Hat man eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhalten, hat man bereits einen großen Schritt geschafft, nämlich zwischen vielen Bewerbungen herauszustechen. Jetzt steht die letzte große Hürde bevor: im Gespräch zu überzeugen und einen bestmöglichen ersten Eindruck zu hinterlassen. Bewerberinnen und Bewerber wollen selbstbewusst, sympathisch und motiviert rüberkommen, müssen dabei aber mit enorm hohem Druck und der Nervosität umgehen. Darauf kann man sich jedoch sehr gut vorbereiten, wenn man ein paar Schritte beachtet. Wie die richtige Vorbereitung aufs Vorstellungsgespräch aussieht und auf welche Punkte man achten sollte sowie Tipps und Beispiele gibt es in diesem Beitrag.
Recherche zum Arbeitgeber
Will man sich richtig auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten, ist besonders hilfreich, sich vorab über das Unternehmen, bei dem man arbeiten möchte, zu informieren. Zum einen macht es einen besseren Eindruck, wenn man bereits etwas über das Unternehmen weiß, denn häufig wird im Vorstellungsgespräch danach gefragt. Zum anderen hat man dadurch eine Vorstellung darüber, was auf einen zu kommt. Je mehr man über das Unternehmen weiß, desto besser.
Man kann sich auf der Homepage über die Philosophie, Ziele, Erfolge und das Team informieren und weiterhin über Suchmaschinen nach Bewertungen, Erfahrungsberichten, Pressemitteilungen oder vielleicht sogar Zeitungsartikel zum Unternehmen suchen. Somit erhält man einen umfassenden Gesamteindruck der Einrichtung, weiß worauf der Arbeitgeber Wert legt und hat eine Vorstellung darüber, ob man gut ins Team passt. Bewirbt man sich zum Beispiel in einem Krankenhaus, kann man sich in Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch über die verschiedenen Abteilungen oder bestimmte Behandlungsverfahren informieren. Darüber hinaus eignen sich auch die Social-Media-Kanäle, zum Beispiel Facebook, Instagram oder Twitter, um einen guten Eindruck des Unternehmens zu gewinnen. Auch über die Gesprächspartner, die einem gegenübersitzen werden, kann man sich informieren. Findet man dabei zufällig eine Gemeinsamkeit, könnte dies ein Pluspunkt sein, wenn man das Thema beim anfänglichen Small Talk erwähnt.
Selbstpräsentation vorbereiten
Nach dem kurzen Smalltalk stellt sich in der Regel der Arbeitgeber vor und erzählt etwas über das Unternehmen. Geht man von typischen Ablauf eines Vorstellungsgesprächs aus, folgt daraufhin vom Gesprächspartner die klassische Aufforderung: „Erzählen Sie doch mal ein bisschen was über sich.“ Verlangt wird damit eine Selbstpräsentation, in der der berufliche Werdegang kurz wiedergegeben wird. Um direkt eine Antwort auf Lager zu haben und nicht zu lange überlegen zu müssen oder wichtige Punkte zu vergessen, kann man die Selbstpräsentation üben und sich Stichpunkte aufschreiben. Damit hat man einen wichtigen Teil zur Vorbereitung aufs Vorstellungsgespräch geleistet und ist dann weniger nervös. Die Selbstpräsentation sollte etwa zwischen fünf Minuten und zehn Minuten dauern. Die wichtigsten Punkte sind folgende:
Kurze Vorstellung der Person und Berufslaufbahn („Ich bin…“)
- Name, Alter, Herkunft
- Ausbildung/Studium/Abschluss
- Bisherige Jobs/Erfahrungen/Praktika
Erfolge, Qualifikationen, Kenntnisse („Ich kann…“)
- Meilensteine des Berufslebens
- Besondere Kenntnisse, Zertifikate
- Größte Erfolge (im Idealfall mit Zahlen belegen)
Bezug zur Stelle herstellen („Ich will…“)
- Auf Stärken und Talente eingehen, die für die Stelle relevant sind
- Soft Skills
- Motivation für den Job
Je nach Unternehmen und Branche kann man bei der Selbstpräsentation außerdem kurz auf persönliche Interessen und Hobbys eingehen, wenn diese mit dem Beruf zusammenhängen oder eine besondere Stärke hervorheben. Insbesondere für Berufseinsteiger, die noch nicht viel Praxiserfahrung vorweisen können, bietet es sich an, von Hobbys, Interessen, Ehrenämtern oder Schulfächern bzw. Studienschwerpunkten zu erzählen. Bewirbt man sich zum Beispiel um einen Ausbildung als Medizinische Fachangestellte (MFA), kann man mit der Tätigkeit als Schülersprecher sein Organisationstalent hervorheben.
