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Die Zähne sind wichtige Strukturen für die Nahrungsaufnahme und die Einleitung der Verdauung. Darüber hinaus erfüllen sie weitere Aufgaben und Zwecke, weshalb sich gleich mehrere Berufsgruppen, allen voran die Zahnmedizin, mit ihrer Pflege und ihrem Erhalt oder Ersatz befassen.
Ihr Aufbau, die verschiedenen Zahnarten und Krankheiten der Zähne werden im Folgenden vorgestellt.
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Zähne – Definition
Die Zähne (Dentes) entstehen aus dem äußeren Keimblatt (Ektoderm), das vorrangig Haut- und Hautanhangsgebilde hervorbringt und den Zahnschmelz bildet, und mesenchymalen Zellen zum Aufbau der Zahnbinnenschichten und des Zahnhalteapparates. Sie dienen in erster Linie der Aufnahme und Zerkleinerung von Nahrung. Darüber hinaus sind sie an der Lautbildung beteiligt. Beim Menschen ist zudem in den vergangenen Jahren der kosmetische Aspekt des Gebissstatus’ zunehmend in den Vordergrund gerückt. In ihrer Gemeinsamkeit bilden die Zähne das Gebiss.
Zähne – Zahnarten
Es gibt vier verschiedene Arten von Zähnen mit unterschiedlichen Funktionen. Dabei liegen vorne in der Mitte des Oberkiefers und Unterkiefers jeweils vier Schneidezähne, Dentes incisivi, gefolgt von je einem Eckzahn, Dens canini (aus dem Lateinischen: Hundezahn). Mit diesen insgesamt zwölf Frontzähnen kann die Nahrung abgebissen und grob zerkleinert werden.
Der jeweils vierte und fünfte Zahn in der Reihe sind Vorbackenzähne, Prämolaren (Dentes praemolares), denen nach hinten in Richtung des Gaumens die großen Backenzähne, Molaren (Dentes molares), folgen. Der jeweils letzte Molar wird auch als Weisheitszahn bezeichnet. Die Aufgabe der Backen- oder Seitenzähne ist das Zermahlen der aufgenommenen Nahrung.
Das ursprüngliche Gebiss bei Kindern besteht aus Milchzähnen (Dentes decidui) und umfasst nur Schneidezähne bis Prämolaren, also insgesamt zwanzig Zähne. Beim Zahnwechsel, der im Grundschulalter erfolgt, werden diese nach und nach abgestoßen und durch Dentes permanentes, die bleibenden Zähne, ersetzt.
Nun kommen auch die Molaren dazu, sodass sich im erwachsenen Gebiss bis zu 32 Zähne befinden. Den Zahndurchbruch bezeichnet man als Zahnung oder Dentition, das einmalige Wechseln der Zähne im Laufe des Lebens als Diphyodontie (zwei Zahnungen).
Zähne – Aufbau
Alle Zähne haben den gleichen dreischichtigen Grundaufbau. Oberhalb des Zahnfleisches liegt die Zahnkrone, Corona dentis, die den Zahn nach oben hin abschließt und die Schneide- oder Mahlfunktion übernimmt. Ihr folgt nach unten hin der Zahnhals, Cervix oder Collum dentis, der vom Zahnfleisch bedeckt werden sollte. Im Kiefer liegt die Zahnwurzel, Radix dentis.
Dabei werden echte Zähne, die wie beim Menschen aus Dentin, Zahnschmelz, Zahnmark und Zahnzement bestehen, von unechten Zähnen unterschieden, denen die harten Substanzen fehlen. Letztere sind meist wurzellose, Horn- und Giftzähne und natürlich Zahnersatz.
