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Afferent bezeichnet in der Medizin Strukturen, die zu einem bestimmten Punkt hinführen. Sie findet man vorwiegend, aber nicht ausschließlich in Verbindung mit dem zentralen Nervensystem. Dieser Artikel geht zunächst auf die Definition von Afferenzen ein und erläutert den Begriff im Anschluss an verschiedenen Beispielen.
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Afferent – Definition
Afferent ist im medizinischen Zusammenhang eine Richtungsbezeichnung. Man verwendet sie für den Zufluss von Informationen im Sinne von neuronalen Afferenzen oder für den Zufluss von Substanzen wie Blut über afferente Blutgefäße. Der Zufluss richtet sich dabei zu einem definierten Punkt oder einer Struktur hin. Das Gegenteil von Afferenzen stellen efferente Leitungsbahnen dar.
Der Begriff findet vorwiegend in Bezug auf das zentrale Nervensystem Anwendung. Hier kann man diverse Ebenen unterscheiden. Die kleinste strukturelle Ebene ist das Perikaryon (der Zellkörper) eines Neurons, kurz die zelluläre Ebene. Dort beschreibt man die Informationen zuführender Äste, der Dendriten, als afferent. Axone leiten die Reize weg vom Zellkörper und werden deshalb als efferent beschrieben.
Auf der regionalen Ebene einer Hirnregion oder eines Kerngebiets im zentralen Nervensystem bezeichnet man Strukturen, welche Reize auf die Region zuleiten, als afferent. Fasern, die Informationen von dem Gebiet wegleiten gelten als Efferenzen.
Die größte Strukturebene, die systemische Ebene, stellen das ZNS und das periphere Nervensystem dar. Nervenfasern, die vom peripheren Nervensystem zum zentralen ziehen, werden als Afferenzen bezeichnet. Hier unterscheidet man zwischen somatischen und viszeralen Afferenzen. Efferente Fasern leiten Informationen vom zentralen Nervensystem zum PNS.
Afferent – Einteilung und Beispiele
Der Weg der Afferenzen beginnt in der Peripherie. Die Fasern ziehen von dort in Richtung der Strukturen im zentralen Nervensystem. In der Peripherie nehmen sie über Rezeptoren oder Sinnesorgane die Primärinformationen auf, die in späteren Stationen verarbeitet und interpretiert werden. Entlang des Weges kann man zwischen primären, sekundären und tertiären Afferenzen unterscheiden.
Primäre afferente Nervenfasern bringen die Informationen von ihrem Ursprung zum Gehirn oder Rückenmark. Ihre Zellkörper liegen im Spinalganglion und dem Ganglion trigeminale. Die Nerven gehören zu den pseudounipolaren Neuronen. Ab der Eintrittsstelle in das Gehirn können sich dann sekundäre und sogar tertiäre Fasern anschließen.
Anatomisch kann man zwischen zwei Untergruppen der primären Fasern unterscheiden, den A-Fasern und den C-Fasern. A-Fasern sind von einer Myelinschicht umgeben und deutlich dünner als die unmyelinisierten C-Fasern. Unangenehme Reize, zum Beispiel Schmerz, werden zum Großteil über die C-Fasern geleitet. Sie leiten gleichzeitig am langsamsten, weshalb hierüber vor allem der dumpfe Schmerz wahrgenommen wird.
A-Fasern kann man in drei Untergruppen einteilen:
- A-alpha-Fasern: Sie sind die dicksten Fasern und leiten Informationen am schnellsten. Sie beginnen an Propriorezeptoren, die sich zum Beispiel in Muskelspindeln oder im Golgi-Sehnenorgan befinden.
- A-beta-Fasern: Diese mitteldicken Fasern beginnen an Merkelzellen, Meissner-Tastkörperchen, Vater-Pacini-Körperchen oder Krause-Endkolben. Diese Rezeptoren decken verschiedene Aspekte des Tastsinns ab.
- A-delta-Fasern: Sie beginnen als freie Nervenendigungen und führen Afferenzen zur Temperaturempfindung. Sie leiten schnellen, scharfen Schmerz.
Propriozeption beschreibt die Tiefensensibilität. Diese setzt sich aus drei Anteilen zusammen: Der Stellungssinn gibt Auskunft über die Ausgangsstellung der Gelenke, der Bewegungssinn informiert über die Geschwindigkeit und Richtung einer Stellungsänderung und der Kraftsinn über die eingesetzte Muskelkraft.Propriozeption
Sensible und sensorische Afferenzen
In der deutschsprachigen Anatomie kann man zwischen Afferenzen unterscheiden, die entweder sensible oder sensorische Informationen leiten. Zu der sensiblen Wahrnehmung zählt die Oberflächensensibilität und die Tiefensensibilität für den Tastsinn, also die haptische Wahrnehmung.
Sensorische Reize umfassen olfaktorische, auditorische, visuelle und gustatorische Sinneswahrnehmungen.
Somatische und viszerale Afferenzen
Ähnlich wie bei den Efferenzen können afferente Fasern sowohl somatische als auch viszerale Informationen an das ZNS leiten. Somatische Afferenzen (somatoafferente oder somatosensible Fasern) umfassen Reize von der Leibeswand. Man unterscheidet zwischen allgemein somatischen Afferenzen und den speziellen somatischen Afferenzen. Allgemeine somatische Afferenzen umfassen die Bahnen der haptischen Wahrnehmung, was die Berührungsempfindung, die Temperatur- und Schmerzwahrnehmung und die Propriozeption mit einschließt. Spezielle somatische Afferenzen leiten Informationen, welche dem Gesichts-, Gleichgewichts- oder Gehörsinn angehören.
Viszerale Afferenzen (viszeroafferente oder viszerosensible Fasern) umfassen Informationen des vegetativen Nervensystems und der inneren Organe. Wie bei den somatischen Afferenzen unterscheiden man zwischen allgemeinen und speziellen Reizen. Zu den allgemeinen viszeralen Afferenzen zählt die Schmerzwahrnehmung sowie chemische und mechanische Reize an Organen. Spezielle viszerale Afferenzen nehmen Geruchs- und Geschmacksreize war.
- Jimenez-Andrade JM et al., A phenotypically restricted set of primary afferent nerve fibers innervate the bone versus skin, 2010 Feb, doi: 10.1016/j.bone.2009.09.013, (Abrufdatum: 21.11.2024)
- Nervengewebe, Synapsen und Transmitter, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 21.11.2024)
- Taktiles System, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 21.11.2024)