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In den letzten Jahren hat das Thema “Faszie” einen wahren Hype in der Medizin erfahren. Immer mehr Forscher/innen beschäftigen sich mit diesem Bindegewebe und seinen vielfältigen Funktionen im Körper. Dabei geht es nicht nur um die Unterstützung von Muskelbewegungen, sondern auch um die Rolle der Faszien bei Schmerzen, Entzündungen und anderen Erkrankungen. Doch was sind Faszien eigentlich genau und warum sind sie gerade jetzt so interessant? Dieser Artikel beinhaltet die wichtigsten Informationen rund um Arten, Aufgaben sowie Erkrankungen von Faszien.
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Faszie – Definition
Faszien (von lat. “fascia” = Binde, Band) sind bindegewebige Strukturen, die den gesamten Körper geflechtartig durchziehen. Während ursprünglich mit diesem Begriff ausschließlich Bänder, Sehnen und Platten aus Bindegewebe bezeichnet wurden, hat sich heutzutage der deutlich weiter gefasste Name “Fasziensystem” etabliert. Zu diesem Fasziensystem zählt ein dreidimensionales Netzwerk aus kollagenhaltigem, lockerem und dichten Bindegewebe. Faszien umgeben und verbinden somit verschiedene Gewebe und Organe miteinander, bilden Schichten beziehungsweise Hüllen und sorgen für die Formgebung und Stabilität des Körpers. Da diese Strukturen je nach Körperregion unterschiedlichen Anforderungen unterliegen, gibt es verschiedene Arten von Faszien mit jeweils unterschiedlichen Eigenschaften und Funktionen. Beispielsweise sind sie in manchen Bereichen sehr fest und widerstandsfähig, während sie in anderen flexibler und dehnbarer sind.
Faszie – Arten und Aufbau
Es gibt keine einheitliche Struktur für alle Faszien, da sie in diversen Bereichen des Körpers unterschiedliche Funktionen und Eigenschaften haben können. Allerdings haben Faszien im Allgemeinen einige Gemeinsamkeiten in ihrem Aufbau und ihrer Zusammensetzung. Hierzu zählen zum einen die weißliche Farbgebung sowie die netzartig verwobenen Kollagenfasern, welche in einem Netzwerk von elastischen Fasern und Proteinen eingebettet sind.
Zum anderen besitzen Faszien eine Vielzahl von Zellen, einschließlich Fibroblasten, die Kollagen produzieren, sowie Immunzellen und Mastzellen, die eine Rolle bei der Entzündungsreaktion und Heilung spielen können. Überdies enthalten sie auch Nerven, Blutgefäße (Arterien, Venen) und Teile des Lymphsystems (wie Lymphknoten), die ihre Funktionen unterstützen und zudem die Schmerzwahrnehmung beeinflussen können.
Fascia superficialis
Oberflächliche Faszien (“Fascia superficialis”) findet man in einer der unteren Hautschichten (“Subcutis“). Sie bestehen in der Regel aus lockerem Bindegewebe, Fett und nur wenigen kollagenen Fasern. In funktioneller Hinsicht sind diese Art von Faszien sehr beweglich, weshalb sie sowohl am Rumpf, als auch an den Extremitäten vorhanden sind.
Fascia profunda
Wie der Name schon vermuten lässt, sind tiefe Faszien (“Fascia profunda”) weiter im Inneren des Körpers angeordnet. Sie umgeben eine Vielzahl von Strukturen, darunter Muskeln, Sehnen, Knochen, Bänder und Gefäße des Blutkreislaufs. Außerdem zeichnet sich eine Fascia profunda dadurch aus, dass sie aus dichten, geflechtartigen Kollagenbündeln aufgebaut ist.
Viszerale Faszie
Viszerale Faszien kleiden die Körperhöhlen aus und umgeben darüber hinaus zum Teil Organe, zum Beispiel in Form des Perikardbeutels am Herzen. In diesen Faszien laufen wichtige Gefäß- sowie Nervenstraßen zu den Organen.
Meningeale Faszie
Meningeale Fasern sind mit Strukturen des Nervensystems assoziiert. Hierbei umhüllen, fixieren und schützen sie Nervenfasern, die beispielsweise zum Peripheren Nervensystem gehören.
Achtung Verwechslungsgefahr
Die Hirnhäute ("Meningen"), sind zwar für Schutz und Versorgung des Zentralen Nervensystems zuständig, zählen aber nicht zu den Faszien!
Faszie – Aufgaben und Funktion
Faszien haben im Körper mehrere wichtige Aufgaben und Funktionen. Hier sind einige Beispiele:
- Strukturgebung: Faszien geben dem Körper Struktur und Stabilität, indem sie verschiedene Gewebe und Organe umgeben und miteinander verbinden. Sie helfen somit, die Form des Körpers zu erhalten und dessen Bewegungen zu koordinieren.
- Kraftübertragung: Faszien übertragen Kräfte innerhalb des Körpers, indem sie die Spannung und Dehnung der Muskeln regulieren und den Widerstand zwischen verschiedenen Körperbereichen anpassen.
- Schutz: Sie schützen empfindliche Gewebe und Organe vor Verletzungen und Abnutzung durch äußere Einflüsse wie etwa Stöße und Druck.