Zahnschmelz (Enamelum)
Der Zahnschmelz liegt als äußere Schutzschicht über dem Zahnbein, Dentin, und bedeckt dieses in der Regel vollständig an der gesamten im Mundraum sichtbaren Oberfläche. Wie Knochensubstanz ist der Zahnschmelz hauptsächlich (bis zu 95 Prozent) aus Calciumphosphatverbindungen, dem Hydroxylapatit, aufgebaut und stellt damit das härteste Gewebe des menschlichen Körpers dar. Dabei ist er geringfügig durchlässig für Wasser und auch für Fluorid. Durch regelmäßiges Aufbringen von fluoridhaltiger Zahnpasta wird der Zahnschmelz zum noch resistenteren Fluorapatit umgebaut.
Fluorid-Tabletten oder Zahnpaste mit Fluorid
Nach langer Uneinigkeit gibt es seit 2021 gemeinsame kinderärztliche und zahnärztliche Empfehlungen: Ab dem ersten Zahndurchbruch kann wahlweise eine Fluorid-Vitamin-D-Tablette eingenommen und mit einer fluoridfreien Zahnpasta geputzt oder ein reines Vitamin-D-Präparat mit einer reiskorngroßen Menge fluoridhaltiger (1.000 ppm) Zahncreme kombiniert werden. Erst ab dem vollendeten 1. Lebensjahr wird die fluoridhaltige Zahncreme ausdrücklich empfohlen (bis zum Ende des 2. Lebensjahrs in erbsengroßer Menge bei weiterhin ergänzender Vitamin-D-Gabe).
Zahnbein (Dentin)
Das Zahnbein besteht zu etwa zwei Dritteln aus Hydroxylapatit, wodurch es weicher und anfälliger ist als der Zahnschmelz. Es wird von Odontoblasten (mesenchymalen Zellen) gebildet, die Schmerzreize durch Temperatur und Berührung an das zentrale Nervensystem weiterleiten können. Daher wird zur Beurteilung eines erkrankten Zahns oft eine Kälteprobe durchgeführt. Im Gegensatz zum Zahnschmelz handelt es sich beim Dentin um ein teilweise regenerierbares Gewebe, das sich von kleineren Schädigungen erholen kann.
Zahnmark (Pulpa)
Im Inneren des Dentins liegt die Pulpa mit Blutgefäßen und Nervenfasern, durch welche der Zahn ernährt wird. Es handelt sich um weiches Gewebe ohne Calciumphosphat. Dieser Teil des Zahns ist häufig gemeint, wenn vom „Nerv“ gesprochen wird.
Wurzelzement (Cementum)
Das Wurzelzement umgibt das Dentin an der Zahnwurzel als dünne Schicht. Hierüber wird der Zahn im Kiefer verankert. Es besitzt einen feinen Nervenüberzug, wodurch Temperaturreize und Berührungen registriert werden können. Bei einem Rückgang des Zahnfleischs kommt es hierüber zu einer Schmerzempfindlichkeit der Zähne.
Zähne – Befestigung im Kiefer
Vom Kieferknochen aus strahlen Kollagenfasern, die Sharpey-Fasern, in das Cementum ein und befestigen den Zahn locker im knöchernen Zahnfach, der Alveole. Der entstehende Zwischenraum, der Paradontalspalt, wird von supraalveolaren Fasern überzogen, die als Wurzelhaut bezeichnet werden. Wurzelhaut, Wurzelzement und Zahnfleisch bilden den Zahnhalteapparat.
Zähne – Zahnbezeichnung in der Zahnmedizin
Entsprechend der international gültigen Bezeichnung der Fédération Dentaire Internationale (FDI) wird der Kiefer in vier Quadranten aufgeteilt und die Zähne erhalten eine Nummer, wobei die erste Zahl den Quadranten und die zweite Zahl die Position des Zahnes bezeichnet. Dabei wird beginnend mit dem rechten Oberkiefer entgegen dem Uhrzeigersinn von 1 bis 4 durchnummeriert, sowie von den Schneidezähnen ausgehend zu den Backenzähnen von 1 bis 8. Nach dieser Zählweise entspricht beispielsweise der untere Eckzahn auf der linken Seite der Nummer 33 (Quadrant 3, Zahn 3). Beim Milchzahngebiss werden die Quadranten mit den Zahlen 5 bis 8 versehen.
