miteinander verbunden sind. Diese funktionell bedeutsamen Strukturen sind in folgender Tabelle dargestellt:
Knorpel | Aufbau | Knorpelart | Funktion |
Epiglottis (Kehldeckel) | Form eines Rennradsattels, mittig mit dem Schildknorpel verbunden | elastischer Knorpel | Schutz vor Aspiration beim Schluckakt |
Schildknorpel (Cartilago thyroidea) | Schiffsbugartig gebogene Platte, nach kranial am Zungenbein fixiert | hyaliner Knorpel | Schutzfunktion, enthält die Eingangspforte für Nerven/Gefäße ins Kehlkopfinnere |
Ringknorpel (Cartilago cricoidea) | Siegelringform (hintere Lamina, vorderer Arcus), Gelenkverbindung zu den Unterhörnern des Schildknorpels | hyaliner Knorpel | Verändert Sagittaldurchmesser des Kehlkopfs durch Kipp-Bewegung |
Stellknorpel (Cartilago arytenoidea, Ary-Knorpel) | Paarig, dreiseitige Pyramiden, Ansatz für das Stimmband (Proc. vocalis) und für vom Ringknorpel kommende Muskulatur (Proc. muscularis), Gelenkverbindung zum Ringknorpel (Art. cricoarytenoidea) | hyaliner Knorpel | Gelenkbewegung: Translationsbewegung (seitlich), Kipp-Bewegung, Rotationsbewegung |
Die großen Knorpel werden durch drei kleinere Knorpel ergänzt: Cartilago corniculata, cuneiformis und triticea.
Schluckverschieblichkeit
Durch die suprahyoidale Muskulatur (die oberen Zungenbeinmuskeln) wird der Atemtrakt beim Schlucken angehoben, er ist also schluckverschieblich. Am vorderen Hals kann man vorsichtig die Prominentia laryngea (bei Männern als „Adamsapfel“ besonders gut tastbar) und weiter kaudal auch die Schilddrüse ertasten. Beide Strukturen gleiten physiologisch beim Schlucken nach oben und unten.
Nur einer der Kehlkopfmuskeln liegt außerhalb des Knorpelgerüsts: Der Musculus cricothyroideus. Er dient gemeinsam mit dem innen liegenden M. vocalis der Spannung der Stimmbänder. Darüber hinaus finden sich im Kehlkopfinneren der M. arytaenoideus (obliquus und transversus), der M. thyroarytaenoideus und der M. cricoarytaenoideus.
Schleimhautfalten
Im Kehlkopf sind zwei paarige Schleimhautfalten zu finden: Die Taschenfalten (Plicae vestibulares) und Stimmfalten (Plicae vocales). Erstere haben vor allem eine Schutzfunktion, bestehen aus vielen Drüsen und befeuchten die unter ihnen liegenden Stimmfalten. Diese begrenzen die Stimmritze (Rima glottidis) und sind durch den enthaltenen Musculus vocalis verantwortlich für Phonation und Stimmbildung.
Die zwei Schleimhautfalten im Kehlkopf teilen ihn von oben nach unten in drei gedachte Etagen: Das Vestibulum Larynx beginnt das der Larynxöffnung (Aditus laryngis) und schließt sich dem Pharynx nach ventral an. Hier liegt die Epiglottis. Der Raum reicht bis zu den Taschenfalten (unten beschrieben). Ihm gliedert sich der Ventriculus laryngis (auch: transglottischer Raum) an. Er ist schmal und keilförmig und liegt zwischen den Taschen- und den Stimmfalten. Dieser Etage lässt sich auch die Glottis, der stimmbildende Teil des Kehlkopfs, zuteilen. Er besteht aus den Stimmfalten und der Kontaktstellen der Stimmbänder (Ligamenta vocalia). Der Raum unter den Stimmfalten bis zur ersten Knorpelspange der Trachea wird als Subglottis oder Cavitas infraglottica bezeichnet.
