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Der Blinddarm, auch Caecum oder Zäkum genannt, ist eine Aussackung am Beginn des Dickdarms. Er befindet sich normalerweise im reichten unteren Bauchbereich. Umgangssprachlich wird der Begriff „Blinddarm“ häufig für die fingerförmig anhängende Appendix vermiformis, den Wurmfortsatz, verwendet. Die Funktion von Blinddarm und Wurmfortsatz ist dabei zum Teil unklar. Es wird jedoch vermutet, dass dieser eine Rolle in der Immunantwort spielt.
Alles Wissenswerte rund um den Blinddarm, dessen Aufbau und Funktion sowie Maßnahmen bei einer Blinddarmentzündung klärt der folgende Artikel.
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Blinddarm – Was ist das Zäkum?
Medizinisch korrekt ausgedrückt ist der Blinddarm (Zäkum) ein, beim Menschen sechs bis acht Zentimeter langes, sackförmiges Gebilde, dass den Anfang des Dickdarms markiert. Die Appendix vermiformis hängt als fingerförmiger Fortsatz dem Blinddarm an. Sie wird auch als Darmtonsille bezeichnet, da sich in der Schleimhaut zahlreiche Lymphfollikel befinden.
Der Begriff Blinddarm wird umgangssprachlich für die Appendix vermiformis, den sogenannten Wurmfortsatz, verwendet. Dieser hängt als wurmartiges Gebilde dem eigentlichen Blinddarm lediglich an. Der Tatsache, dass dieser blind in einer Art Aussackung endet, verdankt der Blinddarm dabei seinen Namen.
Die embryonale Entwicklung des Zäkums findet während der achten Fetalwoche statt. Dabei rotiert das Darmrohr in den rechten unteren Quadranten des Bauchraums. Der Appendix bildet sich als fingerförmige Aussackung aus dem Blinddarm heraus und kann im weiteren Verlauf eine Vielzahl möglicher Lage- und Längenvarianten einnehmen.
Blinddarm – Aufbau
Der Aufbau des Blinddarms entspricht histologisch dem des Colons. Die Appendix vermiformis, die dem Blinddarm als wurmartiges Hohlorgan anhängt, zeigt ebenfalls diesen histologischen Aufbau, nimmt allerdings nicht an der Stuhlpassage teil. Ebenso findet über die Schleimhaut des Wurmfortsatzes keine Nährstoffaufnahme statt.
Weiterhin unterscheidet sich auch die Muskelschicht der Appendix vom Rest des Colons. Die Längsmuskulatur des Colons ist vom Blinddarm an normalerweise in Tänien gegliedert, so dass sich die typische „wulstartige“ Form des Dickdarms ergibt. Im Appendix ist diese Gliederung nicht vorhanden. Die Längsmuskulatur des Wurmfortsatzes bildet eine zusammenhängende Muskelschicht und die Oberfläche imponiert glatt.
Lagevarianten
Der Blinddarm markiert den Beginn des Dickdarms und liegt im rechten Unterbauch. Er liegt intraperitoneal (innerhalb der Bauchhöhle) und mündet nahtlos in den aufsteigenden Teil des Dickdarms (Colon ascendes). Über die sogenannte Bauhin-Klappe gelangt der Speisebrei aus dem Dünndarm in den Blinddarm und von dort weiter ins Colon ascendens.
Die Normlage des Wurmfortsatz befindet sich ebenfalls innerhalb der Bauchhöhle, also intraperitoneal hinter dem Blinddarm. Dort verläuft er leicht geneigt zur Körpermitte. Bei Frauen besteht eine anatomische Nähe zum rechten Eierstock.
Abweichungen von dieser Normlage sind für den Wurmfortsatz zahlreich bekannt. So kann die Länge der Appendix beachtlich schwanken und bis zu 30 Zentimeter betragen. Dementsprechend variabel kann auch die Lage innerhalb des Bauchs sein. Die Lokalisation im rechten Unterbauch ist also nicht garantiert. Der Appendix kann in einigen Fällen mittig oder linksseitig liegen und sogar eine Lage ausserhalb des Peritoneums (retroperitoneal) ist beschrieben.
Innervation
Der Blinddarm wird, wie alle gastrointestinalen Organe (Magen-Darm-Trakt), vegetativ autonom innerviert. Dies erfolgt über sympathische und parasympathische Nervenfasern.
