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Die Helix, welche vielen ein Begriff aufgrund des beliebten Helix-Piercings ist, ist eine der auffälligste Strukturen am äußeren Rand der Ohrmuschel (Auricula auris). Sie übernimmt neben ihrer anatomischen Bedeutung auch funktionelle Aufgaben im Rahmen des Richtungshörens. Sie besteht aus elastischem Knorpel, der von dünner Haut überzogen ist. Der folgende Text beinhaltet die Definition, den anatomischen Aufbau, die funktionelle Relevanz und die klinischen Aspekte der Helix.
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Helix – Definition
Die Helix, genauer gesagt Helix auriculae, ist die Ohrleiste und stellt den wulstigen, konvexen Außenrand der Ohrmuschel (Auricula auris), dar. Sie ist eine der prominenten anatomischen Strukturen des äußeren Ohrs und besteht aus elastischem Knorpel, der von Haut überzogen ist.
Helix – Anatomie
Die Helix befindet sich am äußeren Rand auf der Facies lateralis der Ohrmuschel und stellt strukturell einen elastischen Knorpel dar, welcher einen bogenförmigen Wulst formt. In direkter Nachbarschaft liegen medial die Anthelix, welche die Ohrmuschel umrahmt. Ventral befindet sich der Tragus (Ohrdeckel) und dorsal liegt der Übergang zur Schädelhaut. Die Helix befindet sich auf der Facies lateralis.
Als weitere Strukturen der Ohrmuschel stellt die Anthelix eine innenliegende Wölbung parallel zur Helix dar. Die Concha auricularis stellt eine Vertiefung zentral der Ohrmuschel dar. Der Tragus und Antitragus bilden kleine Vorsprünge an der Vorder- und Rückseite des Porus acusticus externus.
Histologisch liegt bei der Helix ein elastischer Knorpel vor, welcher direkt mit der Haut verbunden ist. Es findet sich kein subkutanes Fettgewebe, welches sie besonders empfindlich gegen Druck macht.
Gefäßversorgung und Innervation
Die arterielle Versorgung der Facies lateralis der Ohrmuschel und damit der Helix, erfolgt durch Äste der Medialseite, welche die Ohrmuschel durchdringen sowie durch die Rami auriculares anteriores aus der Arteria temporalis superficialis.
Venös fließt das Blut über die Venae auriculares anteriores in den Plexus venosus pterygoideus weiter in die Vena retromandibularis. Zudem fließt Blut durch die Vena auricularis posterior in die Vena jugularis externa.
Die sensible Innervation der Ohrmuschel erfolgt durch verschiedene Nerven, wobei die Helix wie folgt innerviert wird:
- Nervus auriculotemporalis (aus Nervus trigeminus; V3): Vorderer Anteil der Helix
- Nervus auricularis posterior (aus Nervus facialis): Bereich um die Concha
- Plexus cervicalis mit Nervus occipitalis minor und Nervus auricularis magnus: Hintere Helix)
- Nervus vagus und Nervus glossopharyngeus: Übergang zur Gehörgangshaut
Die Lymphe fließt zu den Nodi lymphatici cervicales profundi und Nodi lymphatici occipitales. Über die zervikalen Lymphknoten fließt die Lymphe über den Truncus jugularis in den Ductus thoracicus (links) beziehungsweise den Ductus lymphaticus dexter (rechts).
Helix – Funktionelle Bedeutung
Die Funktion der Helix am Ohr besteht vor allem in ihrer Beteiligung am Richtungshören. Durch die trichterartige Form, die sie mit anderen Teilen der Ohrmuschel (insbesondere Concha und Anthelix) bildet, werden Schallwellen eingefangen und zum äußeren Gehörgang geleitet.
Die geometrische Struktur der Helix verändert den Schall je nach Einfallsrichtung, vor allem bei hohen Frequenzen. Dadurch kann das Gehirn Rückschlüsse auf die Richtung des Schallursprungs ziehen.