Koniotomie: Der Luftröhrenschnitt
In Notfallsituationen, etwa durch Entwicklungsfehler, Insektenstiche oder Traumata, kann es zu einem Larynxödem kommen, das die Atemwege blockiert. In diesem Fall ist eine Koniotomie notwendig. Bei der punktierten Struktur handelt es sich hier um das Ligamentum cricothyroideum zwischen dem Unterrand des Schildknorpels und dem Oberrand des Ringknorpels. Auch Unterhalb des Ringknorpels ist ein Zugangsweg möglich: Als Tracheotomia superior oberhalb oder Tracheotomia inferior unterhalb der Schilddrüse. Besonders wichtig ist, dass der geschaffene Atemweg nach dem Schnitt aufgehalten wird, etwa durch eine Trachealkanüle.
Kehlkopf – Nerven- und Gefäßversorgung
Die Gefäßversorgung des Larynx erfolgt analog zur Schilddrüse über die A. laryngea superior aus der A. carotis externa und über die A. laryngea inferior aus dem Truncus thyrocervicalis der A. subclavia. Der venöse Abfluss erfolgt über die Vena jugularis und den Plexus thyroideus impar, der in die V. brachiocephalica führt.
Für die nervale Versorgung ist allein der Nervus vagus – der zehnte Hirnnerv – zuständig. Durch seinen oberen Endast, den Nervus laryngeus superior, versorgt er extern den M. cricothyroideus motorisch und die Schleimhäute im Kehlkopf sensibel. Der Nervus laryngeus recurrens zieht zunächst in den Brustraum und umrundet die dortigen Gefäße – rechts die A. subclavia, links den Aortenbogen – um von unten zurückzuführen und die inneren Kehlkopfmuskeln zu versorgen.
Bolustod
Wenn Nahrung im Hypopharynx stecken bleibt, kann der Druck auf das Nervengeflecht des Nervus laryngeus superior einen Bolustod auslösen. Betroffen sind häufig stark Alkoholisierte oder Komapatienten/-innen ohne entsprechende Schutzreflexe, aber auch beim gesunden Menschen kann es bei Verschlucken zum Bolustod kommen. Wichtig zu wissen ist, dass der/die Betroffene nicht erstickt, sondern durch den Vagusreiz einen reflektorischen Kreislauf- oder Herzstillstand erleidet. Die Erste Hilfe bei Ersticken kann aber auch den Bolustod abwenden: Starkes Klopfen auf den Rücken oder das Heimlich-Manöver können die betroffene Person retten.
Kehlkopf – Aufgaben und Funktion
Durch sein knorpelig-muskuläres Verschlusssystem erfüllt der Kehlkopf mehrere Funktionen:
- Atemfunktion durch Regulation der Ventilation
- Phonationsfunktion und Stimmbildung
- Protektionsfunktion durch den Verschluss beim Schlucken
Schutz vor Verschlucken
Beim Schlucken zieht die suprahyoidale Muskulatur den Atemtrakt gegenüber dem Pharynx und der Speiseröhre nach oben. Dabei bewegt sich die Epiglottis durch den vor ihr gelegenen Fettkörper, den Corpus adiposum preepiglotticum. Sie legt sich über den Kehldeckel und verschließt diesen, bis die Halsmuskulatur wieder entspannt. Ohne den Muskelzug bewegt sich der Kehldeckel in seine Ausgangslage zurück.
Entstehung der Stimme
Bei der Stimmbildung (Phonation) arbeiten die Muskeln im Kehlkopf zusammen, um die Öffnung der Stimmritze und die Spannung der Stimmbänder zu beeinflussen. Beim normalen Sprechen ist die Rima glottica zur Tonbildung verschlossen. Nur beim Flüstern öffnet sich der Teil zwischen den Knorpeln – die Pars intercartilaginea. Diese Position bezeichnet man als Flüsterdreieck. Bei der Atmung ist die Stimmritze locker geöffnet. Forcierte Atmung führt zu einer weiteren Öffnung durch den M. cricoarytaenoideus posterior.
Gesang
Die Tonhöhe beim Singen hängt von der Spannung der Stimmbänder ab. Stark gespannte Stimmbänder erzeugen hohe, entspannte tiefe Töne. Hoher Gesang lässt sich entsprechend trainieren. Die entspannten Bänder lassen sich jedoch nicht weiter entspannen, weswegen es anatomisch gegeben ist, wie tief man singen kann.
