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Die Leber zählt zu den zentralen Organen des menschlichen Körpers und übernimmt eine Vielzahl lebenswichtiger Aufgaben im Stoffwechsel, bei der Entgiftung sowie der Speicherung von Nährstoffen. Um die komplexen Funktionen und die chirurgische Bedeutung dieses Organs besser verstehen zu können, ist eine genaue Kenntnis ihrer anatomischen und funktionellen Gliederung essenziell. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Einteilung der Leber in sogenannte Leberlappen (Lobi hepatis), die nicht nur anatomisch klar definiert sind, sondern auch klinisch und operativ von großer Bedeutung sind. Im Folgenden werden Definition, Anatomie, funktionelle Relevanz und die Klinik der Leberlappen dargestellt.
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Leberlappen – Definition
Die Leberlappen bilden die morphologische Grundlage zur Einteilung der Leber. Dabei wird das Leberparenchym durch Bindegewebssepten der Tunica fibrosa in vier Abschnitte, sogenannte Lappen, unterteilt. Diese anatomischen Abschnitte werden als Lobus hepatis dexter (rechter Leberlappen), Lobus hepatis sinister (linker Leberlappen), Lobus caudatus und Lobus quadratus bezeichnet.
Leberlappen – Anatomie
Die Leber als größte Drüse und zentrales Stoffwechselorgan des Menschen mit einer Größe von 20 x 15 x 10 cm, wird anatomisch in vier Leberlappen eingeteilt. Neben dieser makroskopisch-anatomischen Gliederung, gibt es noch die klinisch relevantere Einteilung in acht Lebersegmente. In diesem Abschnitt werden beide Einteilungen vorgestellt.
Makroskopische Gliederung
Die Leber liegt intraperitoneal im rechten Oberbauch unterhalb des Zwerchfells und ist somit vollständig vom Peritoneum überzogen. Eine einzige Ausnahme bildet die Area nuda, die nicht vom Peritoneum überzogen ist. Von der sogenannten “Glisson-Kapsel” bzw. Tunica fibrosa, die die Leber umgibt, ziehen Bindegewebssepten in das Innere der Leber und unterteilen sie in vier Lappen:
- Lobus hepatis sinister
- Lobus hepaits dexter
- Lobus caudatus
- Lobus quadratus
Die Leberpforte (Porta hepatis) ist ein transversal verlaufender Spalt zwischen Lobus caudatus, welcher dorsal liegt und an die Vena cava inferior grenzt und dem Lobus quadratus, der ventral an die Gallenblase grenzt. In die Leberpforte treten die Gefäße der portalen Trias in die Leber ein und aus.
Die portale Trias besteht aus dem Gallengang (Ductus hepatis communis), der Vena portae hepatis (Pfortader) und der Arteria hepatica propria. Sie treten durch die Leberpforte, verlaufen innerhalb der Leber zusammen und zweigen sich gemeinsam auf.Portale Trias
Der rechte Leberlappen ist größer als der linke und wird durch das Ligamentum falciforme vom linken Leberlappen getrennt. Der Lobus quadratus liegt an der Unterseite des rechten Leberlappens und wird dorsal von der Porta hepatis und rechts von der Gallenblase begrenzt.
Der Lobus caudatus befindet sich an der Rückseite des rechten Leberlappens, gegenüber dem XI. Thorakalwirbel. Kaudal wird er von der Porta hepatis, rechts von der Fossa vena cavae und links von der Fossa sagittalis sinistra eingegrenzt. Der Lobus sinister ist kleiner und flacher als der Lobus sinister und reicht in das Epigastrium sowie in den linken Oberbauch. Er ist auf das Zwerchfell “angepasst” durch seine konvexe Form der Facies posterior. Die Facies inferior grenzt an den Magen.
Funktionelle Gliederung
Funktionell ist die Leber in acht Segmente nach dem französischen Chirurgen Couinaud eingeteilt, man spricht auch von der chirurgischen Anatomie der Leber. Jeder dieser acht Segmente wird dabei durch einen eigenen Ast der portalen Trias versorgt. Die Segmente sind chirurgisch sehr bedeutend, da sie unabhängig voneinander reseziert werden können. Die Segmentierung orientiert sich an der Gefäßversorgung, nicht an der äußeren Lappengliederung. Makroskopisch sind die Segmente jedoch nicht voneinander abzugrenzen.
