Inhaltsverzeichnis
Die Schlafphasen bestimmen den Verlauf des Schlafes und in gewissem Sinne auch wie gut und erholsam er ist. Bei Schlafstörungen können Probleme in den Phasen erkannt werden. Dieser Artikel erklärt die einzelnen Schlafphasen, deren Ablauf und Physiologie sowie klinische Bilder, die auf die Phasen Einfluss nehmen.
Inhaltsverzeichnis
Schlafphasen – Definition
Die Schlafphasen sind verschiedene Stadien des Schlafes, die sich zyklisch während der Nacht wiederholen. Grob unterscheidet man die REM, von den Non-REM-Schlafphasen.
Schlafphasen – Einteilung und Physiologie
Die Schlafphasen können anhand des EEGs unterschieden werden. Beim EEG (Elektroenzephalographie) werden Potentialschwankungen des Gehirns an der Kopfhaut abgeleitet.
EEG
Ein EEG (Elektroenzephalogramm) misst die elektrische Aktivität des Gehirns. Dafür werden kleine Elektroden auf der Kopfhaut angebracht, die Spannungsänderungen erfassen, die durch die Aktivität von Nervenzellen entstehen. Diese Signale werden verstärkt und als Wellenmuster auf einem Monitor oder Papier dargestellt.
Phase 1 – Die Wachphase
Als erste Phase unterscheidet man die Wachphase, während der eine erhöhte Aufmerksamkeit oder Konzentration vorherrscht. Im EEG sind sogenannte beta-Wellen abzulesen, die man an der typischen Frequenz von 14-30 Hertz (Hz) erkennt. In dieser Phase steht das Gehirn unter erhöhter Aktivität.
In der Wachphase kann auch eine zweite Situation auftreten, in der das Gehirn entspannter ist und der Mensch gegebenenfalls sogar schon die Augen geschlossen hat. In diesem Fall sind sogenannte alpha-Wellen zu sehen, die man an einer niedrigeren Frequenz von etwa 8-13 Hz erkennt.
Phase 2 – Die Non-REM-Phase 1
Im Grunde handelt es sich bei diesem Stadium um die Einschlafphase. Die Muskulatur entspannt sich und wird schlaffer. Hier treten auch die typischen Einschlafzuckungen der Muskulatur (Einschlafmyoklonus) auf. Diese kommen bei einem Großteil der Bevölkerung vor und sind als harmlos zu betrachten. Im EEG sind sowohl alpha-Wellen als auch theta-Wellen zu sehen. Theta-Wellen haben typischerweise eine Frequenz 4-7 Hz.
Phase 3 – Die Non-REM-Phase 2
Diese Phase stellt den Beginn des eigentlichen Schlafes dar, womit auch die Weckschwelle steigt. Im EEG sind nun keine alpha-, sondern überwiegend theta-Wellen zu finden. Diese werden ergänzt von sogenannten Schlafspindeln und K-Komplexen.
Schlafspindeln sind kurze, schnelle Wellenaktivitäten im EEG (etwa 13 Hz), die typisch für den leichten Schlaf sind. Sie dauern ca. 0,5 bis 2 Sekunden und gelten als Zeichen dafür, dass das Gehirn äußere Reize unterdrückt und den Schlaf schützt. K-Komplexe sind einzelne, große Ausschläge im EEG, die plötzlich auftreten – meist als Reaktion auf Geräusche oder andere Reize. Sie helfen ebenfalls dabei, das Gehirn in den Schlaf zurückzubringen, ohne aufzuwachen.
Phase 4 – Die Non-REM-Phase 3
In diese Phase fallen eigentlich zwei Stadien, die sich im Grunde aber nur wenig unterscheiden. Einmal gibt es den Übergang in den Tiefschlaf und dann den Tiefschlaf an sich. Im Verlauf wird der Muskeltonus weiter verringert, bis dies maximal geschehen ist. Während des Tiefschlafs ist der Thalamus aktiv, indem er Aktionspotenziale über die Öffnung von HCN-Kanälen generiert. Im EEG lassen sich ein hoher Anteil an delta-Wellen ausmachen, die eine Frequenz von etwa 1-3 Hz aufweisen. Außerdem können auch hier wieder theta-Wellen und Schlafspindeln gefunden werden.
Phase 5 – Der REM-Schlaf
Diese Phase wird auch als “paradoxer Schlaf” bezeichnet. Das liegt daran, dass die höchste Weckschwelle vorliegt, obwohl die Aktivität des EEGs dem im Wachzustand ähnelt. Es sind vor allem beta-Wellen zu sehen. Teilweise kann man sogar sogenannte gamma-Wellen sehen, die eine Frequenz von über 30 Hz haben.
