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Als dickste, kräftigste Sehne des Körpers zieht die Achillessehne von der Wade zur Fußsohle und leistet durch ihre Funktion und Lage einen elementaren Beitrag zum Gehen und Laufen. Der folgende Artikel beschreibt ihren Verlauf und die Auswirkungen von Sehnenverletzungen.
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Achillessehne – Definition
Die Achillessehne, auch Tendo calcaneus oder Tendo musculi tricipitis genannt, ist die sehnige Fortsetzung des Musculus triceps surae. Letzterer bildet die Wadenmuskulatur und teilt sich auf in Musculus soleus und den zweiköpfigen Musculus gastrocnemius. Die Achillessehne zieht an den Tuber calcaneus, einen Knochenvorsprung des Fersenbeins, und überträgt so die Kraft der Wade auf den Fuß. Dies löst eine Plantarflexion (Beugung in Richtung der Fußsohle) und eine Inversion (Auswärtsbewegung) des Fußes aus.
Achillessehne – Aufbau und Lage
Nachdem die Wadenmuskulatur ein breit gefächerter, voluminöser Muskelstrang ist, beginnt die Achillessehne ebenfalls mit einem breiten Abschnitt und verjüngt sich zur Fußrückseite hin, wo sie eine „Taille“ bildet. Hiernach verbreitert sich die Sehne wieder und zieht noch wenige Zentimeter weiter bis zu ihrem Ansatzpunkt an der Fußrückseite.
Achillessehne – Aufgaben und Funktion
Bei einer Kontraktion der Wadenmuskulatur wird über die Achillessehne Zug auf das Fußgelenk ausgelöst. Hierdurch wird beim Gehen oder Laufen der Fuß in Richtung der Fußsohle gebeugt. Das kraftvolle Abdrücken vom Boden wird so ermöglicht. Gleichzeitig kann der Fuß leicht nach außen invertiert werden. Durch diese Bewegungsrichtung wird der Fuß in einer geraden Achse gegenüber dem Unterschenkel stabilisiert.
Achillessehne – Schmerzen und Verletzungen
Die Achillessehne ist die stärkste Sehne des Körpers. Gleichzeitig werden an sie massive mechanische Anforderungen gestellt. Hieraus können einige teils sehr beeinträchtigende Krankheitsbilder resultieren.
Tendopathie
Eine chronische Überbeanspruchung der Achillessehne kann zu wiederkehrenden Mikrotraumatisierungen, also kleinen Verletzungen der Sehne, führen. Durch die gestörten Reparaturprozesse infolge der fortgesetzten Belastung baut sich die Sehne zunehmend um. Die Fasern verlieren an Elastizität und Spannkraft und verkalken zunehmend. Dies kann die gesamte Struktur der Achillessehne so weit schädigen, dass sie bei der nächsten stärkeren Beanspruchung reißt. Bei der Tendopathie (auch „Tendinopathie“ genannt), handelt es sich zunächst einmal um einen nicht-entzündlichen und nicht bakteriell bedingten Prozess. Allerdings kann sich aus der chronischen Reizung eine sekundäre Entzündung entwickeln.
Achillodynie
Kommt es infolge der dauerhaften Überlastung und Verletzung der Achillessehne zu einer Sehnenentzündung, einer Tendinitis, so schwillt die Sehne an und verdickt sich. Dies macht sich zunächst durch Anlaufschmerzen bei Belastung bemerkbar. Dieser schmerzhafte Reizzustand, die sogenannte Achillodynie, geht bei fortgesetzter Schädigung der Sehne in einen Ruheschmerz über. Durch die entzündlichen Prozesse wird der Sehnenumbau beschleunigt, was ihre Binnenstruktur zunehmend schwächt und sie verletzungsanfälliger macht. Schmerzen der Achillessehne können theoretisch auch im Rahmen einer Fibromyalgie auftreten und sollten daher immer im Kontext der Anamnese, also der Ursachensuche, bewertet werden.
Infobox Stoßwellentherapie
Eine Stoßwellentherapie mit mechanisch-akustischen Wellen, die von einem Schallkopf aus in den Körper geleitet werden, soll die Durchblutung der Sehne verbessern und die Bildung von Wachstumsfaktoren fördern, was die Heilung der Achillodynie unterstützen kann. Die Therapie, die beim Fersensporn gut etabliert ist, wird mangels expliziter wissenschaftlicher Daten noch nicht von allen Krankenkassen übernommen.
Tendinitis der Achillessehne
Hierbei handelt es sich um eine Entzündung der Achillessehne. Wenngleich Fehlbelastungen der Sehne die häufigsten Auslöser sind, so kann bei einem geringen Prozentsatz der Betroffenen auch eine rheumatische Erkrankung vorliegen. Dies sollte im Zweifelsfall ausgeschlossen werden.
Achillessehnenriss
Um die maximal flexible Beweglichkeit des Fußes zu gewährleisten, muss sich die sehr stark belastete Achillessehne kurz vor ihrem Umschlagpunkt an der Hinterkante des Fußes massiv verjüngen. Im Bereich dieser „Taille“ der Achillessehne sind daher die Blutversorgung und die Widerstandskraft der Sehne besonders gering. Kommt es zusätzlich zu einer Mangelversorgung der Sehne mit Nährstoffen, beispielsweise bei Alkoholismus, oder werden die Fasern durch wiederkehrende Injektionen mit Cortison oder chronische Überlastung und Entzündung geschwächt, so können sie bei neuerlichem Zug plötzlich reißen. Meist ist diese Ruptur der Achillessehne durch einen lauten Knall, wie ein Peitschenschlag, gut zu hören. Hiernach ist zudem die Beugung des Fußes kaum noch möglich. Eine Therapie erfolgt je nach Ausprägung der Beeinträchtigung, Alter und Aktivitätsgrad der Betroffenen und abhängig von den Erfolgsaussichten der Maßnahmen wahlweise konservativ durch Schmerz- und Physiotherapie oder operativ.
