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Eine Nachgeburt stellt die letzte Phase der Geburt dar und umfasst den Zeitraum von der Geburt des Kindes bis zur vollständigen Ausstoßung der Plazenta und Eihäute. Der Abschnitt ist aus klinischer Sicht sehr relevant, da die Phase entscheidend für den Blutverlust der Mutter ist und somit potenziell lebensbedrohliche Komplikationen wie die Uterusatonie und die Plazentaretention mit sich bringen kann. Ein effektives Management und die sorgfältige Inspektion der Plazenta sind daher von großer Bedeutung, um Blutungsrisiken frühzeitig zu erkennen und adäquat handeln zu können.
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Nachgeburt – Definition
Die Nachgeburt bezeichnet die Phase unmittelbar nach der Geburt des Kindes bis zur vollständigen Geburt der Plazenta und Eihäute. Die Phase nach der Geburt des Kindes bis zur vollständigen Plazentageburt heißt auch Plazentarperiode oder Nachgeburtsperiode.
Nachgeburt – Physiologie und Ablauf
Nach Geburt des Kindes setzt sich die Wehentätigkeit fort. Die Wehen sind die sogenannten Nachgeburtswehen und führen zur Ablösung und Austreibung der Plazenta. Die Ablösung der Plazenta erfolgt durch die Kontraktion der Gebärmutter, dessen Fläche sich so stark minimiert, dass die Plazenta sich ablöst. Die Nachgeburt erfolgt meist innerhalb von 10 bis 15 Minuten. Beim aktiven Management sollte sie spätestens nach 30 Minuten abgeschlossen sein, beim abwartenden Management liegt die obere Zeitgrenze bei 60 Minuten.
Bei der Ablösung der Plazenta kommt es zu einer Blutung, die physiologisch ist und etwa 300 bis 400 mL Blutverlust umfasst. Diese Blutung kommt zustande, da bei der Ablösung Gefäße der Gebärmutterschleimhaut beschädigt werden können.
Zur Blutungsprophylaxe wird in der Regel Oxytocin nach der Abnabelung des Kindes verabreicht, um postpartalen Blutungen durch Förderung der Uteruskontraktion vorzubeugen. Oxytocin stimuliert die glatte Muskulatur des Uterus, der Uterus kontrahiert und dies unterstützt letztendlich die Plazentalösung und reduziert den Blutverlust.
Nach der Geburt wird die Plazenta inspiziert auf Vollständigkeit, Hinweise auf eine Nebenplazenta und Auffälligkeiten an den Nabelschnurgefäßen. Eine unregelmäßige Oberfläche der Plazenta kann auf intrauterine Plazentareste hinweisen, welche dann gegebenenfalls entfernt werden müssen. Dies kann manuell oder mittels Kürettage erfolgen.
Nachgeburt – Klinik und Komplikationen
Häufig treten in der Nachgeburtsperiode Komplikationen wie Plazentaretention, Uterusatonie, verstärkte Blutungen oder bestimmte endokrine Syndrome auf.
Bei einer Plazentaretention löst sich die Plazenta nicht vollständig, was starke Blutungen oder eine Endometritis – eine Entzündung der Gebärmutterschleimhaut – auslösen kann. Um solche Komplikationen zu vermeiden, überprüfen Geburtshelfer routinemäßig die Vollständigkeit der ausgestoßenen Plazenta.
Eine Uterusatonie bezeichnet das Fehlen der Kontraktion des Uterus, was die häufigste Ursache für postpartale Blutungen ist. Als verstärkte Blutungen bezeichnet man Blutungen mit einem Blutverlust von über 500 mL, was pathologisch ist einer Intervention sowie genaueren Abklärung bedarf.
Massive Blutungen können zu einem Volumenmangelschock führen. Dabei versorgt der Kreislauf die Organe nicht mehr ausreichend mit Blut, was lebensbedrohlich sein kann. In solchen Fällen handeln medizinische Teams sofort mit Maßnahmen wie Flüssigkeitsgabe, Schocklagerung, Transfusionen oder Uterotonika.
Ein postpartaler Kreislaufschock kann auch das Sheehan-Syndrom auslösen. Hierbei handelt es sich um eine Hypophysenvorderlappeninsuffizienz, die durch ischämische Nekrosen infolge des Blutverlusts entsteht.
Das Asherman-Syndrom stellt eine weitere Komplikation dar, die nach Kürettage durch Verwachsungen der Gebärmutterhöhle auftreten kann. Es handelt sich dabei um iatrogen (durch einen Arzt verursacht) bedingte Komplikation, welche am häufigsten durch Gebärmutteroperationen und Kürettage auftritt.
Management
Generell ist das aktive Management wichtig, um Blutverlust und die Dauer der Nachgeburt zu reduzieren. Bei Komplikationen wie der Plazentaretention oder verstärkten Blutungen muss sofort eingegriffen werden. Die Kontrolle der Plazenta ist essenziell, um Reste und Infektionen zu vermeiden.
Infektiöse Komplikationen
Nach der Nachgeburtsperiode kann es im Wochenbett zur Endometritis puerperalis kommen, bei der es sich um eine Infektion der Plazentahaftstelle handelt. Es kommt zu Fieber und stark riechendem Wochenfluss.
Bei der Puerperalsepsis handelt es sich um eine systemische, potenziell lebensbedrohliche Infektion. Sie ist selten und entsteht durch das Eindringen von Bakterien in die Geburtswunden.
Häufige Fragen
- Wann setzt die Nachgeburt ein?
- Tut die Nachgeburt weh?
- Wie lange dauert die Nachgeburt?
- Muss die Plazenta unbedingt geboren werden?
- Was passiert, wenn die Plazenta nicht vollständig herauskommt?
- Wie erkennt man, ob die Plazenta vollständig ist?
In der Regel beginnt die Nachgeburt innerhalb von 5 bis 30 Minuten nach der Geburt des Kindes.
Sie ist meist deutlich weniger schmerzhaft als die Geburt des Kindes, wird aber von manchen Frauen als unangenehm empfunden, ähnlich wie stärkere Menstruationskrämpfe.
Ohne Komplikationen dauert die Nachgeburt meist zwischen 5 und 30 Minuten. In seltenen Fällen auch bis zu einer Stunde.
Ja, sie muss vollständig abgestoßen werden. Reste in der Gebärmutter können zu Infektionen oder Nachblutungen führen.
In solchen Fällen spricht man von einer Plazentaretention. Diese kann medizinisch behandelt werden. Oft wird sie durch manuelle Entfernung oder Ausschabung unter Betäubung behandelt.
Die Hebamme oder der Arzt untersucht die Plazenta nach der Geburt sorgfältig, um sicherzustellen, dass sie komplett ist.
- Geburtsablauf, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 02.05.2025)
- Wochenbett, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 02.05.2025)
- Intra- und postpartale Blutungen, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 02.05.2025)