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Das Phänomen der Synästhesie betrifft schätzungsweise vier Prozent der Bevölkerung. Dennoch ist das Wissen über diese spezielle Form der Wahrnehmung noch gering und es ist anzunehmen, dass sich viele Synästheten ihrer Fähigkeiten nicht bewusst sind.
Dieser Artikel klärt über Symptome und Ursachen der Synästhesie auf und stellt die häufigsten Formen dieses neurologischen Phänomens vor.
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Was ist Synästhesie?
Synästhesie ist eine besondere Form der Reizverarbeitung des Nervensystems, bei der externe Reize nicht nur eine, sondern zusätzliche Wahrnehmungen auslösen, die durch die ursprünglichen Reize nicht erklärbar sind. Synästhetiker sehen beispielsweise Farben oder nehmen einen Geschmack wahr, wenn sie bestimmte Töne oder Klänge hören. Bei anderen löst das Lesen eines Buchstaben oder einer Zahl das Phänomen aus.
Die Wahrnehmung eines Synästheten kann sich von der eines anderen Synästheten unterscheiden, selbst wenn der gleiche Reiz angeboten wird. Lediglich das Wahrnehmungsmuster der individuellen Person ist meist festgelegt und wiederholt sich. Sieht sie beispielsweise bestimmte Farben im Zusammenhang mit Zahlen, so löst dieselbe Zahl meist ihre spezifische Farbe aus, wobei oft jede Zahl ihre eigene Farbe hat.
Synästhesie ist keine Erkrankung und nicht behandlungsbedürftig. Sie wird von den Synästheten selbst meist als sehr bereichernd geschildert.
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Ideasthesie
Bei der Ideasthesie oder „higher“ Synästhesie genügt die bloße Vorstellung eines Reizes, um die damit assoziierte Wahrnehmung zu erzeugen. Auch das Nachdenken über abstrakte Konzepte wie Liebe oder Freiheit kann bei higher Synästhesie Sinneswahrnehmungen auslösen. Demgegenüber ist bei der „lower“ Form die direkte Präsentation des optischen oder akustischen Reizes zur Erzeugung der Wahrnehmung erforderlich.
Besondere Merkmale von Synästheten
Synästheten sind häufig sehr empathisch und können emotionale Ausdrücke anderer Menschen oft leichter lesen als Nicht-Synästheten. Auch ihr visuelles Gedächtnis ist oft deutlich besser ausgeprägt. Darüber hinaus sind sie zumeist sehr intelligent und kreativ, da sie mehr Eindrücke nutzen können als Menschen ohne diese Fähigkeit.
Synästhesie – Ursachen
Die genauen Ursachen der Synästhesie sind noch nicht gänzlich verstanden. Jedoch deuten Studien an, dass genetische Muster die Entstehung einer Synästhesie begünstigen könnten. Hierzu zählt beispielsweise eine Häufung von Genen, welche die Verknüpfung der Nervenzellen beeinflussen. Darüber hinaus scheinen Lebenserfahrungen und Erlebnisse für die Ausprägung und den Zeitpunkt des Einsetzens der Synästhesie relevant zu sein.
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Synästhesie – Symptome
Symptome der Synästhesie sind Wahrnehmungen, die im Moment des Reizes nur der Synästhet erlebt. Neben Farben kann es sich dabei um Geschmacksempfindungen, Töne oder visuelle Eindrücke wie geometrische Formen handeln. Dabei können die Synästhetiker genau unterscheiden, welche Wahrnehmungen „echt“ sind und welche durch die interne Verknüpfung entstehen.
Auf das Umfeld wirken Synästheten unter Umständen psychotisch oder verwirrt, was zu einer Fehldeutung der Synästhesie als wahnhafte neurologische Erkrankung führen kann. Der Ausschluss von behandlungsbedürftigen Gesundheitsstörungen ist wichtig und sinnvoll, jedoch müssen Behandler die Synästhesie als alternative Erklärung der Phänomene kennen und berücksichtigen. Diagnostische Tests wie der Stroop-Test, bei dem die Teilnehmer Farbbezeichnungen in abweichender Schriftfarbe vorgelegt bekommen und die Farbe der Schrift wiedergeben sollen, können hierbei helfen. Derartige Tests erzeugen bei Synästheten zusätzliche Wahrnehmungen und können sie massiv verwirren.