Die Stellenausschreibung kennen
Man sollte sich vor dem Bewerbungsgespräch die Stellenausschreibung noch mal genau ansehen und analysieren. Kennt man die Stellenbeschreibung, weiß man nämlich ganz genau was der Arbeitgeber von seinem neuen Mitarbeiter oder seiner neuen Mitarbeiterin erwartet und welche Qualifikationen und Eigenschaften gewünscht sind. Außerdem weiß man so, zu welchen Aufgaben, die einen im Job möglicherweise erwarten, ein Personaler Fragen stellen könnte.
Die Bewerbung verinnerlichen
Es ist ratsam, sich bei der Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch seine eigenen Bewerbungsunterlagen noch einmal durchzulesen und zu verinnerlichen. Um sich auf Nachfragen vorbereiten zu können, sollte man wissen, was man geschrieben hat. Insbesondere wenn zwischen Bewerbung schreiben und Vorstellungsgespräch etwas mehr Zeit liegt, kann es nicht schaden, sich die Inhalte in Erinnerung zu rufen.
Unterlagen auf mögliche Fragen überprüfen
Im Vorstellungsgespräch werden mit Sicherheit Fragen zu der ein oder anderen Station aufkommen. Sei es zu den konkreten Aufgaben, Erfolgen, Kenntnissen oder auch zu Lücken im Lebenslauf. Wenn man sich vorher überlegt, welche Fragen aufkommen könnten, kann man sich gut darauf vorbereiten.
Die häufigsten Fragen kennen
Es gibt einige Fragen im Vorstellungsgespräch, die besonders gerne und oft gestellt werden. Sie zielen darauf ab, die Stärken und Schwächen eines Bewerbers herauszufinden. Wenn man diese Fragen kennt, kann man sich darauf vorbereiten, um immer eine gute Antwort parat zu haben. Je nach Branche kommen außerdem unterschiedliche fachspezifische Fragen auf einen zu. In der Pflege könnte zum Beispiel die Frage nach dem Umgang mit einer ethischen Konfliktsituation aufkommen. Eine gründliche und gute Vorbereitung in diesen Bereichen kann also ebenfalls hilfreich sein. Folgend einige Beispiele für typische Fragen:
- Warum möchten Sie diesen Job?
- Welche Ziele verfolgen Sie?
- Was sind Ihre Stärken und Schwächen?
- Wie würden Sie ihren Arbeitsstil beschreiben?
- Welche Erfolge konnten Sie bisher erzielen und wie?
- Wohin möchten Sie sich beruflich entwickeln?
- Wie gehen Sie mit Kritik um?
- Wie gehen Sie mit Stress im Beruf um?
- Was ist Ihnen im Unternehmen und Team wichtig?
Insbesondere die Frage nach den Schwächen wird von vielen gefürchtet. Ein Tipp ist, sich eine Schwäche auszusuchen, an der man bereits arbeitet und im Idealfall von ersten Verbesserungen berichten kann. Damit zeigt man, dass man diese Schwäche wahrgenommen hat, ehrlich zu ihr steht und einen guten Vorsatz der Besserung mitbringt. Alternativ kann man aufzeigen, inwiefern die Schwäche gleichzeitig eine Stärke bedeutet, zum Beispiel: “Ich bin manchmal etwas nah am Wasser gebaut, dadurch verfüge ich aber gleichzeitig die nötige Empathie für sensible Menschen und schwierige Situationen, die insbesondere in der Pflege benötigt wird.” Antworten wie „Perfektionismus“ kommen dagegen nicht gut an, da diese sehr oft genannt werden, wie aus einem Ratgeber auswendig gelernt und nicht authentisch wirken.
