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Die Herzspitze, in der Medizin auch bezeichnet als Apex cordis, stellt eine anatomisch und funktionell relevante Region des Herzens dar. Sie ist der unterste Abschnitt des Organs und dient nicht nur als ein Orientierungspunkt in der klinischen Diagnostik, sondern spielt auch eine zentrale Rolle in der Regulation des kardialen Blutflusses. Ihr Lage und Versorgung macht die Herzspitze besonders anfällig für pathologische Veränderungen, weshalb es wichtig ist ihre Anatomie, Funktion und klinische Bedeutung nachzuvollziehen. Der folgende Text behandelt die Definition, Anatomie und Funktion sowie die klinische Relevanz der Herzspitze.
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Herzspitze – Definition
Die Herzspitze, auch bezeichnet als Apex cordis, ist der unterste und am weitesten nach vorne und links ragende Teil des Herzens. Sie wird hauptsächlich durch die linken Herzkammer (linker Ventrikel) gebildet und zeigt nach kaudal, ventral und links.
Herzspitze – Anatomie und Funktion
Die Herzspitze ist in der Medioklavikularlinie links auf Höhe des fünften Interkostalraums tastbar und wird von der linken Herzkammer gebildet. Dort ist auch der Herzspitzenstoß während der Systole an der Brustwand tastbar. Im Rahmen kardiorespiratorischer Erkrankungen kann er sich jedoch verschieben.
Die Herzspitze beziehungsweise die diaphragmale Fläche (Facies diaphragmatica cordis) liegt dem Zwerchfell an und ist vom Perikard umgeben. Sie liegt intrathorakal linksseitig mediastinal. Das Apex cordis ist während des gesamten Herzzyklus stationär und kontrahiert nicht.
Strukturell besteht die Herzspitze überwiegend aus Muskulatur des linken Ventrikels und ist von subepikardialen Koronargefäßen durchzogen, vor allem den Rami marginales und den Endästen der Arteria coronaria sinistra.
Arterielle und venöse Versorgung
Die arterielle Blutversorgung der Herzspitze erfolgt durch den Ramus interventricularis anterior (RIVA) der linken Koronararterie (LAD). In einigen Fällen kann auch der Ramus interventricularis posterior (RIVP) erfolgen, der aus der rechten Koronararterie (RCA) entspringt.
Die venöse Drainage der Herzspitze erfolgt überwiegend über die Vena cardiaca magna, welche entlang des Ramus interventricularis anterior verläuft. Diese Vene mündet später in den Sinus coronarius, welcher das venöse Blut in den rechten Vorhof leitet.
Sinus coronarius
Der Sinus coronarius ist die gemeinsame Endstrecke der epikardialen Venen und verläuft an der Facies posterior cordis im Sulcus coronarius. Er mündet den rechten Vorhof nahe der Mündung der Vena cava inferior. Die Venen, die in den Sinus coronarius münden sind die Vena cardiaca magna, Vena cardiaca media, Vena cardiaca parva und Vena obliqua atrii sinistri.
Funktion
Die Herzspitze unterstützt die Regulierung des Blutflusses, denn die linke Herzkammer, die die Herzspitze bildet, pumpt sauerstoffreiches Blut zu den Geweben und Organen des Körpers. Im Zuge der Systole zieht sich die linke Herzkammer kräftig zusammen, damit das Blut in die Aorta gepumpt wird und so im Körper verteilt wird.
Außerdem dient die Herzspitze der klinischen Untersuchung als Ort für die Auskultation des Mitralklappentons. Hier ist der erste Herzton, also der Schluss der AV-Klappen am besten hörbar. Bei bildgebenden Verfahren wie zum Beispiel der Echokardiographie dient die Herzspitze anatomisch als Orientierungspunkt und zur Lagebestimmung des Herzens.
