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Bei der Entstehung von Gefühlen (besonders Angstgefühlen), Emotionen, sowie der Speicherung von Gedächtnisinhalten steht ein Kerngebiet des menschlichen Gehirns im Vordergrund: die Amygdala (Plural: Amygdalae), auch bekannt als Corpus amygdaloideum oder Mandelkern.
Die Funktionen dieser beidseitig im Bereich der Temporallappen lokalisierten, mandelgroßen Nervenverbände hat die Evolution des menschlichen Individuums zum Teil entscheidend mitgeprägt. Sie kann nämlich zu den ältesten Bestandteilen im Gehirn gezählt werden kann.
Die speziellen Nervenzellen, aus denen der Mandelkern besteht, ermöglichen, dass drohende Gefahren richtig beurteilt werden können. Hierzu verarbeitet die Amygdala äußere Reize, was zur Entstehung spezifischer Körperreaktionen führt (z. B. erhöhter Herzschlag). Dies dient besonders als Vorbereitung, das Überleben sicherzustellen und von drohenden Gefahren schnellstmöglich flüchten zu können. Das limbisches System, zu dem unter anderem der Mandelkern gezählt wird, bildet die übergeordnete Funktionseinheit, die das Verarbeiten von Emotionen steuert.
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Amygdala: Definition
Bei den Amygdalae (Singular: Amygdala, lat. Corpus amygdaloideum) handelt es sich um Gruppen von Kernen, die zusammen in ihrer Einheitsstruktur eine mandelähnliche Form aufweisen. Bei komplexen Wirbeltieren (z. B. Mensch) befinden sich die Amygdalae, wie zuvor im Artikel erwähnt, beidseitig im medialen Bereich (in der Mitte) des linken und rechten Temporallappen.
Die Funktion des Mandelkerns im menschlichen Gehirn dient besonders der emotionalen Reaktion des Körpers (z. B. Angst), bedingt durch äußere Reize, sowie der Entscheidungsfindung und der zielgerechten Verarbeitung von Gedächtnisinhalten. Als Teil des limbischen Systems nutzt dieses Kerngebiet des Gehirns die Sinneswahrnehmung des Körpers (äußere Reize) und ist aufgrund der Verarbeitung dieser sensorischen Informationen daran beteiligt, spezifische Reaktionen (z. B. Angst) hervorzurufen. Wittert der Corpus amygdaloideum Gefahr, sendet dieser Signale, die zur Ausschüttung von Stresshormonen (z. B. Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol) führen, um den Menschen entsprechend auf Flucht oder Kampf vorzubereiten.
Amygdala: Anatomie und Aufbau
Unser limbisches System besteht aus einer Reihe wichtiger Bestandteile, die für die Verarbeitung von Emotionen eine entscheidende Rolle spielen. Neben Hippocampus, Corpus mamillare (Mammillarkörper), Gyrus parahippocampalis (Gehirnregion, deren graue Substanz als Teil der Großhirnrinde angesehen wird) und Gyrus cinguli (Gehirnwindung im medialen Abschnitt des menschlichen Gehirns) werden auch die beiden Amygdalae (Singular: Amygdala) diesem System zugeordnet.
Der Mandelkern ist im medial gelegenen Teil der beiden Temporallappen lokalisiert und ist aus zwei sich ähnelnden Kerngebieten aufgebaut. Diese liegen unmittelbar vor dem Hippocampus, sowie nahe dem Schwanz des Nucleus caudatus (paariges, großes Kerngebiet im Endhirn) und des Unterhorns des Seitenventrikels (mit Hirnwasser gefüllter Hohlraum im Gehirn).
Auch ein kleines Stück der Hirnrinde wird zur Amygdala gezählt, wodurch sie einen Übergangsbereich zwischen der Hirnrinde und den wichtigsten Kernregionen innerhalb des menschlichen Gehirns darstellt.
Der Corpus amygdaloideum kann in drei unterschiedliche Zonen eingeteilt werden:
- Basolateraler Komplex: in diesem Bereich befinden sich die drei Nuclei (Kerne) basalis, lateralis, sowie basolateralis
- Zentromediale Kerngruppe: Nucleus (Kern) medialis und Nucleus centralis
- Cortikale Kerngruppe: in ihr befindet sich der Nucleus corticalis
Sämtliche dieser in der Aufzählung genannten Kerne interagieren durch die gegenseitige Verschaltung über Nervenfasern miteinander. Des Weiteren ist die Amygdala mit Hirnstamm, Hypothalamus und den Basalganglien verbunden.
Amygdala: Aufgaben und Funktion
Die bedeutendste Aufgabe des Corpus amygdaloideum, also der Amygdala, besteht in der Entstehung und der Verarbeitung von Angstgefühlen und der damit einhergehenden körperlichen Reaktionen. Unter anderem ist dieser Teil des Gehirns verantwortlich dafür, dass in Gefahrensituationen eine deutliche Erhöhung des Herzschlages, sowie ein Stocken der Atmung eintritt. Auch das, als Reaktion auf das plötzliche Auftauchen einer Schrecksituation, so typische Zusammenzucken wird durch die Verschaltung des Corpus amygdaloideum mit dem motorischen System hervorgerufen.
