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In deutschen Krankenhäusern gibt es so viele Operationen wie nie zuvor. Allein im Jahr 2023 wurden mehrere Millionen stationäre Eingriffe durchgeführt – Tendenz steigend. Das belegen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis), die in einer Analyse einen Blick auf die häufigsten Operationen werfen. Diese Daten zeigen allerdings nicht nur, welche Eingriffe in deutschen OP-Sälen dominieren, sondern werfen auch Fragen auf: Handelt es sich immer um medizinisch notwendige Maßnahmen – oder rutscht Deutschland in manchen Bereichen in eine Überversorgung?
Der folgende Artikel gibt einen Überblick zu den zehn häufigsten Operationen aus 2023. Was sagen diese Zahlen über das deutsche Gesundheitssystem aus? Welche medizinischen Trends zeichnen sich ab?
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Methodik und Quellenlage
Die Grundlage für die Auswertung der häufigsten Operationen in deutschen Krankenhäusern bildet eine umfangreiche Datenerhebung des Statistischen Bundesamts (Destatis). Unter der Rubrik „DRG-Statistik – Operationen und Prozeduren“ veröffentlicht die Behörde jährlich detaillierte Zahlen zu vollstationären Behandlungen in Deutschland. Für das Jahr 2023 wurden dabei Millionen von Behandlungsfällen anonymisiert erfasst und systematisch ausgewertet.
Ein zentrales Element dieser Statistik ist die sogenannte OPS-Kodierung (Operationen- und Prozedurenschlüssel), die jede durchgeführte Maßnahme standardisiert beschreibt. Die OPS-Codes erlauben eine präzise Kategorisierung aller medizinischen Eingriffe und bilden somit auch die Grundlage für die DRG-Abrechnung im Krankenhaus. So lässt sich exakt nachvollziehen, welche Operationen wie oft durchgeführt wurden – von einfachen Eingriffen bis hin zu komplexen Operationen an inneren Organen oder dem Bewegungsapparat.
Die Top 10 der häufigsten Operationen in Deutschland (2023)
Die hier präsentierte Top-10-Liste basiert auf den am häufigsten dokumentierten OPS-Codes aus dem Jahr 2023. Damit ermöglicht sie einen aktuellen, faktenbasierten Einblick in die operative Praxis deutscher Kliniken. Der Übersicht halber sind die Werte auf die Tausenderstelle gerundet.
1. Darmoperationen ohne Darmresektion
Mit fast 386.000 Eingriffen stehen nicht-resezierende Darmoperationen an der Spitze. Dazu zählen zum Beispiel das Einsetzen von Stents, die Lösung von Verwachsungen (Adhäsiolysen) oder das Clippen kleiner Läsionen. Solche Maßnahmen sind oft notwendig bei Verdauungsproblemen, chronischen Schmerzen oder nach früheren Eingriffen – insbesondere bei älteren Patienten.
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2. Rückenoperationen im unteren Wirbelsäulenbereich
Rund 347.000 Mal wurde 2023 operativ Zugang zur Lendenwirbelsäule, dem Kreuz- oder Steißbein geschaffen. Grund sind häufig Bandscheibenvorfälle oder Spinalkanalverengungen. Solche Eingriffe erfolgen, wenn konservative Behandlungen versagen und starke Schmerzen oder Lähmungserscheinungen auftreten.
3. Dammriss-Rekonstruktion nach Geburt
Etwa 339.000 Operationen betrafen die Wiederherstellung des Damms nach einem Geburtsriss. Dieser Eingriff ist ein Routinebestandteil der Geburtshilfe – insbesondere bei schwereren Dammrissen. Die hohe Zahl unterstreicht zudem die Relevanz dieses Eingriffs für die postpartale Versorgung von Gebärenden.
4. Gallenwegseingriffe per Endoskopie
In über 290.000 Fällen wurden Gallensteine oder Engstellen in den Gallengängen endoskopisch behandelt. Häufig erfolgt die sogenannte ERCP (endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie), um Verstopfungen zu lösen oder Gallensteine zu entfernen. Der Eingriff ist minimalinvasiv und bei Gallenkoliken oft unverzichtbar.