Die Herztöne werden von den Herzklappen auf typische Auskultationspunkte am Brustkorb projiziert: Die Aortenklappe leitet den Ton auf den 2. ICR (Interkostalraum) rechts parasternal, die Pulmonalklappe auf den 2. ICR links parasternal, die Trikuspidalklappe auf den 4. ICR rechts parasternal und die Trikuspidalklappe auf den 4. ICR rechts parasternal. Die Mitralklappe leitet den Herzton auf den 5. ICR links medioklavikulär. Der Erb-Punkt bietet einen zentralen Auskultationspunkt des Herzens im 3. ICR links parasternal.Auskultationsorte der Herzklappen
Herzspitze – Klinik
Die Region der Herzspitze ist besonders empfindlich gegenüber Ischämien, da die Herzspitze zur terminalen Strombahn gehört und daher bei Verschlüssen der Koronargefäße schnell betroffen ist. Bei einem Infarkt kann die Herzspitze geschädigt werden, insbesondere wenn die Durchblutung durch den RIVA gestört ist. Dadurch können Wandbewegungsstörungen oder ein apikales Aneurysma auftreten.
In der Echokardiographie und im Herz-MRT dient die Herzspitze zur räumlichen Orientierung und zur Beurteilung der linksventrikulären Funktion.
Im Rahmen der Palpation ist der Herzspitzenstoß ein wichtiges diagnostisches Zeichen bei der körperlichen Untersuchung. So kann eine Verlagerung oder Verstärkung auf pathologische Zustände hindeuten. Es kommt zu einer Linksverlagerung bei einer Linksherzhypertrophie. Bei Hyperthyreose, einer Aorten-, oder einer Mitralklappeninsuffizienz würde ein hebender, verbreiterter Schlag auftreten.
Bei der apikalen hypertrophen Kardiomyopathie kommt es zu einer Hypertrophie der Herzspitze, da hier vorwiegend die apikalen Segmente betroffen sind. Sie wird auch als Yamaguchi-Syndrom bezeichnet. Hinweisend auf eine solche Kardiomyopathie ist eine Wanddicke von mehr als 15 mm und ein Verhältnis von apikaler zu basaler Wanddicke von über 1,5.
Außerdem kann die Herzspitze ein apikales Aneurysma betreffen, beispielsweise nach einem Myokardinfarkt. Hierbei kommt es zu einer Wandbewegungsstörung und Ausdünnung.
Bei der sogenannten Ebstein-Anomalie ist die Trikuspidalklappe “apikal” verlagert, das heißt sie liegt ungewöhnlich weit in Richtung der Herzspitze, was zur Zweiteilung des rechten Ventrikels führt.
Häufige Fragen
- Wo liegt die Herzspitze im Körper?
- Was ist der Herzspitzenstoß?
- Welche Funktion hat die Herzspitze?
- Wie wird die Herzspitze mit Blut versorgt?
- Welche klinische Bedeutung hat die Herzspitze?
Sie liegt im linken Brustbereich, etwa auf Höhe des fünften Interkostalraums (zwischen den Rippen), in der Medioklavikularlinie. Dort ist auch der Herzspitzenstoß zu tasten.
Der Herzspitztenstoß ist die Bewegung der Herzspitze während der Systole (Kontraktion). Er ist durch die Brustwand tastbar und hilft bei der klinischen Untersuchung zur Beurteilung der Herzfunktion.
Die Herzspitze selbst kontahiert nicht aktiv. Sie gehört jedoch zur linken Herzkammer, die sauerstoffreiches Blut in die Aorta und damit in den Körperkreislauf pumpt.
Die Herzspitze wird arteriell über den Ramus interventricularis anterior (RIVA) der linken Koronararterie versorgt. Venös erfolgt die Drainage über die Vena cardiaca magna in den Sinus coronarius.
Veränderungen der Herzspitze (beispielsweise durch Ischämie, Infarkt oder Hypertrophie) können wichtige Hinweise auf Herzerkrankungen geben. Sie ist auch ein zentraler Punkt in der Echokardiographie und Auskultation.
- Aufbau des Herzens, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 07.05.2025)
- Aumüller et al.: Duale Reihe Anatomie. 5. Auflage Thieme 2020
- Zyanotische angeborene Herzfehler, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 07.05.2025)