Inhaltsverzeichnis
Im medizinischen Sprachgebrauch werden dem Begriff der Aspiration trotz gleicher Wortbedeutung grundverschiedene Vorgänge zugeschrieben. Dieser Artikel erläutert die unterschiedlichen Formen der Aspiration und beschreibt sowohl das Krankheitsbild und dessen Prävention als auch die Aspiration zur Probengewinnung und vor Injektionen.
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Aspiration – Definition
Per Definition ist die Aspiration ein Vorgang, bei dem durch Zug oder Sog Luft, eine Flüssigkeit oder auch eine feste Substanz angesaugt wird. Je nach Kontext handelt es sich um einen aktiv herbeigeführten Vorgang oder um ein ungewolltes Ereignis.
Aspiration – Arten
Die Medizin unterscheidet drei verschiedene Arten der Aspiration:
- Aspiration im Rahmen der Einatmung
- Aspiration zur Proben- oder Materialgewinnung
- Aspiration zur Lagekontrolle einer Injektionsnadel oder eines Gefäßzugangs vor einer Injektion.
Aspiration von Speichel, Speisen oder Flüssigkeiten
Die versehentliche Aspiration von Speichel, Speisen oder Flüssigkeiten, das umgangssprachliche Verschlucken, kann in jeder Altersgruppe auftreten. Bei gesunden Menschen, deren Schluckakt reibungslos funktioniert, reagieren in diesem Fall Hustensensoren bereits im Rachen mit einem starken Hustenreflex, der die Substanz zügig wieder auswirft und so die Blockierung der Atemwege beseitigt. Dieser Reflex ist bereits bei Babys ausgebildet, die sich sehr häufig verschlucken, bis sie die komplexe Koordination beim Schlucken erlernt haben.
Der Hustenreflex kann bei dementen Patienten oder Menschen mit Erkrankungen des Nervensystems reduziert sein oder fehlen, zudem nehmen sie eine Aspiration teils kaum wahr, bis es zu Komplikationen kommt. Auch im Rahmen einer Narkosebehandlung ist der Reflex teilweise ausgeschaltet, sodass die Atemwege auf andere Weise vor dem sauren Magensaft geschützt werden müssen.
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Fremdkörperaspiration
Die Fremdkörperaspiration läuft ähnlich ab wie das Verschlucken von Speisen und Flüssigkeiten, allerdings findet sie nicht im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme statt. Häufig gelangen Murmeln, Legosteine oder kleine Plastikteile, die Kinder im Rahmen des Spiels in den Mund nehmen, versehentlich in den Rachen und werden aspiriert.
Heimlich-Manöver
Das Heimlich-Manöver kann helfen, einen aspirierten Fremdkörper oder Nahrungsbrocken aus der Lunge eines Kindes oder Erwachsenen zu befördern. Bei Kindern erfolgen zunächst in Bauchlage mit tief liegendem Kopf (über dem Knie) fünf gezielte, kräftige Schläge auf den Rücken. Erst danach erfolgt das Heimlich-Manöver im Stehen. Der Ersthelfer steht dabei hinter dem Kind, legt eine Faust zwischen dessen Bauchnabel und Becken auf, umgreift die Faust mit der zweiten Hand und zieht sie dann fünfmal ruckartig von unten in die Magengrube. Hiernach wird der Ablauf wiederholt, bis der Fremdkörper entfernt ist.
Zur Probenentnahme
Jede Form der Probenentnahme oder Flüssigkeitsgewinnung durch Ansaugen mit einer Nadel oder einem Schlauch beschreibt im Grunde eine Aspiration. Dies gilt also auch für Blutabnahmen und die Knochenmarksentnahme, Punktionen von Flüssigkeitsansammlungen in Lunge oder Bauch und für die Gewinnung von Gelenkflüssigkeit.