Zähne – Zahnmerkmale
Das Gebiss setzt sich aus mehreren Zahnarten zusammen, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Aufgaben individuelle Merkmale besitzen. Dabei gibt es einige grundsätzliche Aspekte, deren Betrachtung nicht nur die grobe Gruppenzuordnung des Zahns (Schneidezahn, Seitenzahn) erlauben, sondern auch dessen Position im Gebiss bestimmen lassen.
Einer ist das Winkelmerkmal, wonach der Übergang von der Kaufläche zur Seitenfläche am jeweiligen Zahn in Richtung des vorderen Nachbarzahns spitzer ist auf der den Backenzähnen zugewandten Seite. Das Krümmungsmerkmal besagt, dass die nach mesial (zu den vorderen Zähnen hin) ausgerichtete Vorfläche der Zähne (bis auf den ersten oberen Prämolaren) stärker gekrümmt ist als die distale (zu den hinteren Backenzähnen hin orientierte), wodurch die Bogenform der Zahnleiste nachempfunden wird.
Ein weiterer Aspekt ist das Wurzelmerkmal, wonach die Zahnwurzel gegenüber der Zahnkrone nach distal abweicht. Alle diese Merkmale ermöglichen die Zuordnung zur rechten oder linken Seite. Ergänzend kann durch die Beurteilung der Kronenflucht bestimmt werden, ob der Zahn zum Oberkiefer oder zum Unterkiefer gehört, denn während in der oberen Zahnreihe die Zahnkrone eher zur Wange hin abkippt, ist sie unten zur Zunge hin ausgerichtet.
Weitere den Zahnhals, die Anzahl der Wurzelkanäle und zusätzliche Neigungswinkel am Zahn betreffende Merkmale lassen schließlich eine exakte Bestimmung des jeweiligen Zahns zu.
Zähne – Krankheiten und Anomalien
Krankheiten und Anomalien der Zähne können sowohl das Milchzahngebiss als auch die bleibenden Zähne betreffen. Dabei kann die Zahngesundheit durch eine gute Prophylaxe und Zahnpflege deutlich verbessert werden. Insbesondere bei Kindern wird eine zweimal jährliche Kontrolle des Zahnstatus und gleichzeitige Fluoridanwendung zusätzlich zum täglichen Zähneputzen empfohlen. Dabei sollten im Rahmen der Zahnreinigung auch die Zahnzwischenräume und die Zahnhälse gereinigt werden, die mit der Bürste nur schwer oder gar nicht erreichbar sind.
Karies
Bei der Geburt ist die Mundhöhle eines Babys noch nicht von Bakterien besiedelt. Kommt es dann erstmals zum Kontakt mit dem Bakterium Streptococcus mutans, so vermehrt sich dieses im Mundraum und beginnt, auf der Zahnoberfläche Zucker und andere Bestandteile der Nahrung abzubauen. Hierbei entstehen Säuren, die den Zahnschmelz aufweichen, indem sie nach und nach die Calciumphosphatverbindungen auflösen. Es entsteht Karies, die sich umso schneller fortsetzt, wenn sie erst einmal das Innere des Zahns erreicht hat, da das Dentin deutlich weniger Hartsubstanzen enthält als die Zahnkrone.
Während kleine Defekte an der Zahnoberfläche oft durch eine Versiegelung behandelt werden können, so müssen tiefere Löcher ausgebohrt und durch eine Zahnfüllung abgedeckt werden, bei einer Wurzelentzündung folgen oft Wurzelbehandlung bis hin zum Verlust des Zahns.
Im besten Fall sollte die Infektion mit den Karies-Bakterien verhindert oder wenigstens so weit wie möglich herausgezögert werden, indem Kinder nur ihr eigenes Besteck benutzen und nicht Schnuller, Löffel oder Anderes mit dem bakterienhaltigen Speichel anderer Menschen in Kontakt kommen. In den ersten Lebensjahren entsteht die Mundflora, die – einmal stabilisiert – bei später Infektion Kariesbakterien gut in Schach halten kann.
