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Die Art wie der Mensch atmet, hat weitgehende Auswirkungen auf die Gesundheit, das Wohlbefinden sowie die Leistungsfähigkeit. Eine zentrale Rolle spielt hierbei die Bauchatmung – eine natürliche Atemform, die eine effiziente Sauerstoffversorgung ermöglicht. Im Gegensatz zur oberflächlichen Brustatmung nutzt die Bauchatmung vorrangig das Zwerchfell, den wichtigsten Atemmuskel des Körpers. Während sie eher bei Säuglingen und Kleinkindern vorherrscht, verliert sie im Erwachsenenalter an Bedeutung. Doch gerade bei bestimmten physiologischen und pathophysiologischen Zuständen ist die Bauchatmung von großer Bedeutung und kann zur Verbesserung der Atmung und Entlastung anderer Atemmuskeln verhelfen. Der folgende Artikel beleuchtet die Definition, den Ablauf sowie die klinische Relevanz der Bauchatmung und zeigt auf, welche Bedeutung sie in verschiedenen gesundheitlichen Zuständen einnimmt.
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Bauchatmung – Definition
Die Bauchatmung, auch bezeichnet als Zwerchfell- oder Abdominalatmung, ist ein physiologischer Atemtyp, bei dem sich beim Einatmen die Bauchdecke sichtbar nach außen vorwölbt. Sie wird primär durch die Bewegung des Zwerchfells gesteuert, welches sich bei der Inspiration nach kaudal absenkt.
Bauchatmung – Physiologie und Ablauf
Bei der Inspiration (Einatmung) kontrahiert das Zwerchfell, das sich dann nach kaudal absenkt. Die Lunge entfaltet sich nach unten, der Thoraxraum vergrößert sich und es entsteht zudem ein Unterdruck in der Lunge. Es fließt passiv Luft in die Lunge und die Bauchorgane werden verdrängt, wodurch sich die Bauchdecke nach außen wölbt.
Bei der Exspiration (Ausatmung) kommt es hingegen zur Erschlaffung des Zwerchfells. Die elastischen Rückstellkräfte von Lunge und Thorax führen zur passiven Ausatmung und die Bauchdecke senkt sich wieder.
Muskuläre Beteiligung bei der Bauchatmung
An der Bauchatmung sind das Zwerchfell als wichtigster Atemmuskel, die Bauchmuskeln (M. rectus abdominis sowie M. transversus abdominis und M. obliquus externus und internus abdominis) und die Mm. intercostales externi beteiligt. Die Bauchmuskel unterstützen die forcierte Exspiration, beispielsweise beim Husten, während die Mm. intercostales externi die Thoraxausdehnung unterstützen.
Kinder atmen überwiegend in den Bauch, während Erwachsene im Ruhezustand meist thorakal atmen, also die Brustatmung bei ihnen überwiegt.
Bauchatmung – Klinische Bedeutung
Die physiologische Rolle der Bauchatmung ist die effiziente Belüftung der basalen Lungenabschnitte sowie die Förderung des Gasaustauschs durch vollständige Ausdehnung der Lunge. Außerdem unterstützt die Bauchatmung die Bauchpresse, was beim Husten, Stuhlgang oder dem Geburtsvorgang relevant ist.
Pathophysiologisch würde die Bauchatmung sich zeigen, wenn sie als sogenannte Schonatmung auftritt und bei Thorax- oder Abdomenschmerzen eingesetzt wird. Ein Beispiel hierfür sind Rippenfrakturen oder eine Peritonitis (Bauchfellentzündung), da hier die Thoraxbewegung vermieden werden soll und die Atmung nur noch flach über das Zwerchfell erfolgt.
Bauchatmung zum Stressabbau
Die Bauchatmung ist eine effektive Hilfe beim Stressabbau, da sie den Parasympathikus aktiviert, welcher für Entspannung sorgt. Durch ein tiefes, bewusstes Atmen wird der Herzschlag verlangsamt, der Blutdruck gesenkt und die Muskulatur entspannt, was zu einer Beruhigung des Geistes führt. Diese Technik kann in stressigen Momenten helfen zur Ruhe zu kommen.
