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Das Ganglion oticum ist eine wichtige Umschaltstation im parasympathiscen Nervensystem. Es stellt eine bedeutende Schaltstelle dar, an der neben parasympathischen auch motorische, sensible und sympathische Fasern zusammengeführt und verarbeitet werden. Besonders seine Funktion im Rahmen der Speichelsekretion und seine Lage in der infratemporalen Region machen es zu einem Schlüsselpunkt der neuralen Versorgung im Kopfbereich.
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Ganglion oticum – Definition
Das Ganglion oticum gehört zu den parasympathischen Kopfganglien. Es befindet sich in der Fossa infratemporalis, nahe der Schädelbasis. Seine Hauptaufgabe ist die Umschaltung afferenter parasympathischer Fasern. Andere Faserarten, wie motorische oder sympathische, durchziehen das Ganglion ohne Umschaltung und setzen ihren Verlauf anschließend fort.
Ganglion oticum – Anatomie und Lage
Das Ganglion oticum ist klein und rundlich, kann jedoch in Form und Struktur variieren. Während die kompakte Form die Regel ist, können auch lobulierte oder disperse Varianten auftreten. Die durchschnittliche Größe des Ganglions beträgt etwa 2 x 1,5 x 0,4 Millimeter, wobei es leicht abgeflacht ist.
Topographie
Das Ganglion liegt unmittelbar unterhalb des Foramen ovale in der Fossa infratemporalis. Es befindet sich medial des N. mandibularis und grenzt an wichtige Strukturen wie die Tuba auditiva, den Musculus tensor veli palatini und die Arteria meningea media.
Ganglion oticum – Fasern und Verschaltung
Das Ganglion oticum dient als Schaltstelle für parasympathische Nervenfasern und als Durchgangsstation für Geschmacks-, motorische und sympathische Fasern. Zu den genauen Faserverläufen gibt es einige Varianten, weshalb man in der Literatur zum Teil unterschiedliche Angaben dazu findet.
Parasympathische Fasern
Die parasympathischen Fasern stammen vom N. glossopharyngeus (IX. Hirnnerv), dessen Nervenzellkörper im Nucleus salivatorius inferior in der Medulla oblongata liegen. Sie gelangen über den N. petrosus minor zum Ganglion oticum, wo eine Umschaltung auf postganglionäre Neuronen erfolgt. Diese Fasern verlaufen zunächst zusammen mit dem N. auriculotemporalis und ziehen schließlich in den N. facialis ein, mit dem sie zur Parotis gelangen. Über den N. buccalis und N. alveolaris inferior laufen außerdem weitere Äste zu den Drüsen (Glandulae buccales und labiales).
Jacobson-Anastomose
Dies ist der Eigenname für die Gesamtheit der Nervenfaserverbindung zwischen N. glossopharyngeus und Parotis.
Sympathische Fasern
Sympathische Fasern, die aus dem Ganglion cervicale superius stammen, durchlaufen das Ganglion unverschaltet. Sie erreichen das Ganglion über den Plexus caroticus externus und den Plexus der Arteria meningea media. Ihr Ziel ist ebenfalls die Ohrspeicheldrüse.
Motorische Fasern
Motorische Fasern aus dem N. mandibularis beziehungsweise N. pterygoideus medialis innervieren Muskeln wie den M. tensor tympani und den M. tensor veli palatini. Diese Fasern passieren das Ganglion ohne Umschaltung.
Sensible Fasern
Sensible Fasern des N. mandibularis erreichen das Ganglion über Rami ganglionares ad ganglion oticum.
Geschmacksfasern
Geschmacksfasern für die vorderen zwei Drittel der Zunge können ebenfalls durch das Ganglion ziehen, ihre genaue Verschaltung bleibt jedoch umstritten.
Ganglion oticum – Klinik
Das Ganglion oticum ist klinisch bedeutsam bei der Aurikulotemporalisneuralgie. Diese geht mit Nervenschmerzen im Versorgungsgebiet einher, das Krankheitsbild ähnelt daher der Trigeminusneuralgie. Ursachen können Entzündungen, Traumata oder Erkrankungen der Parotis sein.
Zudem kann es bei Fehlverschaltungen, wie beim Frey-Syndrom, nach gustatorischen Reizen zu Hautrötung und Schwitzen vor dem Ohr kommen.
Häufige Fragen
- Wo liegt das Ganglion oticum?
- Was ist das Ganglion oticum?
- Was ist ein Kopfganglion?
- Ist Ganglion eine Zyste?
- Was versorgt das Ganglion oticum?
Das Ganglion oticum liegt in der Fossa infratemporalis, unmittelbar unterhalb des Foramen ovale an der Schädelbasis. Es befindet sich medial des Nervus mandibularis und grenzt an Strukturen wie die Tuba auditiva, den Musculus tensor veli palatini und die Arteria meningea media.
Das Ganglion oticum ist ein kleines parasympathisches Kopfganglion, das als Umschaltstation für parasympathische Nervenfasern dient. Es ist an der Steuerung verschiedener Drüsen, insbesondere der Ohrspeicheldrüse, beteiligt. Zusätzlich fungiert es als Durchgangsstation für motorische, sensible, sympathische und Geschmacksfasern.
Ein Kopfganglion ist ein Nervenknoten im Kopfbereich, der zur Umschaltung oder Weiterleitung von Nervenfasern dient. Es spielt eine zentrale Rolle im autonomen Nervensystem, indem es Signale verarbeitet, bevor sie zu Zielorganen wie Drüsen oder Muskeln gelangen. Kopfganglien wie das Ganglion oticum sind speziell für parasympathische Funktionen bedeutend.
Nein, ein Ganglion ist keine Zyste, sondern in diesem Kontext ein Nervenknoten, der Nervenzellkörper enthält. Es dient als Umschalt- oder Durchgangsstation im Nervensystem. Der Begriff „Ganglion“ wird jedoch auch in einem anderen Kontext verwendet, etwa zur Beschreibung von flüssigkeitsgefüllten Zysten an Sehnen oder Gelenken, was eine völlig andere Bedeutung hat.
Das Ganglion oticum versorgt hauptsächlich die Ohrspeicheldrüse (Parotis) über parasympathische Fasern des Nervus glossopharyngeus. Zudem beeinflusst es die Glandulae buccales und labiales sowie weitere Drüsen durch Verbindungen mit verschiedenen Nervenästen. Über motorische Fasern steuert es indirekt Muskeln wie den M. tensor tympani und den M. tensor veli palatini.
- Hirnnerven, Amboss, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 06.12.2024)
- Übersicht der Kopf- und Halsregion, Amboss, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 06.12.2024)
- Kopfspeicheldrüsenerkrankungen, Amboss, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 06.12.2024)
- Olfaktorisches und gustatorisches System, Amboss, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 09.12.2024)