Als Motopäde/-in arbeitet man mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die motorische Probleme haben. Dabei greifen die Spezialistinnen und Spezialisten auf einen psychomotorischen Ansatz zurück. Dieser geht davon aus, dass Körper und Psyche eine feste Einheit bilden und psychische Probleme daher zu Bewegungs- und Wahrnehmungseinschränkungen führen können.
Bei der Motopädie handelt es sich um ein relativ neues Verfahren. Die Motopädie wurde in den 1950er-Jahren von dem deutschen Sportpädagogen Ernst J. Kiphard gemeinsam mit zwei Kinderpsychiatern entwickelt. Die ersten Motopäden/-innen wurden 1977 ausgebildet. Um den Beruf des/-r Motopäden/-in ausüben zu können, muss man ein Interesse an verschiedenen Therapieverfahren zeigen und über viel Einfühlungsvermögen verfügen. Wir liefern Infos zu Ausbildung, Berufsbild, Perspektiven und Gehalt.
Was macht ein/e Motopäde/-in?
Motopäden/-innen unterstützen und begleiten als Fachkräfte für psychomotorische Körper- und Bewegungsarbeit Menschen jeden Alters bei der Entwicklung ihrer sensomotorischen, sozial-emotionalen und kognitiven Kompetenzen. Bei vorhandenen Einschränkungen oder (drohenden) Behinderungen führen sie also Übungen mit Menschen durch, die an Leistungs-, Wahrnehmungs- und Bewegungsstörungen leiden, wie z.B. dem Verlust der Hand- und Fingergeschicklichkeit.
Oftmals sind es Kinder, Jugendliche und ältere Menschen, die motorische Probleme haben. Bei der Diagnose und der Behandlung verfolgen Motopäden/-innen das Konzept der Psychomotorik. Dieses umfasst einen ganzheitlichen Ansatz, laut dem Körper und Psyche eine untrennbare Einheit bilden. Die Motopädie geht davon aus, dass motorischen Störungen psychische Probleme zugrunde liegen können.
Die Tätigkeit des/-r Motopäden/-in beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Durchführen von Übungen. Die von den Schützlingen erreichten Ziele müssen sorgfältig dokumentiert werden. Motopäden/-innen tauschen sich zudem untereinander aus, um optimale Behandlungsansätze zu finden. Außerdem müssen sie ihre Patienten/-innen auch nach der Therapie begleiten und deren Angehörige beraten.
Motopäde/-in – Ausbildung
Bei der Ausbildung als Motopäde/-in handelt es sich um einen schulische Ausbildung bzw. Weiterbildung. Allerdings ist die Ausbildung nicht bundeseinheitlich geregelt. Der Bundesverband der Ausbildungsstätten für staatlich anerkannte Motopädinnen/Motopäden BAM e.V. strebt eine Vereinheitlichung der Ausbildung an.
Zugangsvoraussetzungen
Je nach Ausbildungsanbieter müssen Interessiert an der Ausbildung als Motopäde/-in verschiedenen Voraussetzungen erfüllen. Viele setzen eine Ausbildung im gesundheitlichen oder sozialen bzw. pädagogischen Bereich und/oder Berufspraxis voraus. Es empfiehlt sich in diesem Fall ein genauer Vergleich über die entsprechendenen Online-Portale der Anbieter und im Zweifel eine Kontaktaufnahme telefonisch oder per E-Mail.
Die Weiterbildungen zum/-r Motopäden/-in wenden sich also speziell an Personen folgender Berufsgruppen:
- Erzieher/innen, Erzieherhelfer/innen, Sozialpädagogische Assistenten/-innen
- Sozialassistenten/-innen, Alltagsbegleiter/innen
- Sportlehrer/innen, Sportanleiter/innen
- Personaltrainer/innen, Psychologische Berater/innen und Heilpraktiker/innen für Psychotherapie
- Heilpädagogen/-innen, Heilerzieher/innen, Heilerziehungspfleger/innen und -helfer/innen
- Ergotherapeuten/-innen, Physiotherapeuten/-innen
Als Motopäde/-in sollte man Freude an der Arbeit mit Menschen haben und sich gut in andere hineinversetzen können. Geduld, Belastbarkeit und Kommunikationsgeschick gehören ebenfalls zu den Eigenschaften, die für diesen Beruf unabdingbar sind. Motopäden/-innen müssen über eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe verfügen und auch körperlich fit sein.
