Leberkapsel: Anatomie, Funktion und Klinik

Die Leber ist ein zentrales Stoffwechselorgan mit einer komplexen inneren Struktur und funktionellen Gliederung. Eine medizinisch bedeutsame Komponente ist die Leberkapsel, bei der es sich u eine bindegewebige Hülle handelt, die das Organ umgibt und wichtige Aufgaben in Schutz, Strukturgebung und Schmerzempfindung erfüllt. Insbesondere bei pathologischen Veränderungen spielt die Leberkapsel eine zentrale Rolle in der klinischen Diagnostik und Symptomatik. Im Folgenden werden Definition, anatomischer Aufbau, histologische Merkmale sowie klinische Relevanz der Leberkapsel detailliert erläutert.

Leberkapsel – Definition

Die Leberkapsel, auch bezeichnet als Capsula fibrosa hepatis oder Glisson-Kapsel, ist die bindegewebige Hülle, welche die Leber umschließt. Sie bietet dem Leberparenchym mechanischen Schutz und fungiert als Leistruktur für Gefäße und Nerven.

Leberkapsel – Anatomie und Histologie

Makroskopisch betrachtet ist die Leberkapsel eine dünne, straffe Bindegewebsschicht (Tunica fibrosa), welche die gesamte Leber mit Ausnahme der Area nuda, überzieht. An den Eintrittsstellen der Leberpforte (Porta hepatis) zieht die Kapsel ins Innere der Leber ein und bildet dort das intralobuläre Bindegewebe, das die Glisson-Trias umhüllt. Die bindegewebigen Septen unterteilen die Leber in vier morphologische Lappen.

Histologisch setzt sich die Leberkapsel aus straffem kollagenem Bindegewebe zusammen. Im Bereich des periportalen Feldes bildet sie bindegewebige Septen, in denen die Glisson-Trias verlaufen. Zu der Glisson-Trias gehören:

• Ductus biliferi interlobularis
• Arteria interlobularis (als Ast der Arteria hepatica)
• Vena interlobularis (als Ast der Vena portae)

Im Gegensatz zum Leberparenchym weist die Leberkapsel zahlreiche sensible Nervenendigungen auf. Diese sind besonders schmerzempfindlich, etwa bei Kapselspannung infolge einer Hepatomegalie oder Entzündung. Die Afferenzen der sensiblen Fasern verlaufen überwiegend mit dem Nervus phrenicus.

Im Bereich des Leberhilus zieht die Kapsel mit den Leitungsstrukturen (Vena portae, A. hepatica propria, Ductus hepaticus) ins Organinnere ein. Dabei bilden bindegewebige Septen entlang der portalen Trias ein feines Gerüst, das für die Läppchengliederung der Leber sorgt. Damit wird die Leber in funktionelle Segmente unterteilt und die intrahepatische Gefäßarchitektur wird gestützt.

Leberkapsel – Funktion

Die Leberkapsel dient dem mechanischen Schutz, indem sie das empfindliche Lebergewebe vor äußeren mechanischen Einflüssen schützt. Außerdem stützt die Leberkapsel die Leber und hat eine Haltefunktion, indem sie die Leber stabil hält. Die Kapsel ist klinisch bedeutsam, da sie bei pathologischen Leberprozessen, wie beispielsweise der Leberstauung, Hepatitis oder einem Tumorwachstum, gedehnt wird und dann Schmerzen verursachen kann. Außerdem enthält sie Gefäße und Nerven für die Versorgung der Leber.

Leberkapsel – Klinik

Aufgrund des Verlaufes der Afferenzen der sensiblen Fasern mit dem Nervus phrenicus, kann der Leberkapselreiz als Schmerz in der Schulterregion empfunden werden, was an der Projektion auf das Dermatom C3 bis C5 liegt. Die Leberkapsel ist stark innerviert, sodass bei einer Dehnung, beispielsweise bei der Hepatomegalie, dumpfe Schmerzen im rechten Oberbauch auftreten.

Ein weiterer Grund für eine Kapselspannung und Schmerzen ist die Ansammlung von Fett in den Hepatozyten. Denn durch das Fett kommt es zur Volumenzunahme und einer möglichen Kapselspannung.

Bei chronischer Leberschädigung, wie der Leberzirrhose, kommt es zur Fibrosierung der Leber und einem Umbau des Parenchyms. Die Ito-Zellen im Disse-Raum produzieren vermehrt Bindegewebe, was in der Folge zur Verstärkung der Glisson-Kapsel beiträgt.

Klinisch zeigt sich die Leberkapsel in der Oberbauchsonographie als ein schmaler hyperechogener Saum. Bei einer Leberzirrhose wäre sie verdickt zu sehen. Die sogenanten Regeneratknoten, welche auch Pseudolobuli genannt werden, sind knotige Gewebeveränderungen im Rahmen der Leberzirrhose. An diesen Regeneratknoten sind die Schallwellen seitlich reflektiert, sodass die Leberkapsel nur dort dargestellt ist, wo die Schallwellen in physiologischer Fortleitungsrichtung dargestellt werden.

Leberruptur

Die Leberkapsel kann auch reißen, was man in der Medizin als Leberruptur bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine schwere und potenziell lebensbedrohle Schäden der Leber.Häufige Ursachen sind stumpfe Bauchtraumata wie Autounfälle, Stich- oder Schussverletzungen, bestimmte Erkrankungen oder iatrogene Eingriffe während Operationen.

Bei Kreislaufinstabilität, größeren Leberhämatomen Kapselrissen oder massiven Blutungen setzen Ärzte zunächst das Pringle-Manöver ein, um eine Gefäßunterbindung durchzuführen. Große Risse und Perforationen werden mittels Naht verschlossen. Bei kreislaufstabilen Patienten kann eine konsvervative Therapie mit intensivmedizinscher Überwachung erfolgen.

Die größte Problematik einer Leberruptur stellt der Blutverlust in Folge der rupturierten intrahepatischen Blutgefäße dar, was zum Leberhämatom und einem hämorrhagischen Schock führen kann.