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Der Magen liegt zentral im Oberbauch und leitet die Verdauungsabläufe innerhalb der Bauchhöhle ein. Dabei übernimmt er eine ganze Reihe komplexer Aufgaben. Ist seine Funktion gestört, so hat dies weitreichende Folgen für den gesamten Stoffwechsel. Der folgende Artikel beschreibt die Anatomie des Magens und seine Funktionsweise und stellt die häufigsten Krankheitsbilder mit Bezug zum Magen vor.
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Magen – Definition
Der Magen ist das erste Verdauungsorgan, mit dem die Nahrung in der Bauchhöhle in Kontakt kommt. Er liegt unterhalb des Zwerchfells und ist gegenüber der Speiseröhre nicht fest verschlossen, sondern lediglich durch eine verdickte Schleimhautfalte abgegrenzt. Zur Aufspaltung der Nahrungsbestandteile produziert er den Magensaft, der unter anderem die Magensäure enthält. Ist der Speisebrei, der Chymus, ausreichend verarbeitet, so gibt der Magen ihn mit peristaltischen Wellen in kleinen Portionen in den ersten Dünndarmabschnitt, den Zwölffingerdarm, weiter.
Magen – Anatomie
Infolge seiner embryonalen Entwicklung liegt der Magen vollständig intraperitoneal, er ist also an allen Seiten von Bauchfell (Peritoneum) umgeben. Dabei kann er verschiedene Formen aufweisen, wobei die Speiseröhre eher seitlich in den Magen einmündet, was den Rückfluss des Magensaftes reduzieren kann. Dies ist wichtig, denn mit einem Fassungsvermögen von etwa anderthalb Litern kann der Magen eine große Menge Flüssigkeit und Speisebrei beinhalten.
Abschnitte des Magens
Der Magen wird in vier Teilbereiche untergliedert. Dabei folgt auf den Mageneingang, die Cardia, der große Magenkorpus, „Magenkörper“. Er ist halbmondförmig ausgebildet mit einem kleineren inneren Bogen (kleine Kurvatur, konkav geformt) und einem größeren äußeren Bogen (große Kurvatur, konvex in Richtung der linken Niere und der Milz ausgerichtet). Geschluckte Luft sammelt sich oberhalb des Mageneingangs im Magenfundus, der Magenkuppel, die als oberer Pol direkt unterhalb des Zwerchfells zu liegen kommt.
Vom Magenkorpus aus gelangt der Speisebrei zur Pars pylorica, dem Magenausgang. Dieser wird wiederum in drei Abschnitte untergliedert, dem Antrum (Eingang), dem Canalis pyloricus (Übergang) und dem Pylorus selbst, dem „Pförtner“, der als Ringmuskel den Magen gegenüber dem Zwölffingerdarm verschließt. Der Musculus sphincter pylori kann somit die Abgabe des Speisebreis in die tiefer gelegenen Darmschnitte steuern und zwischen den Phasen der Nahrungsaufnahme den Übertritt des Magensaftes hemmen.
Magenschleimhaut und Magensäure
Um die Funktion des Magens zu gewährleisten, ist die Magenschleimhaut in den einzelnen Abschnitten unterschiedlich ausgebildet. Dabei liegt im gesamten Magen ein Schutzfilm aus Schleim über der auskleidenden inneren Zellschicht, damit die Magensäure hieran keine Schäden verursacht.
Histologie
An der Pars cardiaca geht das Plattenepithel (die oberflächliche Zellschicht) der Speiseröhre in ein einreihiges Zylinderepithel über, das den gesamten Magen innen überzieht. Diese Oberflächenzellen produzieren gemeinsam mit den sogenannten Nebenzellen den schützenden Schleimteppich.
