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Die Gerontopsychiatrie beschäftigt sich mit psychischen Störungen, die besonders in einem höheren Lebensalter auftreten. Der folgende Artikel erklärt, was Gerontopsychiatrie eigentlich ist und erläutert die gerontopsychiatrische Versorgung sowie typische Erkrankungen der Betroffenen.
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Gerontopsychiatrie – Definition
Als Teilgebiet der Psychiatrie beschäftigt sich die Gerontopsychiatrie mit der Diagnostik und Therapie von psychischen Erkrankungen bei älteren Menschen. Dabei ist das Ziel der Behandlung und unterstützenden Maßnahmen eine möglichst langanhaltende und gute Lebensqualität zu erreichen, wobei persönliche Ressourcen gestärkt und soziale Strukturen gefördert werden.
Gerontopsychiatrie – Zielgruppe
Ältere Menschen in gerontopsychiatrischer Behandlung haben meist das 65. Lebensjahr überschritten. Häufig sind sie aufgrund ihrer vorrangig psychischen beziehungsweise psychiatrischen Erkrankungen nicht oder nur eingeschränkt zur eigenständigen Versorgung fähig. Durch eine fachgerechte Behandlung können sie hierin unterstützt werden mit dem Ziel, geeignete Ressourcen zu finden und soziale Netze auf- und auszubauen, was im Idealfall zur Entlassung in das häusliche Umfeld führt.
Gerontopsychiatrie – Krankheitsbilder
Wenngleich die meisten Krankheitsbilder in allen Altersstufen anzutreffen sind, gibt es eine Häufung bei Patienten/-innen der Gerontopsychiatrie. Die folgenden Abschnitte zeigen die Erkrankungen, die besonders oft in diesem Bereich auftreten.
Demenz
Gemeinsam mit Depressionen machen die Demenzen etwa drei Viertel der Krankheitsfälle im Bereich der Gerontopsychiatrie aus. Es handelt sich hierbei um Abbauprozesse des Gehirns, die zu einem Verlust der bestehenden Fähigkeiten führen. Sie äußern sich unter anderem in Vergesslichkeit, Verlust der Alltagskompetenz, Orientierungslosigkeit und Anpassungsstörungen und werden oft von Depressionen begleitet.
Demenzen treten sowohl durch Proteinablagerungen im Gehirn auf (Alzheimer-Erkrankung), als auch infolge von Durchblutungsstörungen des Gehirns (vaskuläre Demenz) oder auf dem Boden körperlicher Erkrankungen wie Herzschwäche.
Delir
Bei einem Delir handelt es sich um eine akute Störung der Wahrnehmung oder des Bewusstseins. Ausgelöst wird es häufig durch Erkrankungen, Operationen oder die Wirkung von Medikamenten. Ein Delir kann sowohl mit großer Aufregung und Aggressivität als auch mit einer Verlangsamung und Stille einher gehen, daher sollten Risikopatienten/-innen beim Verdacht auf ein Delir genau beobachtet und die Symptome gegebenenfalls mit Scores abgeglichen werden.
Fixierung
Die mechanische oder medikamentöse Fixierung ist eine Notfallmaßnahme zur Abwehr einer Eigen- und Fremdgefährdung und sollte nur zum Einsatz kommen, wenn es keine Alternative mehr gibt. In jedem Fall ist eine Genehmigung dieser freiheitsentziehenden Maßnahmen durch das Amtsgericht einzuholen. Bei unberechtigter Anwendung freiheitsberaubender Maßnahmen können Geldstrafen oder Gefängnisstrafen drohen.
Depression
Depressionen im Alter sind häufige Erkrankungen und äußern sich durch Antriebslosigkeit, sozialen Rückzug, (meist grundlose) Niedergeschlagenheit, Müdigkeit bei Ein- und Durchschlafstörung und Verlangsamung. Auch die allgemeine Mobilität, die Nahrungsaufnahme und das Immunsystem leiden häufig bei Depressionen. Im Vollbild der Erkrankung sind Betroffene oft nicht mehr in der Lage, den Tag zu strukturieren und die eigenen Angelegenheiten zu regeln. Unbehandelt kann eine Depression zu Suizidgedanken führen.
Suchterkrankungen
Suchterkrankungen werden im Alter gerne übersehen oder nicht als relevantes Problem wahrgenommen. Dabei wirken sich vor allem Alkoholkonsum und Medikamentensucht (zum Beispiel nach einem Schlafmittel) auf viele wichtige Organe aus und können so zur Entstehung von psychiatrischen Erkrankungen und Deliren beitragen.
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Gerontopsychiatrie – Behandlung
Je nach Bedarf und lokalem Versorgungsangebot bestehen ambulante sowie stationäre Behandlungsangebote in Einrichtungen mit Spezialisierung auf die Gerontopsychiatrie. Hier liegt der Fokus auf den psychiatrischen Erkrankungen. Allerdings ist wegen der häufig vorliegenden Multimorbidität ein ganzheitlicher bio-psycho-sozialen Behandlungsansatz sinnvoll.