Bei Injektionen bzw. Impfungen
Eine andere Form der Aspiration ist das Ansaugen von Blut vor der Verabreichung von Injektionen. In diesem Falle dient die Aspiration der Sicherung einer korrekten Lage der Injektionsnadel, des intravenösen oder auch des intraarteriellen Zugangs im Blutgefäß. Das Vorgehen ist sehr einfach: Sobald die korrekte Lage im Gefäß vermutet wird, zieht der Behandler den Kolben der Spritze ein wenig zurück und es sollte ohne große Anstrengung Blut in die Spritze gelangen. Zur Differenzierung zwischen der Lage in einer Vene und einer Arterie eignet sich eine Blutgasanalyse, wobei die Werte dem arteriellen oder venösen Blut zugeordnet werden können.
Bei Impfungen existiert mittlerweile eine offizielle Empfehlung der Ständigen Impfkommission STIKO, die eine Aspiration vor der Impfung ausdrücklich als nicht sinnvoll erachtet, da diese lediglich zusätzliche Schmerzen für die Betroffenen bedeutet und die Blutgefäße in der Impfregion zu klein sind, um eine versehentliche Abgabe des Impfstoffs in ein Gefäß zu ermöglichen. Eine Ausnahme bieten dabei die Impfstoffe gegen das Corona-Virus, für die nach wie vor eine Empfehlung zur Aspiration ausgesprochen wird.
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Aspiration – Medizinischer Nutzen
Der medizinische Nutzen bei der Aspiration im Rahmen von Impfungen ist trotz der bestehenden Empfehlungen nach wie vor umstritten bei den Anwendern in der Praxis.
Anders sieht es bei der Aspiration im Rahmen einer Gefäßpunktion aus. Wird beispielsweise ein gewebeschädigendes Medikament wie ein Chemotherapeutikum versehentlich neben eine Vene in das umliegende Gewebe injiziert, so können sich hieraus schwerste Nekrosen entwickeln und das Gewebe so weit geschädigt werden, dass eine Amputation der Extremität erforderlich wird.
Die Verabreichung von kreislaufstabilisierenden Medikamenten auf der Intensivstation führt bei Einspritzen in eine Arterie zu einer massiven Verengung der nachfolgenden Blutgefäße. Der damit einhergehende Sauerstoffmangel gefährdet das Überleben der Strukturen, es kann zum Absterben von Fingern oder Zehen kommen.
Auch die fehlerhafte Einbringung eines zentralvenösen Verweilkatheters (ZVK) in den Brustraum oder die Lunge kann lebensgefährliche Komplikationen mit sich bringen.
In allen genannten Fällen lassen sich schwerwiegende Komplikationen durch eine simple und innerhalb weniger Sekunden durchführbare Aspiration vermeiden.
Aspiration – Symptome
Eine Aspiration im Sinne des Verschluckens kann sich durch heftige Hustenanfälle, ein pfeifendes oder giemendes Geräusch beim Atmen und schwere Luftnot präsentieren. Bei bewusstlosen Patienten oder solchen mit neurologischen Erkrankungen oder Demenz treten gehäuft stumme Aspirationen auf. Hierbei geschieht das Verschlucken unbemerkt und zeigt sich erst Tage später, wenn sich durch die Verlegung eines kleineren Teils der Atemwege eine lokale Lungenentzündung, die sogenannte Aspirationspneumonie, ausbildet.
Aspirationsprophylaxe
Vor allem bei bekannt erhöhtem Risiko für Aspirationen ist eine Prophylaxe sinnvoll. Diese erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst muss geklärt werden, inwieweit der Schluckakt möglich ist und die Schutzreflexe funktionieren. Hiernach erfolgen Schluckversuche unter Anleitung durch einen erfahrenen Logopäden. Ist die richtige Kostform gefunden, so ist dennoch bei jeder Nahrungsaufnahme und Flüssigkeitsaufnahme darauf zu achten, ob Anzeichen für Aspirationen auftreten oder Nahrungsreste im Rachen verbleiben, die zu einem späteren Zeitpunkt unbemerkt in die Lunge gelangen könnten.
Zur Aspirationsprophylaxe während einer Vollnarkose werden die Atemwege durch einen aufblasbaren Ballon an der Außenseite des Beatmungsschlauchs abgedichtet. Zudem kann der Patient vor der OP ein Säureblocker einnehmen, damit im Falle einer Aspiration ein weniger saurer und somit gewebeschonenderer Magensaft in die Lunge fließt.
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