Ausbildungsform und Ausbildungsaufbau
Bei der Ausbildung zum/-r Motopäden/-in handelt es sich um eine schulische Ausbildung. Das heißt, dass Auszubildende hauptsächlich in der Schule lernen und begleitend in entsprechenden Praktika den Berufsalltag entdecken. Die Ausbildung erfolgt in der Regel meist blockweise oder an Wochenenden.
Ausbildungsinhalte
Die Ausbildung des/-r Motopäden/-in gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Im praktischen Teil setzen sich Auszubildende mit den Hintergründen der Motopädie auseinander. Sie erfahren, wie es zu körperlicher Bewegung kommt und welche Therapiemethoden für Menschen infrage kommen, die an motorischen Störungen leiden. Eine zentrale Rolle spielt das Konzept der Psychomotorik.
Außerdem umfasst der Ausbildungsplan neben sozialen und pädagogischen Inhalten auch Fächer wie Deutsch, Fremdsprachen und Politik.
Fachrichtungsbezogene Lerninhalte:
- Grundlagen der Motopädie (Sensomotorik, Psychomotorik, Soziomotorik, Rhythmik, Entspannung)
- Motodiagnostik
- Motopädische Konzepte und Arbeitsweisen (Didaktik/Methodik, Sonderpädagogik, Psychologie)
In Berufspraktika lernen Auszubildende ihren neuen Beruf von seiner praktischen Seite kennen. Die angehenden Motopäden/-innen schauen bereits ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen bei der Arbeit über die Schulter und sammeln somit erste Erfahrungen.
Ausbildungsdauer
Die Dauer der Ausbildung für Motopäden/-innen ist abhängig von der gewählten Form. Teilweise gibt es Wahlmöglichkeiten, teilweise wird sie aber nur in Teilzeit angeboten. In Vollzeit dauert die Ausbildung ein Jahr, in Teilzeit zwei Jahre. Sie umfasst mindestens 1.200 Unterrichtsstunden.
Ausbildungsorte
Derzeit ist die Ausbildung zum Motopäden und zur Motopädin an staatlich genehmigten und anerkannten Fachschulen in mehreren Bundesländern möglich. Dies gibt es zum Beispiel in Dortmund, Unna, Düsseldorf, Hamm, Herford und Köln.
Ausbildungsabschluss
Die staatliche Abschlussprüfung für Motopäden/-innen umfasst einen schriftlichen ebenso wie einen mündlichen Teil. An einigen Schulen muss zudem eine praktische Prüfung abgelegt werden.
Nach einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung zum/-r Motopäden/-in wird der Absolventin oder dem Absolventen die Berufsbezeichnung „Staatlich anerkannte/r Motopäde/-in“ zugesprochen.
Perspektiven nach der Ausbildung
Motopäden/-innen haben ausgezeichnete Zukunftschancen, zumal es sich bei der Motopädie um eine verhältnismäßig neue und vielversprechende Methode handelt. Absolventinnen und Absolventen können in Motopädiepraxen arbeiten, doch auch psychotherapeutische Praxen sowie Zentren, die sich mit Heilpädagogik beschäftigen, suchen oftmals nach ausgebildeten Motopäden/-innen.
Darüber hinaus sind viele Motopäden/-innen in Pflegeheimen und speziellen Betreuungseinrichtungen sowie in Sportzentren tätig. Zudem können sie ihre Dienste auch privat anbieten.
Motopäde/-in – Gehalt in der Ausbildung
Da es sich um eine schulische Ausbildung handelt, verdienen Auszubildende während der Motopäden-Ausbildung kein Geld. Wer sich jedoch in Teilzeit ausbilden lässt, kann nebenbei in einem anderen Job Geld verdienen.
Es besteht die Möglichkeit, während der Ausbildung auf finanzielle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auszubildende können Förderungen beantragen, beispielsweise BAföG. Dabei hängt die Höhe der Förderung vom Einkommen der Eltern sowie von der jeweiligen Wohnsituation ab.
Motopäde/-in – Gehalt im weiteren Berufsleben
Das Gehalt der Motopäden/-innen und ist von Arbeitgeber und Pensum abhängig. Außerdem spielen Größe und Status des Arbeitgebers ebenfalls eine Rolle. Typisch ist ein Einstiegsgehalt von rund 1.500 Euro pro Monat. Im öffentlichen Dienst beträgt das Einstiegsgehalt jedoch mehr – rund 2.200 Euro. Wer ein Studium absolviert, kann sein Gehalt als Motopäde/-in steigern. Mit steigender Berufserfahrung können Motopäden/-innen auf ein Monatsgehalt von bis zu 3.500 Euro kommen.
