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Der Musculus pectoralis minor, auch bekannt als kleiner Brustmuskel, ist ein wichtiger Bestandteil der Brustmuskulatur. Als einer der kleineren Muskeln des Brustkorbs im Menschen ist er zwar oft weniger bekannt als seine größeren Nachbarn, der pectoralis major (großer Brustmuskel) und der serratus anterior (vorderer Sägezahnmuskel), erfüllt aber dennoch wichtige Funktionen.
Trotz seiner geringen Größe spielt er eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung und Bewegung des Schultergelenks und ist darüber hinaus auch an der Atembewegung beteiligt. Verletzungen des M. pectoralis minor können zu erheblichen Funktionseinschränkungen oder Schmerzen führen.
In diesem Beitrag werden alle Fakten zum Musculus pectoralis minor, seiner Anatomie, Funktion und Bedeutung für den menschlichen Körper beleuchtet.
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Musculus pectoralis minor – Anatomie
Der Musculus pectoralis minor entspringt an den Vorderflächen der dritten, vierten und fünften Rippe und zieht mit dem Verlauf der Rippen nach kranial (kopfwärts) und lateral (seitwärts) zum Schulterblatt (Scapula). Seine Fasern laufen zu einer flachen Sehne zusammen, welche am Prozessus coracoideus, dem knöchernen Rabenschnabelfortsatz der Scapula, ansetzt. Damit ist der M. pectoralis minor der einzige aller Brustmuskeln, der nicht an der oberen Extremität ansetzt.
Der Musculus pectoralis minor verläuft unter dem großen Brustmuskel (M. pectoralis major). Gemeinsam bilden die beiden Muskeln den vorderen Rand der Axilla (Achselhöhle).
Die Innervation des M. pectoralis minor erfolgt aus Nervenfasern, die dem Plexus brachialis auf Höhe des fünften Halswirbels bis hin zum ersten Brustwirbel entstammen. Sie bilden die Nn. pectoralis medialis (C8-Th1) und lateralis (C5-C7).
Innervation erklärt
Unter Innervation versteht man in der Medizin, die Versorgung eines Muskels durch Nerven. Reize gelangen durch nervöse Leitungen zu anderen Orten im Organismus.
Der M. pectoralis minor wird über Äste der Arteria (aa.) thoracica superior und thoracoacromialis arteriell versorgt. Der venöse Abfluss erfolgt über die Vena pectorales. Diese leiten das sauerstoffarme Blut weiter in die Vena subclavia.
Seitlich und medial des Muskels verlaufen die regionalen Lymphbahnen und die Lymphknoten der Achselhöhle.
Sowohl die großen Blutgefäße, als auch die Fasern des Plexus brachialis verlaufen zwischen den knöchernen Anteilen des Brustkorbs und dem M. pectoralis minor, was bei Erkrankungen vom Muskel zur Einengung und in der Folge zu Beschwerden führen kann.
Musculus pectoralis minor – Aufgaben und Funktion
Die Hauptfunktion des M. pectoralis minor ist die Stabilisierung und Senkung des Schulterblatts. Er zieht das Schulterblatt nach unten und vorne, wodurch der Raum zwischen Schulterblatt und Oberarmknochen (Fossa infraspinata) vergrößert wird. Dadurch wird die Beweglichkeit des Schultergelenks verbessert.
Abgesehen davon bewirkt er eine Einwärtsdrehung des Schulterblatts, wenn er kontrahiert. Bei gehobenem Arm hilft er, die Schulterblattspitze nach unten und hinten zu drehen, um Platz für das Schulterdach zu schaffen.
Darüber hinaus ist der M. pectoralis minor an der Atmung beteiligt. Wenn er sich zusammenzieht, hebt er die Rippen an, was dazu beiträgt, die Atemkapazität zu erhöhen. Er zählt damit zur Atemhilfsmuskulatur. Die Atmung wird von mehr oder weniger allen Muskeln des Brustkorbes mitgesteuert. Alle Skelettmuskeln, die durch ihre Kontraktion und Relaxation Volumen des Brustkorbes verändern, werden als Atem- beziehungsweise Atemhilfmuskeln zusammengefasst. Der M. pectoralis minor ist dabei vorwiegend an der Inspiration, also der Einatmung, beteiligt, da er bei Kontraktion das Brustkorbvolumen erhöht.
Zusammen mit dem M. pectoralis major sorgt er auch für die Vorwärtsbewegung des Armes.
Musculus pectoralis minor – Klinik und Verletzungen
Bei Verletzungen oder Überbeanspruchung des M. pectoralis minor kann es zu Schmerzen im Bereich der Brust, Schultern und des Arms kommen. Diese treten gehäuft bei allen Wurfsportarten, beim Handball oder Tennis auf.
Bei einer Lähmung des M. pectoralis minor kommt es zum Verlust der Fähigkeit, die Hand der betroffenen Seite auf die Rückseite der anderen Schulter zu führen. Außerdem können dann die gehobenen Arme in der Horizontalebene nicht mehr überkreuzt werden. Wegen der topographischen Nähe zum Plexus brachialis (Armgeflecht) und den versorgenden Blutgefäßen, kann das sogenannte Pectoralis-minor-Syndrom zu einer Einengung dieser Strukturen führen.
Eine gezielte Kräftigung und Dehnung des Muskels kann helfen, Beschwerden zu lindern und die Funktion des Schultergelenks zu verbessern.