Die parasympathischen Fasern stammen aus dem Truncus vagalis posterior, einem Nervenast des Nervus vagus, und sind vor allem dann aktiv, wenn die Verdauung stattfindet.
Die sympathische Innervation erfolgt über den Plexus mesenterius superior. Sie hemmt die Verdauungsprozesse und ist eher dann aktiv, wenn zum Beispiel physischer oder psychischer Stress auftreten. Beim Plexus mesentericus superior handelt es sich um ein Nervengeflecht, das Teile der Bauchorgane innerviert.
Die Schmerzempfindlichkeit des Wurmfortsatzes entsteht über sensible Fasern, die zum Spinalnervensegment auf Höhe des zehnten Brustwirbels ziehen.
Blutversorgung und Lymphabfluss
Die Blutversorgung des Wurmfortsatzes erfolgt arteriell über die A. appendicularis, die Versorgung des Blinddarms über die Aa. caecalis anterior und posterior. Beide entspringen über mehrere Verzweigungen aus der A. mesenterica superior.
Der venöse Abfluss erfolgt über die Vv. appendicularis und caecalis, die über weitere Venen letztlich in die Pfortader führen. Das venöse Blut aus der Appendix vermiformis ist nährstoffarm, da der Wurmfortsatz nicht an der Nährstoffresorption teilnimmt. Auch insgesamt enthält das venöse Blut im Vergleich zum Dünndarm wesentlich weniger Nährstoffe, da im Dickdarm überwiegend Flüssigkeit resorbiert wird.
Die Lymphflüssigkeit fließt über die Nodi lymphatici mesenterici superiores weiter in die Trunci intestinales. Von dort aus erfolgt der Lymphabfluss weiter in die Cisterna chyli und letzten Endes in den Ductus thoracicus.
Der histologische Aufbau von Blinddarm und Appendix vermiformis entspricht im Großen und Ganzen dem allgemeinen Aufbau der Darmschleimhaut. Leichte Abweichungen finden sich lediglich in der Schleimhaut des Wurmfortsatzes. Innen liegend befindet sich dort als erstes die Tunica mucosa.
Sie zeigt luminal ein einschichtiges, hochprismatisches Epithel und enthält zahlreiche Becherzellen. Dies sind einzellige Drüsen, die an der Produktion einer Schutzschicht für die Darmschleimhaut beteiligt sind. Die darunter liegende Lamina propria enthält eine Vielzahl von Lymphofollikeln, weswegen der Wurmfortsatz auch als „Darmtonsille“ bezeichnet wird.
Als mittlere Schicht schließt sich der Tunica mucosa die Tunica muscularis an, die aus Ring- und Längsmuskulatur sowie lockerem Bindegewebe besteht. Die Nervenknötchen des Plexus myentericus liegen ausserdem locker eingebettet in der Tunica muscularis.
Die äußere Schicht wird bei normaler intraperitonealer Lage aus der Tunica serosa gebildet. Ein einschichtiges Plattenepithel ermöglich als glatte Außenhülle, dass sich Blinddarm und Appendix gegen alle anderen Organe innerhalb der Bauchhöhle möglichst widerstandsarm verschieben können.
Blinddarm – Funktion
Der Blinddarm markiert den Beginn des Dickdarms, welcher am Verdauungsprozess beteiligt und vor allem für die Flüssigkeitsresorption zuständig ist. Dadurch wird der Speisebrei zunehmend eindickt und letztendlich ausgeschieden.
Die konkrete Funktion des Wurmfortsatzes am Blinddarm ist bisher nicht vollständig abschließend geklärt. Obwohl seine Funktion lange Zeit unklar war, glauben Wissenschaftler/innen heute, dass der Blinddarm eine Rolle in der Immunität spielt. Die Hauptfunktion des Appendix besteht vermutlich darin, ein abgeschlossenes immunaktives Milieu bereitzustellen. Es wird vermutet, dass der Blinddarm Lymphozyten produziert und speichert, die in der Folge dazu beitragen, den Körper vor Infektionen zu schützen.
Ein weiterer möglicher Zweck des Wurmfortsatzes ist die Unterstützung der Darmflora. Dabei wird angenommen, dass der Appendix als eine Art Reservoir für gesunde Bakterien dient. Diese halten die Darmflora im Gleichgewicht und schützen vor der Besiedelung des Darms mit schädlichen Mikroorganismen.