Die Innenschicht des Magens, Tunica mucosa, umfasst neben dem Epithel noch eine Bindegewebsschicht (Lamina propria). Sie beinhaltet Hauptzellen, aus denen Pepsinogen für die Proteinspaltung freigesetzt wird, und Parietalzellen. Diese werden auch „Belegzellen“ genannt und setzen den „Intrinsic factor“ frei, der essenziell für die Aufnahme von Vitamin B 12 ist, außerdem Salzsäure zur Bildung des Magen-pH-Wertes. Aus endokrinen Zellen im Bereich des Magenantrums und der Pars pylorica wird bei Magendehnung oder Aufnahme von Koffein und Alkohol Gastrin freigesetzt, ein Peptidhormon, das die Magensäurebildung stimuliert.
Unter der Mucosa liegt die Tela submucosa mit Gefäßen, Nerven und Drüsen. Mucosa und Submucosa sind im leeren Magen zu großen Falten, Plicae gastricae, aufgeworfen, die mit zunehmender Magenfüllung abflachen.
Hierauf folgt die Muskelschicht, Tunica muscularis. Im Gegensatz zum Aufbau in anderen Hohlorganen umfasst sie im Magenkorpus und Magenfundus drei statt zwei Schichten, eine Ring- und eine Längsmuskelschicht aus glatter Muskulatur und zudem querverlaufende Muskelfasern, die Fibrae obliquae. Am Pylorus bilden sie den Musculus sphincter pylori (Schließmuskel).
Die Außenschichten der Magenwand werden durch eine schmale Tela subserosa aus Kollagenfasern und die abschließende Tunica serosa gebildet, die dem inneren Bauchfell, Peritoneum viscerale, entspricht. Sie wird in eine bindegewebige Lamina propria mit Gefäßen und Nervenfasern und die abschließende Lamina epithelialis, das Mesothel, unterteilt.
Arterielle und venöse Versorgung
Die Blutgefäße des Magens verlaufen in den Bindegewebsnetzen, dem kleinen Omentum minus und dem größeren Omentum majus. Zwischen Magen und Leber spannt sich das Omentum minus auf. Es enthält die linke Magenarterie (Arteria gastrica sinistra), einen Ast des Truncus coeliacus, und die rechte Magenarterie (Arteria gastrica dextra) aus der Leberarterie. Beide bilden eine Anastomose, einen Gefäßzusammenschluss, an der kleinen Kurvatur.
Zwischen großer Kurvatur und quer verlaufendem Dickdarm bis hin zur Milz liegt das Omentum majus. Im Ligamentum gastrocolicum verläuft die Arteria gastroomentalis dextra (aus Arteria gastroduodenalis), die sich mit der Arteria gastroomentalis sinistra aus der Milzarterie (Arteria splenica) verbindet. Letztere entsendet zudem die kurzen Magenarterien, Arteriae gastricae breves, und an der Magenrückseite eine Arteria gastrica posterior.
Die venöse Ableitung des Blutes erfolgt über gleichnamige Gefäße: Vena gastrica sinistra und dextra leiten das Blut zur Pfortader, Vena gastroomentalis sinistra und Venae gastricae breves gemeinsam mit der Vena gastrica posterior zur Milzvene. Schließlich verläuft noch die Vena gastroomentalis dextra zur Vena mesenterica superior.
Lymphgefäße
Der Magen besitzt eine Reihe von Lymphknoten, deren Namen denen der Blutgefäße ähneln. An der kleinen Kurvatur finden sich Nuclei gastrici dextri und sinistri, an der großen Kurvatur Nuclei gastroomentalis dextri und sinistri und die Nuclei splenici im Bereich der Milz. Weiterhin liegen noch Lymphknoten im Bereich der Cardia, des Pylorus und der Leber.
Innervation
Die parasympathische Nervenversorgung, welche die Verdauung anregt, entstammt dem Truncus vagalis anterior und posterior, der Fortsetzung des Vagusnervs im Bauchraum. Dem Parasympathikus entgegen wirkt der Sympathikus, dessen Fasern im Ganglion coeliacum verlaufen. Die sensible Versorgung des Magens erfolgt über den linken Ast des Nervus phrenicus, der auch das Zwerchfell versorgt.