Aufgrund der über Nervenfasern basierenden Verschaltung mit dem Hypothalamus ist der Mandelkern auch dafür zuständig, Signale für die Produktion von Stresshormonen zu übermitteln (z. B. Adrenalin in den Nebennieren). Durch die Ausschüttung von Adrenalin wird der Körper in Alarmbereitschaft versetzt und auf Flucht oder einen sich anbahnenden Kampf vorbereitet. Zeitgleich werden Prozesse, wie beispielsweise die Verdauung, eingeschränkt, um dem Herz-Kreislauf-System genügend Energie bereitstellen zu können.
Neben der Steuerung des Fluchtverhaltens ist der Mandelkern auch verantwortlich für die Verarbeitung von Emotionen, die in Verbindung mit Angst stehen. Auf diese Art und Weise sind Menschen in der Lage, Erlebtes mit Emotionen zu verknüpfen. Eine wichtige Rolle spielt dies vor allem bei der emotionalen Einordnung von Gesichtsausdrücken.
Darüber hinaus kann der Mandelkernkomplex bestimmte Emotionen im Kopf (z. B. Angst, Wut) verstärken. Ohne diesen Bereich des Gehirns wäre der Mensch nicht in der Lage, eine Situation richtig einzuschätzen oder Emotionen wie Furcht oder Angst zu verspüren. Die Amygdala stellt eine der wichtigsten Überlebensstrategien im Rahmen der menschlichen Evolution dar.
Amygdala: Klinik
Eine Reihe von Krankheiten werden in Zusammenhang mit einer fehlerhaften Funktion der Amygdala gebracht:
Angst- und Panikstörungen
Eine Vielzahl von Angst- und Panikstörungen wird in Verbindung mit dem Corpus amygdaloideum (z. B. Phobien) gebracht. Im Rahmen einer Phobie werden zumeist harmlose Situationen aufgrund einer Fehlinterpretation als Gefährdung für das eigene Leben aufgefasst (z.B. beim Sehen einer Spinne oder eines Clowns). Häufig äußert sich dies in körperlichen Reaktionen, wie Schweißausbrüchen oder Herzrasen.
Eingeschränkte Funktion
Manchmal kommt es zu einer beschränkten Handlungsfähigkeit der Amygdala. Amygdala-Einschränkungen sind auf fehlerhafte Funktionen zurückzuführen und die Auswirkungen haben verschiedene Bezeichnungen. Beispiele dafür sind Depression, Autismus und Gedächtnisstörungen.
Lipoidproteinose
Eine Lipoidproteinose (z. B. Urbach-Wiethe-Syndrom) ist eine selten auftretende Erkrankung des Corpus amygdaloideum, die auf genetische Vererbung (autosomal-rezessiv) zurückgeführt werden kann. Im Rahmen der Krankheit verkalken bestimmte Bereiche dieser Gehirnregion, was folglich zu einer eingeschränkten Funktionstüchtigkeit der Amygdala führt.
Ein typisches Merkmal dieser Erkrankung besteht darin, dass betroffenen Personen kein Gefühl der Furcht empfinden können, wodurch die gezielte Einschätzung einer potenziellen Gefährdung für Leib und Leben nur schwer möglich ist.
Häufige Fragen
- Was ist die Amygdala?
- Welche Funktionen übernimmt die Amygdala?
- Wo befindet sich die Amygdala?
Die Amygdala ist ein wichtiger Teil des menschlichen Gehirns und übernimmt wichtige Aufgaben. Dazu gehört die Verarbeitung von Emotionen, die über einen Vergleich emotionaler Erinnerungen funktioniert. Als Bestandteil des limbischen Systems interpretiert dieses Gehirnareal äußere Reize (Sinneseindrücke), wodurch spezifische körperliche Reaktionen als Folge der Reizverarbeitung auftreten. Besonders wichtig ist der Mandelkern für das Erkennen von möglichem Gefahrenpotenzial.
Die Hauptfunktion der Amygdala liegt sowohl in der Bewertung verschiedener, emotionaler Äußerungen und der Weiterleitung dieser an andere Hirnregionen als auch das Potenzial, mögliche Gefahrensituationen zu erkennen. Handelt es sich um eine Gefahr, entsteht das Gefühl von Angst und der Körper wird durch die gezielte Abfolge biochemischer Reaktionen (z. B. Ausschüttung von Adrenalin in den Nebennieren zur Erhöhung des Herzschlages) auf Flucht vorbereitet. Die Funktion der Amygdala führt dazu, dass Menschen angemessen auf unterschiedlichste Situationen reagieren können. Neben dem Gefühl von Angst verarbeitet der Corpus amygdaloideum auch das Gefühl von Freude, Wut, sowie den Sexualtrieb.
Die Amygdala befindet sich im medial (mittig) gelegenen Teil des jeweiligen Temporallappens. Sie liegt benachbart zum Hippocampus und nahe dem Schwanz des Nucleus caudatus.
1. Funktion der Amygdala einfach erklärt, FOCUS.de (Abrufdatum: 05.05.2023).
2. Anatomie: Amygdala und Emotion ,dasgehirn.info (Abrufdatum: 05.05.2023).
3. Was verursachen Stresshormone im Körper?, tk.de (Abrufdatum: 05.05.2023).
4. Amygdala, Spektrum Lexikon der Neurowissenschaft, www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/amygdala/565 (Abrufdatum: 05.05.2023).