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Extensoren spielen eine zentrale Rolle in der Streckung von Gelenken und somit eine bedeutende Rolle für alltägliche Aktivitäten. Beim Gehen unterstützen sie das Heben und Aufrichten von Gliedmaßen. Sie regulieren als Gegenspieler der Flexoren mit ihnen gemeinsam die Beweglichkeit und Stabilität von Gelenken. Der folgende Artikel zeigt die Anatomie, Funktion und klinische Relevanz der Extensoren an den Beispielen mit Fokus auf die Muskelgruppen des Unterarms und Unterschenkels. Außerdem werden typische Krankheitsbilder, welche mit den Extensoren zusammenhängen, erläutert.
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Extensoren – Definition
Als Extensoren bezeichnet man Muskeln oder auch Muskelgruppen, welche eine Extension, also eine Streckung in einem Gelenk bewirken. Indem sie kontrahieren, bewirken sie eine Vergrößerung des Winkels zwischen zwei Körperteilen. So beispielsweise im Ellenbogen, Handgelenk oder Knie.
Extensoren – Anatomie
Die Extension beschreibt die Streckung einer Extremität, ein Extensor ist also ein „Strecker“. Eine Gruppe von Extensoren, die sich an einem Gelenk oder Abschnitt des Körpers befinden, bezeichnet man als die Streckmuskulatur des entsprechenden Gelenks. Am Beispiel von Unterarm lassen sich die Extensoren in oberflächliche und tiefe Muskelgruppen gliedern. Im Folgenden sollen Extensoren des Unterarms und Unterschenkels als besipielhafte Strecker des menschlichen Körpers näher aufgeführt werden. Viele Muskeln haben neben der Extension auch andere Funktionen, werden hier aber nur in Bezug auf ihrer Funktion als Extensor dargestellt.
Oberflächliche Extensoren des Unterarms:
Muskel Funktion Innervation M. extensor digitorum Dorsalextension in Hand- und Fingergelenken N. radialis M. extensor digiti minimi Dorsalextension in Hand- und Fingergelenken N. radialis M. extensor carpi ulnaris Dorsalextension und Ulnarabduktion in Handgelenken N. radialis
Tiefe Extensoren des Unterarms:
Muskel Funktion Innervation M. abductor pollicis longus Extension im Daumensattelgelenk N. radialis M. extensor pollicis brevis Extension im Daumensattelgelenk N. radialis M. extensor pollicis longus Extension im Daumensattelgelenk und Handgelenk N. radialis M. extensor indicis Extension des zweiten Fingergelenks und Extension im Handgelenk N. radialis
Musculus supinator
Der M. supinator gehört funktionell zur Gruppe der Supinatoren und ist im eigentlichen Sinne kein Extensor. Er wird jedoch anatomisch oft gemeinsam mit den tiefen Streckmuskeln des Unterarms gruppiert, da er auch vom N. radialis innerviert wird und er topographisch und entwicklungsbiologisch mit den Extensoren verwandt ist.
Neben der oberflächlichen und tiefen Gruppe der Extensoren am Unterarm, lässt sich noch die Radialisgruppe abgrenzen. Zu der Radialisgruppe gehören der M. brachioradialis, M. extensor carpi radialis longus und der M. extensor carpi radialis brevis.
Extensoren des Unterschenkels:
Muskel Funktion Innervation M. tibialis anterior Dorsalextension im oberen Sprunggelenk N. fibularis profundus M. extensor digitorum longus Dorsalextension im oberen Sprunggelenk und Extension in Grund-, Mittel- sowie Endgelenk der Zehen II bis V N. fibularis profundus M. extensor hallucis longus Dorsalextension im oberen Sprunggelenk und Extension in Grund- und Endgelenk des ersten Zehs N. fibularis profundus M. fibularis tertius Dorsalextension im oberen Sprunggelenk N. fibularis profundus
Weitere kraftvolle Strecker sind:
- der M. triceps brachii: Ein dreiköpfiger Armmuskel und der stärkste Extensor des Körpers
- der M. quadriceps femoris: Kniestrecker
- der M. gluteus maximus: starker Hüftstrecker in Synergie mit anderen Muskeln
Stärkster Extensor
Der M. triceps brachii gilt als stärkster Extensor des menschlichen Körpes bezogen auf seine Funktion im Ellenbogengelenk. Als einziger Strecker im Ellenbogengelenk wirkt er isoliert auf die Streckung. Durch seine Hebelwirkung und die große physiologische Querschnittsfläche kann er im Alltag und Sport hohe Kräfte entwickeln.