Motopäde/-in – Aufgaben im Arbeitsalltag
Der Arbeitsalltag des/-r Motopäde/-in ist abwechslungsreich und umfasst zahlreiche Aufgaben. Motopäden/-innen und betreuen und begleiten Menschen verschiedener Altersgruppen mit Bewegungs- und Wahrnehmungseinschränkungen.
Motodiagnostik und Anamnese
Um überhaupt einen Behandlungsplan erstellen zu können, müssen sich Motopäden/-innen zuerst einen Überblick über die Situation des/-r Patienten/-in verschaffen und eine Motodiagnostik durchführen. Bei dieser handelt es sich um ein Verfahren zur Messung des motorischen Entwicklungsstandes unter standardisierten Bedingungen. Dank der Motodiagnostik lässt sich unter anderem feststellen, ob Schädigungen am Gehirn vorliegen. Außerdem wird eine Anamnese erhoben, die Auskunft über die Beschwerden des/-r Patienten/-in gibt. Anhand dieser Angaben lässt sich ein individueller Behandlungsplan ausarbeiten.
Individuelle Behandlungspläne
Für jede/n Patienten/-in muss ein eigener Behandlungsplan erstellt werden. Dieser kann Übungen aus den unterschiedlichsten Bereichen enthalten. Zu den wichtigsten Zielen der Motopädie zählen die Verbesserung der Koordination, die Erhöhung der Körperwahrnehmung sowie die Stärkung der Muskeln. Darüber hinaus erhalten Patienten/-innen auch einen speziellen Plan mit Übungen, die sie zu Hause absolvieren können. Bei der Arbeit mit Kindern müssen die Eltern mit einbezogen werden.
Entwicklungsberichte und Gutachten
Zum Arbeitsalltag der Motopäden/-innen gehört das Erstellen von Entwicklungsberichten. Zu jeder betreuten Person müssen detaillierte Angaben gemacht werden. Dies hilft nicht nur den Therapeuten/-innen selbst, um besonders erfolgreiche Behandlungsansätze identifizieren zu können, sondern kann auch für die Zukunft der Patienten/-innen sehr wichtig sein – beispielsweise bei einer Verschlechterung oder Verbesserung des Zustandes oder bei einem Umzug in eine andere Stadt oder ins Ausland.
Weitere Aufgaben
Zu den Aufgaben von Motopäden/-innen gehören auch die Begleitung sowie die Beratung von Angehörigen, Lehrern/-innen und Erziehern/-innen. Damit ist es jedoch noch längst nicht getan. Motopäden/-innen müssen auch Verwaltungsaufgaben übernehmen und sich fortlaufend über neue Test- und Therapieverfahren auf dem Laufenden halten.
Motopäde/-in – Arbeitszeiten
Motopäden/-innen müssen mit atypischen Arbeitszeiten rechnen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn eine Person in mehreren Einrichtungen tätig ist. Je nach Arbeitgeber sind auch Wochenendarbeit oder Schichtdienst möglich. Wer auch privat mit Klienten/-innen arbeitet, kann sich seine Arbeitszeit selbst gestalten.
Motopäde/-in – Wo kann gearbeitet werden?
Der Stellenmarkt für Motopäden/-innen bietet Möglichkeiten in vielen verschiedenen Einrichtungen des Gesundheits- und Bildungswesens. Dazu gehören unter anderem Krankenhäuser, Arztpraxen und Betreuungsstätten. In Krankenhäusern sind Motopäden/-innen vor allem auf psychiatrischen, pädiatrischen und psychosomatischen Stationen zu finden. Viele Motopäden/-innen-Stellen finden sich in Pflegeheimen oder in Betreuungseinrichtungen für Menschen mit Behinderung. Auch in Förderschulen und Behindertensportvereinen gehen sie ihrer Tätigkeit nach.
Die eigentliche Arbeit findet in der Regel in Therapieräumen oder Patientenzimmern statt. Wenn ein/e Motopäde/-in in einer Sporteinrichtung arbeitet, kann sich die Tätigkeit bisweilen auch in eine Turn- oder Sporthalle verlagern. Gelegentlich arbeiten sie auch an der freien Luft.
