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Der Hals gehört zu den empfindlicheren Strukturen des menschlichen Körpers – nicht umsonst heißt es jemandem sprichwörtlich „den Hals umdrehen“, um die Person umzubringen, da damit alle wichtigen Funktionen abgeschnitten werden. Aber welche wichtigen Strukturen verlaufen genau in diesem Bereich des Körpers und wie lässt sich ihr Verlauf beschreiben? Welche Funktionen erfüllt der Hals und was, wenn mal nicht alles funktioniert? Mehr zur Anatomie, der Bedeutung und Beschwerden im folgenden Artikel.
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Hals – Definition
Der Hals (Latein: Collum oder Cervix) verbindet den Kopf (Caput) mit dem Rumpf. Entsprechend enthält er besonders viele Leitungsbahnen, die zur Versorgung der Kopforgane dienen. Darüber hinaus enthält er aber auch eigene Organstrukturen, die wichtige metabolische Rollen im Körper einnehmen – wie die Schilddrüse – oder die Nahrungsaufnahme und Luftzufuhr sicherstellen – der Ösophagus und die Luftröhre. Der Hals beginnt kranial am Unterrand der Mandibula. Die gedachte Trennlinie zwischen Caput und Collum setzt sich nach dorsal über den Processus mastoideus und die Lines nuchae superior am Hinterkopf bis zur Protuberantia occipitalis externa fort. Die Trennung zum Rumpf bilden vor allem die Schlüsselbeine gemeinsam mit dem Oberrand des Manubrium sterni und dem Acromion des Schulterblatts. Dorsal liegt die Trennlinie zwischen letzterem und dem Dornfortsatz des siebten Halswirbels.
Hals – Anatomie und Aufbau
In der Cervikalregion liegen die Strukturen kompakter zueinander und sind nur geringfügig durch Knochen oder Weichgewebe geschützt. Stattdessen bilden die verschiedenen Blätter der Halsfaszie (Fascia cervicalis oder colli) Räume, in denen die unterschiedlichen Strukturen liegen. Noch weiter oberflächlich bildet eine Muskelplatte – das Platysma – eine dünne Barriere.
Direkt darunter liegt das oberste Blatt der Halsfaszie – die Lamina superficialis – das die gesamte Halsregion umfasst und die großen Muskeln einschließt: M. sternocleidomastoideus und M. trapezius (oberer Teil). Auf dem Blatt laufen die oberflächlichen Halsvenen und die Nervenäste des Plexus cervicalis. Die Lamina pretrachealis liegt weiter in der Tiefe und dient als Hülle für die infrahyale Muskulatur, also die Muskeln, die kaudal des Zungenbeins ziehen. Das tiefste Blatt der Halsfaszie ist die Lamina prevertebralis, die entsprechend ihres Namens die prävertebrale Muskulatur, die Mm. scaleni, den M. levator scapulae und die autochthone Rückenmuskulatur umgibt. Entsprechend liegt hier auch die zum Hals gehörende Halswirbelsäule sowie die Arteria subclavia mit ihrer in den Foramina transversaria liegenden Aa. vertebrales. Neben dem Rückenmark liegt hier auch der Truncus sympathicus, die Trunci des Plexus brachialis und der N. phrenicus.
Neben der Fascia cervicalis gibt es noch weitere Bindegewebshüllen am Hals: Die Vagina carotica enthält die großen Halsgefäße (A. carotis communis und V. jugularis interna) sowie den N. vagus. Darüber hinaus haben auch die Organe des Halses eine eigene Faszie: Ösophagus, Larynx, Trachea und die Schilddrüse liegen in der Eingeweidefaszie. Darüber hinaus gehört die Ohrspeicheldrüse (Gl. parotidea) zu den Halsorganen.
Topographie und Halsdreiecke
Am Hals liegen viele besonders wichtige Strukturen nah beieinander. Die Kenntnisse der genauen Topographie und Relation der Muskeln, Knochen und Organe zueinander ist für Mediziner/innen besonders wichtig, um gerade bei Traumata und nach Operationen die Zusammenhänge zu verstehen und beispielsweise den Grund für mögliche Ausfälle und Beschwerden zu delektieren. Um die Topographie besser zu verstehen, wird der Hals in vier große Regionen eingeteilt, die vom M. sternocleidomastoideus und M. trapezius eingeteilt werden. Hierbei handelt es sich um die Regiones cervicales anterior, lateralis und posterior sowie die Regio sternocleidomastoidea. Tiefer liegende Strukturen wiederum teilen den Halsbereich in mehrere Halsdreiecke.
Collum – Funktion und Bedeutung
Allen voran dient der Hals als Durchtrittspforte für Nerven und Gefäße sowie für den Luftröhre und die Speiseröhre. Seine Organe erfüllen wichtige Funktionen für Atmung und Stimmbildung, die Verdauung und den Metabolismus. Durch die kompakte Anordnung der Strukturen ist das Collum ein besonders dünner Bereich des Körpers, das dank der im Schädel integrierten Hohlräumen diesen dennoch tragen kann. So wird ein hohes Bewegungsausmaß des Kopfes ermöglicht, an dem die Halswirbelsäule und die Kopfgelenke beteiligt sind.
