Wenn man mit einer Sprachstörung lebt, läuft man Gefahr, kann man sich durch eine/n Sprachtherapeut/in helfen lassen, um die eigenen kommunikativen Fähigkeiten zu erhalten. Die Fachkräfte auf diesem Gebiet kümmern sich um Beeinträchtigung der Sprache, etwa in Form von Stottern, Heiserkeit oder Sprachfindungsstörungen. Doch auch Schluckprobleme oder Sprachentwicklungsstörungen können Teil ihrer Expertise sein.
Aber was genau macht ein/e Sprachtherapeut/in? Wie läuft die Ausbildung ab und welches Gehalt kann man im Berufsleben erwarten? Die folgende Übersicht bietet eine Einsicht in das Berufsbild des/-r Sprachtherapeuten/-in.
Was macht ein/e Sprachtherapeut/in?
Die Kommunikation kann durch vielen beeinträchtigt sein: Etwa durch einen Schlaganfall, Knoten an den Stimmbändern oder Entwicklungsstörungen. Je nach Ursache und Schwere der Störungen kann durch gezielte Therapie die flüssige Sprache mehr oder weniger gut wieder zurückerlangt werden.
Hierfür nutzen Sprachtherapeuten/-innen Methoden der Diagnostik und gezielte Übungen zur Körperhaltung, des Muskeltonus, der Atmung und der Sprachverarbeitung. Zudem machen sie sich die Psychologie in ihren Sitzungen zunutze und arbeiten mit ihren Patienten/-innen an Interaktions- und Kommunikationsschwierigkeiten in unterschiedlichen sozialen Zusammenhängen.
Sprachtherapeut/in – Ausbildung
Der Begriff des/-r Sprachtherapeuten/-in ist nicht geschützt. Entsprechend gibt es keine einheitliche Ausbildungsmöglichkeit, die man ergreifen kann, um diese Berufsbezeichnung zu erhalten. Die meisten Sprachtherapeuten/-innen haben jedoch studiert, etwa im Bereich der Sprachtherapie, klinischen Linguistik, Patholinguistik, Medizin, Sprachheilpädagogik oder Pädagogik. Die Fachkräfte nennt man entsprechend akademische/r Sprachtherapeut/in. Die Möglichkeit eines dualen Studiums gibt es bislang nicht.
Unterschied zum Beruf als Logopäde/-in
Von außen mag sich der Beruf als Sprachtherapeut/in nicht vom verwandten Berufsbild des/-r Logopäden/-in unterscheiden. Während es sich bei letzterer jedoch um eine geschützte Bezeichnung handelt, die durch eine fest definierte Ausbildung erlangt werden kann, gilt dies für die Sprachtherapie nicht. Auch wenn sich ihre Arbeit am/an der Patienten/-in also ähnelt, handelt es sich hier nicht um den gleichen Beruf.
Zugangsvoraussetzungen
Wer als Sprachtherapeut/in arbeiten und den Beruf beispielsweise als Weiterbildungsmöglichkeit ergreifen will, braucht eine Hochschulzugangsberechtigung, also die allgemeine oder fachspezifische Hochschulreife. Je nach Universität und Studiengang gibt es außerdem einen NC (Numerus clausus), die Abschlussnote im Allgemeinen oder Noten in Fächern wie Deutsch oder Biologie im Speziellen können also wichtig sein. Manche Schulen fordern auch ein phoniatrisches Gutachten, also einen Nachweis über einwandfreies Hör- und Sehvermögen.
Besonders interessant für Anwärter/innen des Studiums kann das sogenannte Vorpraktikum sein. Hier handelt es sich um ein Praktikum über vier bis sechs Wochen, bei dem man den Beruf als Sprachtherapeut/in kennenlernt. Die Bestätigung über das Ablegen des Praktikums fordern einige Unis ebenfalls, bevor man sich einschreiben kann.
Neben den formalen Forderungen sollten angehende Sprachtherapeuten/-innen jedoch auch einige Eigenschaften mitbringen. Neben der perfekten Beherrschung der Sprache gehört hierzu beispielsweise die Fähigkeit zur Kommunikation. Doch auch psychische Belastungsfähigkeit, Empathie und Geduld können einen in diesem Beruf weit bringen. Am wichtigsten ist jedoch die Freude an der Arbeit mit und an Menschen.
Ausbildungsform und Ausbildungsaufbau
In der Regel kann man je nach gewähltem Studiengang in sechs bis sieben Semestern einen Bachelor of Science (B.Sc.) oder Bachelor of Arts (B.A.) erwerben, der zur Ausübung des Berufs als Sprachtherapeut/in qualifiziert. Studiengänge in Sprachtherapie gibt es in Deutschland an den folgenden Universitäten:
- Uni Köln – Sprachtherapie (B.A.)
- Uni Würzburg – Akademische Sprachtherapie/ Logopädie (B.Sc.)
- LMU Uni München – Sprachtherapie (B.A.)
Wer das eigene Wissen vertiefen möchte und sich beispielsweise in Richtung der Forschung in der Logopädie orientieren will, hat außerdem die Möglichkeit zu einem Masterstudiengang. Auch ein berufsbegleitendes Fernstudium ist möglich.
