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Der Ductus deferens spielt eine unverzichtbare Rolle im männlichen Genitaltrakt. Ohne ihn wäre weder ein Transport der Spermien, noch eine erfolgreiche Fortpflanzung möglich. In seinem recht langen Verlauf von knapp einem halben Meter muss er dabei einige Stationen passieren. Dieser Artikel behandelt die wichtigsten Fakten rund um Aufbau, Funktion und klinische Aspekte des Ductus deferens.
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Ductus deferens – Definition
„Ductus deferens“ ist der Fachausdruck für den Samenleiter des Mannes (lat. „ductus“ = Gang, „deferre“ = wegtragen). Zum Teil taucht hierfür in der Literatur auch der Begriff „Vas deferens“ auf. Beim Samenleiter handelt es sich um einen geschlängelten Gang mit einem Durchmesser von circa drei Millimetern, welcher im entfalteten Zustand ungefähr 50 Zentimeter lang ist. Als Bestandteil des männlichen Genitaltraktes ist er paarig angelegt, also auf beiden Seiten zu finden. Der Samenleiter verbindet überdies Nebenhoden mit Harnröhre.
Ductus deferens – Histologie und Aufbau
Als Fortsetzung des Nebenhodengangs zieht der Samenleiter im Samenstrang durch den Leistenkanal bis in die Beckenhöhle.
Anhand des charakteristischen Verlaufs des Ductus deferens lassen sich aus Sicht der Anatomie verschiedene Abschnitte festlegen:
Abschnitte | Verlauf |
Pars epididymica ductus deferentis | Abgang vom Nebenhoden |
Parsfuniculi spermatici ductus deferentis | Verlauf innerhalb des Samenstrangs (“Funiculus spermaticus”) |
Pars inguinalis ductus deferentis | Durchtritt durch Leistenkanal |
Pars pelvina ductus deferentis | Eintritt ins kleine Becken |
Ampulla ductus deferentis | Vereinigung mit Ausführungsgang der Bläschendrüse |
Ductus ejaculatorius | Eintritt in die Prostata von hinten, Mündung in die Harnröhre |
Unter dem Mikroskop zeichnet sich das Vas deferens durch ein sternförmiges Lumen sowie eine kräftige, dreischichtige Muskelwand aus. Die Wand des Samenleiters lässt sich wiederum histologisch in drei Teile untergliedern:
• Tunica mucosa: Schleimhaut
• Tunica muscularis: Muskelschicht (drei Schichten)
• Tunica adventitia: Bindegewebshülle
Entwicklung in der Evolution
Ausgebildet wird der Samenleiter etwa zwischen der achten und 20. Entwicklungswoche eines Embryos. Dabei geht der Ductus deferens im Embryo aus dem Wolff-Gang hervor. Dieser hingegen wird unter dem Einfluss von Androgenen (männliche Sexualhormone) zum Wachstum angeregt und bildet zunächst den Nebenhodengang („Ductus epididymidis“). Dessen abschließendes Ende wiederum wird zum Samenleiter. Der Samenleiter mündet im Embryo zunächst in den sogenannten „Sinus urogenitalis“, welcher sich unterhalb der Harnblase befindet.
Samenleiterampulle
Die Samenleiterampulle („Ampulla ductus deferentis“) stellt gewissermaßen den Endabschnitt des Ductus deferens dar. Sie entsteht kurz vor der Vereinigung von Samenleiter mit dem Gang der Bläschendrüse.
Bläschendrüse
Bei der Bläschendrüse ("Glandula vesiculosa") handelt es sich um eine zusätzliche Geschlechtsdrüse, die aus einem aufgewundenen, circa 15 Zentimeter langen Drüsengang besteht. Funktionell gesehen produziert diese Drüse ein fructosereiches, basisches Sekret.
Die Ampulla ductus deferentis entsteht durch die Einlagerung von Drüsenpaketen in die Wand des Samenleiters. Diese Drüsen produzieren ein gelbliches Sekret, welches der Ernährung und Beweglichkeit der Spermien dient. Zusätzliche Besonderheiten aus histologischer Hinsicht sind vor allem die hohen Schleimhautfalten sowie das aufgeweitete Lumen.
Ductus deferens – Aufgaben und Funktion
Der Samenleiter spielt eine wichtige Rolle im männlichen Fortpflanzungssystem. Zum einen ist er durch wellenartige Kontraktionen der muskulären Wand für den Transport des Spermas aus dem Hoden bis zum Ejakulationskanal verantwortlich. Zum anderen dient vor allem die Ampulle auch der Speicherung und der Ernährung der Spermien. Gerade die von den Drüsenpaketen der Samenleiterampulle abgesonderten Sekrete tragen zur Samenflüssigkeit bei und enthalten außerdem wichtige Nähr- und Pufferstoffe.
Ductus deferens – Krankheiten und Beschwerden
Im medizinischen Bereich treten einige Krankheiten und Beschwerden in Zusammenhang mit dem Ductus deferens auf, um die sich hauptsächlich Ärzte/-innen der Urologie kümmern. Neben angeborenen Fehlbildungen kann der Samenleiter beispielsweise auch Angriffspunkt von Tumoren sein. Darüber hinaus können in diesem Bereich auch durch Verletzungen aufgrund von äußerer Gewalteinwirkung Blutungen oder Abszesse (abgekapselte Eiteransammlung bei einer Infektion) entstehen.
Des Weiteren steht der Ductus deferens auch im Zentrum der „Vasektomie“. Bei der Vasektomie handelt es sich um eine Methode zur Sterilisation, wobei die Samenleiter im Hodensack unterbunden werden. Dieses Verfahren gehört zu den sichersten Verhütungsmethoden überhaupt.
Eine letzte Krankheit des Ductus deferens ist schließlich die Samenleiterentzündung. Zu einem derartigen Zustand kommt es etwa, falls sich eine Harnwegs-/ Prostataentzündung oder anderweitige Infektionen im Körper (zum Beispiel mit Chlamydien) auf den Ductus deferens ausweiten.
- Samenleiter (Ductus deferens), https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 20.03.2023)
- Nebenhoden und Samenleiter, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 20.03.2023)
- Embyrologie, https://www.urologielehrbuch.de/... (Abrufdatum: 20.03.2023)