Bakterien der ursprünglichen Darmflora sind im Lumen des Wurmfortsatzes lokalisiert und durch die sogenannte Gerlach-Klappe vom restlichen Darm isoliert. Die zahlreichen lymphatischen Zellen in der Appendix-Wand stellen einerseits einen effektiven Schutz dieser physiologischen Bakterien vor schädlichen Einflüssen durch beispielsweise Erreger von Durchfallerkrankungen bereit. Darüber hinaus können eben diese Erreger innerhalb des Appendix effektiv abgewehrt werden, ohne dass der Verdauungsbrei fließt.
Untersuchungen zeigen, dass eine Appendektomie (Entfernung des Wurmfortsatzes) die Anfälligkeit gegenüber Magen-Darm-Infekten bei gesunden Erwachsenen nicht erhöht. Allerdings kann nach einer Appendektomie die Immunantwort des Darmes dann herabgesetzt sein, wenn die Hygienebedingungen besonders schlecht sind oder der Körper insgesamt starken Belastungen ausgesetzt ist.
Anders sieht die Situation bei Kindern aus. Wird der Wurmfortsatz im Kindesalter entfernt, scheint sich die Immunfunktion des Darmes zu verändern. Allerdings ist nicht abschließend geklärt, ob und welche Folgen dies auch langfristig nach sich zieht.
Blinddarm – Erkrankungen
Isolierte Erkrankungen des Blinddarms sind selten. Beschwerden haben ihre Ursache in der Regel im Dünndarm oder im Appendix vermiformis. Letztere werden fälschlicherweise häufig Blinddarmentzündung genannt, obwohl eigentlich nicht der Blinddarm, sondern lediglich der Wurmfortsatz von der Erkrankung betroffen ist.
Eine Blinddarmentzündung, auch Appendizitis genannt, ist eine Entzündung des Anhangs des Blinddarms. Sie ist ein häufiger Grund für einen Notfall-Krankenhausaufenthalt und kann zu schweren Komplikationen führen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird.
Die Symptome einer Blinddarmentzündung sind oft unspezifisch und können leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden. Dazu gehören Schmerzen im Unterbauch, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung und Fieber. Der Schmerz beginnt oft im Bereich des Nabels und kann sich dann auf den rechten Unterbauch ausbreiten. Manchmal wird der Schmerz auch im Rücken oder im rechten Oberschenkel gespürt.
Die Diagnose Blinddarmentzündung wird in der Regel durch eine Ultraschalluntersuchung oder eine Computertomografie gestellt. In den meisten Fällen gehört auch eine Blutuntersuchung zum Standard, um Entzündungszeichen im Körper zu erkennen oder differenzialdiagnostisch auszuschließen.
Die Behandlung einer Blinddarmentzündung besteht dabei in der Regel aus einer Operation, um den entzündeten Anhang zu entfernen. Diese Blinddarm-OP wird in der Regel laparoskopisch durchgeführt was bedeutet, dass nur kleine Schnitte in der Bauchdecke gemacht werden. In manchen Fällen kann jedoch auch eine offene Operation erforderlich sein.
Es ist wichtig, dass eine Blinddarmentzündung so schnell wie möglich behandelt wird, um Komplikationen wie eine Perforation (Durchbruch) des Anhangs oder eine Sepsis (Blutvergiftung) zu vermeiden. Nach der Operation wird der/die Patient/in normalerweise für einige Tage im Krankenhaus behalten, um sicherzustellen, dass diese/r sich erholt und keine Komplikationen auftreten.
Um eine Blinddarmentzündung zu vermeiden, sollte auf eine gesunde Ernährung geachtet und regelmäßig Sport getrieben werden. Es ist ebenfalls wichtig, auf Anzeichen einer Blinddarmentzündung zu achten und sofort eine/n Arzt/Ärztin aufzusuchen, wenn die oben beschriebene Symptome auftreten.
- DAZ.online, Muss der Blinddarm wirklich raus?, https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/...
(Abrufdatum: 24.01.2023) - Deutsche Gesellschaft für Chirurgie, https://www.dgch.de/...
(Abrufdatum: 24.01.2023)