Für den Erhalt oder gar eine Verbesserung der körperlichen und geistigen Fähigkeiten ist eine genaue Diagnosestellung essenziell. Meist wird diese initial durch eine ärztliche Einweisung in die stationäre Behandlung eingeleitet. Hiernach kann dann der weitere Versorgungsbedarf geklärt werden. In jedem Fall sind soziale Netzwerke ein wichtiger Baustein der Therapie und daher mit einzubeziehen.
Ambulante Behandlung
Die ambulante Behandlung kann sowohl in einer Einrichtung als auch durch Hausbesuch erfolgen und wird von vielen Fach- und Beratungsdiensten sowie gerontopsychiatrischen Institutsambulanzen angeboten. Dabei umfasst sie sowohl diagnostische als auch therapeutische Aufgaben.
Teilstationäre Behandlung
Eine teilstationäre Behandlung findet meist in der Tagesklinik statt. Hier können die Betroffenen viele Stunden am Tag verbringen und erhalten eine Behandlung entsprechend des Behandlungsplans. Nachts kehren sie dann zu den pflegenden Angehörigen zurück.
Stationäre Behandlung
Eine stationäre Aufnahme wird meist erforderlich, wenn es zu einer akuten Eskalation auf dem Boden einer bestehenden gerontopsychiatrischen Erkrankung gekommen ist. Häufig liegt in diesen Fällen eine demenzielle Entwicklung vor, die im häuslichen Umfeld noch kompensiert werden kann und dann durch eine akute Infektion, einen Flüssigkeitsmangel oder eine anders geartete Erkrankung in ein akutes Delir übergeht.
Die stationäre gerontopsychiatrische Behandlung dient der Stabilisierung der Grundsituation zwecks Entlassung nach Hause, sofern dies durch eine Anpassung der Therapie und des Umfeldes möglich ist. Daher ist eine wohnortnahe Aufnahme sinnvoll, bei der die Angehörigen und das weitere soziale Umfeld der Betroffenen mit einbezogen werden können.
Gerontopsychiatrie – Hilfreiche Prophylaxe
Viele Erkrankungen aus dem Bereich der Gerontopsychiatrie werden durch eine ungünstige physische Ausgangssituation aggraviert oder überhaupt erst ausgelöst. Daher sollten, soweit möglich, prophylaktische Maßnahmen insbesondere bei bekannten Risikofaktoren ergriffen werden.
Im Sommer muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, ausgeglichene Blutsalze und eine stabile Blutdrucksituation geachtet werden. Häufig ist hierzu eine vorübergehende Anpassung der Medikamente erforderlich. Andernfalls kann die Durchblutung des Gehirns verschlechtert werden, zudem besteht ein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen, was insbesondere bei Herzschwäche fatal ist.
Weiterhin empfiehlt sich körperliches Training oder wenigstens regelmäßige Bewegung an der frischen Luft, was auch dem Erhalt der Mobilität dient und den Kontakt zum sozialen Umfeld erleichtert.
Da die Kombination von Bewegung und Information besonders ausgeprägte Vernetzungen im Gehirn schafft, kann das Erlernen einer neuen Sportart oder Fertigkeit wie Tanzen dazu beitragen, Körper und Geist fit zu halten.
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Häufige Fragen
- Was verdient eine Fachkraft für Gerontopsychiatrie?
- Was macht eine Fachkraft für Gerontopsychiatrie?
- Was ist der Unterschied zwischen Geriatrie und Gerontopsychiatrie?
- Warum ist Gerontopsychiatrie wichtig?
Das monatliche Bruttogehalt einer Fachkraft für Gerontopsychiatrie liegt in Deutschland knapp über 3.000 Euro.
Eine Fachkraft für Gerontopsychiatrie versorgt Betroffene mit psychiatrischen Erkrankungen des höheren Lebensalters wahlweise im stationären, teilstationären oder ambulanten Setting. Dabei versucht sie durch eine optimale Therapie der Erkrankungen, die Lebensqualität bestmöglich zu unterstützen und die Gesundheit der Erkrankten möglichst lange zu erhalten.
Die Geriatrie beschäftigt sich allgemein mit Erkrankungen des alternden Menschen, während in der Gerontopsychiatrie als Teilgebiet der Psychiatrie eher der Fokus auf psychiatrische Krankheitsbilder dieser älteren Menschen ruht.
Gerade vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und des Strukturwandels weg von der Großfamilie zu isoliert lebenden Kleinfamilien treten gerontopsychiatrische Krankheitsbilder immer häufiger auf. Dabei ist es essenziell, dass Betroffene Unterstützung und Pflege durch Fachpersonal erhalten, damit ihre Lebensqualität möglichst gut und lange erhalten bleiben kann.
- Psychiatrie im Alter, https://www.betanet.de/... (Abrufdatum: 08.10.2023)