Verlust der Bauchatmung
Ein Ausfall der Bauchatmung hat meist schwerwiegende Ursachen und kann die Atemeffizienz deutlich einschränken. Bei einer Zwerchfelllähmung kann die Bauchatmung ausfallen, beispielsweise bei einer Nervus-phrenicus-Parese. Zu einer Schädigung des N. phrenicus kann es postoperativ oder durch ein Trauma, Tumor sowie neurologische Erkrankungen kommen. Auch eine hohe zervikal gelegene Querschnittslähmung, beispielsweise bei Schädel-Hirn-Trauma, also einer Läsion oberhalb C3 bis C5 kommt es zum vollständigen Ausfall der Zwerchfellfunktion. Die Folge wäre das fehlende Einsetzen der Zwerchfellkontraktion und die daraus resultierende fehlende Bauchatmung. Es würde zum Dominieren der Brustatmung kommen.
Bei einer einseitigen Lähmung des N. phrenicus kommt es meist zur Kompensation und einem asymptomatischen Ruhezustand. Bei einer beidseitigen Lähmung kommt es zu schwerer Dyspnoe, vor allem im Liegen.
Klinisch kommt es zum Fehlen der Vorwölbung der Bauchdecke bei Inspiration. Eine paradoxe Atmung ist möglich, der Bauch zieht sich bei Einatmung ein, statt sich vorzuwölben und es würden sich Zeichen der Dyspnoe zeigen: Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, Tachypnoe, Atemnot in Ruhe oder bei Belastung.
Kompensatorische Bauchatmung
Bei Brustkorbdeformitäten, wie beispielsweise einer Trichterbrust kommt es durch eine eingeschränkte Beweglichkeit des Thorax zu einer limitierten Brustatmung. Das Zwerchfell wird vermehrt genutzt, wodurch die Bauchatmung dominiert.
Bei postoperativen Thoraxschmerzen, die nach Rippenfrakturen auftreten können, kommt es zur schmerzbedingten Schonatmung des Brustkorbs, wodurch die Bauchatmung kompensatorisch wirkt.
Bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) kann eine bewusste Bauchatmung helfen, da das Zwerchfell gezielt trainiert wird. So wird die Ventilation verbessert, die Dyspnoe reduziert und die Atemhilfsmuskeln werden entlastet.
Häufige Fragen
- Warum sollte man Bauchatmung praktizieren?
- Wie atmet man richtig durch den Bauch?
- Was sind Vorteile der Bauchatmung?
- Warum atmen Kinder anders als Erwachsene?
Bauchatmung fördert eine tiefere und effizientere Atmung, die die basalen Lungenbereiche besser belüftet und den Gasaustausch optimiert, Sie kann zudem Stress abbauen, die Zwerchfellmuskulatur stärken und die Atemhilfsmuskulatur entlasten. Besonders bei Entspannungstechniken, Meditation und Stressbewältigung ist sie sehr hilfreich.
Um die Bauchatmung zu praktizieren, hilft es sich bequem hinzusetzen oder sich hinzulegen. Beim Einatmen sollte der Bauch sich nach außen wölben, während der Brustkorb ruhig ist. Beim Ausatmen zeiht sich der Bauch wieder nach innen. Es hilft, die Hände auf den Bauch zu legen, um die Bewegung besser zu spüren.
Die Bauchatmung unterstützt eine tiefere Sauerstoffaufnahme und verbessert die Belüftung der unteren Lungenabschnitte. Sie kann helfen den Blutdruck zu senken, die Verdauung zu unterstützen und die Körperhaltung zu verbessern. Auch bei Atemwegserkrankungen wie COPD kann sie die Atemeffizienz verbessern.
Kinder atmen natürlicherweise mit der Bauchatmung, weil ihr Zwerchfell noch stärker zur Belüftung der Lunge beiträgt. Erwachsene hingegen neigen dazu, hauptsächlich die Brustatmung zu nutzen, da sich mit dem Alter auch die Körperhaltung und die Atemmuster verändern. Bei gestressten oder entspannten Zuständen kann aber auch bei Erwachsenen manchmal die Bauchatmung wieder genutzt werden.
- Silbernagl, Despopoulos: Taschenatlas der Physiologie. 6. Auflage Thieme 2003
- Atemmechanik, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 26.03.2025)