Ausbildungsinhalte
Die Schwerpunkte des Studiums als akademische/r Sprachtherapeut/in liegen auf Sprachheilpädagogik und Linguistik. Aber auch Grundlagen in Medizin und Psychologie werden den Studierenden vermittelt. Insgesamt sollen die angehenden Fachkräfte theoretisch-wissenschaftliches, aber auch praxisnahes Wissen vermittelt bekommen, das sowohl den theoretischen Hintergrund der Linguistik abdeckt, aber auch die Methodik der wichtigsten sprachtherapeutischen Verfahren.
Später im Studium werden die Pathologien verschiedenster Sprachstörungen und -beeinträchtigungen behandelt. Auch der Umgang mit Patienten/-innen und interprofessionelles Arbeiten sind Inhalt des Studiengangs.
Ausbildungsdauer
Meistens dauert der Bachelor-Studiengang sechs Semester. Einige Universitäten setzen die Regelstudienzeit auf sieben Semester. An einigen Bildungsstätten kann man mit abgeschlossener Logopädie-Ausbildung zum vierten Semester einsteigen und die Ausbildungszeit entsprechend verkürzen. Ein Masterstudiengang verlängert die Ausbildungsdauer normalerweise um weitere vier Semester.
Eine andere Möglichkeit ist, Sprachtherapie auf Lehramt zu studieren. In diesem Fall dauert das Studium normalerweise neun Semester und wird nicht mit einer Bachelorarbeit, sondern mit einem Staatsexamen abgeschlossen.
Ausbildungsorte
Das Studium in Sprachtherapie kann an einer Universität abgelegt werden. Andere ähnliche Bachelorabschlüsse an einer Universität können ebenfalls die Möglichkeit eröffnen, als Sprachtherapeut/in zu arbeiten.
Ausbildungsabschluss
Der Abschluss hängt ebenfalls etwas vom Studiengang und der Universität, an der man studiert, ab. Hat man aber grundsätzlich alle Fächer des Studiums erfolgreich bestanden, kann man das Studium mit einer Abschlussarbeit abschließen. Mit dem Erhalten des Bachelors hat man an den meisten Unis auch eine inkludierte Berufsqualifikation, die es ermöglicht, direkt als Sprachtherapeut/in zu arbeiten.
Perspektiven nach der Ausbildung
Die evidenzbasierten Methoden von Sprachtherapeuten/-innen sind in vielen Bereichen gefragt, weswegen man normalerweise gute Aussichten auf einen festen Beruf und je nach Ambitionen Aufstiegschancen hat. Natürlich hat man hierbei höhere Chancen, wenn man den Master-Abschluss erworben hat und entsprechend über vertieftes Wissen verfügt.
Sprachtherapeut/in Stellenangebote
Sprachtherapeut/in – Gehalt während der Ausbildung
Wie bereits erwähnt, besteht normalerweise keine Möglichkeit, das Studium in Sprachtherapie dual durchzuführen. Entsprechend wird die Ausbildung nicht bezahlt. Im Gegenteil muss man mit Semesterkosten und Ausgaben für Lehrmaterial rechnen. Um sich das Studium zu finanzieren, gibt es mehrere Möglichkeiten. Das kann beispielsweise ein Studienkredit, BAföG oder ein Stipendium sein. Wer ein Fernstudium ablegt und nebenbei in seinem bisherigen Beruf weiterarbeitet, verdient entsprechend weiterhin sein Gehalt.
Sprachtherapeut/in – Gehalt im weiteren Berufsleben
Da es so viele unterschiedliche Abschlüsse gibt, die man als Sprachtherapeut/in haben kann, ist auch die Bezahlung nicht einheitlich. Zudem können die eigene Qualifikation und Berufserfahrung, die Größe und Art der Einrichtung, in der man arbeitet und auch das Bundesland erhebliche Auswirkungen auf die zu erwartende Gehaltsspanne haben.
Im Mittel verdienen Sprachtherapeuten/-innen 2.909 Euro monatliches Bruttogehalt, wobei die Hälfte aller Gehälter zwischen 2.407 und 3.420 Euro liegt. Während junge Fachkräfte unter 25 Jahren im Mittel ein Gehalt von 2.669 Euro erwarten können, kann dies ansteigen, wobei im Alter von 55 Jahren mit einem mittleren Gehalt von 3.433 Euro gerechnet werden kann. Eine genaue Übersicht dazu zeigt die folgende Tabelle.
Altersgruppe | Gehalt weiblich | Gehalt männlich |
Gesamt | 2.886 € | 3.216 € |
<25 | 2.676 € | keine Daten |
25-54 | 2.905 € | keine Daten |
>55 | 3.306 € | keine Daten |
Quelle: Entgeltatlas der BA, 2022
Sprachtherapeut/in – Aufgaben im Arbeitsalltag
Da man als Sprachtherapeut/in in vielen unterschiedlichen Gebieten tätig sein kann, können sich die Aufgaben im Alltag stark unterscheiden. Während sich manche Spezialisten/-innen beispielsweise mit der sprachlichen Entwicklung von Kindern und/oder Jugendlichen beschäftigen, arbeiten andere mit Schlaganfall-Patienten/-innen oder konzentrieren sich auf psychologische Leiden. Grundsätzlich folgt die Sprachtherapie dabei aber immer einem Prinzip aus Beobachtung, Diagnostik, Zielsetzung und Therapieplanung.
