Inhaltsverzeichnis
Das Knie als größtes Gelenk im Körper ermöglicht maßgeblich den aufrechten Stand und Gang des Menschen. Um diese Abläufe möglich zu machen, besteht es aus zwei Teilgelenken, die durch einen komplizierten Bandapparat miteinander verbunden und gestützt werden. Die hohe Belastung im Kniegelenk erhöht die Wahrscheinlichkeit für Verletzungen und degenerative Erkrankungen. Erst bei entsprechender Funktionseinschränkung fällt die hohe Bedeutung des Gelenks auf. Mehr zum Knie, seinem Aufbau, der Funktion und möglichen Erkrankungen bietet die folgende Übersicht.
Inhaltsverzeichnis
Knie – Definition
Das Knie (Latein: Genu) bildet das größte Gelenk im menschlichen Körper. Es verbindet den Oberschenkelknochen (Femur) mit Schienbein (Tibia) und Wadenbein (Fibula) sowie der Kniescheibe (Patella). Man unterscheidet das Femoropatellargelenk zwischen Kniescheibe und Vorderseite des Femurs vom Femorotibialgelenk zwischen dem großen Oberschenkelknochen und dem Schienbein.
Klinik: Knieschmerzen und Untersuchungen
Knie – Anatomie und Aufbau
Beide Teilgelenke im Knie haben als Gelenkkopf die walzenförmigen Femurkondylen gebildet, die dorsal an der Patella und proximal an der Tibia inserieren. Besonders die Gelenkflächen der Tibia bilden dabei eine Besonderheit: Währen der mediale Teil des Tibiakopfes schwach konvak eine klassische Gelenkpfanne bildet, ist der laterale Kopf plan bis konvex, was eine schlechte Kongruenz mit dem Femur als Folge hat. Nur durch den besonders dicken Überzug mit Knorpel an den Gelenkflächen wird diese unregelmäßige Verbindung etwas abgemildert.
Die zwei Tibiakondylen werden durch die Eminantia intercondylaris getrennt, eine Mulde im Tibiakopf, die als Ansatz für die Kreuzbänder und Menisken des Knies dient. Diese sind Teil des komplexen Bandapparats des Gelenks. Die beiden Menisken dienen dabei der gleichmäßigen Verteilung des Drucks, dem das Knie ausgesetzt ist. Sie sind C-förmig und bilden jeweils einen Keil, dessen schmale Seite zur Eminentia intercondylaris zeigt.
Klinik: Meniskusverletzungen
Da der Innenmeniskus fest mit dem Kollateralband verwachsen ist, hat er eine deutlich geringere Beweglichkeit und wird bei Unfällen häufiger in Mitleidenschaft gezogen. Verletzungen entstehen meist, wenn das gebeugte Knie plötzlich gestreckt oder gedreht wird. Dabei reißt der Meniskus von seiner Basis ab oder reißt ein.
Bänder
Die Kreuzbänder gehören zu den wichtigsten Bändern im Kniegelenk und dienen der Stabilisierung. In jeder Kniestellung ist ein Teil von ihnen gespannt. Das vordere Kreuzband (Lig. cruciatum anterius) zieht von der vorderen Area intercondylaris zur Innenfläche der lateralen Femurkondyle auf. Das hintere Kreuzband (Lig. cruciatum posterius) zieht rechtwinklig dazu von der hinteren Area intercondylaris zur Innenfläche der medialen Femurkondyle. Beide Kreuzbänder haben ein vorderes und ein hinteres Bündel.
Darüber hinaus wird die Kniegelenkskapsel durch zwei Kollateralbänder verstärkt: Das breite Innenband (Lig. collaterale tibiale), das vom Femur zum Tibiakopf zieht und mit dem medialen Meniskus verwachsen ist, sowie das Außendband (Lig. collaterale fibulare), das den Oberschenkelknochen mit dem Fibulaköpfchen verbindet und deutlich schmaler ausgebildet ist. Die Bänder sind bei der Streckung im Knie gespannt und stabilisieren die Frontalebene. Dorsal verhindern weitere Bänder die Überstreckung (Lig. popliteum obliquum und Lig. popliteum arcuatum).
Muskeln
Der Bandapparat des Knies wird durch die Sehnen von Muskeln, die an den verschiedenen Anteilen ansetzen, ergänzt. Besonders prominent ist hierbei der Quadrizeps, dessen Sehne in das Lig. patellae übergeht und die Position der Kniescheibe bestimmt. Auch ein großer Teil der Oberschenkelflexoren setzen am Kniegelenk an. Medial am Schienbein sind das der M. semimembranosus, M. semitendinosus, M. gracilis und M. sartorius, wobei die letzen drei im „Pes anserinus“ zusammen ansetzen. An der lateralen Tibia enden der M. biceps femoris (Oberschenkelbeuger, Teil der “Hamstrings“) und der M. tensor fasciae latae. Die Unterschenkelmuskulatur ist nur mit zwei Muskeln am Kniegelenk beteiligt. Der M. popliteus hat seinen Ursprung dabei am lateralen Femur und der Gelenkkapsel, die Köpfe des M. gastrocnemius entspringen dorsal und kranial der Femurkondylen.