5. Hüftprothesen-Implantation
Knapp 274.000 Menschen erhielten 2023 ein neues Hüftgelenk. Hüftprothesen werden vor allem bei fortgeschrittener Arthrose oder Hüftkopfnekrose eingesetzt. Die modernen Implantate ermöglichen vielen Patienten eine deutliche Verbesserung ihrer Mobilität und Lebensqualität.
6. Kaiserschnitt (andere Formen der Sectio caesarea)
Mit über 252.000 Eingriffen zählt der Kaiserschnitt – insbesondere in speziellen Varianten abseits des klassischen Notfallschnitts – zu den häufigsten Operationen überhaupt. Medizinische Gründe wie Mehrlingsgeburten, Lageanomalien oder vorherige Kaiserschnitte führen häufig zu diesem geplanten Eingriff, der heute meist sehr sicher durchgeführt wird.
7. Knochenbruchbehandlung im Gelenkbereich
Rund 241.000 Operationen betrafen die Versorgung komplizierter Brüche in Gelenknähe – etwa an Knie, Ellenbogen oder Schulter. Bei Mehrfragmentfrakturen ist eine offene Reposition mit Stabilisierung oft unumgänglich. Solche Eingriffe sind besonders bei älteren Menschen nach Stürzen oder bei Sportverletzungen notwendig.
8. Knieprothesen-Implantation
Mehr als 230.000 Mal wurde 2023 ein künstliches Kniegelenk eingesetzt. Die Hauptursache: fortgeschrittene Arthrose, die zu massiven Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt. Die Implantation einer Endoprothese bringt vielen Patienten immerhin wieder schmerzfreie Mobilität – ist aber meist nur der letzte Schritt nach konservativen Therapien.
9. Andere Wirbelsäulenoperationen
Mit etwa 221.000 Eingriffen zählen auch sonstige Operationen an der Wirbelsäule – jenseits des unteren Rückens – zu den häufigsten chirurgischen Maßnahmen. Dazu gehören etwa Eingriffe im Bereich der Brust- oder Halswirbelsäule, bei Frakturen, Tumoren oder schweren Fehlstellungen.
10. Wundreinigung mit Gewebeentfernung (Debridement)
Knapp 217.000 mal wurde eine chirurgische Wundtoilette durchgeführt. Dabei entfernt man abgestorbenes oder infiziertes Gewebe – etwa bei chronischen Wunden, infizierten Operationsnarben oder nach Unfällen. Diese Eingriffe sind zentral für die Wundheilung und die Verhinderung schwerwiegender Infektionen.
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Fazit Operationen: Zwischen Fortschritt und Verantwortung
Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen: In deutschen Krankenhäusern wird so viel operiert wie nie zuvor. Millionen Eingriffe jährlich belegen den hohen Stand der medizinischen Versorgung – moderne OP-Techniken, schnelle Genesung und verbesserte Lebensqualität für viele Patienten.
Doch die Statistik wirft auch Fragen auf: Muss wirklich so oft operiert werden? Gerade bei Rücken- oder Gelenkbeschwerden scheint der Griff zum Skalpell manchmal voreilig – konservative Alternativen bleiben oft ungenutzt. Auch die hohe Kaiserschnittquote oder steigende Eingriffe im höheren Alter deuten auf medizinische und gesellschaftliche Trends hin.
Zugleich geraten Kliniken durch die wachsende Eingriffszahl unter Druck: Personalmangel, Kostendruck und begrenzte Kapazitäten treffen auf steigende Erwartungen. Der medizinische Fortschritt verlangt nach Verantwortung – individuell, ökonomisch und ethisch.
Patienten müssen heute mehr denn je informiert und aufgeklärt entscheiden, Ärzte zwischen Nutzen und Notwendigkeit abwägen. Das Gesundheitssystem braucht klare Qualitätsstandards und Anreize für eine zurückhaltende, patientenorientierte Medizin.
Mehr Operationen bedeutet nicht automatisch bessere Medizin. Entscheidend ist, ob sie im Einzelfall wirklich nötig und sinnvoll sind.
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- Die 20 häufigsten Operationen insgesamt (OPS 5), https://www.destatis.de/... (Abrufdatum: 22.05.2025)
- Operationen- und Prozedurenschlüssel, https://www.bfarm.de/... (Abrufdatum: 24.05.2025)