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Im Laufe des menschlichen Lebens befinden sich Gewebe und Organe in einem stetigen Wandel. Neben Wachstum und Reifung ist auch der Rückbau, die sogenannte Degeneration oder Involution, ein zentraler Bestandteil des Lebens. Solche Prozesse sind essenziell für die Anpassung des Körpers an alters- und hormonbedingte Veränderungen und können sowohl physiologisch als auch pathologisch auftreten. Während physiologische Involutionen etwa im Rahmen der Menopause oder der Pubertät auftreten, führen pathologische Degenerationen infolge von Erkrankungen oder Überbelastung häufig zu funktionellen Einschränkungen und strukturellen Schäden. Der folgende Text behandelt neben der Definition, die physiologischen und pathophysiologischen Grundlagen der Degeneration sowie die klinische Bedeutung dieser Rückbildungsprozesse anhand typischer Beispiele.
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Degeneration (Involution) – Definition
Als Degeneration (auch Involution) bezeichnet man die physiologische, rückbildungsartige Veränderung von Geweben oder Organen, die meist mit einer Funktionsminderung verbunden ist. Sie kann alters- oder hormonbedingt sowie auch pathologisch infolge einer Schädigung auftreten.
Degeneration (Involution) – Physiologie und Pathophysiologie
Ein klassisches Beispiel, das eine physiologische (natürliche) Involution darstellt, ist die altersbedingte Rückbildung der Mamma (Brustdrüse) nach der Menopause. Ab der Menopause kommt es zur Atrophie des Drüsenkörpers und des bindegewebigen Stromas. Das Milchgangsystem bleibt erhalten und der relative Fettanteil nimmt zu, wodurch die Brust weich und teils knotig zu palpieren ist.
Weitere Organe, welche physiologische Involutionsprozesse zeigen sind folgende:
- Thymusinvolution: Der Thymus und vor allem dessen Rinde bildet sich zu Beginn der Pubertät zurück und wird durch fettgewebiges Parenchym ersetzt
- Involution der Gebärmutter (Involutio uteri): Postpartal kommt es zur Schrumpfung der Gebärmutter
- Endometrium: Nach der Menopause treten auch hier Involutionsprozesse ein
- Altersbedingte Abnahme des Visus (Altersweitsichtigkeit; Presbyopie): Durch degenerative Veränderungen des Ziliarmuskels, der Linse und der Zonulafasern
- Altersbedingte Schwerhörigkeit (Presbyakusis): Durch Abnutzung der Haarzellen im Innenohr
- Zellverluste im extrapyramidalen und pyramidalen Nervensystem: Folglich kommt es zu leiser und schwacher bzw. langsamer Artikulation
- Hoden: Altersabhängige Rückbildung (testikuläre Seneszenz) der Hodenfunktion und -struktur beim Mann, meist beginnend ab dem 50. Lebensjahr
Pathophysiologie
Bei Auftreten einer pathologischen Degeneration handelt es sich häufig um nichtentzündliche, regressiv-dystrophe Veränderungen. Typische Ursachen für degenerative Veränderungen sind Alterungsprozesse, chronische Belastungen der Gelenke beispielsweise, genetische Veranlagung, entzündliche Prozesse wie im Rahmen der Arthrose, Rauchen, Bewegungsmangel, schlechte Ernährung oder Durchblutungsstörungen.
Degenerative Gelenkerkrankungen, wie die Arthrose, beinhalten Knorpelabbau und Osteophytenbildung. Osteophyten beschreiben einen endogenen Reparaturmechanismus bei zu starker mechanischer Belastung. Sie dienen der Stabilisierung des Gelenkes oder der besseren Verteilung von Belastungen bei Arthrose.
Bei degenerativen Wirbelsäulenveränderungen kommt es zur Bandscheibendegeneration, zur Ausbildung von Spondylophyten sowie zur Entwicklung einer Spinalkanalstenose.
Bei Muskeldystrophien, wie beispielsweise der Duchenne-Muskeldystrophie, kommt es zu einem fortschreitenden Ersatz von funktionellem Muskelgewebe durch Fett– und Bindegewebe.
Muskeldystrophie Typ Duchenne
Bei der Muskeldystrophie vom Typ Duchenne handelt es sich um eine unheilbare, progressive Muskeldystrophie mit einem besonders schnellen Verlauf, welche auf einem X-chromosomal- rezessiv vererbten Gendefekt des Proteins Dystrophin beruht. Der Typ Duchenne manifestiert sich vor dem 5. Lebensjahr durch eine Schwäche der Beckengürtelmuskulatur und geht im Verlauf auf andere Regionen über.