Haglund-Syndrom
Aus bisher ungeklärter Ursache entwickelt sich bei manchen Menschen ein knöcherner Vorsprung, eine Exostose, im Bereich des Ansatzes der Achillessehne am Fersenbein. Diese Knochenmasse wird als Haglund-Deformität oder oberer Fersensporn bezeichnet. Sie führt zu Druck auf die Achillessehne und den zugehörigen Schleimbeutel, was eine chronische Reizung und Entzündung dieser Strukturen zur Folge haben kann. Diesen Zustand bezeichnet man als Haglund-Syndrom.
Schleimbeutelentzündung (Paratendinitis)
Eine Entzündung des Schleimbeutels, der Bursa tendinis calcanei, die zwischen dem Tuber calcanei und der Innenseite der Achillessehne liegt, ist meist Folge von Über- oder Fehlbelastung. Oft tritt sie gemeinsam mit einer Entzündung der Achillessehne auf.
Apophysitis calcanei (Morbus Sever-Haglund)
Eine vor allem bei Kindern und Jugendlichen auftretende Erkrankung ist die Entzündung des Fersenbeins im Bereich des Ansatzes der Achillessehne. Diese Apophysitis entsteht durch eine Überbelastung des zu diesem Zeitpunkt noch aus Knorpel bestehenden Sehnenansatzes.
Achillessehne – Übungen
Verschiedene Übungen können die Durchblutung der Achillessehne gezielt anregen und durch eine Entspannung der Wade zudem den Druck aus den belasteten Bereichen nehmen. Eine Dehnung der Wadenmuskulatur kann beispielsweise erfolgen, indem man sich mit einem Bein auf eine Stufe stellt, das andere Bein nur mit dem Fußballen auf der Stufe aufsetzt und dann die Ferse hinter der Stufe nach unten absinken lässt, bis sich eine Spannung in der Wade einstellt. Durch Verlagerung des Körpergewichts in das zu dehnende Bein kann der Effekt verstärkt werden.
Alternativ kann man einen einfachen Schritt nach vorne machen und dann mit beiden (gerade nach vorne ausgerichteten) Beinen in die Knie gehen, wobei die Ferse des hinteren Beins auf dem Boden aufgesetzt bleiben sollte. Je nach Elastizität der Sehne verspürt man hier bereits nach wenigen Zentimetern der Beinbeugung eine deutliche Dehnung der Wade. Diese Übung zielt auf den einzelnen Wadenmuskel, Musculus soleus, ab.
Die gleiche Übung mit gestrecktem hinterem Bein und gebeugtem vorderem Bein durchgeführt dehnt den Zwillingsmuskel der Wade, Musculus gastrocnemius.
Auch Dehnungsübungen der Schienbeinmuskulatur können die Achillessehne entlasten, da hierdurch der Gegenzug nachlässt.
Häufige Fragen
- Wie fühlen sich Schmerzen in der Achillessehne an?
- Was tun bei Schmerzen in der Achillessehne?
- Was bedeutet Tendinitis der Achillessehne?
- Wie lange dauert eine Entzündung der Achillessehne?
Zumeist entwickeln sich Schmerzzustände der Achillessehne aus einer längerfristigen Fehl- oder Überbelastung der Sehne. Es entsteht früher oder später eine Entzündungsreaktion, die zunächst mit belastungsabhängigen Schmerzen auf sich aufmerksam macht. Im Verlauf der Erkrankung treten dann häufig auch stechende oder einschießende Schmerzen in Ruhe auf.
Tendopathie und Achillodynie resultieren meist aus falschem beziehungsweise zu intensivem Training oder einer Fehlstellungen der Bein-Fuß-Achse (und natürlich erst recht aus einer Kombination dieser Risikofaktoren). Zunächst einmal lässt sich die akute Entzündung durch Schonung, Kühlung und eine Schmerztherapie in Tablettenform oder auch durch lokale Anwendung von Schmerzgel oder Salbe gut behandeln. Für die dauerhafte Behandlung empfiehlt sich Physiotherapie, gegebenenfalls kann eine Korrektur der Bein-Fuß-Achse, etwa mittels orthopädischer Einlagen, notwendig sein. Vor dem Training sollte der Körper intensiv aufgewärmt werden, um Verletzungen zu vermeiden.
Eine Tendinitis der Achillessehne ist eine Entzündung der Sehne. Der Begriff umfasst sowohl infektiöse als auch nicht-infektiöse Krankheitsbilder. Äußert sich die Tendinitis durch Schmerzen, so liegt eine Achillodynie vor.
Je nach Ausprägung der Entzündung kann bei wirksamer und konsequenter Therapie und Schonung die Haupterkrankung binnen zwei bis drei Wochen kontrolliert werden. Bis zur vollständigen Ausheilung können allerdings durchaus bis zu zwei Monate vergehen, daher sollten sportliche Aktivitäten erst nach Rücksprache mit den Behandlern/-innen erfolgen.
- Fanghänel, J., Pera, F., Anderhuber, F., & Nitsch, R. (2003). Waldeyer Anatomie des Menschen. In J. Fanghänel, F. Pera, F. Anderhuber, & R. Nitsch, Waldeyer Anatomie des Menschen (S. 1153-1155). Berlin: de Gruyter.
- Achillessehne – Schnell schmerzfrei mit Stoßwellentherapie, https://stosswellenzentrumnrw.de/... (Abrufdatum:18.05.2023)