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Die Wundheilungsphasen laufen stets in gleicher Weise nach einer Verletzung der Haut ab, um eine optimale Regeneration gewährleisten zu können. Wie schnell oder langsam dieser Vorgang erfolgt, hängt jedoch von vielen verschiedenen Faktoren wie Vorerkrankungen und Alter sowie Art und Stärke der Verletzung ab.
Dieser Artikel beschäftigt sich eingehend mit dein einzelnen Wundheilungsphasen sowie dem Einsatz von Pflegematerial zur Unterstützung der Wundheilung.
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Wundheilungsphasen – Definition
Die physiologische Abfolge der Wundheilungsphasen spielt sich bei jeder Wunde nach dem gleichen Schema ab, das im nächsten Abschnitt genauer behandelt wird. Im Allgemeinen dient Wundheilung dem Verschluss eines Defekts im Gewebe. Man unterscheidet dabei zwischen Regeneration und Reparation. Regeneration umfasst die epitheliale Wundheilung, nachdem lediglich Schleimhaut oder Epithelgewebe verletzt wurde. In diesem Zusammenhang entstehen keine Narben, das geschädigte Gewebe wird durch neues ersetzt.
Im Unterschied dazu steht die Reparation. Hier kommt zum Einen die primäre als auch die sekundäre Wundheilung zum Tragen. Erstere findet bei Wunden statt, bei denen die Ränder nah aneinander liegen und so mit Bindegewebe zusammenwachsen können. Das ist beispielsweise bei genähten Wunden nach einer Operation der Fall. Die sekundäre Wundheilung läuft bei offenen und weiten Wunden ab. Diese werden zunächst mit Granulationsgewebe gefüllt, woran sich die restlichen Phasen anschließen.
Die drei Wundheilungsphasen
Die drei Wundheilungsphasen heißen Exudations-, Granulations- und Epithelisierungsphase. Sie laufen bei jeder Wundheilung in genau dieser Reihenfolge ab. Sie bauen dementsprechend aufeinander auf. Sie bauen dementsprechend aufeinander auf. Dieser geregelte Vorgang ist wichtig, um Wunden effizient und schnell zu schließen, um eine Infektion und beispielsweise Sepsis zu vermeiden. Beim Durchlaufen der Phasen können allerdings wie bei vielen physiologischen Vorgängen Fehler auftreten, wodurch es zu Wundheilungsstörungen kommen kann.
Exsudationsphase
Bei jeder Verletzung treten Bakterien oder Viren in den Körper ein und die Wunde blutet. Dementsprechend setzt an dieser Stelle die erste Phase der Wundheilung an. Sie ist auch bekannt als Reinigungs- oder Entzündungsphase. Der Name gibt auch hier erste Hinweise auf die Funktion.
Durch die oberflächliche Verletzung beginnt die Blutung sofort. Obwohl dadurch selbstverständlich auch Krankheitserreger herausgespült werden, ist es essentiell, dass die Blutung schnell gestoppt wird. Der erste Schritt ist demzufolge eine Verengung der Blutgefäße (Vasokonstriktion). Die primäre Hämostase (Blutgerinnung) wird damit initiiert. Hierbei bildet sich durch die Aktivierung von Blutplättchen (Thrombozyten) ein Propf. Um diesen zu verstärken, bildet sich über die Gerinnungskaskade Fibrin. Somit wird aus dem Thrombozytenaggregat ein Thrombus, der stabil genug ist, um die Wunde zu verschließen. Somit wird eine stärkere Blutung vermieden. Die geronnenen Bestandteile des Bluts füllen den Wundspalt und trocknen ein, wodurch der bekannte Wundschorf entsteht.
Nach circa fünf bis zehn Minuten weiten sich die Gefäße wieder (Vasodilatation). Dadurch wird die Umgebung der Wunde verstärkt durchblutet. Die Blutgefäße sind geweitet und es treten Immunzellen (Leukozyten) ins Gewebe aus. Dazu gehören vor allem die Makrophagen und neutrophile Granulozyten, die lokal eine Entzündungsreaktion hervorrufen. Sie werden durch Chemokine, Zytokine und Wachstumsfaktoren angelockt und verstärken diesen Vorgang durch ihre eigene Aktivität weiter. Erreger werden abgetötet und gemeinsam mit totem Gewebe abgebaut (phagozytiert).
Das äußerliche Bild dieser Heilungsphase kennzeichnet sich vorwiegend durch den Austritt von Wundsekreten (Exsudation), das aus Fibrin als auch Blut- und Immunzellen wie Erythrozyten sowie deren Abbauprodukten besteht. Diese Phase nimmt bis zu zwei Tage in Anspruch.