Notizen machen
Es gibt im Vorstellungsgespräch viel zu beachten, vieles was man sagen oder fragen möchte. Das muss man sich nicht alles merken. Um zu vermeiden, etwas vor lauter Aufregung zu vergessen, kann man sich Notizen machen, z.B. Infos über das Unternehmen oder Fragen aufschreiben, und diese ins Vorstellungsgespräch mitnehmen. Es macht sogar einen guten Eindruck, denn es zeigt, dass man sich vorbereitet hat. Dabei sollte man sich allerdings nur Stichpunkte aufschreiben, um nicht Gefahr zu laufen alles abzulesen.
Vorstellungsgespräch simulieren
Wer noch nicht viel Erfahrung mit Vorstellungsgesprächen hat oder aus der Übung ist, dem kann es ungemein helfen die Gesprächssituation zu üben, indem man diese simuliert. Das kann man entweder alleine vor dem Spiegel, mit Freunden und Familie oder mithilfe einer Videoaufnahme machen. Je öfter man die Situation nachspielt und übt, desto sicherer wird man und kann somit der Nervosität entgegenwirken. Außerdem kann man sehr gut verinnerlichen, was man sagen möchte und wie man es sagt. Weiterhin sieht und hört man, insbesondere bei einer Videoaufnahme oder durch Feedback einer anderen Person, wie man im Gespräch auf andere wirkt.
Körpersprache trainieren
Beim Üben des Vorstellungsgesprächs sollte man auch verstärkt auf die Körpersprache achten. Denn diese sagt viel aus und sollte nicht unterschätzt werden. Man kann auch unbeabsichtigt negative Signale senden, ohne es zu realisieren. Verschränkte Arme und Beine wirken zum Beispiel sehr abweisend und verschlossen.
Rückfragen vorbereiten
In jedem Vorstellungsgespräch wird einem die Möglichkeit gegeben, Rückfragen zu stellen. Dies sollte man auf jeden Fall nutzen, denn Rückfragen zeugen von echtem Interesse am Unternehmen und einer guten Vorbereitung. Für denn Fall, dass einem spontan keine Rückfragen einfallen, sollte man diese bereits vor dem Gespräch vorbereiten. Mögliche Rückfragen können sein:
- Wie definieren Sie Erfolg für diese Position?
- Was zeichnet Ihre besten Mitarbeiter aus?
- Wie würden Sie den Führungsstil meines Chefs beschreiben?
- Gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter? (Wenn ja, welche?)
- Wie wird bei Ihnen Leistung gemessen und bewertet?
- Warum arbeiten Sie gerne für dieses Unternehmen?
- Gibt es einen groben Zeitplan für die Einstellungsentscheidung?
- Was wären die nächsten Schritte im Bewerbungsprozess?
Bewerbungsunterlagen mitbringen
Es ist von Vorteil, ein paar Kopien der eigenen Bewerbung zum Gespräch mitzubringen. Die Gesprächspartner haben zwar meist ihre eigenen Kopien dabei, sollte dies aber nicht der Fall sein, kann man damit punkten, ein zusätzliches Exemplar beim Bewerbungsgespräch zur Verfügung stellen zu können. Somit zeigt man Professionalität und eine gute Vorbereitung. Werden die Unterlagen nicht benötigt, kann man eine Ausführung selbst nutzen und vor sich auf den Tisch legen.
Anfahrt planen
Unpünktlichkeit macht einen ganz schlechten Eindruck. Daher sollte man die Anfahrt vorher unbedingt planen, insbesondere wenn man sich in der Gegend nicht auskennt. Fährt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sollte man sich eine Verbindung raussuchen, die genug Puffer für Verspätungen oder Ausfälle bietet. Ist man mit dem Auto unterwegs, sollte man sich unbedingt nach Parkmöglichkeiten erkundigen.
