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Das Rektum, lateinisch Intestinum rectum, dessen Bezeichnung auch Enddarm oder Mastdarm ist, ist der letzte Abschnitt des Dickdarmes und führt über den Analkanal und den Anus nach außen. Dessen Funktion liegt dabei in der temporären Speicherung des Stuhls sowie der zeitlich gesteuerten Stuhlentleerung. Im folgenden Artikel Wissenswertes zum Rektum, dessen Anatomie und Aufbau beim Menschen sowie Funktionen und häufigen Erkrankungen.
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Rektum – Definition
Der aus dem Lateinischen eingedeutschte Begriff Rektum, auch Enddarm oder Mastdarm genannt, ist der letzte, dem Name entsprechend „gerade“ (rectus = gerade) Teil des Dickdarms und stellt somit den letzten Abschnitt des Verdauungssystems dar. Der Mastdarm, der auf das Colon Sigmoideum (Sigma/ s-förmig verlaufendes Kolon) als letzten Teilabschnitt des Colons folgt, ist ungefähr zwölf bis 18 cm lang und beginnt etwa auf Höhe des dritten Kreuzbeinwirbels im sogenannten kleinen Becken.
Das Rektum führt hierbei über den Analkanal und den Anus als untere Öffnung des Verdauungstrakts nach außen. Die untersten vier Zentimeter werden dabei bereits dem Analkanal, der von der Analschleimhaut ausgekleidet ist, zugerechnet. Rektum und Analkanal bilden gemeinsam das sogenannte Kontinenzorgan.
Rektum – Anatomie und Aufbau
Das Rektum befindet sich im sogenannten kleinen Becken zwischen der Harnblase (beim Mann zusätzlich der Prostata, bei der Frau zusätzlich der Gebärmutter und Vagina) und dem Kreuzbein (Os sacrum) und ist etwa zwölf bis 18 Zentimeter lang. Dieser Darmabschnitt verbindet dabei das Colon Sigmoideum mit dem After und lässt sich in drei Abschnitte unterteilen:
- oberes Drittel: intraperitoneale Lage (= innerhalb der Bauchfellhöhle gelegen)
- mittleres Drittel: retroperitoneale Lage (= außerhalb der Bauchfellhöhle gelegen)
- unteres Drittel: extraperitoneale Lage (= hinter dem Bauchfell gelegen)
Der Mastdarm verläuft dabei in zwei Krümmungen (Flexuren) nach anal, sprich in Richtung des Anus: in einer dorsalen Krümmung, das heißt nach hinten in Richtung der Wirbelsäule (Flexura sacralis) sowie in einer ventralen Krümmung (Flexura perinealis), nach vorne gekrümmt.
Durch die zwei Flexuren entstehen dabei auf der Schleimhaut drei Querfalten (Plica transversae recti). Die mittlere Schleimhautfalte ist am stärksten ausgebildet und befindet sich ungefähr sechs bis acht Zentimeter oberhalb des Afters bei Männern auf Höhe der Prostata. Sie wird Kohlrausch-Falte genannt und kann bei einer klinischen Untersuchung mit dem Finger (digital rektale Untersuchung) getastet werden, wodurch sich auch Tumore im Bereich unterhalb der Kohlrauch-Falte tasten lassen.
Die Kohlrauch-Falte markiert den Beginn der Ampulle des Rektums (Ampulla recti), die einen besonders erweiterungsfähigen Darmabschnitt darstellt und Speicher für den Kot ist. Normalerweise ist die Ampulle dabei leer. Bei Füllung mit Stuhl dehnt sich diese und der Stuhldrang wird ausgelöst.
Die Ampulla recti geht in den drei bis vier Zentimeter langen Analkanal mit seinem Schließapparat (innerer und äußerer Schließmuskel) über, der den Verschluss des Rektums und somit die Kontinenz gewährleistet. Der Anus entspricht abschließend der unteren Öffnung des Verdauungstrakts.
