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Der Bizepssehnenreflex gehört zu den Reflexen, die häufiger im Verlauf einer neurologischen Untersuchung überprüft werden. In diesem Artikel geht es um die Physiologie, die Funktion und Störungen dieses klinisch bedeutsamen Reflexes.
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Bizepssehnenreflex – Definition
Der Bizepssehnenreflex ist ein Eigenreflex, bei dem nach einem Schlag auf die Bizepssehne der Musculis biceps brachii kontrahiert und dadurch eine Flexion im Ellenbogengelenk auslöst.
Bizepssehnenreflex – Physiologie
Der Reflex wird ausgelöst, indem ein kurzer Schlag auf die Bizepssehne, die am Ellenbogen ansetzt, ausgeführt wird. Der Schlag führt zu einer Dehnung des Bizepsmuskels und seiner Sehne. Dehnungsrezeptoren in der Bizepssehne, sogenannte Muskelspindeln, erfassen die Veränderung der Muskellänge. Diese Rezeptoren reagieren auf die Dehnung des Muskels und senden ein Signal über sensorische Nervenzellen an das Rückenmark. Diese sensorischen Fasern, die den Dehnungsreiz wahrnehmen, führen das Signal über den Nervus musculocutaneus in das Rückenmark.
Im Rückenmark findet eine monosynaptische Übertragung statt, das heißt, der sensorische Nerv kommt direkt mit einem Motoneuron in Kontakt und wird über die Synapse aktiviert. Die efferente Leitung erfolgt ebenfalls über den Nervus musculocutaneus und sendet ein Signal zurück zum Bizepsmuskel, was eine Kontraktion des Muskels auslöst. Durch die Kontraktion des Bizepsmuskels wird die ursprüngliche Dehnung durch den Schlag auf die Sehne wieder aufgehoben. Dies ist eine Schutzreaktion des Körpers, um übermäßige Dehnung oder Verletzungen zu verhindern.
Eigen- und Fremdreflexe
Beim Eigenreflex erfolgt die Reizaufnahme und die motorische Antwort im gleichen Organ. Ein klassisches Beispiel ist der Patellarsehnenreflex oder der Bizepssehnenreflex, bei dem der Muskel gedehnt und gleichzeitig zur Kontraktion gebracht wird. Beim Fremdreflex liegen Reizaufnahme und Antwort in verschiedenen Organen. Ein typisches Beispiel ist der Bauchhautreflex, bei dem ein Hautreiz eine Kontraktion der Bauchmuskulatur auslöst.
Bizepssehnenreflex – Funktion
Die Hauptfunktion des Bizepssehnenreflexes besteht darin, den Muskel vor einer übermäßigen Dehnung zu schützen und die Muskelspannung konstant zu halten. Dies erfolgt durch eine schnelle Reaktion auf plötzliche Dehnungsreize. Der Reflex trägt dadurch auch zur Regulation des Muskeltonus bei.
Bizepssehnenreflex – Klinik und Störungen
Der Arm wird in eine bequeme Position gebracht, sodass der Bizepsmuskel gut zugänglich ist. Danach muss die Bizepssehne an der Innenseite des Oberarms, direkt über dem Ellenbogen getastet werden. Die Sehne befindet sich dort, wo der Bizepsmuskel an den Oberarmknochen ansetzt. Durch einen Schlag mit einem Reflexhammer auf die Bizepssehne wird der Reflex ausgelöst. Der Reflex wird durch die Kontraktion des Bizepsmuskels sichtbar. Der Ellenbogen sollte sich leicht beugen, was die Kontraktion des Muskels anzeigt. Diese Reaktion wird als Reflexantwort gewertet.
Das Fehlen des Reflexes ist eine Areflexie und kann unter anderem auf eine periphere Nervenschädigungen des Nervus musculocutaneus hinweisen, da er Teil der Übertragung des Signals vom Bizepsmuskel zum Rückenmark ist. Auch Rückenmarkserkrankungen und Verletzungen kommen in Frage.
Ein verstärkter Reflex, also eine Hyperreflexie, spricht zum Beispiel für eine zentralnervöse Schädigung. Diese kann durch Hirnverletzungen oder Schlaganfälle auftreten. Auch Läsionen des Rückenmarks können zu einer verstärkten Reflexantwort führen. Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung, bei der die Myelinscheiden der Nerven im zentralen Nervensystem zerstört werden. Sie kann ebenfalls zu einer Hyperreflexie führen.
Häufige Fragen
- Wie wird der Bizepssehnenreflex getestet?
- Welche Nerven sind beim Bizepssehnenreflex beteiligt?
- Was ist der Unterschied zwischen dem Bizepssehnenreflex und anderen Sehnenreflexen wie dem Patellarsehnenreflex?
Der Bizepssehnenreflex wird getestet, indem mit einem Reflexhammer leicht auf die Bizepssehne geschlagen wird. Dabei wird beobachtet, ob der Bizepsmuskel kontrahiert und der Ellenbogen sich leicht beugt. Dies zeigt, dass der Reflex normal funktioniert.
Der Bizepssehnenreflex wird durch den Nervus musculocutaneus vermittelt, der sowohl die sensorische Information von der Bizepssehne als auch die motorische Information zur Bizepsmuskulatur überträgt.
Der Bizepssehnenreflex ist ein spezifischer Reflex, der die Bizepssehne am Ellenbogen betrifft und den Bizepsmuskel kontrahieren lässt. Der Patellarsehnenreflex hingegen betrifft die Patellarsehne und löst die Kontraktion des Quadrizepsmuskels aus. Beide Reflexe sind jedoch Teil des gleichen neuronalen Reflexsystems und werden verwendet, um die Funktion des Nervensystems zu testen.
- Trepel, Martin: Neuroanatomie, Elsevier, 8. Auflage, 2021
- Neurologische Untersuchung, https://next.amboss.com/… (Abrufdatum: 17.04.2025)