Anhand der Pfortaderäste ist die funktionelle Gliederung wie folgt:
- Der linke Part wird von den Segmenten I-IV,
- der rechte von den Segmenten V-VIII gebildet
- Sonderstellung: Segment I (Lobus caudatus) hat eine eigene Blutversorgung aus beiden Leberhälften
Um sich die Nummerierung der Lebersegmente merken zu können, kann die Benennung im Uhrzeigersinn erfolgen. Anterior-superior wird angefangen mit dem linken Leberlappen mit Segment II. Die Grenze des rechten Leberlappen bildet die sogenannte Rex-Cantlie-Linie.
Leberlappen – Funktionelle Bedeutung
Jeder funktionelle Leberabschnitt ist eine autonome Einheit, die sowohl arteriell als auch venös versorgt wird und einen eigenen Gallenweg besitzt. Dies ermöglicht eine selektive Leberteilresektion, was beispielsweise bei fokalen Tumoren eine Rolle spielt. Besonders gut ist dabei, dass die verbleibenden Leberabschnitte nichtwesentlich beeinträchtigt werden.
Kenntnisse der Lappengrenzen und Segmentverläufe sind essenziell, um auch postoperative Komplikationen wie Galleleckagen oder Durchblutungsstörungen zu vermeiden.
Leberlappen – Klinik
Bei der Leberteilresektion haben die Leberlappen eine besondere chirurgische Relevanz. Aufgrund ihrer jeweils eigenen Versorgung durch die portale Trias können einzelne Segmente chirurgisch reseziert werden, wenn sie beispielsweise von einem Tumor befallen sind.
Die sogenannte Hemihepatektomie bezeichnet die Entnahme der funktoionellen rechten Segmente, also der Segmente V bis VIII oder der funktionell linken Segmente II-IV.
Eine Lebertransplantation steht auch in direktem Zusammenhang mit der funktionellen Gliederung der Leber in Leberlappen- und -segmente. Insbesondere bei Lebendspenden und bei der Transplantation von Teillebern. Aufgrund der segmentalen Gliederung ist es möglich, nur Teile der Leber zu transplantieren. So zum Beispiel nur den linken Leberlappen (Segmente II und III), was häufig bei Kleinkindern als Empfänger der Fall ist. Bei Erwachsenen sind es häufig die Segmente V bis VII, also der rechte Leberlappen. Bei Lebendlebertransplantationen ist eine linke oder rechte Hemihepatektomie der Standard und der Empfänger kann durch die eigenständige Versorgung über die portale Trias mit nur einem Lappen überleben.
Die Leber kann nach Transplantation bis zu 80 Prozent ihres Ursprungsvolumens wiederherstellen. Dies ist ein weiterer Grund, warum Teiltransplantationen aus einem oder mehreren Leberlappen möglich sind.Regenerationsfähigkeit
Häufige Fragen
- Was ist der Unterscheid zwischen Leberlappen und Lebersegmenten?
- Warum ist die Segmentierung der Leber wichtig?
- Können sich Leberlappen nach einer Operation regenerieren?
- Welche Funktion haben die Leberlappen?
Die Leberlappen beschreiben die makroskopische Gliederung während die Lebersegmente eine funktionelle Einteilung auf Basis der Gefäßversorgung bieten. Es gibt acht Segmente nach Couinaud, die chirurgisch relevant sind.
Da jedes Segment eine eigene Blut- und Gallenversorgung besitzt, können einzelne Segmente unabhängig voneinander entfernt werden. Das ist besonders wichtig bei Leberoperationen, Tumorentfernungen oder Transplantationen.
Ja, die Leber besitzt eine außergewöhnliche Regenerationsfähigkeit. Sie kann bis zu 80% ihres ursprünglichen Volumens nachwachsen. Dies ist auch der Grund, warum Teilresektionen und Teiltransplantationen möglich sind.
An sich erfüllen die Leberlappen keine gesonderte Funktion, sondern teilen die Leber strukturell. Funktionell sind die Lebersegmente relevanter, da sie die Grundlage für die Organfunktion und die Versorgung mit Blut und Galle darstellen.
- Rassow et al.: Duale Reihe Biochemie. 2. Auflage Thieme 2008
- Leber, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 18.04.2025)
- Pankreas- und Leberchirurgie, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 18.04.2025)