Diagnostik
Sprach- und Kommunikationsstörungen können unzählige Ursachen haben, denen der/die Sprachtherapeut/in auf den Grund gehen muss. Dafür nutzt man als Experte/-in evidenzbasierte Methoden aus der Psychologie, Soziologie und der Medizin. Wichtig sind hierbei das genaue Zuhören und eine gute Beziehung zum/-r Behandelten. So lässt sich beispielsweise unterscheiden, ob es sich bei Heiserkeit um eine muskuläre, neurologische oder gar eine psychische Ursache handelt und wie entsprechend gehandelt werden muss.
Aufstellen von Behandlungsplänen
Aus Basis der Diagnostik stellt die Fachkraft im Anschluss einen Behandlungsplan auf. Hierzu gehört die Überlegung, welche Art von Therapie sinnvoll ist, in welchem Abstand die Sitzungen stattfinden und in welchem Zeitraum ein bestimmtes Ziel erreicht werden soll. Hierbei steht vor allem im Fokus, durch die (zurück-)erlangte Fähigkeit zur Kommunikation die Lebensqualität von Patienten/-innen zu verbessern.
Therapie und Anleitung
Die Sprachtherapie geht noch weit über die eigentlichen Therapiesitzungen hinaus. Sprachtherapeuten/-innen vermitteln ihren Patienten/-innen Übungen zum Trainieren ihrer Sprachfähigkeiten, die sie mit nach Hause nehmen und auch nach Ende der Sitzungen weiter anwenden können, um ihre Kommunikationsfähigkeit zu verbessern.
Weitere Aufgaben
Zu den vielfältigen Aufgaben der Experten/-innen gehören vor allem Tätigkeiten der eigentlichen Therapie. Ein Teil davon ist beispielsweise die ständige Kommunikation mit anderen Spezialisten/-innen, etwa Ärzten/-innen, Alltagsbegleiter/-innen, Pflegefachkräften oder anderen Therapeuten/-innen. Da kommunikative Störungen häufig tiefer liegende physische oder psychische Ursachen haben, ist das interdisziplinäre Arbeiten Alltag als Sprachtherapeut/in.
Sprachtherapeut/in – Arbeitszeiten
Sprachtherapie ist meist gut planbar, was sich in für den Gesundheitsbereich vergleichsweise angenehmen Arbeitszeiten bemerkbar macht. Als Sprachtherapeut/in arbeitet man meist werktags in 38- oder 40-Stunden-Wochen, wobei die einzelnen Sitzungen etwa 30 bis 45 Minuten dauern. Wochenend- oder Schichtarbeit ist zwar möglich, aber nicht die Regel. Immer mehr Arbeitgeber bieten auch flexible Arbeitsmodelle an. Die Arbeit als Sprachtherapeut/in lässt sich entsprechend gut mit Freizeit, Familie und ähnlichem vereinbaren.
Sprachtherapeut/in – Wo kann gearbeitet werden?
Die Fachkräfte im Bereich Sprachtherapie werden nahezu überall benötigt. Sie werden beispielsweise in Krankenhäusern, Kliniken und Rehabilitationszentren eingesetzt. An der sprachlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen arbeiten sie vor allem in Einrichtungen der Frühförderung, Ausbildungsschulen, Kindergärten und sonderpädagogischen Einrichtungen. Auch in Wohn-, Erziehungs- oder Pflegeheimen kann man als Sprachtherapeut/in arbeiten. Zudem gibt es die Möglichkeit der Niederlassung in einer privaten Praxis.
Sprachtherapeut/in – Weiterbildungsmöglichkeiten
Als Sprachtherapeut/in ist man bereits eine hochqualifizierte Fachkraft und hat in den meisten Fällen bereits einen Bachelor-Abschluss. Dennoch gibt es diverse Möglichkeiten, sich beruflich weiterzubilden und bessere Chancen auf einen Arbeitsplatz und ein höheres Gehalt zu erhalten.
So bietet ein Master-Studiengang beispielsweise vertiefendes Wissen in Forschung und Entwicklung. Danach hat man die Möglichkeit, eine Promotion anzuhängen. Weiterbildungen bereiten auf Herausforderungen und Verantwortungspositionen vor und können beispielsweise Spezialisierung in Atemtechnik, Psychomotorik oder Sonderpädagogik ermöglichen.
Passende Stellenangebote als Sprachtherapeut/in
Wer auf der Suche nach passenden Stellen ist, findet bei Medi-Karriere Berufe als Sprachtherapeut/in, Jobangebote für Logopäden/-innen und weitere Stellen in der Therapie.
- Sprachtherapie, https://www.spektrum.de/... (Abrufdatum 29.12.2022)
- Logopädie, https://www.handelsblatt.com/... (Abrufdatum 29.12.2022)