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Bei einer Infusion wird Flüssigkeiten in den Körper des/-r Patienten/-in eingebracht. Dies kann dabei auf verschiedenen Wegen geschehen. Die bekannteste Variante ist hierbei die intravenöse Infusion. Umgangssprachlich wird auch die Infusionslösung beziehungsweise die verabreichte Flüssigkeit als Infusion bezeichnet. In diesem Artikel wird ein Überblick über die verschiedenen Arten der Infusionstherapie gegeben, auf die Durchführung einer intravenösen Infusion eingegangen und mögliche Risiken thematisiert.
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Infusion – Ziele
Die Ziele, die mit dem Legen einer Infusion erreicht werden sollen, können je nach Art der Infusionstherapie variieren. Meist ist jedoch die parenterale Applikation von Medikamenten, bei der eine Umgehung des Magen-Darm-Traktes stattfindet oder ein Ausgleichen des Flüssigkeitshaushaltes des/-r Patienten/-in das Ziel. Bei rektaler Infusion kommt noch die Anwendung von Klysmen, umgangssprachlich als „Einläufe“ bekannt, hinzu, die bei Obstipation (Verstopfung) zur Anwendung kommen können.
Infusion – Arten
Infusionen können auf verschiedene Arten gelegt werden. Im klinischen Alltag ist meist die intravenöse Applikation von Infusionen der Standard. Sie ist recht einfach durchzuführen und erlaubt auch die Gabe von größeren Mengen Flüssigkeit. Je nach Situation und Indikation sind jedoch andere Arten von Infusionen wie beispielsweise subkutane oder intraarterielle Infusionen zu bevorzugen. Weiterhin können diese auch nach der Art der verabreichten Lösung wie folgt unterteilt werden:
- Osmolarität (Stoffmengenkonzentration osmotisch aktiver Teilchen in einer Lösung): isoton, hyperton oder hypoton
- Zusammensetzung: kristalloid oder kolloidal (sehr fein verteilt)
- Dauer: Kurzinfusion oder Dauerinfusion
- Ziel der Infusion: Medikamentengabe, Transfusion, künstliche Ernährung, Osmotherapie (Verfahren, mit dem man den osmotischen Druck des Blutes erhöht) zur Hirndrucksenkung oder Flüssigkeitsgabe
Intravenöse Infusion
Die intravenöse Infusion als Variante eignet sich zur Volumentherapie und zur Verabreichung von Medikamenten und kann auf verschiedenen Wegen geschehen. Der bekannteste Zugang ist der periphere Verweilkatheter (PVK), den man an einer peripheren Vene anlegt. Typische Stellen hierfür sind Handrücken, Unterarm und Ellenbeuge. Je nach Wahl des Durchmessers der Kanüle kann eine schnelle Volumentherapie erfolgen, wie sie beispielweise bei Polytraumata nötig ist. Dieser eignet sich jedoch auch gut für vorübergehende Infusionstherapien.
Der zentrale Venenkatheter (ZVK) als weitere Zugangsmöglichkeit eignet sich besonders für die Langzeittherapie, etwa bei längerer parenteraler Ernährung oder Infusionen mit gefäßreizender Wirkung wie Chemotherapeutika. Zur Anlage wird entweder die Vena subclavia (Schlüsselbeinvene) oder die Vena jugularis (Drosselvene) am Hals punktiert und ein Katheter eingebracht, dessen Spitze vor dem rechten Vorhof zum Liegen kommt. Weitere intravenöse Zugänge sind außerdem der Shaldon-Katheter und der Portkatheter (vollimplantierbarer Venenkatheter).
Subkutane Infusion
Die subkutane Infusion ist das Einbringen größerer Flüssigkeitsmengen in das Unterhautfettgewebe. Die Flüssigkeit wird im Anschluss dann langsam vom Körper des/-r Patienten/-in resorbiert. Da die subkutane Infusion recht einfach durchzuführen ist und die Manipulation an der Infusionsvorrichtung als weniger störend empfunden wird als beispielsweise bei der intravenösen Infusion, wird sie oft in der Geriatrie und der Palliativmedizin angewendet.
Intraarterielle Infusion
Die intraarterielle Infusion als weitere Variante wendet man eher selten zur Flüssigkeitstherapie an. Das liegt einerseits an der komplizierteren Anlage eines intraarteriellen Zugangs als auch an den Infektionsrisiken, die damit einhergehen. Intraarterielle Infusionen verwendet man jedoch oft zu diagnostischen Zwecken, um beispielsweise Kontrastmittel in Koronararterien (Herzkranzgefäße) oder Beinarterien einzubringen. Hierdurch kann man arterielle Engstellen detektieren, also feststellen, die oft in derselben Sitzung mit Stents behandelt werden können.
