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Im kleinen Becken der Frau liegt die Gebärmutter, der Uterus. Ihre Aufgabe besteht in der Schaffung von optimalen Bedingungen zur Aufnahme einer befruchteten Eizelle und Austragung einer Schwangerschaft. An deren Ende erzeugt die Muskelschicht der Gebärmutter die Wehen, durch die das Kind bei der Geburt auf die Welt gebracht wird. Die Gebärmutter erfährt in jedem Zyklus und während der Schwangerschaft deutliche Strukturveränderungen.
Wie genau diese aussehen und was es sonst noch zu Anatomie, Funktionen und Erkrankungen der Gebärmutter zu wissen gibt, steht im nachfolgenden Artikel.
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Gebärmutter – Definition
Die Gebärmutter ist ein birnenförmiges Organ im kleinen Becken der Frau, welches über die Eileiter (Tubae uterinae) Eizellen aus den Eierstöcken, den Ovarien, empfängt. Bei Einnistung einer befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut entsteht eine Schwangerschaft. Der Embryo, der ab der neunten Woche nach der Befruchtung als Fötus oder Fetus bezeichnet wird, entwickelt zu seiner Ernährung eine Plazenta, den Mutterkuchen, mit welcher er Kontakt zu den mütterlichen Blutgefäßen der Gebärmutterschleimhaut herstellt.
Die optimale Anpassung der Gebärmutterschleimhaut an den aktuellen Zeitpunkt des Zyklus wird durch den Hormoneinfluss von Eierstöcken und der Hirnanhangsdrüse, der Hypophyse, gesteuert.
Gebärmutter – Anatomie und Lage
Mit einer Länge von etwa zehn Zentimetern, einer Breite von fünf Zentimetern und einer Dicke von drei Zentimetern ist die Gebärmutter ungefähr so groß wie die Faust der zugehörigen Frau. Sie liegt im kleinen Becken und wird von mehreren Haltebändern fixiert, bleibt aber gleichzeitig mobil genug, um sich im Laufe einer Schwangerschaft aufzurichten und auf ein Vielfaches ihrer ursprünglichen Größe anzuwachsen. Sie setzt sich aus drei Teilbereichen zusammen, wobei der untere Bereich, die Cervix, in die Vagina hineinreicht.
Gebärmutterkörper (Corpus uteri)
Das Corpus uteri ist der größte Teil der Gebärmutter und bildet deren oberen Abschnitt. Es besteht aus dem Fundus, welcher zu den Seiten hin über die Eileiter mit den Eierstöcken in Kontakt steht, und der etwa sechs bis sieben Zentimeter großen Gebärmutterhöhle, Cavum oder Cavitas uteri, in welcher bei einer Schwangerschaft das Kind heranwächst. Der Corpusteil ist gegenüber den unteren Anteilen der Gebärmutter meist leicht nach vorne gekippt (Anteflexio uteri).
Gebärmutterenge (Isthmus uteri)
Zwischen Corpus uteri und dem Gebärmutterhals besteht eine etwa einen Zentimeter lange Verengung, der Isthmus uteri.
Gebärmutterhals (Cervix uteri)
Der Gebärmutterhals bildet den untersten Abschnitt der Gebärmutter und ragt in die Vagina hinein, wo er bei der gynäkologischen Untersuchung von außen teilweise zu sehen ist. Dabei ist er meist etwa rechtwinklig gegenüber der Vagina nach vorne abgekippt, was als Anteversio bezeichnet wird. Er beginnt vom Isthmus uteri kommend mit dem inneren Muttermund, der Portio supravaginalis, setzt sich dann in den etwa zwei bis drei Zentimeter langen Canalis cervicis, den Zervixkanal, fort und endet zur Vagina hin im äußeren Muttermund, der Portio vaginalis cervicis.
Dieser wird häufig untersucht, um das Voranschreiten einer Geburt zu beurteilen. Während des Zyklus der Frau ist er zumeist verschlossen und öffnet sich während der fruchtbaren Phase wenige Tage lang, um die Spermien in die Gebärmutter aufzunehmen.
Uterusfehlbildungen und Schwangerschaft
Wenn sich in der Embryonalphase die Gebärmutter aus den zwei sogenannten Müller-Gängen bildet, kann es passieren, dass die oberen Fundusanteile nicht richtig zusammenwachsen. Hierdurch gabelt sich die Gebärmutterhöhle nach oben hin auf, was als Uterus bicornis bezeichnet wird, oder es kann ein Bindegewebsseptum innerhalb der Gebärmutter entstehen.