Motopäde/in Stellenangebote
Motopäde/-in – Weiterbildungsmöglichkeiten
In der Regel wird bei Motopäden/-innen zwischen Anpassungs- und Aufstiegsweiterbildung unterschieden. Bei Ersterer nehmen ausgebildete Motopäden/-innen an Kursen und Seminaren teil, um stets auf dem Laufenden zu bleiben und neue Themenbereiche zu entdecken. Anpassungsweiterbildungen gibt es mit den folgenden Schwerpunkten:
- Yoga
- Logopädie
- Emotionsmanagement
- Körpertherapie
- Qualifikation zum/-r Facherzieher/in
Wer seine Karrierechancen zusätzlich ankurbeln möchte, entschließt sich für eine Aufstiegsweiterbildung. Das geht zum Beispiel über ein Studium in einem ähnlichen Themenbereich. Beliebte Studiengänge sind Motologie, Heilpädagogik, Erziehungswissenschaft, Psychologie und Soziale Arbeit. Teilweise gibt es auch schon die Möglichkeit, Motologie zu studieren. Das geht z.B. über den Studiengang „Motologie und Psychomotorik“ an der Philipps-Universität Marburg mit dem Abschluss „Master of Arts (M.A.)“
Anpassungsweiterbildungen | Aufstiegsweiterbildungen/Studium |
Yoga | Motologie |
Logopädie | Heilpädagogik |
Emotionsmanagement | Erziehungswissenschaften |
Körpertherapie | Psychologie |
Facherzieher/in | Soziale Arbeit |
Stellenangebote für Motopäden/-innen finden
Wer nach den passenden Stellen sucht, kann sich auf dem Stellenportal von Medi-Karriere umsehen. Hier geht es direkt zu unserer Suche mit zahlreichen Motopäden-Stellen.
Häufige Fragen
- Was ist ein/e Motopäde/-in?
- Wie viel verdient man als Motopäde/-in?
- Was muss man als Motopäde/-in wissen?
- Was schreibe ich in einer Bewerbung für eine Stelle als Motopäde/-in?
- Wie lange dauert die Ausbildung zum/-r Motopäde/-in?
- Was kann man nach der Motopäde/-in Ausbildung machen?
- Wie läuft die Motopäde/-in Ausbildung ab?
Ein/e Motopäde/-in betreut Personen mit Leistungs-, Wahrnehmungs- oder Bewegungsstörungen. Dabei kann es sich um Kinder, Jugendliche, Erwachsene sowie ältere Menschen handeln. Motopäden/-innen wenden das Konzept der Psychomotorik an, erstellen Behandlungspläne und helfen Menschen mit ihren motorischen Problemen mit verschiedenen Übungen.
Wie viel man als Motopäde/-in konkret verdient, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel der Einrichtung, der Berufserfahrung, dem Bundesland und dem Geschlecht. Zum Berufseinstieg können Motopäden/-innen mit etwa mit 1.500 Euro bis 2.200 Euro rechnen. Mit steigender Berufserfahrung ist ein Gehalt von 3.000 Euro bis 3.500 Euro möglich.
Als Motopäde/-in kennt man sich mit der Motorik des menschlichen Körpers, verschiedenen Krankheitsbildern und Störungen sowie den entsprechenden Therapiemethoden und insbesondere dem Konzept der Psychomotorik aus. Weiterhin sind pädagogische Kenntnisse von hoher Relevanz in diesem Beruf.
Eine Bewerbung als Motopäde/-in besteht aus einem Anschreiben, einem Lebenslauf und den relevanten Zeugnissen und Zertifikaten, die man im Laufe der schulischen und beruflichen Bildung erworben hat. Dabei sollten Bewerber/innen auf einen übersichtlichen und strukturierten Lebenslauf achten und im Anschreiben ihre Motivation und beruflichen Erfahrungen beschreiben.
Die Ausbildung dauert je nach Ausbildungsart ein bis drei Jahre. Die einjährige Ausbildung an der Fachhochschule ist insbesondere für Azubis geeignet, die bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen haben. In Teilzeit beträgt die Dauer dieser Ausbildung zwei Jahre.
Als Motopäde/-in kann man in verschiedenen Einrichtungen arbeiten. Dazu gehören zum Beispiel Krankenhäuser, Arztpraxen, Pflegeheime, Betreuungseinrichtungen für Menschen mit Behinderung oder auch Förderschulen.
Die dreijährige Ausbildung als Motopäde/-in findet hauptsächlich an der Berufsfachschule statt. Angehende Motopäden/-innen lernen also in der Schule die theoretischen Kenntnisse und die Praxis in entsprechenden Praktika kennen.