Gefäßversorgung und Innervation
Die arterielle Gefäßversorgung des Rektums erfolgt aus den folgenden drei Gefäßen:
- Arteria rectalis superior (obere Rektumsarterie): Die Arteria rectalis superior geht aus der unteren Mesenteraliarterie (Arteria mesenterica inferior) hervor und ist Hauptversorgungsgefäß des Rektums
- Arteria rectalis media (mittlere Rektumsarterie): Diese entspringt aus der Arteria iliaca interna
- Arteria rectalis inferior (untere Rektumsarterie): Die Arteria rectalis inferior geht aus der Arteria pudenda interna hervor
Die Bezeichnung der venösen Gefäßversorgung des Mastdarms entspricht in aller Regel den Namen der begleitenden Arterien. Diese gleichnamigen Venen weisen unterschiedliche Abflüsse auf:
- die Vena rectalis superior (obere Rektumvene) mündet in die Pfortader (Vena portae)
- die Venae rectales mediae (mittlere Rektumvenen) und die Venae rectales inferiores (untere Rektumsvenen) münden über die Vena iliaca interna (innere Darmbeinvene) in die Vena cava inferior (untere Hohlvene)
Im Hinblick auf die Verbreitung von Metastasen über die Blutbahn (sogenannte hämatogene Streuung) bei Tumoren aus dem Rektum, kommt dem venösen Abflussgebiet eine wesentliche Bedeutung zu. Hier können Rückschlüsse unter anderem auf die Tumorlokalisation gezogen werden. Da die mittleren und unteren Rektalvenen nicht über die Pfortader in die Leber abfließen, gelangen rektal eingeführte Arzneimittel (meist in Form von Zäpfchen), unter Umgehung der Leber, direkt ins Blut.
Innervation des Rektums
Die Innervation des Rektums erfolgt über den Parasympathikus, genauer über die Nervi splanchnici pelvici (Becken-Eingeweidenerven) und den Plexus hypogastricus inferior sowie über den Sympathikus mit dem Plexus mesentericus inferior.
Besonderheiten
Morphologisch ist das Rektum dem restlichen Dickdarm ähnlich, verfügt allerdings nicht über kräftige Gewebestränge (Taenien) und die Ausbuchtungen der Dickdarmwand, die dem Dickdarm das typische segmentierte Aussehen verleihen (Haustren) sowie Appendices epiploicae, welche Fettanhängsel im Bereich der Taenien darstellen und Plica semilunares coli, Querfalten der Dickdarmwand, die halbmondförmig in das Lumen (den Hohlraum des hohlen Organs) vorspringen.
Zu den Besonderheiten des Rektums zählen weiterhin die bereits genannten drei konstanten Querfalten, von denen die mittlerste Querfalte die prominenteste ist:
- Plicae transversae recti superior
- Plicae transversae recti media (Kohlrausch-Falte)
- Plicae transversae recti inferior
Histologischer Aufbau
Die verschiedenen Abschnitte des Verdauungssystems haben einen gemeinsamen histologischen Grundaufbau. Diese gemeinsamen histologischen Schichten sind:
- Tunica mucosa (Schleimhaut): Mit Ausnahme der Speiseröhre und des Analkanals besitzen alle Abschnitte des Verdauungssystems ein einschichtiges hochprismatisches Zylinderepithel. Der Analkanal besitzt ein mehrschichtiges, unverhorntes Plattenepithel.
- Tela submucosa: Die Tela submucosa ist eine Gewebeschicht und befindet sich zwischen der Schleimhaut und der Muskelschicht (glatte Muskulatur). Sie besteht aus lockerem, kollagenem Bindegewebe und enthält Blut- und Lymphgefäße, Nerven und Nervengeflechte (Plexus submucosus) sowie stellenweise Drüsen für die Schleimhaut.
