Die Weiterbildung zur Hygienefachkraft umfasst ein breites Fachgebiet, das sich nicht nur mit allgemeiner Hygiene und Infektionsprävention befasst. Denn auch Mikrobiologie, Virologie sowie sozial- und betriebswirtschaftliche Aspekte spielen in diese Berufsqualifikation mit hinein. Auf dem Weiterbildungslehrplan stehen z.B. Bakteriologie, Virologie und Parasitologie, Wasser- und Lebensmittelmikrobiologie, Grundlagen der Chemotherapie und Immunologie, Epidemiologie von Infektionskrankheiten sowie Grundlagen der technischen und baulichen Krankenhaushygiene. Aber auch sozialwissenschaftliche Grundlagen, Krankenhausbetriebsorganisation, Betriebswirtschaft, Qualitätsmanagement, Führung und Leitung sowie Kommunikations- und Gesprächsführung spielen eine Rolle.
Hygiene-Fachkräfte werden meist berufsbegleitend ausgebildet: Sie arbeiten in Vollzeit in ihrer Festanstellung, gehen jedoch an bestimmten Tagen zum Unterricht und werden für mehrere Wochen im Jahr auf festgeschriebenen Stationen im Krankenhaus eingesetzt. Die Fortbildung kann aber auch in Vollzeit oder im flexiblen Fernlehrgang erfolgen.
Hygienefachkraft – Voraussetzungen
Wer Hygienefachkraft oder Hygienebeauftragter werden will, muss zunächst ausgebildete/r Gesundheits- und Krankenpfleger/in bzw. Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in mit mindestens zweijähriger Berufserfahrung sein. Manche Weiterbildungsanbieter akzeptieren auch Heilerziehungspfleger/innen, sofern eine Berufstätigkeit in der Geriatrie, Gerontopsychiatrie oder einer Einrichtung der Behindertenhilfe nachgewiesen werden kann. Als Hygienefachkraft muss man sich außerdem permanent über aktuelle Standards und Neuerungen informieren, was bedeutet, dass man einen anhaltenden Willen zur Weiterbildung haben sollte.
Der Lehrgang zur Hygienefachkraft ist eine staatlich anerkannte Fachweiterbildung für Pflegefachkräfte des Gesundheitswesens. Da sie in allen Bundesländern unterschiedlich geregelt ist, sollten Teilnehmer/innen bei der Wahl ihres Weiterbildungsanbieters auf die staatliche Anerkennung achten. Eine gute Grundlage in der Weiterbildungsbeschreibung ist die Berufung auf Empfehlungen von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), landeseigene Prüfungsordnungen oder die Zertifizierung durch seriöse Anbieter wie den TÜV oder die IHK.
Hygienefachkraft – Inhalt und Dauer der Weiterbildung
Die Hygienefachkraft-Weiterbildung gliedert sich in die drei aufeinander aufbauenden Schwerpunktbereiche Grundlagen der Mikrobiologie und der Infektiologie (1), Grundlagen der Hygiene, der technischen Hygiene und der Anforderungen an Baumaßnahmen im Gesundheitswesen (2) sowie sozialwissenschaftliche Grundlagen und Betriebslehre (3). Die Standards in Sachen Hygiene hat unter anderem das Robert-Koch-Institut definiert.
Dauer der Weiterbildung zur Hygienefachkraft
Die Weiterbildung zur Fachkraft im Bereich Hygiene dauert zwei Jahre und wird meistens berufsbegleitend durchgeführt. Es ist allerdings auch möglich, für zukünftige Hygienefachkräfte den Kurs in Vollzeit zu absolvieren, womit sich die Ausbildungsdauer auf ein Jahr verkürzt.
Insgesamt umfasst die Hygienefachkraft-Weiterbildung mindestens 750 Stunden Präsenzunterricht und ein Praktikum von mindestens 30 Wochen oder 1.155 Stunden in verschiedenen Einsatzbereichen (z.B. Intensivstation, Zentralsterilisation, Endoskopie etc.). Die Weiterbildung zur Hygienefachkraft wird mit mehreren schriftlichen Prüfungen und einer mündlichen staatlichen Abschlussprüfung beendet.
