Inhaltsverzeichnis
Am unteren Ende des Rumpfs bildet das Kreuzbein (Os sacrum) gemeinsam mit den beiden Hüftbeinen das knöcherne Becken. Sein Aufbau und mögliche Erkrankungen werden im folgenden Artikel genau erläutert.
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Kreuzbein – Definition
Das Kreuzbein ist gleichzeitig Teil der Wirbelsäule und des Beckenrings und wird aus fünf einzelnen Wirbeln und ihren vier Zwischenwirbelscheiben gebildet, die zunächst knorperlig miteinander verbunden sind und im Verlauf des Wachstums verknöchern.
Kreuzbein – Aufbau und Lage
Das Kreuzbein bildet nach Ende des Wachstums eine keilförmige Knochenplatte, deren breite Basis an der Oberseite liegt und mit dem untersten Lendenwirbel verbunden ist, während die Spitze als Apex ossis sacri nach unten in Richtung des Steißbeins weist. Dabei ist das Kreuzbein bei Männern länger, schmaler und besitzt eine stärkere Krümmung als das weibliche Kreuzbein. An der Basis wölbt sich ein knöcherner Vorsprung, das Promontorium sacri, ins Becken vor.
Kreuzbein und Geburt
Für die Einschätzung, ob der kindliche Kopf durch das Becken der Mutter wandern kann, muss der Durchmesser zwischen dem Hinterrand des Schambeins (Symphyse) und dem Promontorium bestimmt werden, die Conjugata vera. Da dies direkt nur mittels MRT möglich ist, behilft man sich durch Messung der Conjugata diagonalis zwischen Schambeinunterkante und Promontorium und zieht 1,5 cm vom Messwert ab.
Um den Eintritt ins Becken zu erleichtern, wird während der Geburt das Steißbein unter dem Kreuzbein nach hinten weg geklappt, zudem lockern sich die Bandstrukturen im Beckenring. Somit kann eine ISG-Blockade den Geburtsverlauf stören.
Vorderseite (Facies pelvica)
Die Vorderfläche des Kreuzbeins ist konkav zum Becken hin geformt und wird als Facies pelvina (zum Becken gehörig) bezeichnet. Sie weist vier horizontal verlaufende Lineae transversae im Bereich der Kontaktflächen der ursprünglichen Einzelwirbel auf, die in den Foramina sacralia anteriora enden. Diese entsprechen den ehemaligen Foramina intervertebralia und ermöglichen den Durchtritt der vorderen sakralen Spinalnervenwurzeln.
Rückseite (Facies dorsalis)
Die Kreuzbeinrückseite ist konvex geformt. Die ehemaligen Dornfortsätze (Processi spinosi) der Wirbelkörper bilden eine fortlaufende vertikale Linie in der Mitte der Facies dorsalis, die Crista mediana. Seitlich davon liegt auf jeder Seite eine Crista sacralis intermedia als Verbindung der Gelenkfortsätze (Processus articulares) und zum Außenrand hin eine Crista sacralis lateralis als Resultat der verbundenen Querfortsätze.
Innerhalb der Rückseite des Kreuzbeines läuft der Canalis sacralis und mündet am unteren Ende im Hiatus sacralis, der zu den Seiten hin häufig von zwei hornförmigen Fortsätzen (Cornu sacrale) begrenzt wird. Über die Processus articulares superior und die Bandscheibe ist das Kreuzbein mit der Lendenwirbelsäule verbunden.
Seitlicher Teil (Pars lateralis)
Der seitliche Teil des Kreuzbeins entsteht aus den Querfortsätzen der ursprünglichen Sakralwirbel. Diese erweitern sich zu den Seiten hin wie zwei Flügel, die Ala ossis sacri, und besitzen dabei ohrmuschelförmige Flächen, die als Facies auricularis bezeichnet werden. Über diese ist das Kreuzbein mit den Darmbeinen (Os ilii) verbunden. Das resultierende Iliosakralgelenk, kurz ISG, wird durch straffe Bänder gesichert.
Kreuzbein – Angrenzende Gelenke
Das Kreuzbein als Verbindung von Wirbelsäule und Beckenring besitzt mehrere Gelenkverbindungen, die von mehreren Bändern gefestigt werden. Diese Verbindungen sind in den folgenden Absätzen noch einmal genauer aufgeschlüsselt.
Articulatio lumbosacralis
An der Basis des Kreuzbeines weisen zwei Processus articulares ossis sacri nach oben zum untersten Lendenwirbel und bilden mit dessen unteren Gelenkfortsätzen gemeinsam mit der Bandscheibe das Lumbosacralgelenk.
Articulatio sacrococcygea
Kreuzbein und Steißbein sind wahlweise über ein echtes Gelenk oder über Knorpel miteinander verbunden, wobei der Übergang mit zunehmendem Alter häufig verknöchert. Unter der Geburt wird das Steißbein nach hinten weg geschoben, um den Durchtritt des kindlichen Kopfes durch das Becken zu erleichtern.
Articulatio sacroiliaca
Das Kreuzbein-Darmbein-Gelenk setzt sich aus den Gelenkflächen (Facies auriculares) der Hüftbeine und des Kreuzbeins zusammen. Sie sind mit hyalinem Knorpel überzogen und besitzen zudem eine Oberfläche aus Faserknorpel. Die straffe Gelenkkapsel wird durch die Ligamenta sacroiliaca gefestigt.