Kehlkopf – Schmerzen und Erkrankungen
Schmerzen im Kehlkopf können verschiedene Ursachen haben. Eine häufige Ursache ist die Kehlkopfentzündung (Laryngitis), die isoliert auftreten oder Begleiterscheinung spezieller Infekte, wie Krupp, sein kann. Bei Kindern tritt sie häufig unterhalb der Stimmbänder als Laryngitis subglottica (Pseudokrupp) auf. Symptome können beispielsweise Heiserkeit, Schmerzen und in seltenen Fällen Luftnot sein.
Weitere Ursachen für Schmerzen oder Fremdkörpergefühle kann eine Laryngozele oder ein Larynxkarzinom sein. Letzteres tritt vor allem bei Rauchern/-innen oder Konsumenten/-innen von hochprozentigem Alkohol auf.
Schädigung des Nervus laryngeus recurrens
Da er alleinig die innere Kehlkopfmuskulatur versorgt, kann eine Schädigung des N. laryngeus recurrens dazu führen, dass die Stimmritze nicht mehr vollständig geöffnet werden kann. Die Folge ist Heiserkeit, meist ohne Atemprobleme. Bei operativen Entfernungen der Schilddrüse oder Lymphknoten im Halsbereich kann eine Nervenschädigung entstehen. Aber auch Gefäßerkrankungen wie ein Aortenaneurysma können den Nerv komprimieren und seine Funktion beeinträchtigen.
Kehlkopf – Untersuchung
Die Untersuchung des Kehlkopfs erfolgt mittels Laryngoskopie. Hierbei verwendet man ein sogenanntes Laryngoskop, ein Gerät mit Spatel, der je nach Modell unterschiedliche Größen und Beweglichkeit hat. Besonders häufig wird das Laryngoskop von Anästhesisten/-innen und Notfallmedizinern/-innen verwendet, wenn ein Trachealtubus gelegt wird. Es drückt den Zungengrund nach unten und ermöglicht den Blick auf die Stimmbänder. Mit einem Videolaryngoskop lässt sich ein tieferer Blick in den Kehlkopf werfen: Hier befindet sich an der Spatelspitze eine Kamera.
Häufige Fragen
- Welche Funktion hat der Kehlkopf bei der Atmung?
- Warum tut der Kehlkopf beim Schlucken weh?
- Was kann man gegen Schmerzen am Kehlkopf tun?
- Was tun bei Druck auf dem Kehlkopf?
Der Kehlkopf ist maßgeblich an der Atmung beteiligt. Beim Einatmen ist die Epiglottis in ihrer Grundposition, der Kehldeckel also geöffnet. Die Stimmritze ist bei der normalen Atmung locker geöffnet. Bei der forcierten Atmung ist sie hingegen vollständig offen.
Schmerzen im Kehlkopf beim Schlucken können verschiedene Ursachen haben. Der häufigste Grund ist eine Laryngitis, eine Kehlkopfentzündung. Diese kann isoliert auftreten oder Begleiterscheinung von anderen Infekten sein.
Schmerzen am Kehlkopf sind meist viral oder mechanisch bedingt und können nicht unbedingt durch Antibiose behandelt werden. Durchblutungsfördernde Maßnahmen wie warme Halswickel und warme Getränke oder Luftbefeuchter können die Schmerzen lindern.
Druck auf den Kehlkopf kann verschiedene Gründe haben. So kann ein Knorpelbruch, ein Ödem, eine Raumforderung oder eine Laryngozele das Fremdkörpergefühl auslösen. Wer Druck auf den Kehlkopf verspürt sollte, sicherheitshalber zum/-r Arzt/Ärztin gehen und den Befund abklären lassen.
- Aumüller, Duale Reihe Anatomie, Thieme (Verlag), 5. Auflage, 2020
- Schünke, Prometheus LernAtlas – Kopf, Hals und Neuroanatomie, Thieme (Verlag), 6. Auflage, 2022
- Bommas-Ebert, Kurzlehrbuch Anatomie und Embryologie, Thieme (Verlag), 3. Auflage, 2011
- Hengesbach, Checkliste Medical Skills, Thieme (Verlag), 2. Auflage, 2019