Wie geht man mit trauernden Angehörigen um? Sollte man Trauer schnell überwinden oder ist sie für die Seelengesundheit wichtig? Und vor allem: Wie hilft man als Pflegefachkraft sowohl dem Verstorbenen als auch den Angehörigen – und gleichzeitig sich selbst?
Einige Tipps und Leitlinien für diese sensible Zeit gibt es hier zusammengefasst.
Umgang mit trauernden Angehörigen – Tod ist Teil des Pflegealltags
Vor allem in Krankenhäusern, Pflegeheimen und ähnlichen medizinischen Einrichtungen gehört der Tod zum beruflichen Alltag einer Pflegefachkraft. Operationen sind nicht erfolgreich, Verletzungen zu massiv, Krankheiten zu ausgeprägt, oder das Alter holt den Menschen irgendwann ein. Manche Pflegekräfte haben öfter mit dem Tod von Patienten zu tun als andere, etwa in Altenheimen oder auf Palliativstationen.
Dort werden daher oft spezielle Schulungen für das Personal angeboten, die den Umgang mit dem Tod erleichtern: Wie überbringe ich eine Todesnachricht? Wie versorge ich den Verstorbenen? Welche Hilfestellungen kann ich Hinterbliebenen geben, um ihnen den Trauerprozess zu erleichtern? Welche organisatorischen Abläufe muss ich als nächstes in Gang setzen?
Für viele Pflegekräfte ist die Konfrontation mit dem Sterben jedoch nur ein seltener Teil des Arbeitsalltages und der direkte Umgang mit Trauernden daher eine der problematischsten und unangenehmsten Aufgaben. Dementsprechend entfallen Schulungen oder Anweisungen von Seiten des Arbeitgebers und es wird einfach gehofft, dass das Pflegepersonal schon irgendwie feinfühlig sein wird. Für alle, die sich dabei etwas Hilfestellung erhoffen, geben wir hier ein paar Tipps, wie man trauernde Angehörige am besten unterstützt, aber dabei auch auf die eigenen Gefühle Rücksicht nimmt.
Umgang mit trauernden Angehörigen – Schritte bei der Trauerarbeit
Trauer trifft viele Menschen gleichzeitig, vor allem aber drei Personengruppen. Der oder die Verstorbene erfährt durch den Trauerprozess Respekt und ihr oder sein Andenken wird am besten dadurch geehrt, dass Anweisungen und Wünsche, die er oder sie in Bezug auf Bestattungsrituale oder Trauerfeier geäußert hat, befolgt werden (z.B. den gewünschten Bestatter informieren).
Religiöse Rituale achten
Die Angehörigen sollten genügend Zeit zum Abschiednehmen erhalten (z.B. am Sterbebett), da das aktive Abschiednehmen wichtig für den folgenden Trauerprozess ist. Sie sollten ermutigt werden, bei der Versorgung des Verstorbenen dabei zu sein oder aktiv mitzuhelfen (z.B. Haare kämmen). Falls sie einer Religionsgemeinschaft angehören, sollte man ihrem Glauben Raum durch entsprechende Verabschiedungs- und Trauerzeremonien geben.
Die Pflegenden sollten die Würde des Verstorbenen achten und sich mit Gestaltungsmöglichkeiten der Verabschiedung auskennen (z.B. Aufbahrung). Hier hilft es, Bedeutung und Besonderheiten der Versorgung von Verstorbenen in unterschiedlichen Religionen zu kennen. Sie sollten sich ihrer besonderen Aufgabe in der Angehörigenbegleitung und beim Beginn des Trauerprozesses bewusst sein und lernen, Todesnachrichten zu überbringen sowie angemessen auf unterschiedlichste Reaktionen von trauernden Angehörigen zu reagieren.
Vor allem Palliativstationen und Altenheime haben Zugang zu entsprechenden Leitfäden und Büchern für Pflegekräfte bezüglich Sterben und Trauerarbeit. Wer sich tiefer in das Thema einlesen und entsprechend vorbereiten will, sollte einen Anruf oder eine Anfragemail in Betracht ziehen.
Aktives Zuhören
Menschen zu pflegen gehört zwar zum professionellen Alltag einer Pflegekraft, heißt aber nicht, dass einem dabei nicht auch der gepflegte Mensch ans Herz wächst. Wenn Pflegekräfte nach dem Tod eines Patienten oder einer Patientin trauern, ist dies also völlig normal.
Am besten unterstützt man trauernde Menschen durch aktives Zuhören, denn es ist wichtig für die Trauerarbeit, die eigenen Gefühle in Worte zu fassen um sie zu bewältigen. Dabei sollte man nicht erwarten, dass sich der Trauerprozess in wenigen Tagen abschließen lässt. In unserer heutigen schnelllebigen Gesellschaft erwartet man leider oft, dass alles zackig erledigt ist – auch Trauer. Das entspricht nicht den natürlichen Bedürfnissen von Trauernden.
