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Die Lamina cribrosa bildet nur einen kleinen Anteil des knöchernen Schädels. Dennoch können sich Verletzungen dieser Struktur maßgeblich auf das Leben auswirken.
Dieser Artikel stellt die Anatomie der Lamina cribrosa vor und erläutert ihre Funktion.
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Lamina cribrosa – Definition
Bei der Lamina cribrosa, der Siebplatte, die auch Lamina horizontalis heißt, handelt es sich um einen Teil des Siebbeinknochens (Os ethmoidale). Ihren Namen (cribrosa bedeutet „perforiert“) verdankt sie ihrer Struktur: Sie besitzt viele kleine Löcher, die dem Durchtritt der Riechfasern aus dem Nasenraum dienen.
Os ethmoidale
Das Os ethmoidale (Siebbein) ist ein paarig angelegter Knochen des Gesichtsschädels. Es bildet einen Teil der Begrenzung der Augenhöhlen und der Nasenwand sowie der Nasenscheidewand. Nach oben hin begrenzen die Siebbeinknochen die vordere Schädelgrube und schützen das Gehirn vor Infektionen im Nasenraum, in den Nasennebenhöhlen und den Augenhöhlen.
Das Os ethmoidale besteht neben der horizontal verlaufenden Lamina cribrosa aus der senkrechten Lamina perpendicularis und zwei „Labyrinthen“, die unterhalb der Lamina cribrosa liegen und die Siebbeinzellen enthalten. Diese gehören zu den Nasennebenhöhlen und münden in die großen Nasengänge.
Lamina cribrosa – Aufbau und Lage
Die Lamia cribrosa bildet die obere Begrenzung des Os ethmoidale. An ihrer Oberseite besitzt sie einen knöchernen Vorsprung, die Crista galli („Hahnenkamm“). Dort setzt die Falx cerebri an, eine Falte der harten Hirnhaut (Dura mater), die im Interhemisphärenspalt verläuft. Seitlich des Hahnenkamms liegt jeweils eine Grube, die den Bulbus olfactorius, den „Riechkolben“ der jeweiligen Seite, enthält.
Durch die Lamina cribrosa ziehen Fila olfactoria (Riechfäden) von den Riechzellen der Nasenschleimhaut zu den Bulbi olfactorii, denen sie die empfangenen Geruchsreize übermitteln. Die Bulbi verarbeiten die Informationen und leiten sie in verschiedene Gehirnareale fort.
An der Vorderkante ziehen die Nervi nasociliares durch die Lamina cribrosa. Sie versorgen sensorisch als Äste des Gesichtsnervs die Innenseite der Augen, sowie die Nasenschleimhaut und die Nebenhöhlen.
An der Unterseite geht die Lamina cribrosa in die Lamina perpendicularis und die Labyrinthe über.
Nach vorne grenzt die Lamina cribrosa an das Stirnbein (Os frontale), seitlich schließt sich das jeweilige Schläfenbein an (Os temporale) und nach hinten begrenzt das Keilbein (Os sphenoidale) das Os ethmoidale.
Lamina cribrosa – Fraktur und Beschwerden
Traumatische Verletzungen der Lamina cribrosa können zum Abriss der Fila olfactoria und damit zum Verlust der Riechfähigkeit führen. Da sie üblicherweise im Rahmen von Mittelgesichtsfrakturen auftreten, sind sie meist mit Verletzungen der Nase, der Nasennebenhöhlen, der Augenhöhlen und der Schädelbasis assoziiert.
Über die Lamina cribrosa können sich in seltenen Fällen unbehandelte Infektionen aus den Nasennebenhöhlen ins Gehirn ausbreiten und dort schwere Entzündungen verursachen.
- Gaggl, A., Rasse, M., Spezielle Traumatologie. In: Eufinger, H., Kübler, A., Schliephake, H. (Hrsg.), Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (Springer, 5. Auflage, 2021)
- Zahnert, T., Traumatologie der Schädelbasis im HNO-Fachgebiet. In: Laryngo-Rhino-Otologie (Thieme Verlag, Ausgabe 10/2013, S. 681 ff.)