REM steht für rapid eye movement und ist gekennzeichnet durch die schnellen Augenbewegungen, die während der Phase zu beobachten sind. Sie dauert etwa 10 bis 30 Minuten, wobei die Dauer der Phase im Verlauf des Schlafes zunimmt. Die Traumaktivität in diesem Stadium ist am höchsten.
Schlafphasen – Klinik
Je älter der Mensch wird, desto weniger Schlaf benötigt er. Bei Neugeborenen dauert der Schlaf noch bis zu 18 Stunden am Tag, wohingegen ein älterer Mensch vielleicht nur noch fünf Stunden schläft. Gleichzeitig nimmt mit der Schlaf-Dauer auch der Anteil an REM-Schlaf mit dem Alter ab.
Aber nicht nur das Alter verändert den Schlaf auch pathologische Zustände können sich auf den Schlaf auswirken. Insomnien und Parasomnien sind häufige Schlafstörungen.
Insomnien
Bei Insomnien handelt es sich um Störungen beim Ein- und Durchschlafen. Diese resultieren meistens in einer übermäßigen Müdigkeit tagsüber. Zur Behandlung der Insomnie spielen eine gute Schlafhygiene und das regelmäßige Treiben von Sport eine Rolle. Auch eine gesunde Ernährung soll förderlich sein. Eine medikamentöse Therapie sollte eigentlich nur im Ausnahmefall erfolgen, da die Medikamente, die zum Einsatz kommen, ein hohes Suchtpotenzial sowie weitere schwerere Nebenwirkungen aufweisen.
Parasomnien
Parasomnien sind Verhaltensstörungen, die während des Schlafes auftreten. Das wohl berühmteste Beispiel einer Parasomnie ist das Schlafwandeln (Somnambulismus), bei dem der Betroffene während des Schlafes umherwandelt, sich nicht erwecken lässt und sich nach dem Schlaf auch an das Ereignis nicht mehr erinnern kann. Am häufigsten sind Kinder im Alter von etwa 4 bis 6 Jahren betroffen. Das Schlafwandeln ist an sich eigentlich nicht bedrohlich und verschwindet in vielen Fällen spontan. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass Menschen während des Wandelns nicht geweckt werden, da dies ein agressives Verhalten auslösen kann.
Ein weiteres Phänomen, das viele Menschen kennen, ist der Pavor nocturnus – der sogenannte Nachtschreck. Dabei schrecken Betroffene plötzlich aus dem Schlaf und schreien panisch. Auch sie lassen sich dabei in der Regel nicht erwecken und haben nach dem Schlaf auch keine Erinnerung mehr daran. Auch hier sind meist Kinder betroffen. Sowohl Nachtschrei als auch Schlafwandeln treten meist im ersten Drittel des Schlafes auf.
Häufige Fragen
- Wie viele Schlafphasen gibt es und wie unterscheiden sie sich?
- Warum ist Tiefschlaf so wichtig?
- Was passiert im REM-Schlaf?
- Wie erkennt man die Schlafphasen im EEG?
- Wie verändert sich der Schlaf mit dem Alter?
Es gibt vier Schlafphasen, die sich in Tiefe und Funktion unterscheiden:
Drei Non-REM-Phasen (Einschlafphase, leichter Schlaf, Tiefschlaf) und eine REM-Phase (Traumschlaf).
Tiefschlaf ist entscheidend für Erholung und Gesundheit. In dieser Schlafphase regeneriert sich der Körper. Gleichzeitig verarbeitet das Gehirn Informationen, festigt das Gedächtnis und reduziert Stress. Herzfrequenz und Blutdruck sinken, was das Herz-Kreislauf-System entlastet. Tiefschlaf fördert somit körperliche Regeneration, geistige Leistungsfähigkeit und emotionales Gleichgewicht.
Im REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) ist das Gehirn sehr aktiv, während der Körper fast vollständig gelähmt ist. In dieser Phase träumen wir am intensivsten. Der REM-Schlaf ist wichtig für die emotionale Verarbeitung, das Lernen und die Gedächtnisbildung.
Die Schlafphasen lassen sich im EEG anhand typischer Gehirnwellen erkennen:
– Einschlafphase: langsame Alpha- und Theta-Wellen
– Leichtschlaf: Theta-Wellen, dazu Schlafspindeln und K-Komplexe
– Tiefschlaf: langsame, hochamplitudige Delta-Wellen
– REM-Schlaf: EEG ähnelt dem Wachzustand mit schnellen, niedrigen Wellen (Beta-ähnlich), dazu schnelle Augenbewegungen und Muskelatonie
Die Gesamtschlafdauer nimmt meist ab, der Schlaf wird leichter und fragmentierter. Tiefschlaf- und REM-Phasen verkürzen sich, während Aufwachphasen häufiger werden. Ältere Menschen schlafen oft früher ein und wachen früher auf.
- Silbernagel et. al.: Physiologie, Thieme, 8. Auflage, 2018
- Schlaf, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 20.05.2025)