Über den Plexus brachialis wird darüber hinaus die nervale Versorgung der Oberen Extremität ermöglicht.
Hals – Schmerzen und Erkrankungen
Beschwerden im Hals können von den unterschiedlichen Strukturen ausgehen und sehr verschieden ausfallen. Die häufigste Ursache von Beschwerden liegt wohl im Bereich der Muskulatur: Durch Überlastung, Fehlhaltung oder Entzündungen kann eine Steifigkeit entstehen. Hierbei kommt es zu Bewegungseinschränkungen und Nackenschmerzen. Auch ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule kann entsprechende Symptome verursachen.
Klinik: Meningismuswarnzeichen
Eine besondere Form der Nackensteife ist der Meningismus. Hierbei kann der Hals zwar seitlich bewegt werden, die Extension und Flexion („Kopfnicken“) ist jedoch eingeschränkt. Zur Diagnostik wird die Beweglichkeit des Kopfes in Richtung Brustbein getestet. Meist treten Kopfschmerzen, Übelkeit und andere Symptome wie Photo- oder Phonophobie auf. Bei einem Meningismus liegt keine muskuläre Ursache, sondern eine Reizung der Hirnhäute (Meningen) zugrunde. Gründe hierfür können gefährliche Infektionen (Meningitis), Blutungen und Thrombosen oder sogar Tumore sein. Meningismussymptome sollte man daher unvermittelt ärztlich abklären lassen!
Klos im Hals
Halsschmerzen können unterschiedliche Ursachen haben: Meist handelt es sich um eine Rachenentzündung (Pharyngitis) oder Kehlkopfentzündung (Laryngitis). Einen Sonderfall bildet das Gefühl einen Klos’ im Hals, das trotz Schlucken nicht verschwindet. Hierfür kann ein Fremdkörper, eine Muskelverspannung oder selten auch eine Raumforderung verantwortlich sein. Auch ein Struma (Vergrößerung der Schilddrüse) kann das Gefühl auslösen.
Geschwollene Lymphknoten
Die Halslymphknoten können durch Infekte tastbar und schmerzhaft geschwollen (druckdolent) sein. Liegt eine Schwellung der Lymphknoten ohne Schmerzen vor und lassen sich die Knoten unter der Haut nicht verschieben, sollte man aufmerksam werden: Hier sollte ein/e Arzt/Ärztin abklären, ob es sich um eine neoplastische Erkrankung (ein Lymphom oder Ausbreitung eines nahegelegenen Tumors) handelt.
Häufige Fragen
- Was tun wenn die Lymphknoten am Hals geschwollen sind?
- Können Lymphknoten am Hals schmerzen?
- Was tun gegen Kratzen und Schleim im Hals?
- Wie festsitzenden Schleim im Hals lösen?
Geschwollene Lymphknoten am Hals können unterschiedliche Gründe haben und zunächst besteht kein Grund zur Sorge. Beispielsweise kann sich ein Infekt des Ohrs, des Rachens oder des Kehlkopfs auf die Lymphknoten ausbreiten. Dann besteht meist eine schmerzhafte Schwellung, die nach der Infektion ebenfalls wieder abklingt. Aufmerksam sollte man bei besonders großen, schmerzlosen oder unverschieblichen Lymphknoten werden: Sie sollten zeitnah von einem/-r Arzt/Ärztin abgeklärt werden.
Wenn sich Infekte und andere Entzündungen auf die Lymphknoten ausbreiten, kann dies sehr unangenehm sein und die Nodi lymphoidei bei Druck von außen oder durch Bewegung (beispielsweise beim Schlucken) schmerzhaft sein.
Eine Entzündung im Kehlkopf- oder Rachenbereich ist meist unangenehm und äußert sich in Symptomen wie Schmerzen, Kratzen, Schluckbeschwerden und Schleim im Hals. Um den Körper bei der Heilung zu unterstützen, sollte man vor allem viel Trinken (am besten Heißgetränke, wie ungesüßten Tee). Auch einige entzündungshemmende Nahrungsmittel, wie Honig, können die Schmerzen lindern. Werden die Schmerzen nach einigen Tagen nicht besser, sollte man seine/n Hausarzt/-ärztin aufsuchen, um im Falle einer bakteriellen Infektion ein Antibiotikum verschrieben zu bekommen.
Unangenehmen Schleim im Hals kann man am besten mit einer erhöhtem Trinkmenge lösen. Am besten eignen sich hier Tees ohne zugesetzten Zucker oder heiße Zitrone. Scharfe Speisen können darüber hinaus die Durchblutung der Schleimhaut verbessern und ebenfalls bei der Schleimlösung beitragen. In besonders unangenehmen Fällen kann ein/e Arzt/Ärztin oder Apotheker/in ein unterstützendes Medikament empfehlen.
- Schünke et al., Prometheus LernAtlas – Kopf, Hals und Neuroanatomie, Thieme (Verlag), 6. Auflage, 2022
- Aumüller et al., Duale Reihe Anatomie, Thieme (Verlag), 5. Auflage, 2020
- Niethard et al., Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie, Thieme (Verlag), 9. Auflage, 2022