Praktikum
Das Praktikum teilt sich in neun unterschiedliche Praxiseinsätze auf, die von einem/-r Mentor/in begleitet werden. Krankenhäuser eignen sich dabei etwa sehr gut als Praktikumsort. Die folgenden Schwerpunkte werden dabei behandelt:
Thema | Mindestdauer | Inhalt |
Einführungspraktikum | 154 Stdn.; 4 Wochen á 38,5 Stdn. | Hygienemanagement, Ist-Analyse, Hygienevisiten und Begehungen, Informationsgewinnung, Isolierungsmaßnahmen |
Mikrobiologie | 115,5 Stdn.; 3 Wochen á 38,5 Stdn. | Gewinnung und Transport von Untersuchungsmaterialien, Untersuchungsmethoden |
154 Stdn.; 4 Wochen á 38,5 Stdn. | 154 Stdn.; 4 Wochen á 38,5 Stdn. | Intensivstation (mindestens 154 Stunden; vier Wochen à 38,5 Stunden): Umgang mit Gerätschaften und Infektionen |
Operationsabteilung | 154 Stdn.; 4 Wochen á 38,5 Stdn. | Baulich-technische Aspekte, raumlufttechnische Anlagen, interne und externe Infektionsrisiken, chirurgische Händedesinfektion |
Internistische Abteilung | 154 Stdn.; 4 Wochen á 38,5 Stdn. | Isolierung, Desinfektion und Reinigung |
Chirurgische Abteilung | 154 Stdn.; 4 Wochen á 38,5 Stdn. | Hygienische Händedesinfektion, Erfassung von Wundinfektionen, Umgang mit Verbandwechseln |
Zentrale Sterilgutversorgungsabteilung (ZSVA) oder Zentralsterilisation | 77 Stdn.; 2 Wochen á 38,5 Stdn. | Mitarbeiterschutz, Medizinprodukt-Aufbereitung, Dokumentation |
(Krankenhaus-)Technische Abteilung | 115,5 Stdn.; 3 Wochen á 38,5 Stdn. | Arbeitssicherheit, Gefahr- und Biostoffverordnung |
Weiterbildung zur Hygienefachkraft – Anerkennung
Für das staatliche Examen als Hygienefachkraft sind zwei Prüfungsarten zu absolvieren: zahlreiche schriftliche sowie eine mündliche staatliche Abschlussprüfung.
Schriftlicher Teil
Die internen schriftlichen Prüfungen finden jeweils am Ende eines jeden Präsenztags zu dem dort zuvor bearbeiteten Modul statt. Diese Prüfung ist jeweils ein 90-minütiger Multiple-Choice-Test und gilt als bestanden, wenn mindestens 50 Prozent der Maximalpunktzahl erreicht werden. Alle Noten fließen in die Abschlussnote mit ein und sind für eine Zulassung zur mündlichen Staatlichen Abschlussprüfung zwingend.
Mündlicher Teil
Zur Staatlichen Abschlussprüfung als Hygienefachkraft wird zugelassen, wer alle vorangegangenen modulspezifischen akademieinternen schriftlichen Prüfungen bestanden hat. Sie besteht aus einer mündlichen Prüfung, bei der bis zu drei Teilnehmer zusammen geprüft werden.
60 Minuten vor Beginn der Prüfung erhält jede/r Prüfungsteilnehmer/in eine Aufgabe zur Vorbereitung, über welche er/sie innerhalb der 30-minütigen Prüfungsdauer intensiv befragt wird. Die staatliche Prüfung ist bestanden, wenn mindestens eine „ausreichende“ Leistung erbracht worden ist.
Hygienefachkraft Stellenangebote
Hygienefachkraft – Kosten und Abrechnung der Weiterbildung
Die Weiterbildung zur Hygienefachkraft ermöglicht zwar im späteren Berufsleben ein höheres Einkommen, schlägt im Vorfeld allerdings mit Kosten im mittleren bis oberen vierstelligen Bereich zu Buche, da die meist privaten Weiterbildungsanbieter entsprechend hohe Gebühren erheben. Hier lohnt es sich, vor Weiterbildungsbeginn Preise zu vergleichen und mit dem Arbeitgeber zu sprechen, ob eventuell ein Teil der Kosten übernommen werden kann. Vorgeschrieben ist dies für den Arbeitgeber jedoch nicht. Abhängig vom Anbieter der Weiterbildung kann die Maßnahme allerdings auch in einigen Fällen durch die Bundesagentur für Arbeit gefördert werden, wenn der Arbeitgeber nicht dazu bereit ist.
Die meisten Weiterbildungsanbieter erheben nicht nur Kursgebühren, sondern auch für Anmeldungen und Prüfungen sowie Lehrmaterialien, Fahrten zum Ausbildungsort und Unterkunft. Details kann man in der Prüfungsordnung oder auf der Seite der Anbieter nachlesen.
Der komplette Weiterbildungskurs (inklusive aller erforderlichen Skripte, der Tagungspauschalen und Lehrbücher) kostet beispielsweise 7.950 Euro pro Teilnehmer/in bei der Hücker & Hücker Akademie in Kelkheim (Hessen) und 6.200 Euro beim Institut Schwarzkopf in Bad Bocklet (Bayern).