In diesen Fällen ist das Eintreten einer Schwangerschaft zwar möglich, es kann jedoch durch ein zu geringes Platzangebot für den Embryo oder späteren Fötus zu Früh- oder Fehlgeburten kommen. Daher sollte bei gehäuften Komplikationen in der Frühschwangerschaft nach derartigen Auffälligkeiten gesucht und eine Schwangerschaft entsprechend besonders gründlich begleitet werden.
Gebärmutter – Wandaufbau
Neben den einzelnen Teilen einer Gebärmutter ist auch deren Wandaufbau anatomisch von Interesse. Die verschiedenen Schichten sorgen dafür, dass die Gebärmutter elastisch genug ist, sodass während der Schwangerschaft ein Kind in ihr heranwachsen kann und gleichzeitig mit Nährstoffen versorgt wird. Welche Schichten welche Aufgaben übernehmen und wie sie zueinander in Verbindung stehen, zeigen die folgenden Abschnitte.
Gebärmutterschleimhaut – Tunica mucosa
Die Gebärmutterschleimhaut, das Endometrium, setzt sich aus zwei Schichten zusammen. Die zum Cavum zeigende Innenschicht, das Stratum functionale, baut sich in der ersten Hälfte des weiblichen Zyklus unter dem Einfluss von Östrogen auf (Proliferationsphase) und produziert mit seinen Drüsenzellen, den Glandulae uterinae, zunehmend alkalisches Sekret zum Schutz vor Infektionen und für die optimale Vorbereitung auf die Einnistung einer Eizelle.
Nach dem Eisprung bildet der Gelbkörper, die ehemalige Hülle der Eizelle im Eierstock, Progesteron, das die Schleimhautreifung weiter vorantreibt. Bei erfolgreicher Einnistung wird die Progesteronproduktion aufrecht erhalten. Andernfalls sinkt der Hormonspiegel binnen zwei Wochen nach Eisprung ab, das Stratum functionale wird in Form der Menstruationsblutung abgestoßen und mit dem ersten Tag der Regelblutung beginnt ein neuer Zyklus.
Das Stratum functionale sitzt auf der etwa einen Millimeter dicken Basalschicht, dem Stratum basale, auf, welche nicht abgestoßen wird. Es folgt die bindegewebige Lamina propria, in der sich Spiralarterien befinden. Diese Blutgefäße passen ihre Kaliber dem Zyklus an und verengen sich zum Zyklusende hin, was die Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut auslöst.
Muskelschicht – Tunica muscularis
Die Muskelschicht, das Myometrium, bildet die Mittelschicht der Gebärmutter. Sie besteht aus inneren zirkulären Fasern, welche vor allem die Zervix bei einer Schwangerschaft verstärken, einer mittleren Schicht mit schräg verlaufenden Fasern, in denen sich Blutgefäße befinden, und einer äußeren Längsmuskelschicht, die vor allem am Fundus vorliegt und deren Anspannung die Geburtswehen erzeugt.
Bindegewebsschicht – Tunica serosa und subserosa
Die Bindegewebsschicht wird auch als Perimetrium bezeichnet und schließt die Gebärmutter nach außen hin ab. Dabei geht sie in das Bauchfell, das Peritoneum, über und fixiert die Gebärmutter.
Gebärmutter – Befestigung und Blutversorgung
Zu den Seiten hin wird die Gebärmutter durch eine Bindegewebsplatte am Becken verankert, welche entsprechen ihres Ansatzpunktes an der Gebärmutter als Parametrium (Fundus bis innerer Muttermund), Paracervix (bis zum äußeren Muttermund) und Parakolpium (auf Höhe der Vagina) genannt wird. An der vom Bauchfell überzogenen Oberkante bildet das Parametrium das Ligamentum latum uteri oder Mesometrium. Weiterhin zweigen die Mesosalpinx (zu den Eileitern) und das Mesovarium (zum Eierstock) als verstärkte Bindegewebsbänder vom Parametrium ab.
Auf Höhe des inneren Muttermundes bildet sich das Ligamentum cardinale oder Ligamentum transversum cervicis, welches gemeinsam mit dem Beckenboden eine federnde Aufhängung bildet. Zudem gibt es Bandverbindungen zu Schambein und Kreuzbein, Harnblase und Mastdarm. Über das Ligamentum teres uteri, das durch den Leistenkanal zieht, besteht Kontakt zu den äußeren Schamlippen.
Die Blutversorgung erfolgt über die Arteria uterina, die der inneren Beckenschlagader entspringt und in einem geschlängelten Verlauf an der Gebärmutter zu deren Kuppe zieht. Sie versorgt zudem die Eileiter und Eierstöcke. Über einen venösen Plexus uterinus wird das Blut aus Scheide und Uterus der Vena uterina zugeführt und gelangt von dort zur inneren Beckenvene. Die Lymphe wird über unterschiedliche Wege drainiert, was bei bösartigen Erkrankungen der Gebärmutter beachtet werden muss.