Weiterhin sollte auf eine mindestens zweimal tägliche Reinigung der Zähne mit einer fluoridhaltigen Zahncreme geachtet werden, wobei die Zahnzwischenräume mit einer Zwischenraumbürste und Zahnseide erreicht werden können. Dabei sollte nach der Nahrungsaufnahme der Mund mit Wasser ausgespült werden, um die Säurelast zu reduzieren, und zwischen Nahrungsaufnahme und Zähneputzen mindestens eine halbe Stunde verstreichen, um den Zahnschmelz nicht durch das Bürsten zu schädigen.
Außerdem sollten Pausen zwischen den Mahlzeiten liegen, damit sich der pH-Wert der Mundhöhle stabilisieren kann. Bei regelmäßigen professionellen Zahnreinigungen werden Ablagerungen an Zähnen und Zahnhälsen entfernt.
Parodontitis
Gelangen Bakterien unter das Zahnfleisch, so können sie eine lokale Entzündung auslösen und sich zudem im Zahnhalteapparat ausbreiten. Es bildet sich ein Belag, Plaque, aus dem im Verlauf Zahnstein entsteht. Unter diesem spielen sich andauernde Entzündungsvorgänge ab, es entsteht Parodontitis.
Wird diese nicht adäquat behandelt, so kann es durch eine Lockerung der Zähne zum Zahnverlust kommen. Außerdem gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang von Parodontitis mit anderen Erkrankungen des Körpers, zum Beispiel des Herz-Kreislauf-Systems. Schwangere sind aufgrund der hormonbedingten Auflockerung des Zahnfleischs besonders anfällig für bakterielle Infektionen im Mundraum.
Wurzelentzündung
Sind durch Karies oder Verletzungen der Zahnkrone Bakterien in die Pulpa gelangt, so entsteht eine Wurzelentzündung (Pulpitis). Diese äußert sich durch anhaltende Schmerzen an einem bestimmten Zahn, die häufig durch Temperaturreize verstärkt werden. Je nach Stadium der Erkrankung kann bei schnellem Eingreifen manchmal der Zahn durch eine Wurzelbehandlung erhalten werden. Ist allerdings die Infektion bis zum Knochen durchgebrochen, so muss man den Zahn meist entfernen.
Anlagevarianten
Gelegentlich werden im Kiefer zu wenige Zähne angelegt (Hopodontie) oder auch zu viele (Hyperdontie). Während bei der Hopodontie durch das unvollständige Gebiss Verschiebungen der Zähne auftreten können, besteht bei der Hyperdontie ein verdrängendes Wachstum mit Druckschäden an den übrigen Zähnen. Eine Gebisskorrektur ist häufig ratsam, um die Zähne dauerhaft gesund zu erhalten.
Kreidezähne
Von Kreidezähnen oder Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) spricht man bei einer Störung der Calciumphosphatversorgung einzelner Zähne. Der Zahnschmelz wird weich und brüchig (wie Kreide), wodurch der betroffene Zahn besonders anfällig für die Entwicklung von Karies ist.
Im Kleinkind- und Grundschulalter ist weltweit etwa jedes sechste Kind von Kreidezähnen betroffen, die Erkrankung dabei unterschiedlich stark ausgeprägt. Neben gewissenhafter Zahnpflege und Mundhygiene sind Fluoridlackbehandlungen und die Fissurenversiegelung in diesem Fall besonders wichtig zum Schutz vor Zahnverlust.
- Mund & Zähne, https://agz-rnk.de/... (Abrufdatum: 12.07.2023)
- Parodontitis, https://agz-rnk.de/... (Abrufdatum: 13.07.2023)
- Tztelaff, T., & Lange, S. (Juli 2021). Neuer bundesweiter Fluoridkonsens. (K. V. Zahnärztekammer Niedersachen, Hrsg.) Niedersächsisches Zahnärzteblatt, S. 24-31., https://zkn.de/... (Abrufdatum: 13.07.2023)
- Kreidezähne, https://www.zaek-berlin.de/... (Abrufdatum: 13.07.2023)