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Obwohl es oft übersehen wird, spielt das Schlüsselbein eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung des Arms und der Schulter sowie bei der Aufrechterhaltung der Stabilität des Oberkörpers. Diesen recht kleinen Knochen sollte man keineswegs unterschätzen, denn er stellt die einzige Gelenkverbindung zwischen Rumpf und Schultergürtel dar. Allerdings können daher auch Verletzungen in diesem Bereich zu unangenehmen Symptomen führen.
Dieser Artikel befasst sich genauer mit Definition, Anatomie, Funktion sowie häufigen Erkrankungen des Schlüsselbeins.
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Schlüsselbein – Definition
Das Schlüsselbein ist ein dünner, langgezogener Knochen, der sich horizontal beidseits zwischen dem Brustbein und dem Schulterblatt befindet. Es ist das einzige Knochenpaar, das die oberen Extremitäten des menschlichen Körpers direkt mit dem Rumpf verbindet. Demnach spielt dieser S-förmig gebogene Röhrenknochen eine essentielle Rolle bei Bewegungen im Schultergelenk. Das Wort “Clavicula” stammt aus dem Lateinischen und bedeutet “kleiner Schlüssel”, was sich auf die Form des Schlüsselbeins bezieht. Da diese Struktur relativ oberflächlich und zudem recht ungeschützt liegt, ist sie zum einen von außen gut sichtbar und tastbar. Zum anderen macht diese Lage die Clavicula jedoch auch anfällig für Brüche und andere Verletzungen.
Schlüsselbein – Aufbau und Lage
Das Schlüsselbein besteht aus zwei Abschnitten: Ein äußeres Ende (“Extremitas acromialis”) sowie ein mediales Ende (“Extremitas sternalis”). Dazwischen befindet sich wiederum der zwölf bis 15 Zentimeter lange Schaft oder “Korpus” mit der charakteristisch geschwungenen Form. Unten findet man außerdem eine kleine Rinne (“Sulcus musculi subclavii”), welche dem Musculus subclavius als Ansatzstelle dient. Des Weiteren lassen sich lateral ein Höckerchen (“Tuberculum conoideum”) sowie eine Knochenleiste (“Linea trapezoidea”) ausmachen.
Da sich die Clavicula recht weit an der Oberfläche beziehungsweise nahe unter der Haut befindet, kann man diesen Knochen meist von außen gut sehen und bei körperlichen Untersuchungen ertasten. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man außerdem einige raue Stellen sowie Abdrücke auf der direkten Oberfläche, welche vor allem durch umgebende Bänder hervorgerufen werden.
Gelenke und Bänder
Insgesamt geht die Clavicula mit jedem ihrer zwei Enden eine gelenkige Verbindung ein. Demnach befindet sich zur Mitte hin gelegen das Sternoklavikulargelenk (“Articulatio sternoclaviculare”), welches die einzige echte gelenkige Verbindung zwischen Rumpf und Schultergürtel darstellt. Hierbei handelt es sich um ein Sattelgelenk, das sich zwischen dem Schlüsselbein und einer kleinen Einsenkung am Brustbein (“Incisura clavicularis”) ausbildet. Um die Inkongruenzen der beiden Gelenkflächen auszugleichen, liegt zwischen beiden Gelenkkörpern außerdem ein Diskus aus Faserknorpel. Daneben wird die Gelenkkapsel insgesamt durch drei Bänder gestützt:
- Ligamentum sternoclaviculare anterius (vorne)
- Ligamentum sternoclaviculare posterius (hinten)
- Ligamentum interclaviculare (verbindet beide Schlüsselbeine)
Schließlich zieht auch noch ein extrakapsuläres Band namens “Ligamentum costoclaviculare” von der Clavicula-Unterseite zur ersten Rippe.
Beim zweiten Gelenk handelt es sich um das “Articulatio acromioclaviculare” beziehungsweise zu deutsch “Akromioklavikulargelenk” oder “Schultereckgelenk”. Vom Gelenktyp her handelt es sich hierbei zwar eigentlich um ein planes Gelenk mit glatten Gelenkflächen, allerdings entspricht es dank dem Zusammenwirken mit dem Sternoklavikulargelenk in funktioneller Hinsicht einem Kugelgelenk. Es inserieren dabei Clavicula und das Acromion, ein Teil des Schulterblatts. Manchmal bildet sich auch hier ein Diskus aus; dieser ist aber nicht konstitutiv vorhanden.
Zur Stabilisierung liegen hier zwei Bänder vor: “Ligamentum coracoacromiale” zwischen Acromion und Rabenschnabelfortsatz des Schulterblatts und “Ligamentum coracoclaviculare” zwischen der Unterseite der Clavicula und dem Rabenschnabelfortsatz. Letzteres lässt sich nochmals untergliedern in ein laterales “Ligamentum trapezoideum” sowie ein mediales “Ligamentum coronoideum”.
Kurzversion
Da die Namen der Gelenke recht umständlich sind haben sich im klinischen Alltag die Abkürzungen "ACG" (Akromioklavikulargelenk) und "SCG" (Sternoklavikulargelenk) durchgesetzt.
Schlüsselbein – Aufgaben und Funktion
Das Schlüsselbein hat mehrere wichtige Funktionen im Körper. Es dient als Stabilisator für die Schulter und ermöglicht eine breite Beweglichkeit des Arms. In dieser Hinsicht ist die Clavicula vor allem beim seitlichen Heben der Arme beteiligt und vergrößert somit maßgeblich den Bewegungsumfang. Das Schlüsselbein schützt zudem wichtige Arterien, Venen und Nerven, die zwischen Hals und Schulter verlaufen. Des Weiteren stellt es auch einen Ansatzpunkt für einige Muskeln aus dem Bereich von Schulter und Thorax dar. Wichtige Vertreter sind beispielsweise der große Brustmuskel oder der Deltamuskel.
Schlüsselbein – Beschwerden und Erkrankungen
Eine der häufigsten Verletzungen der Calvicula ist der Schlüsselbeinbruch, der durch einen direkten Schlag auf das Schlüsselbein oder einen Sturz auf die Schulter verursacht werden kann. Symptome sind Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen im betroffenen Bereich. Der Bruch befindet sich dabei oftmals in der Mitte das Schaftes und heilt durch Ruhigstellung in der Regel innerhalb von drei bis vier Wochen. Kompliziertere Brüche können jedoch zusätzlich eine operative Behandlung erforderlich machen.
Häufigkeit von Schlüsselbeinbrüchen
Ein Bruch der Clavicula findet man in zwei bis fünf Prozent aller Frakturfälle beim Erwachsenen. Dahingegen stellt dieser Bruch bei Kindern mit zehn bis 15 Prozent aller Frakturen eine der häufigste Bruchstellen überhaupt dar.
Daneben gibt es noch einige andere Probleme, die in Zusammenhang mit der Clavicula stehen. Eine Luxation des Schlüsselbeins kann beispielsweise auftreten, wenn das Schlüsselbein aus seiner normalen Position verschoben wird. Derartige Luxationen sind prinzipiell im Bereich des SCG oder des ACG möglich. Daneben können die dortigen Gelenke und Knochen auch von allgemeinen Gelenkerkrankungen betroffen sein, wozu zum Beispiel Arthrose oder Osteoporose zählen.
- Schünke M et. al., Prometheus: Lernatlas der Anatomie (Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem), s. 240 ff., Thieme, 5. Auflage
- Schulter und Schultergürtel, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 15.05.2023)
- Claviculafraktur, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 15.05.2023)