Gebärmutter – Aufgaben und Funktionen
Die Gebärmutter ist derjenige Teil des weiblichen Reproduktionssystems, in welchem ein Embryo zum Fötus heranwachsen kann, bis er weit genug entwickelt ist, um durch die Geburt auf die Welt zu gelangen. Hierbei passt sich die Gebärmutter stets den Anforderungen des Kindes an.
Veränderungen in der Schwangerschaft
Bei einer Schwangerschaft muss die Gebärmutter dem wachsenden Kind zunehmend Platz bieten und dieses außerdem über die ganze Zeit versorgen. Die Zellen der Gebärmutter vergrößern sich um ein Vielfaches, das Gewicht der Gebärmutter steigt von anfangs etwa 60 Gramm auf zuletzt etwa 1.000 Gramm an. Der ursprünglich nach vorne gekippte Fundus richtet sich zunehmend auf, wenn der Fundus entsprechend dem Größenwachstum des Kindes in Richtung des Brustkorbes aufsteigt.
Gebärmutter – Erkrankungen und Beschwerden
Mit den zahlreichen Bestandteilen Funktionen der Gebärmutter gehen auch unterschiedlichen Krankheiten und Beschwerden einher, die beispielsweise angeboren sein oder mit zunehmendem Alter auftreten können. Dafür bieten sich dann – je nach Erkrankung – unterschiedliche Behandlungsmethoden an. Auch das Thema Vorsorge ist in der Gynäkologie ein besonders wichtiges Thema, denn damit kann man Erkrankungen rechtzeitig verhindern oder zumindest abmildern. Welche Krankheiten das sein können, ist in den nachfolgenden Abschnitten ausführlich erklärt.
Endometriose
Bei der Endometriose verbreitet sich die Gebärmutterschleimhaut entweder in die Muskel- oder Bindegewebsschicht des Uterus oder wandert über die Eileiter in das Becken ein. Theoretisch ist über das Bindegewebe und die Blutbahn sogar eine Versprengung bis hin zu Leber oder Lunge möglich. Da die Endometrioseherde dem weiblichen Zyklus folgen, kommt es während der Menstruationsblutung zu Blutungen und Schmerzen an den betroffenen Stellen, daher kann der Zusammenhang mit dem Zyklusgeschehen die Diagnose dieser oft verkannten Erkrankung erleichtern.
Therapeutisch kann einerseits die Monatsblutung durch die Einnahme von Hormonen unterdrückt werden. Alternativ besteht die Möglichkeit der Operation, wobei allerdings erneut Zellen im Körper verstreut werden könnten. Auch nach einem Kaiserschnitt, einer Sectio caesarea, können im Operationsgebiet Endometrioseherde entstehen, daher sollten die Regelbeschwerden in den ersten Zyklen nach der Kaiserschnittgeburt besonders aufmerksam beobachtet werden.
Gebärmutterschleimhautentzündung (Endometritis)
Eine Endometritis, die Entzündung der Gebärmutterschleimhaut, wird häufig durch sexuell übertragbare Erreger ausgelöst. Da die Gebärmutter über die Eileiter mit den Eierstöcken kommuniziert, kommt es durch Keimaufstieg nicht selten auch dort zu einer Entzündung. Dabei können langanhaltende und mild verlaufende Krankheitsbilder entstehen, bei welchen lediglich ein diffuser Druckschmerz im Unterbauch besteht, oder auch schwere Erkrankungen mit hohem Fieber, Erbrechen und der Notwendigkeit einer akuten stationären Behandlung. Da es sich in der Regel um bakterielle Erreger handelt, wird eine antibiotische Therapie durchgeführt.
Endometriumkarzinom
Plötzliche vaginale Blutungen oder verfärbter Ausfluss nach den Wechseljahren kann das erste Anzeichen einer bösartigen Veränderung der Gebärmutterschleimhaut sein und sollte daher dringend gynäkologisch abgeklärt werden. In der Regel wird die Gebärmutter vollständig entfernt, je nach Tiefe und Ausbreitung des Karzinoms können zudem eine Chemotherapie oder Bestrahlung sinnvoll sein. Wenngleich selbst bei fortgeschrittenen Stadien bis zu fünfzig Prozent der Patientinnen fünf Jahre oder länger nach der Diagnosestellung überleben, sollte eine frühestmögliche Entdeckung des Endometriumkarzinoms angestrebt werden. Daher wird auch nach den Wechseljahren die gynäkologische Untersuchung weiterhin empfohlen.