Extensoren – Funktion
Die Aufgabe der Extensoren besteht hauptsächlich in der Streckung eines Gelenks. Diese Muskeln wirken synergistisch mit anderen Muskelgruppen und ermöglichen essentielle Bewegungsabläufe wie das Heben des Fußes beim Gehen oder das Öffnen der Hand. Besonders in den unteren Extremitäten dienen sie auch der Stabilisierung und Haltungskontrolle.
So streckt der M. triceps brachii im Ellenbogengelenk, der Quadriceps femoris im Kniegelenk, der Extensor digitorum im Finger und der Tibialis anterior führt eine Dorsalextension im Sprunggelenk durch. Ein wichtiger Synergismus bei der Hüftstreckung besteht zwischen dem M. gluteus maximus als stärkster Hüftstrecker, der ischiocruralen Muskulatur und dem M. adductor magnus als hinterer Teil. Der Gluteus maximus wirkt dabei besonders aktiv bei kraftvoller Streckung, wie es beim Treppensteigen der Fall ist. Die ischiocurale Muskulatur wirkt auf Hüfte und Knie und der Adductor magnus unterstützt bei gebeugter Hüfte die Extension.
Flexoren
Flexoren sind funktionell betrachtet die Gegenspieler der Extensoren. Sie bewirken eine Beugung eines Gelenks und somit das Gegenteil eines Extensors. Der M. biceps brachii bewirkt so beispielsweise eine Beugung des Unterarms im Ellenbogengelenk, während der M. triceps brachii dort eine Streckung herbeiführt.
Extensoren – Klinik
Typische Krankheitsbilder im Zusammenhang mit Extensoren sind Überlastungssydnrome, Tendopathien oder Kompresionssyndrome.
Der sogenannte Tennisellenbogen, die Epicondylitis humeri radialis, beschreibt eine Reizung der Sehnenansätze. Dazu kommt es durch eine chronische Überbeanspruchung der oberflächlichen Extensoren des Unterarms. Es treten Schmerzen an der Außenseite des Ellenbogens und ein Druckschmerz am Ellenbogen auf. Die Therapie erfolgt durch Schonung, Schmerzmittel und Krankengymnastik.
Beim Supinatorsyndrom kommt es zur Kompression des Ramus profundus des N. radialis im Supinatortunnel, was zu einer Schwäche der Fingerstrecker führt.
Das Tibialis-anterior-Syndrom beschreibt ein Kompartmentsyndrom der Extensorenloge. Es kommt zu einem akuten Ausfall der Zehenhebung durch Druckschädigung des N. fibularis profundus infolge einer Volumenzunahme im Kompartiment.
Weitere klinische Krankheitsbilder stellen Sehnenrupturen oder eine muskuläre Insuffizienz dar. Durch Trauma oder Degeneration, kann es beispielsweise zur Ruptur der Strecksehnen der Finger kommen. Eine Schwäche der Extensoren, beispielsweise bei der Parese des N. peroneus (N. fibularis), führt zur sogenannten Fußheberschwäche mit Steppergang als Kompensationsmechanismus.
Häufige Fragen
- Wo befinden sich Extensoren im Körper?
- Was ist der Unterschied zwischen Extensoren und Flexoren?
- Was passiert bei einer Überlastung der Extensoren?
- Welche Rolle spielen Extensoren bei Alltagsbewegungen?
Extensoren befinden sich in mehreren Körperregionen, beispielsweise im Unterarm, wo sie die Streckung von Hand und Fingern bewirken. Außerdem kommen sie im Rücken vor oder im Oberschenkel, wo der M. gluteus maximus (Gesäßmuskel) eine Hüftstreckung bewirkt. Im Fuß oder Bein kommen sie ebenfalls vor und dienen der Streckung der Zehen und des Sprunggelenks.
Extensoren strecken Gelenke, während Flexoren sie beugen. Beide wirken als Gegenspieler, also antagonistisch, im Bewegungssystem.
Eine Überlastung, beispielsweise durch repetitive Bewegungen (wie beim Tennis oder Tippen), können zu Schmerzen oder Tendinopathien führen. Ein Beispiel ist der sogenannte Tennisellenbogen (Epicondylitis humeri radialis), bei der es durch Überlastung der Unterarmmuskulatur zu einer schmerzhaften Reizung der Sehnenansätze an der Außenseite des Ellenbogens kommt.
Extensoren spielen eine essenzielle Rolle bei der aufrechten Körperhaltung, beim Gehen, Laufen und Springen, beim Heben und Halten von Gegenständen sowie bei Streckbewegungen der Finger beim Greifen oder Schreiben.
- Aumüller et al.: Duale Reihe Anatomie. 1. Auflage Thieme 2006
- Schünke et al. (Hrsg.): Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage Thieme 2014
- Unterarm, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 25.07.2025)
- Unterschenkel, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 25.07.2025)