Synästhesie – Häufige Formen
Etwa 80 Formen der Synästhesie wurden bisher beschrieben:
Bei der häufigen Graphem-Farb-Synästhesie besteht eine Verknüpfung von Zahlen oder Buchstaben mit Farben. Bei der lexikalischen Synästhesie tritt das gleiche Phänomen beim Lesen oder Sehen ganzer Wörter oder Sätze auf. Die Auditory-Visual-Synästhesie zeigt sich durch das „farbige Hören“, bei dem die Synästheten Töne und Klänge als bunt wahrnehmen.
Eine weitere Form ist die lexikalisch-gustatorische Synästhesie, bei der das Hören oder Lesen von Wörtern Geschmackswahrnehmungen erzeugt, sodass beispielsweise das Wort „Katze“ nach Erdbeeren schmecken könnte. Mirror-Touch-Synästhetiker spiegeln das körperliche Empfinden ihres Gegenübers, etwa Berührungen oder Schmerzen. In diesen Prozess sind Spiegelneuronen involviert, welche in der Medizin vor allem bei der Behandlung von Phantomschmerzen angesprochen werden.
Synästhesie – Forschung
Lange zweifelten Wissenschaftler die Existenz der Synästhesie an. Bildgebende Verfahren wie die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) oder die funktionelle Kernspintomographie (fMRT) bestätigen jedoch Abweichungen im Gehirnstoffwechsel von Synästheten, die mit den geschilderten zusätzlichen Wahrnehmungen im Einklang stehen.
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Häufige Fragen
- Was versteht man unter Synästhesie?
- Was löst Synästhesie aus?
- Was ist ein Beispiel für Synästhesie?
- Welche Bedeutung haben Farben bei Synästhesie?
Synästhesie ist eine besondere Form der Wahrnehmungsverarbeitung im Gehirn, bei der ein externer Reiz neben der üblichen Reizantwort zusätzliche Wahrnehmungen oder Empfindungen auslöst, die nicht dem initialen Reiz entsprechen. Die Sinne vermischen sich und es entstehen neue Qualitäten, die das Umfeld der Synästheten nicht nachempfinden kann. Synästhesie ist keine Erkrankung und erfordert daher keine Behandlung. Sie lässt sich etwa bei vier Prozent der Bevölkerung nachweisen.
Genetische Veranlagung in Kombination mit Lebenserfahrungen scheint die Basis der Synästhesie zu bilden. Die genauen Ursachen für das Phänomen sind jedoch noch nicht gänzlich verstanden.
Häufig wird Synästhesie mit dem „farbigen Hören“ erklärt. Dabei nehmen Synästheten beim Hören eines Tons oder Klangs eine bestimmte Farbe wahr. Es gibt viele weitere und sehr unterschiedliche Synästhesie-Formen. Die raumzeitliche Synästhesie bewirkt etwa, dass der Synästhet Wochentage oder Daten kreisförmig im Raum um sich herum angeordnet wahrnimmt. So liegt beispielsweise der Montag direkt vor ihm, der Mittwoch hinter ihm. Die Muster der Synästhesie sind individuell verschieden aber gleichbleibend für die jeweilige Person.
Farben gehören zu den häufigsten verknüpften Wahrnehmungen von Synästheten. Sie treten meist in Verbindung mit Zahlen oder Schrift auf, können jedoch auch mit Musik verbunden sein. Bei manchen Formen der Synästhesie erfolgt die Verknüpfung auch entgegengesetzt, sprich eine bestimmte Farbe löst eine optische Wahrnehmung oder eine akustische Entsprechung aus.
- Klänge sehen: erste Hinweise auf molekulare Ursachen, https://www.mpg.de/... (Abrufdatum: 08.04.2025)