Uterusmyom
Myome sind gutartige Tumore in der Muskelschicht der Gebärmutter, die unter dem Einfluss der Hormone Östrogen und Progesteron wachsen. Je nach Größe und Anzahl verursachen sie Schmerzen und können auf Nachbarorgane im Becken drücken. Sie können durch Hormoneinnahme oder operative Entfernung behandelt werden. Bei Vorliegen vieler Myome in der Gebärmutter spricht man von einem Uterus myomatosus.
Zysten und Polypen
Zysten sind gutartige, flüssigkeitsgefüllte Hohlräume, die vor allem die Eierstöcke und seltener die Gebärmutter betreffen. Bei Polypen handelt es sich um gutartige Schleimhautwucherungen, die in seltenen Fällen Schmerzen und Blutungen verursachen können. Da sie den Innenraum der Gebärmutter einengen, können sie die Einnistung einer befruchteten Eizelle stören und bei Kinderwunsch oder Beschwerden operativ entfernt werden.
Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom)
Das Zervixkarzinom entsteht fast immer aus Zellentartungen, welche durch eine Infektion mit HPV-Viren verursacht werden. Es besteht die Möglichkeit einer Schutzimpfung gegen die wichtigsten HPV-Viren für Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 14 Jahren (Nachimpfung bis 26 empfohlen!). Bei der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung werden mittels Abstrich Zellen der Zervix gewonnen und mikroskopisch untersucht, um bereits Frühstadien der Entartung festzustellen und die entsprechende Therapie einzuleiten, welche von einer lokalen Entfernung mit Sicherheitsabstand bis hin zur vollständigen Gebärmutterresektion reichen kann. Je nach Ausbreitung des Karzinoms können darüber hinaus Bestrahlung und Chemotherapie erforderlich werden.
Gebärmuttersenkung
Insbesondere nach mehrfachen natürlichen Geburten und mit zunehmendem Alter der Frau kann es zu einer Beckenbodenschwäche kommen, bei welcher die Gebärmutter und weitere Strukturen (meist Harnblase und Mastdarm) in die Vagina vorfallen können. Mittels operativer Rekonstruktion kann der Beckenboden verstärkt werden, manchmal ist allerdings die Entfernung der Gebärmutter erforderlich.
Häufige Fragen
- Wie äußert sich eine Gebärmuttersenkung?
- Was kann man gegen eine Gebärmuttersenkung tun?
- Welche Nachteile hat die Entfernung der Gebärmutter?
- Wie gefährlich sind Polypen in der Gebärmutter?
Bei einer Gebärmuttersenkung, dem sogenannten Descensus uteri, kommt es durch eine Bindegewebsschwäche des Beckenbodens zu einem Abrutschen der Gebärmutter und gegebenenfalls weiterer Beckenstrukturen wie der Harnblase und dem Mastdarm in die Vagina. Dies kann ein massives Druckgefühl und Schmerzen auslösen, zudem wird die Funktion von Harnblase und Mastdarm gestört, es kommt zu Verstopfung und Harn- oder Stuhlinkontinenz. In ausgeprägten Fällen kann es zu einem Uterusprolaps kommen, bei dem die Gebärmutter anteilig durch die Vagina aus dem Körper heraus ragt.
In leichten Fällen kann eine regelmäßige und gute physiotherapeutische Beübung des Beckenbodens (Beckenbodentraining) helfen, die Muskel- und Bindegewebskraft zu stärken und dadurch die Gebärmutter anzuheben. Manchmal hilft der Einsatz von therapeutischen Pessaren, die als Ringe, Schalen oder Würfel eine Stützfunktion übernehmen können. Ausgeprägte Befunde müssen mittels Operation behandelt werden, bei der die Gebärmutter wieder angehoben und ihre Aufhängung im Becken verstärkt wird.
Nach einer Entfernung der Gebärmutter kann keine Schwangerschaft mehr eintreten. Die Hormonwirkung im Körper bleibt jedoch erhalten, sofern die Eierstöcke belassen werden. Da die Vagina gemeinsam mit der Gebärmutter im Becken aufgehängt ist, fällt ein Teil der Haltebänder durch die Operation weg, wodurch es zu einem Scheidenvorfall kommen kann.
Polypen in der Gebärmutter sind zwar gutartige Strukturen, können allerdings Schmerzen und Blutungen verursachen und bei Kinderwunsch ein Hindernis für die Einnistung einer befruchteten Eizelle bilden. In diesen Fällen sollten sie operativ entfernt werden.
- Fanghänel, J., Pera, F., Anderhuber, F., & Nitsch, R. (2003). Waldeyer Anatomie des Menschen. In J. Fanghänel, F. Pera, F. Anderhuber, & R. Nitsch, Waldeyer Anatomie des Menschen (S. 1069-1078). Berlin: de Gruyter.