Intraossäre Infusionen
Die intraossäre Infusion kommt vor allem in Notfallsituationen zum Einsatz. Hierbei wird eine Nadel durch den Knochen, meist durch die Tuberositas tibiae am Schienenbein hindurch, ins Knochenmark eingebracht. Die Nadel ist leicht zu platzieren und man kann diese auch in Situationen wie einem Volumenmangelschock gut anwenden, da man keine Blutgefäße zur Punktion aufsuchen muss. Im Verlauf sollte man jedoch zu anderen Infusionsarten wechseln, die den/die Patienten/-in weniger einschränken.
Rektale Infusion
Die rektale Form der Flüssigkeitssubstitution ist recht unbekannt, obwohl diese einige Vorteile für den/die Patienten/-in bringt. So kann man diese beispielsweise gut bei liegenden Patienten/-innen anwenden, die oral keine Flüssigkeit zu sich nehmen können. Da man die Infusionslösung hierbei in eine vorhandene Körperhöhle einbringt, muss man außerdem keinen schmerzhaften Zugang wie beispielsweise bei intravenöser Applikation legen. Eine andere Zielsetzung verfolgen sogenannte Klysmen (Darmspülungen), bei denen man den Enddarm reinig. Hierbei sollte die Flüssigkeit nicht zu lange im Rektum verbleiben, da sie sonst vom Körper absorbiert wird und die spülende Wirkung verliert.
Weitere Arten
Weitere Arten der Infusion, die meist nicht die Stabilisierung des Flüssigkeitshaushaltes, sondern die Medikamentenapplikation zum Ziel haben, sind beispielsweise die intrathekale Infusion in den Liquorraum oder die epidurale Infusion oberhalb der Dura mater (harte Hirnhaut).
Infusion – Infusionstherapie
Für die Infusionstherapie kann man Infusionslösungen grob in kristalloide Lösungen, wie Vollelektrolytlösung, die zum Flüssigkeitsersatz eingesetzt werden und kolloidale Infusionslösungen wie Hydroxyethylstärke (HAES), die heutzutage die zweite Wahl zum kurzfristigen Volumenersatz darstellen, unterteilen. Weiterhin gibt es zahlreiche Zubereitungsarten von Medikamenten, die je nach Typ des Medikamentes in physiologischer Kochsalzlösung oder anderen Trägersubstanzen zubereitet werden.
Infusion – Durchführung
Bei der Durchführung einer Infusion ist es wichtig, sorgfältig und vor allem möglichst steril zu arbeiten. Die Flüssigkeit wird in den Körper des/-r Patienten/-in eingebracht und kann bei falscher Anwendung bleibende Schäden hervorrufen. In den folgenden Abschnitten wird die Vorbereitung einer Infusionslösung allgemein erklärt und eine Praxisanleitung für die Durchführung der am weitesten verbreiteten Applikationsform, die intravenöse Infusion, eingegangen. Allgemein wichtig ist im Rahmen der Vorbereitung darüber hinaus auch die entsprechende Kommunikation mit dem/-r Patienten/-in und die Einholung des Einverständnisses zur Durchführung.
Wer darf Infusionen legen?
Infusionen dürfen im Rahmen des Weisungs- und Direktionsrechts auch von Pflegefachkräften gelegt werden, da es sich hierbei um eine übertragbare ärztliche Aufgabe handelt. Wichtig ist hierbei, dass der/die Arzt/Ärztin diese schriftlich angeordnet hat. Die Anordnung muss dabei alle notwendigen Angaben beinhalten.
Benötigte Materialien
Zur Vorbereitung einer Infusion ist es wichtig, zunächst alle dafür benötigten Materialien auf einer sauberen und desinfizierten Ablagefläche bereitzustellen. Pflegefachkräfte sollten hierfür folgende Materialien zu Recht legen:
- Desinfektionsmittel für die Hände und die Gummidichtung der Flasche
- Infusionsbesteck
- Infusionslösung bzw. Medikament und Lösungsmittel
- Stift zum Beschriften
Für den venösen Zugang werden darüber hinaus ebenfalls eine saubere, desinfizierte Ablagefläche sowie weitere Materialien gebraucht. Hierzu gehören:
- Untersuchungshandschuhe zum Eigenschutz
- peripherer Katheter („Viggo“)
- Viggopflaster zum Befestigen des PVK
- physiologische Kochsalzlösung (NaCl) in einer Spritze zum Testen der Durchgängigkeit
- Stauschlau
- Desinfektionsmittel für Hände und Punktionsstelle
- Tupfer
- Abwurfbehälter
- mit physiologischer Kochsalzlösung gespültes Konnektionssystem/ Stopfen
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Für die Durchführung einer Infusion sollte man zunächst die Infusion selbst vorbereiten. Hierzu muss eine desinfizierte, saubere Arbeitsfläche vorhanden sein. Nach dem sich die Pflegefachkraft die Hände desinfiziert hat, entfernt diese den Schutz der Gummidichtung. Dieser ist entweder als dünne Plastikkappe oder Aluminiumfolie über der Einstichstelle des Infusionsbestecks vorhanden. Die freigewordene Gummifläche sprühdesinfiziert man nun aus circa 30 cm Entfernung und lässt diese trocknen. Falls ein Medikament mit der Infusion appliziert werden soll, wird dies nach Anleitung aufgelöst und über den dafür vorgesehenen Bereich des Gummis zur Infusion hinzugegeben.
