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Die Peristaltik ist ein grundlegender physiologischer Mechanismus, der für den Transport von Nahrung, Flüssigkeiten und anderen Substanzen im Körper verantwortlich ist. Diese Bewegung sorgt dafür, dass Nahrungsbrei und Verdauungssäfte kontrolliert durch das Verdauungssystem geleitet werden. Störungen dieser Funktion können zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen, weshalb sie für die Medizin und die Forschung von großer Bedeutung ist. Dieser Artikel behandelt den physiologischen Ablauf, Funktion und Störungen der Peristaltik.
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Peristaltik – Definition
Peristaltik ist eine wellenförmige Muskelbewegung, die in hohlen Organen wie dem Verdauungstrakt vorkommt. Sie dient dem Transport von Nahrung, Flüssigkeiten oder anderen Substanzen durch den Körper. Diese Bewegung ist essenziell für Prozesse wie das Schlucken, die Verdauung und die Ausscheidung.
Peristaltik – Ablauf
Die Wände des Magen-Darm-Traktes folgen einem allgemeinen Aufbau. Dieser besteht aus:
- Mukosa: der Schleimhautschicht, die das Lumen auskleidet.
- Submukosa: einer Bindegewebsschicht unterhalb der Mukosa.
- Muskularis: eine Muskelschicht, die aus zwei Verläufen glatter Muskulatur besteht.
- Serosa/Adventitia
Für die Bewegungen des Magen-Darm-Traktes ist die Muskularis von großer Bedeutung. Ihr zweischichtiger Aufbau erlaubt es die aufgenommene Nahrung mit einer wellenförmigen Bewegung durch den Darm zu transportieren. Sie besteht aus einer inneren Ringschicht (Stratum circulare) und der darauffolgenden Längsschicht (Stratum longitudinale). Die beiden Muskelschichten verlaufen entgegengesetzt.
Muskulatur im Ösophagus
Das obere Drittel der Speiseröhre besteht überwiegend aus Skelettmuskulatur. Die Wand des mittleren Drittels ist gemischt mit glatter Muskulatur und Skelettmuskulatur durchzogen. Im unteren Drittel des Ösophagus befindet sich fast ausschließlich glatte Muskulatur.
Die Innervation der Muskularis erfolgt durch ein Nervengeflecht, das zwischen den beiden Schichten liegt, dem Plexus myentericus (Auerbach-Plexus).
Entstehung der Peristaltik
Die aufgenommene Nahrung dehnt die Darmwand, was von sensorischen Neuronen, die dort sitzen registriert wird. Diese werden dadurch aktiviert und leiten ein Signal an Interneurone, die in der Ringschicht sitzen. Diese aktivieren wiederum entweder erregende oder hemmende Nervenzellen des Plexus myentericus.
Die Axone des Plexus myentericus aktivieren oder hemmen sogenannte interstitielle Zellen von Cajal (ICC). Diese liegen zwischen Submukosa sowie Muskularis und sind über Gap Junctions mit den glatten Muskelzellen verbunden. Sie leiten also den Reiz von den Neuronen des Auerbach-Plexus an die Muskelzellen weiter und bringen sie so zur Kontraktion. Damit sind sie die Schrittmacherzellen des Magen-Darm-Traktes.
Durch die Wanddehnung kontrahiert die glatte Muskulatur des zum Mund hingerichteten (oralwärts) Teils durch erregende Motoneurone, die Acetylcholin ausschütten. Im anderen Teil (aboral gereichtet) kommt es zu einer Entspannung der glatten Muskulatur durch hemmende Motoneurone des Auerbach-Plexus, die Stickstoffmonoxid (NO) und vasoaktives intestinales Polypeptid (VIP) ausschütten.