Ein weiteres bedeutendes Beispiel für pathologische Degeneration ist die Degeneration des zentralen Nervensystems, wie sie bei neurodegenerativen Erkrankungen auftritt. Bei Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Morbus Alzheimer kommt es zum fortschreitenden Verlust von Nervenzellen, was zu Störungen der Bewegungskoordination, des Gedächtnisses und anderer kognitiver Funktionen führen kann.
Diese degenerativen Prozesse gehen mit einer zunehmenden Funktionsminderung einher und können mechanische Beeinträchtigungen wie etwa eine Nervenkompression umfassen. Darüber hinaus sind sie häufig mit entzündlichen Reaktionen und sekundären strukturellen Veränderungen assoziiert.
Degeneration (Involution) – Klinik
Die klinischen Erscheinungen der Degeneration bzw. Involution hängen vom jeweils betroffenen Organ ab. Im Folgenden werden exemplarisch typische Fälle aufgeführt: die degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule, die altersbedingte Involution der Mamma und die altersbedingte Makuladegeneration des Auges.
Die Degeneration der Wirbelsäule betrifft bevorzugt die Lendenwirbelsäule und äußert sich typischerweise durch belastungsabhängige Kreuzschmerzen mit Ausstrahlung in die Beine. Eine symptomatische Besserung tritt häufig bei Entlastung, insbesondere beim Nach-vorne-Beugen, ein. Die initiale Therapie erfolgt konservativ, beispielsweise durch physiotherapeutische Maßnahmen und die Gabe nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen. Bei fortschreitender Symptomatik mit neurologischen Ausfällen kann eine operative Intervention erforderlich sein.
Die Mamma-Involution nach der Menopause verläuft in der Regel asymptomatisch, ist allerdings mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung von Mammakarzinomen in der assoziiert. Im Rahmen der bildgebenden Diagnostik wie der Mammographie zeigen sich oft strukturelle Veränderungen, die altersbedingt durch den Rückgang des Drüsengewebes und die relative Zunahme des Fettanteils entstehen.
Die altersbedingte Makuladegeneration stellt eine neurodegenerative Erkrankung des gelben Flecks (Makula) der Netzhaut (Retina) dar. Es kommt durch Alterungsprozesse zu einer Funktionseinschränkung des Pigmentepithels. Ursachen können genetische Veranlagungen, Rauchen und intensive UV-Licht-Einwirkung sein. Es kommt unter Anderem zu einer Abnahme der Sehschärfe und des Farbensehens.
Häufige Fragen
- Ist Degeneration immer krankhaft?
- Was sind pathologische Formen der Degeneration?
- Was sind typische Ursachen für degenerative Veränderungen?
- Welche Organe sind am häufigsten von Degeneration betroffen?
Nein. Degeneration kann auch physiologisch sein und somit ganz natürlich ablaufen. Beispielsweise zeigt dies die Rückbildung der Brustdrüse (Mamma) nach der Menopause oder die Thymusinvolution in der Pubertät. Nur wenn die Rückbildung krankheitsbedingt ausgelöst wird oder zu Beschwerden führt, spricht man von pathologischer Degeneration.
Pathologische Degenerationen umfassen: Arthrose (Gelenkverschleiß), Bandscheibendegeneration, Muskeldystrophien (z.B. Duchenne), die Degeneration des zentralen Nervensystems bei neurodegenerativen Erkrankungen (z.B. Parkinson, Alzheimer) oder auch die altersbedingte Makuladegeneration.
Häufige Ursachen sind Alterungsprozesse, chronische Belastung oder Überlastung (z.B. Gelenke), genetische Veranlagung, entzündliche Prozesse (z.B. Arthrose, Arthritis), Durchblutungsstörungen sowie auch eine ungesunde Lebensweise (Rauchen, Bewegungsmangel, schlechte Ernährung).
Am häufigsten sind von Degeneration Gelenke und Knochen (z.B. Arthrose, Osteoporose), das Gehirn (durch Alzheimer und Parkinson), die Augen (z.B. Makuladegeneration), Muskeln und das Herz und Gefäße (z.B. Arteriosklerose) betroffen.
- Lüllmann-Rauch: Histologie. 2. Auflage Thieme 2006
- Mamma, https://next.amboss.com/... (Abrufatum 28.06.2025)
- Progressive Muskeldystrophien, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 28.06.2025)