Die richtige Kleidung
Ein gepflegtes Äußeres ist ein wichtiger Bestandteil des ersten Eindrucks. Dazu gehört auch die Kleidung, die je nach Branche unterschiedlich gewählt werden sollte. Bewirbt man sich im Bankwesen, ist ein Anzug bzw. ein Kostüm angebracht. In einem Start-up darf der Kleidungsstil lockerer sein, in kreativen Berufen auch mal etwas bunter. Bewirbt man sich im Pflegesektor, zum Beispiel als Gesundheits- und Krankenpfleger/in, muss das Outfit nicht zu chic sein. Ein schlichtes, legeres Outfit, in dem man sich wohlfühlt, eignet sich hier am besten. Das kann zum Beispiel eine Jeans (ohne Löcher) oder ein nicht zu kurzer Rock, eine schlichte Bluse, ein schlichtes Hemd oder ein schönes T-Shirt sein.
Ein Dankschreiben vorbereiten
Ein Dankschreiben kann den positiven Eindruck nach dem Gespräch nochmals verstärken und verdeutlicht das Interesse, das man an der ausgeschriebenen Stelle hat. Deshalb bedankt man sich idealerweise für die Einladung, das freundliche Gespräch und kann zudem erwähnen, dass es den Wunsch für das Unternehmen zu arbeiten, noch einmal bestärkt hat, zum Beispiel:
„An dieser Stelle möchte ich mich für die Einladung und das freundliche Gespräche am TT.MM.JJJJ bedanken. Besonders beeindruckt hat mich ___ und ____. Das bestärkt mich erneut darin, dass ich Sie mit meinen Fähigkeiten tatkräftig unterstützen kann.“
Häufige Fragen
- Im Schnitt dauert ein Vorstellungsgespräch ca. 30 – 60 Minuten, kann je nach Branche und Stelle aber auch länger oder kürzer sein.
- Man sollte auf jeden Fall Kopien der Bewerbungsunterlagen, seine Notizen und etwas zu schreiben mitbringen. Ein Regenschirm kann natürlich auch nicht schaden, falls das Wetter verrückt spielt.
- Viele Unternehmen führen das ganze oder einen Teil des Gesprächs auf Englisch durch, wenn sie zum Beispiel international tätig sind. Ob dies der Fall ist, geht in der Regel aus der Homepage oder der Stellenbeschreibung hervor. Im Zweifelsfall kann man dies vorab erfragen.
- Wird beim Vorstellungsgespräch kein Zeitraum genannt, sollte man mit einer Nachfrage mindestens zwei Wochen oder sogar länger warten. Denn man möchte nicht aufdringlich oder gar verzweifelt wirken.
Passende Stellenanzeigen für Bewerber
Wer auf der Suche nach einer neuen Stelle ist und diesen Leitfaden umsetzen möchte, findet auf Medi-Karriere zahlreiche Stellenangebote im medizinischen Bereich. Zum Beispiel bei Stellenangeboten für Pflegefachkräfte, Altenpfleger-Jobs oder Angeboten für Medizinische Fachangestellte (MFA).
1. Vorstellungsgespräch vorbereiten: 10 Tipps für 5 Phasen, www.karrierebibel.de (Abrufdatum: 07.04.2021)
2. Vorstellungsgespräch vorbereiten, www.bewerbung.com (Abrufdatum: 07.04.2021)
3. Vorstellungsgespräch, www.karrierebibel.de (Abrufdatum: 07.04.2021)
4. How to Prepare for a Job Interview, www.thebalancecareers.com (Abrufdatum: 07.04.2021)
5. Nach dem Vorstellungsgespräch Nachfragen oder nicht, www.roberthalf.de (Abrufdatum: 07.04.2021)
6. Nachfassen Bewerbung, www.karrierebibel.de (Abrufdatum: 07.04.2021)
7. 120 eigene Fragen im Vorstellungsgespräch, www.karriereakademie.de, (Abrufdatum: 07.04.2021)