Bänder
Die Gelenkflächen von Kreuzbein und Darmbein an der Articulatio sacroiliaca werden durch die Ligamenta sacroiliaca verbunden. Dabei gibt es kräftige Faserzüge direkt zwischen den Gelenkflächen, die als Ligamenta interossea bezeichnet werden, außerdem schwächere anteriore Fasern zwischen Becken und Kreuzbein und kräftigere posteriore Fasern.
Letztere ziehen als Ligamenta sacroiliaca posteriores von der Cristae sacralis lateralis und intermedia zu den Spinae iliacae posteriores des Darmbeins (kurze Fasern) und in einer darüber liegenden Schicht von der Crista sacralis lateralis zur Spina iliaca posterior superior (lange Fasern).
Zudem beteiligen sich Faserzüge der Ligamenta sacrotuberale und sacrospinale, die sich über weite Teile des Kreuzbeins bis hin zur oberen Darmbeinschaufel erstrecken und die Foramina ischiadica begrenzen sowie das etwas außerhalb gelegene Ligamentum iliolumbale mit Verlauf von den Processus costales der Lendenwirbel zur Darmbeinschaufel an der Bildung des Sakroiliakalgelenks.
Zwischen Kreuzbein und Steißbein bestehen Bandverbindungen in Form der Ligamenta sacrococcygea anterius (welches die Vorderseiten der beiden Wirbelsäulenanteile verbindet) und posterius superficialis und profundus, die an der Rückseite verlaufen.
Kreuzbein – Aufgaben und Funktion
Das Kreuzbein bildet den Übergang von der Wirbelsäule über das Becken hin zu den unteren Extremitäten und überträgt das Gewicht des Oberkörpers hierauf. Bewegungen des Kreuzbeins sind die Nutation, bei der die Basis zum Schambein hin gekippt wird und sich der Beckendurchmesser (Conjugata vera) verkleinert, und die Kontranutation in die Gegenrichtung mit einer Erweiterung des Beckeneingangs.
Kreuzbein – Erkrankungen und Beschwerden
Ein häufiges Beschwerdebild im Bereich des Kreuzbeins stellen Schmerzen im Iliosakralgelenk dar. Diese entstehen durch eine Fehlbelastung, vor allem durch die Verkürzung der Hüftbeugemuskulatur bei langem Sitzen, und werden dadurch verkompliziert, dass das ISG nicht direkt aktiv mobilisiert werden kann, sondern immer nur auf die Bewegung des Umfeldes reagiert. Eine entzündliche Erkrankung, die sich häufig an den Iliosakralgelenken oder am lumbosakralen Übergang erstmanifestiert, ist die ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechterew).
Häufige Fragen
- Wo befindet sich das Kreuzbein?
- Was tun bei Schmerzen am Kreuzbein?
- Wie äußern sich Schmerzen im Kreuzbein?
- Was ist der Unterschied zwischen Kreuzbein und Steißbein?
Das Kreuzbein schließt sich unten an die Lendenwirbelsäule an und ist zu den Seiten mit den Beckenschaufeln verbunden, es ist also gleichzeitig Teil der Wirbelsäule und des Beckenrings. An seiner Unterkante befindet sich, wahlweise knorperlig oder knöchern mit diesem verbunden, das Steißbein.
Schmerzen im Bereich des Kreuzbeins werden zumeist ausgelöst durch eine Verkürzung der Hüftbeugemuskulatur, welche Folge von zu langer und einseitiger sitzender Tätigkeit ist. Dies führt zu Verspannungen und Zug auf die Sehnen und die das Kreuzbein umgebende Muskulatur. Hier helfen in erster Linie Dehnübungen für den Hüftbeuger, da sie die Verteilung der Kräfte im Becken regulieren. Bei länger bestehenden Schmerzen, motorischen oder sensorischen Ausfällen sollte unbedingt eine ärztliche Untersuchung erfolgen, um eine Nervenschädigung oder gefährlichere Schmerzursachen auszuschließen.
Das Kreuzbein verteilt die Kräfte und das Gewicht aus dem Oberkörper in das Becken und die Beine und ist entscheidend für den aufrechten Gang. Kommt es zu Verspannungen im Bereich des Kreuzbeins, so strahlen die Beschwerden meist in das Gesäß oder die Beine aus.
Das Kreuzbein bildet mit den beiden Darmbeinen gemeinsam den hinteren und seitlichen Teil des Beckenrings und stabilisiert den Körper in Stand und Gang. Das Steißbein hingegen besitzt keine stabilisierenden Aufgaben und ist nicht am Aufbau des Beckens beteiligt. Es schließt sich unten an das Kreuzbein an.
- Fanghänel, J., Pera, F., Anderhuber, F., & Nitsch, R. (2003). Waldeyer Anatomie des Menschen. In J. Fanghänel, F. Pera, F. Anderhuber, & R. Nitsch, Waldeyer Anatomie des Menschen (S. 635-637). Berlin: de Gruyter.
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- Iliosakralgelenk, https://www.liebscher-bracht.com/schmerzlexikon/iliosakralgelenk-isg-schmerzen/ (Abrufdatum: 25. April 2023)