Knie – Funktion
Das Kniegelenk ist ein Drehscharniergelenk, das Bewegung im Knie vor allem als Flexion (Beugung) und Extension (Streckung ermöglicht). Auch die Rotation nach innen und außen ist möglich, wird aber bei der Extension durch den Bandapparat verhindert. Generell ist die Streckung deutlich eingeschränkt und nur wenige Grad über die Neutralstellung hinaus möglich. Für die Extension bedeutend ist der M. quadriceps femoris. Die Flexion machen primär der Bizeps femoris, M. semitendinosus und M. semimembranosus. Letzterer ist darüber hinaus am bedeutensten für die Innenrotation. Die Außenrotation ermöglicht nahezu ausschließlich der M. biceps femoris.
Bewegungsgrad des Knies | Maximale Bewegung | Beteiligte Muskeln |
Flexion | 150 Grad | M. semimembranosus, M. semitendinosus, M. biceps femoris |
Extension | 0 Grad (5-10 Grad) | M. quadriceps femoris |
Innenrotation | 10 Grad (bei 90 Grad gebeugtem Knie) | M. biceps femoris, M. tensor fasciae latae |
Außenrotation | 30 Grad (bei 90 Grad gebeugtem Knie) | M. semimembranosus, M. semitendinosus, M. popliteus, M. sartorius |
Quelle: Duale Reihe Anatomie (Thieme 2020)
Knie – Schmerzen und Beschwerden
Beschwerden im Knie kommen häufig vor und können die unterschiedlichsten Ursachen haben. Neben degenerativen Veränderungen oder Entzündung können auch Verletzungen, besonders an den Bändern und Menisken Schmerzen, Schwellungen, Funktionseinschränkungen oder einen unsicheren Stand auslösen. Auch eine Baker-Zyste, die durch einen chronischen Erguss im Kniegelenk entsteht, kommt als häufige Ursache von Beschwerden in Frage. Durch klinische Provokationsuntersuchungen können Ärzte/-innen Diagnosen am Knie relativ genau stellen und gezielte Therapien anwenden, um dauerhafte Schäden zu minimieren.
Arthrose im Knie
Die schlechte Kongruenz der Gelenkflächen im Knie führen häufig zu chronisch degenerativen Erkrankungen (Gonarthrose = Arthrose im Kniegelenk). Diese Form den Verschleiß findet meist einseitig statt (Varus-/Valgusgonarthrose) und kann in Instabilität und Beweglichkeitsverlust resultieren, die häufig mit Schmerzen verbunden sind. Die Mechanik kann durch Krankengymnastik, operativ oder medikamentös verbessert werden.
Schleimbeutelentzündung
Um das Gleiten der Patella am Knie zu verbessern, befindet sich vor und hinter der Kniescheibe ein Schleimbeutel (Bursa) am Knie. Bei mechanischer Überlastung (beispielsweise berufsbedingt häufiges Knien), rheumatischen Erkrankungen oder bakteriellen Infektionen kann es zu einer Entzündlichen Schwellung kommen. Eine solche Bursitis infrapatellaris oder praepatellaris lässt sich häufig durch Schonung, Kühlung und lokale Entzündungshemmer (Antiphlogistika) beheben. In seltenen Fällen muss die Bursa operativ entfernt werden.
Häufige Fragen
- Was bedeuten stechende Schmerzen im Knie?
- Welche Übungen helfen bei Arthrose im Knie?
- Ist Knirschen im Knie immer Arthrose?
- Wie lange dauert eine Schleimbeutelentzündung im Knie?
Schmerzen im Knie können sehr unterschiedliche Ursachen haben. Akut auftretende und stechende Schmerzen – vor allem nach Sportunfällen oder starker Belastung – können ein Hinweis auf einen Riss an einem der Menisken oder einem Band sein. Auch eine Überdehnung der Bänder oder Entzündungen können für die Schmerzen verantwortlich sein.
Die Beschwerden, die eine Arthrose im Knie (Gonarthrose) auslösen kann, können meist durch mechanische oder medikamentöse Entlastung in Kombination von Krankengymnastik gemildert werden. Übungen, die die Muskulatur stärken und die Mobilität im Kniegelenk erhöhen (etwa das wechselnde Anwinkeln und Strecken eines Beins in der Rückenlage) können ebenfalls Beschwerden mildern. Entsprechende Übungen sollten stets nach ärztlicher oder physiotherapeutischer Anleitung und nie über die Schmerzgrenze hinaus durchgeführt werden.
Wenn das Kniegelenk schmerzt, bei Bewegung (wie beim Treppensteigen) auffällig knirscht oder in seiner Funktion eingeschränkt ist, kann dies besonders im höheren Alter ein Zeichen für Kniegelenksarthrose sein. Häufig können aber auch andere Veränderungen des Knorpels, wie Schäden der Menisken oder der Kollateralbänder, zum allgemein als Knirschen wahrgenommenen Veränderungen führen.
Meist kann einer Schleimbeutelentzündung durch Schonung, Kühlung und lokale Entzündungshemmer Abhilfe verschafft werden. Normalerweise dauert der Prozess, bis die Entzündung zurückgegangen ist etwa zwei bis drei Wochen. Breitet sie sich auf das gesamte Kniegelenk aus oder bleibt chronisch bestehen, müssen andere Maßnahmen zur Heilung getroffen werden.
1. Schünke et al., Prometheus LernAtlas – Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem, Thieme (Verlag), 6. Auflage, 2022
2. Aumüller et al., Duale Reihe Anatomie, Thieme (Verlag), 5. Auflage, 2020
3. Platzer et al., Taschenatlas Anatomie, Band 1: Bewegungsapparat, Thieme (Verlag), 12. Auflage, 2018
4. Niethard et al., Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie, Thieme (Verlag), 9. Auflage, 2022
5. Wülker et al.,Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie, Thieme (Verlag), 4. Auflage, 2021