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Das Foramen obturatum oder auch Hüftloch, ist eine Öffnung des menschlichen Beckens, das geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich der Größe aufweist. Durch das Hüftloch treten Gefäße und Nerven, die relevant für die Versorgung der unteren Extremität sind. Dieser Artikel befasst sich mit der Definition, Anatomie sowie klinischen und diagnostischen Aspekten des Foramen obturatum.
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Foramen obturatum – Definition
Das Foramen obturatum, auch bekannt unter dem Namen Hüftloch ist eine große Öffnung des Beckens zwischen Os pubis (Schambein) und Os ischii (Sitzbein) und wird durch die Membrana obturatoria bindegewebig verschlossen. Der Name kommt aus dem Lateinischen, das Wort”Foramen” bedeutet soviel wie “Loch” und “obturare” bedeutet “verstopfen”.
Foramen obturatum – Anatomie
Das Foramen obturatum wird von den Knochenstrukturen Os pubis und Os ischii eingerahmt.
- Os pubis: Das Schambein bildet die vordere Begrenzung des Foramen obturatum. Es besteht aus einem oberen und unteren Ast (Ramus superior und inferior ossis pubis).
- Os ischii: Das Sitzbein bildet die hintere Begrenzung. Der Ramus ossis ischii verschmilzt mit dem unteren Schambeinast.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Das Foramen obturatum weist geschlechtsspezifische Unterschiede in dessen Größe auf. Beim Mann ist das Foramen obturatum größer und oval geformt, während es bei der Frau kleiner und eher dreieckig ist, was die Anpassung des weiblichen Beckens an die Geburt zeigt.
Die Membrana obturatoria bedeckt überwiegend das Hüftloch, wobei der Canalis obturatorius als einzige Öffnung verbleibt. Bei der Membrana obutratoria handelt es sich um eine dichte und bindegewebige Struktur, die das Foramen nahezu vollständig verschließt. Sie ist der Ansatzpunkt für die Muskeln des Beckens und der untere Extremität.
Der Canalis obutratorius stellt den einzigen Durchtritt durch die Membrana obturatoria dar. Der Sulcus obturatorius ist eine Knochenrinne an der Innenseite des Beckens, der schräg nach medial und kaudal läuft und mit Teilen der Membrana obturatoria den Canalis obturatorius bildet. Durch den Canalis obturatorius ziehen folgende Strukturen:
- Nervus obturatorius: Er versorgt motorisch die Adduktorenmuskulatur des Oberschenkels und sensibel Teile der medialen Oberschenkelhaut.
- Arteria und Vena obturatoria: Versorgen die angrenzenden Gewebe und drainieren das Blut aus der Region.
Nervus obturatorius
Der Nervus obturatorius ist ein Nerv des Plexus lumbalis mit somatosensibler und somatomotorischer Faserqualität. Er zieht durch den Canalis obturatorius zum medialen Oberschenkel, den er sensibel innerviert und versorgt motorisch die Adduktoren. Bei der Frau verläuft er im kleinen Becken direkt lateral des Ovars.
Das Foramen obturatum wird von den Muskeln des Beckens und der Hüfte umgeben:
- M. obturatorius internus: Innen am Becken liegender Muskel, der an der Membrana obturatoria entspringt und durch das Foramen ischiadicum minus zieht.
- M. obturatorius externus: Liegt außen am Becken und hat seinen Ursprung ebenfalls an der Membrana obturatoria und ist Teil der Hüftmuskulatur.
Foramen obturatum – Klinik
Das Foramen obturatum kann klinisch durch verschiedene Einschränkungen betroffen sein. Bei Beckenverletzungen, Tumoren oder auch Schwangerschaft kann es zu einer Kompression des Nervus obturatorius kommen. Es kommt zu Schmerzen und Schwäche im Innervationsbereich des Nervs, also der Adduktorenmuskulatur sowie am medialen Oberschenkel.
Bei Beckenfrakturen kann das Foramen obturatum beeinträchtigt werden, vor allem, wenn das Os pubis oder das Os ischii betroffen sind. So können die Gefäße und Nerven im Canalis obturatorius geschädigt werden.
Bei der seltenen Hernie des Rumpfes, der Hernia obturatoria, tritt der Bruchsack der Hernie durch das Foramen obturatum beziehungsweise den Canalis obturatorius. Sie kann durch Druck auf den Nervus obturatorius Parästhesien auslösen, die sich an der Innenseite des Oberschenkels bemerkbar machen.
Bei Nervenkompressionen ist die Therapie abhängig von der Ursache. Konservative Maßnahmen wie Physiotherapie können hilfreich sein, bei einer Hernie wie der Obturator-Hernie muss allerdings meist operativ behandelt werden. Bildgebende Verfahren wie MRT oder CT sind essenziell für die Diagnose von Pathologien, die das Foramen obturatum betreffen.
Häufige Fragen
- Welche Strukturen verlaufen durch das Foramen obturatum?
- Gibt es Unterschiede im Foramen obturatum zwischen Mann und Frau?
- Was ist der Canalis obturatorius?
- Welche klinischen Probleme können mit dem Foramen obturatum zusammenhängen?
Durch das Forman obturatum verlaufen der Nervus obturatorius, welcher die Adduktorenmuskulatur und die mediale Oberschenkelhaut versorgt und die Arteria und Vena obturatoria. Sie dienen der Blutversorgung des Beckens und der umliegenden Strukturen.
Ja, es gibt geschlechtsspezifische Unterschiede. Beim Mann ist das Foramen obturatum größer und oval geformt. Bei der Frau ist es kleiner und eher dreieckig, was auf die Anpassung des weiblichen Beckens an die Geburt zurückzuführen ist.
Der Canalis obturatorius ist eine kleine Öffnung in der Membrana obturatoria, durch die der Nervus obturatorius sowie die Arterie und die Vena obturatoria verlaufen.
Das Foramen obturatum kann bei verschiedenen Pathologien eine Rolle spielen, wie zum Beispiel bei der Hernia obturatoria. Dies ist eine seltene Hernie, bei dem Bauchhöhleninhalt durch den Canalis obturatorius austritt. Es kommt zu Schmerzen im medialen Oberschenkel. Bei einer Nervenkompression durch Verletzungen oder Tumoren wird der Nervus obturatorius im Bereich des Foramen obturatum eingeengt. Dies führt ebenfalls zu Parästhesien im Innervationsbereich des Nervus obturatorius.
- Aumüller et al.: Duale Reihe Anatomie. 1. Auflage Thieme 2006
- Schünke et al. (Hrsg.): Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage Thieme 2014
- Becken und Hüfte, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 08.12.2024)