Die ringförmigen Muskeln der Organwand ziehen sich also hinter dem Nahrungsbrei (oral) zusammen, wodurch der Bolus nach vorne gedrückt wird. Vor dem Bolus (aboral) entspannt sich die Längsmuskulatur, wodurch sich der Durchmesser des Hohlorgans vergrößert und Platz für den Transport entsteht. Diese rhythmischen Bewegungen setzen sich wellenförmig fort und befördern den Inhalt weiter durch das Organ.
Peristaltik – Funktion
Die Peristaltik befördert Nahrung von der Speiseröhre in den Magen und weiter in den Darm. Damit sorgt sie für eine kontinuierliche Bewegung des Nahrungsbreis durch den Verdauungstrakt.
Im Magen und Dünndarm vermischt die Peristaltik den Speisebrei mit Enzymen und Magensäure, wodurch die Verdauung und Nährstoffaufnahme erleichtert wird.
Durch die langsamen, rhythmischen Bewegungen verbessert sich der Kontakt des Speisebreis mit der Darmwand, was eine effizientere Nährstoffaufnahme ermöglicht.
Im Dickdarm fördert die Peristaltik den Transport unverdaulicher Nahrungsreste und sorgt für die Entwässerung des Stuhls sowie seine Ausscheidung über den Enddarm.
Peristaltik – Störungen
Ein Ileus bezeichnet eine Störung der Darmpassage aufgrund einer mechanischen Blockade oder einer fehlenden Darmmotilität. Er stellt einen potenziell lebensbedrohlichen Zustand dar und erfordert eine rasche Diagnostik und Therapie.
Der mechanische Ileus ist eine Blockade der Darmpassage durch ein mechanisches Hindernis, bei denen es sich zum Beispiel um Kot- oder Gallensteine sowie Tumoren handeln kann.
Beim paralytischen Ileus fehlt die Darmmotilität, also Peristaltik. Es besteht keine mechanische Blockade. Ursachen dafür können beispielsweise Entzündungen (Peritonitis), postoperarative Komplikationen oder Medikamente (z.B. Opiate) sein. Der paralytische Ileus kann sich durch diffuse, dumpfe Schmerzen bemerkbar machen. Zudem fehlen meist Darmgeräusche im betroffenen Abschnitt.
Häufige Fragen
- Was ist Peristaltik und wie funktioniert sie?
- Welche Rolle spielt die Peristaltik in der Verdauung?
- Was passiert, wenn die Peristaltik gestört ist?
- Welche Krankheiten oder Störungen können die Peristaltik beeinflussen?
Peristaltik ist eine wellenförmige Muskelbewegung, die in Hohlorganen wie der Speiseröhre, dem Magen und dem Darm vorkommt. Sie dient dem Transport von Nahrung, Flüssigkeiten oder anderen Substanzen durch den Verdauungstrakt.
Die Peristaltik ist essenziell für die Verdauung, da sie Nahrung durch den Verdauungstrakt transportiert, durchmischt und die Nährstoffaufnahme fördert. In der Speiseröhre befördert sie den Nahrungsbrei in den Magen, wo er mit Verdauungssäften vermengt wird. Im Dünndarm sorgt sie für eine gleichmäßige Nährstoffaufnahme, während sie im Dickdarm Wasser entzieht und den Stuhl zur Ausscheidung vorbereitet.
Eine zu langsame Peristaltik führt zu verzögertem Transport im Magen-Darm-Trakt, während eine zu schnelle Peristaltik den Stuhl zu schnell weiterbefördert. Ursachen können neurologische Erkrankungen, Diabetes oder bestimmte Medikamente sein.
Krankheiten wie Morbus Parkinson, Multiple Sklerose und das Reizdarmsyndrom können die Peristaltik stören. Auch Medikamente wie Opiate können die Darmbewegungen verlangsamen oder beschleunigen. In schweren Fällen kann es zu einem Darmverschluss (Ileus) kommen.
- Lüllmann-Rauch, Renate: Taschenlehrbuch Histologie, Thieme, 6. Auflage, 2019
- Verdauungssystem, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 01.04.2025)
- Ileus, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 01.04.2025)