Hygienefachkraft – Gehalt
Wer das Ziel staatlich anerkannte Hygienefachkräfte erreicht hat, verdienen in etwa 2.700 Euro bis 3.500 Euro brutto im Monat. Dieser Verdienst liegt über dem Gehalt von Gesundheits- und Krankenpfleger/innen ohne diese Weiterbildung. Je nach Berufserfahrung, Alter, Verhandlungsgeschick, Arbeitgeber und Branche kann sich das durchschnittliche Gehalt demnach zwischen etwa 32.400 Euro und 42.000 Euro brutto im Jahr bewegen.
Durchschnittsgehalt
Der durchschnittliche Verdienst einer/-s Hygienebeauftragten liegt hingegen lediglich bei etwa 1.700 Euro bis 2.500 Euro brutto pro Monat (zwischen 20.400 Euro und 30.000 Euro Jahresbrutto). Zwar erweitert sich mit der Weiterbildung das Aufgabengebiet, Hygienebeauftragte gehen jedoch meistens nach wie vor ihrem bisherigen Job nach (z.B. Krankenpfleger/in). Eine Funktion als Hygienebeauftragte/r ist also keine eigenständige Stelle, sondern eine Art Stabfunktion.
Aufgaben einer Hygienefachkraft
Hygienefachkräfte besichtigen alle Stationen und überwachen die gesamte Krankenhaushygiene, wobei sie bei Missständen und Mängeln Gesamtverantwortliche unterrichten und fallspezifische Lösungswege vorschlagen. Ferner ist das Erstellen von Infektions- und Resistenzstatistiken ein Thema von Hygienefachkräften. Sie schulen außerdem Mitarbeiter/innen der Pflege nach Richtlinie und erstellen Arbeitsanweisungen. Bei Bedarf sind sie außerdem die idealen Ansprechpartner/innen für Gesundheitsbehörden und andere staatliche Einrichtungen.
Aufgaben von Hygienebeauftragten
Hygienebeauftragte mit abgeschlossenen Weiterbildungen arbeiten in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen und beraten deren Leitung, weshalb ihre Position als Stabstelle gilt. Sie konzipieren Hygienemanagement-Systeme und überwachen deren Einhaltung, planen und dokumentieren Hygienemaßnahmen, initiieren und planen interne Audits und organisieren deren Durchführung, häufig in Zusammenarbeit mit einem/-r Qualitätsmanager/in. Sie überwachen ferner die Einhaltung von Hygienestandards nach Vorgaben des Robert-Koch-Instituts bei der Krankenhaushygiene und Prävention von Infektionen.
Darüber hinaus bilden sie sich und die Mitarbeiter/innen ihrer Einrichtung stets in mikrobiologischen Grundlagen, Personalhygiene, Umgang mit Arzneimitteln, Injektionen und vielen anderen Informationen im Hygiene-Bereich fort. Hier kommt es auf die aktuellen Richtlinien an und auch zu überlegen, wie die Menschen diese Maßnahmen umsetzen können.
Hygienefachkraft – Einsatzorte
Hygienefachkräfte in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen arbeiten direkt mit ihren Gesamtverantwortlichen zusammen, also den Direktoren, Krankenhaushygienikern und hygienebeauftragten Ärzten/-innen. Sie arbeiten jedoch nicht nur in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, sondern auch andere Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens stehen zum Angebot für eine Stelle: Denn in Allgemeinarztpraxen, medizinischen Behandlungszentren und vor allem Gesundheitsämtern kann die Arbeit einer Hygienefachkraft von großer Bedeutung sein. Da das Aufgabenspektrum einer Hygienefachkraft von der Hygieneüberwachung über die Infektionsprävention bis hin zu Mitarbeiterschulungen reicht, bieten sich ihnen vielfältige Karrierechancen durch die Weiterbildung Hygienefachkraft.
Passende Stellen für Hygienefachkräfte
Wer derzeit noch auf der Suche nach einem passenden Stellenangebot für Pflegekräfte ist, findet bei Medi-Karriere eine große Auswahl, zum Beispiel Jobs als Hygienefachkraft, Krankenpfleger/innen-Jobs, Altenpfleger/innen-Jobs oder Kinderkrankenpfleger/innen-Jobs.
1. Weiterbildung zur staatlich anerkannten Hygienefachkraft, www.gesundheitsamt-bw.de (Abrufdatum: 23.06.2021)
2. www.die-vhd.de/weiterbildung/ (Abrufdatum: 21.06.2021)
3. www.caritas-akademie-koeln.de/hygiene_fk.php (Abrufdatum: 25.06.2021)
4. Weiterbildung Hygienefachkraft, www.stzgd.de (Abrufdatum: 23.06.2021)
5. Weiterbildung zur Hygienefachkraft (720 Stunden), www.institutschwarzkopf.de (Abrufdatum: 22.06.2021)