- Tunica muscularis: Die Tunica muscularis besteht aus glatter Muskulatur. Innen liegt eine Ringmuskelschicht (Stratum circulare) und außen eine Längsmuskelschicht (Stratum longitudinale) vor. Zwischen den beiden Muskelschichten sind Gefäße sowie Nervengeflechte des enterischen Nervensystems (Plexus myentericus = Auerbach-Plexus) vorhanden.
- Tunica serosa (bei intraperitoneal gelegenen Organen) bzw. Tunica adventitia (bei extra- und retroperitonealen Organen). Beim Rektum besteht nur im Übergangsbereich zum Colon sigmoideum eine Tunica serosa.
Die Tunica serosa ist eine Gewebeschicht, die das Rektum nur im oberen Bereich auskleidet, da nur der obere Teil des Rektums intraperitoneal gelegen ist. Sie ist glänzend, durchsichtig und für eine gute Verschiebbarkeit von einem Flüssigkeitsfilm bedeckt.
Das mittlere und untere Drittel des Rektums weist eine retroperitoneale bzw. extraperitoneale Lage auf – hier ist die äußerste Schicht die Tunica adventita. Die Tunica adventitia ist eine Schicht aus lockerem kollagenem Bindegewebe, die das mittlere und untere Drittel des Rektums mit der Umgebung verankert und zudem versorgende Leitungsbahnen enthält.
Rektum – Funktion
Die Endstrecke des Dickdarms ist der Mastdarm oder auch Enddarm, der für die befristete und kontrollierte Speicherung des Stuhls, also die Kontinenz, verantwortlich ist und die gesteuerte Ausscheidung (Defäkation) ermöglicht. In der dehnbaren Ampulla recti als Reservoir kann der Darminhalt für 16 bis 20 Stunden gespeichert werden. Bis zur Stuhlentleerung bleibt der untere Teil der Ampulle verschlossen.
Füllt sich die Ampulle mit Stuhl wird der Stuhldrang ausgelöst, der auch willentlich unterdrückt werden kann. Das Rektum inklusive Analkanal dienen somit der Defäkation, welche willentlich und zeitlich gesteuert erfolgt.
Der Schließmuskelapparat im Analkanal (innerer und äußerer Schließmuskel) sorgt für die Kontinenz und gewährleistet den Verschluss des Rektums:
- Innerer Schließmuskel: Dieser besteht aus glatter Muskulatur und wird unwillkürlich gesteuert.
- Äußerer Schließmuskel: Der äußere Schließmuskel besteht aus quergestreifter Muskulatur und kann willentlich gesteuert werden.
Zudem sind noch weitere Muskeln für die Kontinenz entscheidend, darunter zum Beispiel die Muskeln des Beckenbodens.
Rektum – Erkrankungen
Es gibt verschiedene Erkrankungen des Mastdarms, die klinisch relevant sind. Folgende beispielhafte Erkrankungen können hierbei unter anderem genannt werden:
- Entzündungen der Darmwand des Rektums (Proktotis)
- Traumatische Verletzungen (zum Beispiel durch einen rektalen Fremdkörper)
- Hämorrhoidalleiden
- Periproktitischer Abszess: eine eitrige Gewebseinschmelzung in der Analregion
- (Ano)Rektale Fisteln: eine Fistel, die vom Rektum ausgeht und in eine andere Körperregion mündet
- Rektumprolaps: Vorstülpung des Rektums aus der Analöffnung nach der Defäkation durch Schwäche des Beckenbodens
- Rektumpolypen (Geschwülste)
- Tumorerkrankungen (Rektumkarzinom)
- Thieme, Mastdarm und Analkanal, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 31.01.2023)
- Amboss, Rektum und Analkanal, https://www.amboss.com/... (Abrufdatum: 31.01.2023)
- Pschyrembel, Rektum, https://www.pschyrembel.de/... (Abrufdatum: 31.01.2023)