- Immunsystem: Faszien enthalten Lymphgefäße und Immunzellen, die dabei helfen, Infektionen abzuwehren und somit das Immunsystem bei seiner Arbeit unterstützen.
- Stoffwechsel: Faszien sind auch an der Regulation des Stoffwechsels beteiligt, indem sie den Transport von Nährstoffen und Abfallstoffen zwischen den verschiedenen Geweben und Organen ermöglichen.
- Propriozeption: Hierunter versteht man die Eigenwahrnehmung des Körpers bezüglich Lage im Raum, Spannungszuständen und mehr, was ebenfalls durch diese Strukturen gewährleistet wird.
Faszie – Erkrankungen und Beschwerden
Faszien können in Zusammenhang mit einigen klinisch relevanten Beschwerden stehen. Erstens können sie sich, etwa durch Überbeanspruchung oder Verletzung, verhärten oder Knoten ausbilden, was anschließend zu schmerzhaften Faszientriggerpunkten führt. Zudem können sie sich auch als Reaktion auf Entzündungen oder Traumata verkleben, was ebenfalls eine Verhärtung / Versteifung der gesamten Faszie nach sich ziehen kann.
Des Weiteren können sich Faszien auch selbst entzünden, wobei man von einer “Fasziitis” spricht. Eine Fasziitis kann beispielsweise durch Überbeanspruchung, Verletzung oder Infektion verursacht werden. Ein häufiger Ort für diese Krankheitsbild befindet sich unter der Fußsohle. Man spricht dann von einer “Plantarfasziitis”.
Außerdem sind Faszien aufgrund ihrer Struktur auch bei gewissen systemischen Erkrankungen des Bindegewebes beteiligt, wozu zum Beispiel die Krankheiten Sklerodermie, Marfan-Syndrom sowie Ehlers-Danlos-Syndrom zählen.
Faszientraining
Faszientraining ist ein Trainingsansatz, der darauf abzielt, die Faszien im Körper zu stärken und zu dehnen. Ein solches Training kann helfen, Verklebungen und Verspannungen zu lösen und dadurch die Beweglichkeit und Flexibilität zu verbessern. Dazu gehören zum Beispiel Rollmassagen mit einer Faszienrolle, Stretching-Übungen und spezielle Bewegungsabläufe, die auf die Faszien ausgerichtet sind. Das Training kann sowohl zur Prävention als auch zur Rehabilitation von Verletzungen eingesetzt werden.
Häufige Fragen
- Was ist die Gerota-Faszie?
- Was ist die mesorektale Faszie?
- Was ist die thorakolumbale Faszie?
- Hat jeder Muskel eine Faszie?
Die Gerota-Faszie ist eine Bindegewebsmembran, die die Nieren und ihre Blutgefäße umgibt. Sie ist nach ihrem Entdecker Dimitrie Gerota benannt, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert ein rumänischer Anatom und Chirurg war. Die Gerota-Faszie besteht aus zwei Schichten: einer äußeren Schicht, die mit dem hinteren Bauchfell verbunden ist, sowie einer inneren Schicht, die eng mit der Kapsel der Niere in Verbindung steht.
Die mesorektale Faszie besteht aus Bindegewebe und umgibt den Enddarm (Rektum). Zudem ist sie mit dem umliegenden Gewebe verbunden und stellt einen Teil des Mesorektums dar, welches wiederum ein Fettpolster ist, das den Enddarm umgibt und ihn von benachbarten Organen trennt. Diese Faszie enthält außerdem zahlreiche Blutgefäße, Nerven und Lymphknoten, die für die Durchblutung und den Abtransport von Abfallprodukten aus dem Rektum wichtig sind. Die mesorektale Faszie hat eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Kontinenz und der sexuellen Funktion.
Die thorakolumbale Faszie ist eine dünne, aber starke Bindegewebsmembran, die sich im Rückenbereich zwischen dem Brustkorb (Thorax) und dem Becken (Lumbalbereich) befindet. Sie ist eine der wichtigsten Faszien im Rücken und spielt eine ausschlaggebende Rolle bei der Stabilisierung der Wirbelsäule und der Unterstützung der Körperhaltung.
Jeder Muskel hat eine Faszie, die ihn umgibt und ihm somit Struktur und Stabilität verleiht. Die Faszie eines Muskels besteht aus Bindegewebe und ist eng mit den Muskelfasern verbunden. Sie hilft, den Muskel zusammenzuhalten und zu schützen, während er sich bewegt.
Die Faszien der Muskeln können auch als Verbindungen zwischen den Muskeln dienen, wodurch eine koordinierte Bewegung und Interaktion zwischen den Muskeln ermöglicht wird. Darüber hinaus können sie auch dazu beitragen, die Durchblutung und die Lymphdrainage zu regulieren, was für die Gesundheit der Muskeln und des gesamten Körpers wichtig ist.
- Ehlers-Danlos-Syndrom und Marfan-Syndrom, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 22.04.2023)
- Faszien, https://www.mooci.org/... (Abrufdatum: 22.04.2023)
- Tendinopathie, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 18.08.2023)