Head-Zone und Schmerzprojektion des Magens
Bei Erkrankungen der inneren Organe werden dem Gehirn Schmerzreize vermittelt, die von letzterem nicht nur am Organ selbst angesiedelt werden, sondern sich mit den Informationen bestimmter Hautnerven überschneiden können. Somit können Schmerzen bei Erkrankungen des Magens nicht nur im Oberbauch entstehen, sondern auch in die entsprechende „Head-Zone“, in diesem Fall die Haut über dem unteren linken Rippenbogen, ausstrahlen. Über den gleichen Mechanismus strahlen Leber- und Milzschmerzen in die Schultern der jeweiligen Körperseite aus.
Magen – Funktionen
Der Magen leitet die Verdauung im Bauchraum ein und bereitet hierbei die Proteinspaltung und die Aufnahme von Vitamin B 12 vor. Eine Aktivierung der Magenmuskulatur steigert dessen Bewegungen, die Peristaltik. Hierdurch wird der Mageninhalt durchmischt und langsam zum Magenausgang transportiert. Der sehr niedrige pH-Wert des Magens um 1,5 (nüchtern) dient der Abwehr von Krankheitserregern aus der Nahrung. Außerdem sendet die sprunghafte Erniedrigung des pH-Wertes im Zwölffingerdarm nach Übertritt des sauren Magensaftes ein Signal zur Bereitstellung weiterer Verdauungssäfte an die tiefer gelegenen Abschnitte des Verdauungssystems.
Magen – Krankheiten und Fehlbildungen
Erkrankungen des Magens wirken sich meist auf die gesamte Verdauung aus. Häufig sind Magenschleimhautentzündung (Gastritis) und Reflux, wobei letzterer auch die Speiseröhre betrifft. Eine Übersicht zu den häufigsten Krankheiten und Beschwerden zeigen die folgenden Abschnitte.
Formvarianten des Magens
Formvarianten wie der gestreckte Langmagen oder der abgeflachte Stierhornmagen beeinträchtigen die Durchmischung und den Transport des Speisebreis. Ergänzend ist anzumerken, dass die Form des Magens vor allem im Korpus je nach Füllungszustand immer leicht variiert.
Hernie, Thoraxmagen
An der Durchtrittsstelle der Speiseröhre durch das Zwerchfell besteht eine Schwachstelle, durch die sich bei einer Druckerhöhung im Bauchraum, etwa bei Übergewicht oder Schwangerschaft, Teile des Magens in den Brustkorb hochschieben können. Dies bezeichnet man als Hernie (Bruch). Bei einer axialen Gleithernie rutschen Magen und Speiseröhre nach oben und häufig ohne Therapie auch wieder zurück.
Im Falle einer paraösophagealen Hernie schiebt sich der Magen an der Speiseröhre vorbei teilweise oder ganz in den Brustraum (sogenannter Thoraxmagen), was zu einem Abklemmen der Blutversorgung und der Entstehung von Magengeschwüren führen kann. Weiterhin wird bei großen Brüchen die Atmung beeinträchtigt. Symptomatische oder große Brüche werden in der Regel operativ behoben.
Reflux
Häufig mit Hernien verbunden ist der gastroösophageale Reflux, das Aufsteigen von saurem Magensaft in die Speiseröhre. Vor allem nachts im Liegen kann er dann verschluckt werden, was Husten auch noch am nächsten Morgen auslöst, oder in den Mund laufen und den Zahnschmelz angreifen. Mit einer Messung des Speiseröhren-pH-Wertes über eine eingelegte Sonde kann man bestätigen, dass ein Reflux besteht.