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Granulationsphase
Das besondere Kennzeichen dieser Phase ist das Granulationsgewebe, welches aus Fibroblasten sowie neugebildeten Gefäßen besteht. Die Fibroblasten sind Vorläuferzellen des Bindegewebes. Bei ihrer Teilung entstehen Zellen der extrazellulären Matrix, besonders Kollagenfasern. Durch die Neubildung von Gewebe wird diese Phase auch als Proliferationsphase bezeichnet. Die Schädigung des Gewebes setzt einen Reiz, wodurch Fibroblasten stärker wachsen (proliferieren).
Fibroblasten bilden neben Kollagen auch Proteoglykane. Beides zusammen sorgt für eine Verfestigung und Stabilisierung des Extrazellulärraums. Zusätzlich dienen Ankerproteine als dreidimensionale Quervernetzung in der Matrix. Die neuen Blutgefäße bilden sich aus den eingewanderten Endothelzellen.
Die Granulationsphase umfasst den Zeitraum vom dritten bis sechsten Tag der Wundheilung, auch wenn der Übergang zwischen den Phasen eher fließend als scharf abgrenzbar ist.
Epithelisierungsphase
Ab dem siebten Tag bilden sich das Granulationsgewebe und die Blutgefäße wieder zurück. Die Wunde wird blass und schrumpft, zum Teil durch den Wasserverlust. Der Großteil des Wunde verschließt sich allerdings durch neues Narbengewebe, weshalb auch von der narbigen Reparatur gesprochen wird.
Die Kollagenfasern werden dicker und die Quervernetzung im Bindegewebe nimmt zu. Die Narbe wird zunehmend fester und es bildet sich eine intakte Epidermis auf der Oberfläche. Die Wunde kontrahiert in dieser Phase hauptsächlich durch die Myofibroblasten an den Rändern und durch die Verkürzung der Kollagenfasern. Dadurch schrumpft die Wunde äußerlich und das typische Bild einer Narbe entsteht. Dieser Vorgang kann je nach Größe und Tiefe der Verletzung, Pflege und individuellen Gegebenheiten bis zu mehrere Wochen dauern.
Vakuumtherapie
Chronische Wunden, sowie große, tiefe Wunden mit hoher Exsudatmenge können nicht optimal mit einfachen Wundauflagen behandelt werden. Hier ist oft, besonders nach chirurgischen Eingriffen, eine Vakuumtherapie (Vacuum assisted Closure - VAC) indiziert. Es handelt sich hierbei um eine besondere Form des feuchten Verbands, bei dem die Wunde luftdicht abgedeckt und ein Unterdruck angelegt wird. Die Wunde kann entsprechend in einer keimarmen und feuchten Umgebung heilen. Zudem wird bei dieser Therapie eine höhere und schnellere Wundheilungsrate beobachtet.
Wundheilungsphasen – Geeignete Wundauflagen
Je nach Stadium der Wundheilung sind unterschiedliche Wundauflagen gefragt, um eine optimale Heilung zu fördern. Zudem spielen Größe und Tiefe der Wunde sowie die Menge an austretendem Wundsekret und Granulat eine Rolle. Außerdem ist zu beachten, dass bei Patienten Allergien gegen bestimmte Materialsorten vorliegen können.
Während der Exsudationsphase wird eine saugstarke, aber gleichzeitig atmungsaktive Wundauflage bevorzugt. Je nach Material kann hier eine Auflage auch mehrere Tage belassen werden, häufig muss aber gerade in dieser Phase mindestens einmal am Tag der Verband gewechselt werden, um Infektionen zu vermeiden. Besonders Alginat Wundauflagen eignen sich zu diesem Zeitpunkt.
In der Granulationsphase ist es wichtig, eine feuchte Umgebung aufrechtzuerhalten, damit die Wunde nicht austrocknet. Das würde Wundheilungsstörungen begünstigen. Das Ziel ist, den Verband möglichst lange auf der Wunde zu belassen.
Im Rahmen der Epithelisierungsphase ist das Ziel, die Wunde feucht zu halten, aber auch genügend Ruhe zur Heilung zu geben.
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- Kirchner Th et. al., Kurzlehrbuch Pathologie, 13. Auflage, Elsevier
- Akute Wunden und Wundverschluss, https://next.amboss.com/de/article/ph0LUf, (Abrufdatum: 05.05.2024)
- Chronische Wunden und Wundbehandlung, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 05.05.2024)