Durch Reflexion und Resonanz in der Ohrmuschel, nicht zuletzt auch durch die Helix beeinflusst, kommt es zur selektiven Verstärkung von Frequenzen im Bereich von etwa 2 bis 5 kHz. Dies ist besonders relevant für die Sprachwahrnehmung.
Sprachwahrnehmung
Der Frequenzbereich von 2-5 kHz ist essenziell für die menschliche Sprachverständlichkeit, da viele Konsonanten und besondere, klanglich differenzierte Sprachlaute darin liegen. Zudem wird dieser Bereich durch die Ohrmuschel und den äußeren Gehörgang resonatorisch verstärkt, was die Hörsensitivität und Sprachwahrnehmung optimiert.
Helix – Klinik
Aufgrund der knorpeligen Struktur ohne schützendes Fettgewebe ist die Helix bei längerem Druck, wie es beispielsweise durch Masken oder Hörgeräte der Fall sein kann, anfällig eine Druckulzera zu erleiden. Es handelt sich also um eine lokal durch anhaltenden Druck entstehende, begrenzte Schädigung der Haut. Durch Druckentlastung bessert sich oft schon die Symptomatik.
Durch Piercings an der Helix oder auch Traumata, wie Verletzungen, Insektenstiche, Erfrierungen oder Operationen, kann es zur Entzündung des Perichondriums (Knorpelhaut) kommen. Diese Entzündung ist die sogenannte Perichondritis und ist meist eine bakterielle Infektion, welche mit Schwellung, Schmerzen und manchmal auch Eiterbildung einhergeht.
Das sogenannte Basalzellkarzinom, oder auch Basaliom, kommt bevorzugt an exponierten Hautarealen wie der Helix vor, da hier UV-Strahlung einen entscheidenden Risikofaktor darstellt.
Die Helix ist auch ein Ort, welcher bei kaltem Wetter von Frostbeulen (Perniones) betroffen ist. Dabei handelt es sich um knotige, rotbläuliche Veränderungen der Haut infolge einer Kälteexposition, die zum Beispiel bei jungen Frauen auftreten.
Häufige Fragen
- Welche Funktion hat die Helix?
- Was ist ein Helix-Piercing?
- Warum kann die Helix beim Liegen wehtun?
- Was ist eine Perichondritis an der Helix?
- Warum bekommt man Frostbeulen an der Helix?
Die Helix trägt zur Schallaufnahme und -weiterleitung bei, insbesondere beim Richtungshören. Gemeinsam mit anderen Strukturen der Ohrmuschel wirkt sie wie ein Trichter, der Schallwellen bündelt und in den äußeren Gehörgang leitet.
Ein Helix-Piercing ist ein Piercing im Knorpelbereich der Helix. Es gehört zu den beliebtesten Knorpelpiercings und wird meist mit einer Nadel gestochen, um Knorpelschäden entgegenzuwirken.
Da die Helix kein subkutanes Fettgewebe besitzt, ist sie druckempfindlich. Längeres Liegen auf dieser Seite (z.B. durch harte Kissen, Kopfhörer oder Brillenbügel) kann Schmerzen verursachen – besonders bei frischen Piercings oder Druckstellen.
Die Perichondritis ist eine schmerzhafte Entzündung der Knorpelhaut (Perichondrium) der Helix. Sie entsteht häufig nach Verletzungen, Piercings oder Infektionen und sollte ärztlich behandelt werden, um Komplikationen wie Knorpelverformung zu vermeiden.
Die Helix liegt exponiert und ist nur dünn mit Haut bedeckt. Bei Kälte kann es daher zu Durchblutungsstörungen kommen, die sich in Form von Frostbeulen (Perniones) äußern – besonders bei empfindlichen Personen.
- Ohr, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 25.06.2025)
- Schünke et al. (Hrsg.): Prometheus Lernatlas der Anatomie: Kopf, Hals und Neuroanatomie. 4. Auflage Thieme 2015