Therapieoptionen sind die Einnahme säurehemmender Medikamente (Protonenpumpenhemmer, kurz PPI, welche die Magensäurebildung verhindern) und von Präparaten, die sich wie ein Kissen auf den Magensaft legen und ihn somit abschirmen (Gitternetzantazida). Allerdings kann eine dauerhafte Hemmung der Magensaftproduktion die Anfälligkeit gegenüber Erregern aus Nahrungsmitteln erhöhen. Schwangere sind aufgrund des erhöhten Drucks im Bauchraum häufig von Refluxbeschwerden betroffen. Wie für alle Reflux-Betroffenen wird ihnen zum Schlafen mit erhöhtem Oberkörper und der Vermeidung großer Mahlzeiten kurz vor dem Zubettgehen geraten.
Gastritis (Magenschleimhautentzündung) und Ulcus
Es gibt drei Formen der Magenschleimhautentzündung. Bei der Autoimmungastritis, Typ-A-Gastritis, greift der Körper die Parietalzellen an und stört deren Funktion. Durch den resultierenden Mangel an Intrinsic factor kann Vitamin B 12 nicht mehr aufgenommen werden, es resultiert eine Blutarmut. Bei der Typ-B-Gastritis liegt eine Infektion mit Helicobacter pylori vor, einem Bakterium, das den Schleimmantel des Magens stört und somit die innere Magenschicht der Magensäure aussetzt.
Wird das Bakterium in einer Magenspiegelung nachgewiesen, so sollte eine durch eine Therapie mit Antibiotika und Magensäureblockern eliminiert werden, um die Erholung der Magenschleimhaut zu unterstützen und das Risiko einer Entartung durch die andauernde Entzündung zu verringern. Die Typ C-Gastritis entsteht durch die Einwirkung „chemischer“ Stoffe, zum Beispiel von Medikamenten wie nicht-steroidale Antirheumatika (Schmerzmittel) und Cortisonpräparate, und das Rauchen. Bestimmte Tumore (Gastrinome) produzieren übermäßig viel Gastrin, welches die Magensäurebildung massiv steigert und hartnäckige Entzündungen und Magengeschwüre (Ulcera) verursacht.
Bei einem tiefen Gewebedefekt entsteht ein Magengeschwür, Ulcus, das Schmerzen verursacht und aus dem es stark bluten kann. Neben einer konsequenten Säureblockung können bei einer Magenspiegelung einzelne Blutgefäßstümpfe mit Clips verschlossen werden. Flächige Wunden müssen übernäht, gelegentlich sogar Teile des Magens zur Beendigung der Blutung operativ entfernt werden. Magenulcera können durchbrechen mit der Folge einer Bauchfellentzündung und es kann zu einer bösartigen Veränderung hin zum Magenkrebs (Magenkarzinom) kommen. Magenblutungen äußern sich häufig durch pechschwarzen Stuhlgang („Teerstuhl“), der bei Durchmischung von Blut und Magensäure entsteht.
Magenkarzinom
Vom Ulcus muss immer das Magenkarzinom als bösartige Erkrankung abgegrenzt werden. Neben der Entartung eines Magengeschwürs sind häufiger Alkoholkonsum und Rauchen Risikofaktoren für die Entstehung von Magenkrebs, letzteres möglicherweise durch das Verschlucken krebserregender Substanzen aus der Zigarette.
Aufgrund der sehr geringen klinischen Anzeichen mit Appetitverlust und Gewichtsabnahme werden Magentumore meist erst in fortgeschrittenen Stadien entdeckt. Gleichzeitig bilden sie früh Absiedlungen (Metastasen) in andere Organe, hierdurch bestehen oft nur schlechte Heilungschancen. Die Therapie erfolgt durch eine Kombination aus Operation mit Lymphknotenentfernung, Bestrahlung und Chemotherapie.
- Glatz, T., & Höppner, J. (2021). Ösophagus, Magen und Duodenum. In F. Billmann, & T. Keck, Facharztwissen Viszeralchirurgie (S. 3-25). Springer.
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