Es kann also sein, dass das aktive Zuhören über einen Zeitraum von Wochen und vielleicht sogar Monaten nötig ist. Beim aktiven Zuhörprozess sind meistens nicht mal viele Worte nötig. Oft verdeutlicht sogar das Eingestehen der eigenen Hilflosigkeit und der Anteilnahme dem Trauernden, dass er mit seinem Verlust nicht alleine und in seiner Trauer nicht „lästig“ ist.
Gefühle ausdrücken lassen
Trauer ist vielseitig: Manche weinen herzzerreißend, andere sind wütend, wieder andere reagieren scheinbar gelassen. Egal welchen Trauertyp man antrifft, für alle ist es gleichermaßen wichtig, dass sie ihre Gefühle ausdrücken können. Pflegepersonal und Angehörige sind dabei aber leider oft mit der Trauer des Gegenübers überfordert. Daher wird oft versucht, den anderen schnell aufzuheitern, um die eigene Trauer nicht spüren zu müssen. Floskeln wie „Die Zeit heilt alle Wunden“ sind für die Trauerarbeit und -begleitung aber nicht hilfreich, denn sie zeugen von wenig Verständnis.
Die Forderung nach einem schnellen „Abarbeiten“ der Trauer hilft der trauernden Person nicht, sondern setzt sie nur zusätzlich unter Druck. Trauer sollte nicht beiseitegeschoben, sondern erlebt und ausgedrückt werden. Hier sollte man jedem Angehörigen und jeder Pflegekraft das eigene Tempo zugestehen, ob es nun Wochen, Monate oder ein Jahr dauert.
Verlust akzeptieren
Gesunde Trauerarbeit hat zum Ziel, den Gefühlen Raum und den Trauernden Zeit zu geben. Irgendwann muss jedoch auch bei der tiefsten Trauer wieder der Schritt in den Alltag gefunden werden. Dies kann nur gelingen, wenn der Verlust akzeptiert und mit der Trauer abgeschlossen wird. Wann dies der Fall ist, ist für jeden Menschen unterschiedlich.
Am besten kann man einen Verlust akzeptieren, wenn man frei über die Trauer sprechen und von dem Verstorbenen erzählen kann. Wie bereits zuvor erwähnt, sollte dies durch aktives Zuhören im Umfeld ermutigt werden. Pflegekräfte können sich dabei gegenseitig unterstützen, indem sie z.B. eine Art Trauerwand in einem ruhigen Bereich des Pflegeheims oder der Palliativstation einrichten. Dort kann man Fotos der Verstorbenen aufhängen. Während gemeinsamer Kaffeepausen kann man dann der Verstorbenen gedenken, entweder schweigend oder in Unterhaltung.
Verabschiedung vor Ort ermöglichen
Selbst wenn der Tod sich durch Krankheit oder hohes Alter lange angekündigt hat, ist er dennoch für die Angehörigen eine erschütternde Krisensituation. Diese Krise verlangt daher nach einem Schutzraum für die Hinterbliebenen, in dem sie in Ruhe Abschied nehmen können. Dabei sollte man die persönliche Kontaktaufnahme mit dem Verstorbenen ermöglichen und ermutigen. Pflegekräfte sollten es daher unbedingt vermeiden, den Toten sofort nach seinem Ableben aus dem Zimmer zu fahren.
Den Verstorbenen nochmal anzusehen, ihn vielleicht ein letztes Mal zu berühren und ein leises Zwiegespräch in seinem Zimmer zu führen, kann die Trauerarbeit später enorm erleichtern. Ein solcher letzter gemeinsamer Moment kann Konflikte lösen und eine liebevolle Verbindung zum Verstorbenen bestärken.
Umgang mit trauernden Angehörigen – Der eigenen Trauer Raum geben
Pflegekräfte haben die Verstorbenen oftmals über Wochen oder Monate hinweg begleitet. Von ihnen zu verlangen, mit dem Tod abzuschalten, ist weder hilfreich noch möglich. Auch die Pflegenden sollten daher Raum zum Abschied bekommen, z.B. in Form der letzten Versorgung eines Verstorbenen wie Ableitungen entfernen, Waschen und Zurechtlegen. Durch diese aktive Tätigkeit wird der Tod des Patienten Realität. Das erleichtert die spätere Trauerarbeit.
Der Wunsch nach einem Raum für die eigenen Gefühle kann aber für Pflegepersonal oft auch ein emotionaler Drahtseilakt sein, denn sie müssen darauf achten, durch ihre eigenen Bedürfnisse nicht die der Angehörigen zu überlagern. Konkrete Ratschläge sind hier schwierig, denn jede Pflegekraft und jede Sterbesituation sind individuell. Generell sei es aber jeder Pflegekraft empfohlen, sowohl den Verstorbenen als auch den Sterbenden stets mit einer gewissen Demut zu begegnen.
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1. www.pflegeleicht-gmbh.de/trauer-in-der-pflege/ (Abrufdatum: 12.01.22)
2. pflegekraft-mehralseinberuf.de/tod-und-trauer-in-der-pflege/ (Abrufdatum: 12.01.22)
3. Umgang mit der Situation nach dem Versterben eines Patienten, www.dgpalliativmedizin.de (Abrufdatum: 14.01.22)
4. Umgang mit Sterben, www.wohnen-im-alter.de (Abrufdatum: 12.01.22)