Anschließend löst man das Infusionsbesteck aus der Verpackung und sticht die Spitze in die vorgesehene Gummidichtung ein. Durch mehrmaliges Drücken des Ballons füllt sich dieser. Falls die Infusion in einer Glasflasche geliefert wird, sollte die Pflegefachkraft die Lüftung am Infusionsbesteck öffnen. Das gesamte Infusionsbesteck sollte außerdem gespült werden bevor der Regler verschlossen und das Ende des Schlauches neben dem Ballon festgeklemmt wird. Dies ist wichtig, um eine Kontamination zu verhindern. Als letzter Schritt folgt die Beschriftung der Infusion mit Namen, Uhrzeit und eventuell enthaltenen Medikamenten.
Falls bereits ein intravenöser Zugang vorhanden ist, sollte man diesen vor Applikation von Medikamenten testen. Hierzu kann man eine Spritze mit physiologischer Kochsalzlösung verwenden. Nach Sprühdesinfektion der Konnektionsstelle wird ein Tupfer untergelegt und der Stopfen geöffnet. Falls ein Dreiwegehahn vorhanden ist, sollte man diesen entsprechend geschlossen stellen, um ein Zurücklaufen zu verhindern. Die Spritze wird nun aufgesetzt, der Dreiwegehahn geöffnet und unter leichtem Druck die NaCl-Lösung in die Vene gegeben. Falls ein starker Widerstand zu verspüren ist, die Haut um den PVK herum anschwillt oder der/die Patient/in Schmerzen verspürt, sollte man den PVK nicht verwenden. Stattdessen sollte dann das Legen eines neuen Zugang erfolgen.
Legen eines PVK
Für das Legen eines neuen peripheren Verweilkatheters sind dabei folgende Schritte zu befolgen:
- Händedesinfektion, Vorbereitung der Materialien auf einer sauberen, desinfizierten Fläche
- Anlegen des Stauschlauchs, Tasten der Vene
- Sprüh-Wisch-Sprühdesinfektion, danach Einwirkzeit entsprechend der angegebenen Dauer
- Währenddessen Öffnen der Viggo-Packung, erneute Händedesinfektion und Anlegen der Schutzhandschuhe
- Ohne Nachtasten fixieren der Vene unterhalb der Einstichstelle, Einstich im 45-Grad-Winkel kurz unterhalb der ausgewählten Stelle
- Wenn sich der Konus mit Blut füllt, leichtes zurückziehen der Nadel während gleichzeitig der Plastikteil der Viggo in die Vene vorgeschoben wird
- Lösen des Stauschlauches, fixieren des PVKs
Nun kann nach entfernen der Metallnadel gegebenenfalls etwas Blut abgenommen werden. Alternativ erfolgt direkt die Testung der Durchlässigkeit und der Anschluss des Dreiwegehahnsystems. Hieran kann man nun das gespülte Infusionssystem anhängen und dieses öffnen. Bei Schmerzen, Rötung, Schwellung oder anderen Auffälligkeiten an der Infusionsstelle sollte man die Infusion sofort stoppen und das hausinterne Protokoll befolgen.
Infusion mit Medikamenten
Die Medikamentengabe über eine Infusion benötigt eine besondere Vorbereitung. Diese sowie die Applikation erfolgt unbedingt nach Packungsbeilage, da man sonst die richtige Wirkung der Medikamente nicht garantieren kann. Auch die Wahl der richtigen Größe der Infusionslösung ist wichtig, ansonsten brauchen Medikamente zu lange, um den/die Patienten/-in zu erreichen oder haben durch zu schnelle Applikation vermehrte Nebenwirkungen. Da einige Medikamente schwere Nebenwirkungen hervorrufen können, wenn sie außerhalb der Gefäße appliziert werden, ist das Testen der Zugänge vor Medikamentenapplikation ebenfalls enorm wichtig, um dies entsprechend zu vermeiden.
Infusion – Risiken
Auch wenn die Infusion eine recht risikoarme medizinische Maßnahme ist, so hat jedoch auch diese einige Risiken. Beim Legen des Zugangs kann man verschiedene Strukturen wie Nerven oder beim PVK die Lunge verletzen. Wenn die Infusionsnadel beispielsweise bei einer intravenösen Infusion nicht mehr richtig liegt, können Medikamente ins umliegende Gewebe gelangen und dort Schäden anrichten. Weiterhin gehören Infektionen mit zu den häufigsten Komplikationen und können sowohl bei der Anlage als auch während der Liegedauer auftreten. Die meisten dieser Komplikationen können jedoch durch sorgfältiges, steriles Arbeiten und regelmäßige Kontrolle der Injektionsstelle vermieden werden.
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